Wisst ihr eigentlich, dass „Strandläufer“ von Gisa Pauly mittlerweile der achte Band aus der Reihe „Mamma Carlotta ermittelt“ ist?
Ich habe also mittlerweile ganze acht Bände dieser Reihe gehört und werde nicht müde zu sagen, dass mir dieser Reihe immer noch ausgesprochen gut gefällt. Der Grund dafür ist einfach.
Mamma Carlotta ist authentisch
Die Authentizität der Protagonistin und die permanente Entwicklung, die jeder einzelnen Figur dieser Reihe mit jedem Hörbuch durchläuft, lässt jede einzelne Geschichte authentisch werden. Gut, Mamma Carlotta wirkt manchmal ein wenig überdreht, doch ist dies keinesfalls übertrieben, sondern einfach nur Ausdruck ihrer Lebensfreude und Lebendigkeit. Gisa Pauly ist es nämlich gelungen, nicht nur zu behaupten, dass Mamma Carlotta aus Italien stamme, sondern dieses auch in ihrer Handlung und ihrer Art zu verdeutlichen. Sie sagt es nicht nur, sie zeigt ist.
Strandläufer: ähnlich wie die vorangegangenen Bände und doch anders
Ja, tatsächlich erinnert vieles wieder an die vorangegangenen Bände und doch lernen wir Mamma Carlotta in diesem speziellen Teil doch wieder von einer ganz anderen Seite kennen. Mamma Carlotta stolpert dieses Mal nämlich nicht nur eine Reihe von Morden, sondern auch über einen Kunstdieb.
Das Besondere bei diesem Hörbuch
Neben dem bereits altbekannten Erzählstil erhalten auch die Sylter Möwen ihre Perspektive, denn sie beobachten praktisch aus der Vogelperspektive wie das Bild immer wieder von A nach B zu C und schließlich wieder zu A gebracht wird. Diese Perspektive erschien mir zunächst ein wenig merkwürdig, allerdings trotz der ungewohnten Erzählform keinesfalls realitätsfern. Dabei ist mir bewusst, dass Möwen eigentlich nicht unbedingt das Erlebte erzählen können, aber auch sie können durchaus Beobachtungen machen. Nur sind Möwen im Normalfall nicht in der Lage diese Beobachtungen irgendwie einzuordnen. Die Erzählperspektive der Möwen hat somit eine eher beschreibende Perspektive und dennoch ist sie sehr humorvoll gemacht. Tatsächlich ist sie sogar wichtig, da wir ihr immer nur Erik Wolf oder eben Mamma Carlotta begleiten können. Die Möwen bieten da ganz neue Möglichkeiten der Beobachtung.
Ungewöhnlich auch: Mamma Carlotta verguckt sich, obwohl sie es selbst nie zugeben würde
Ja, auch dieser Umstand ist ein wenig ungewöhnlich, denn Mamma Carlotta geht schließlich mit allen und jedem sehr herzlich um und doch ist eine von Amors Pfeil getroffene Mamma Carlotta noch ein wenig herzlicher, als man dies zunächst für möglich halten würde. Ja, eine verliebte Mamma Carlotta vertraut, bleibt neugierig und ist doch ein wenig unkonzentrierter, als man dies zunächst für möglich halten würde. Tatsächlich erscheint sie in diesem besonderen Fall so ein wenig verspielter und kindlicher als man dies nach den vorangegangenen Geschichten erwartet. Dennoch wart Mamma Carlotta die Fassade und den Abstand zu jenem Protagonisten, der kurz davor ist, ihr Herz zu erobern. Sie ist halt auch eine Witwe, die ihren Mann geliebt hat und dies immer noch tut.
Völlig mit ihren Gefühlen beschäftigt, stolpert Mamma Carlotta so nicht nur die Leichen, sondern auch über das Diebesgut. Trotz aller Gefühle es sie natürlich gleich mittendrin und eigentlich noch ein wenig näher als gedacht, denn sie kannte die Toten. Sogar zu ihren Lebzeiten.
Stilistisch
An dieser Stelle würde ich behaupten, dass ich bereit relativ viel darüber gelernt hat, dass Gisa Pauly ihren „Mamma Carlotta“-Geschichten immer eine ganz besondere Stimmung gibt. Etwas, dass ich in den vorangegangenen Bänden als Urlaubsflair bezeichnet hatte. Ja, es bleibt bei dieser Atmosphäre und dennoch gibt es dieses Mal ein wenig weniger Idylle. Nein, eigentlich gibt es sie schon, die Idylle, aber durch die ungewohnte Verquickung der einzelnen Aspekte geht das idyllische doch zunächst ein wenig unter. Ja, natürlich bietet auch dieser Krimi wieder die Atmosphäre eines Wohlfühlkrimis und doch hat man das Gefühl durch die ungewohnte Perspektive immer auch ein bisschen Abstand zur eigentlichen Handlung zu haben. Die Zwischenspiele mit den Möwen sorgen dafür.
Ich persönlich mochte die Möwen, denn durch ihre ungewohnte Perspektive gelang es mir, immer mit ein wenig Abstand auf die Geschichte zu blicken, und genau das ist es, was Gisa Pauly mit der Möwenperspektive bezweckte. Abstand, denn eine gefühlsverwirrte Mamma Carlotta ist dieses Mal in gleich zwei Aspekte verwickelt. Einerseits die emotionale Ebene, die nichts mit ihrem eigentlichen Charakter zu tun hat und andererseits die ermittelnde Ebene.
Fazit
Dieses Hörbuch war wieder einmal ein echter Spaß, denn man wurde in die Geschichte hineingezogen, obwohl der Spannungsbogen dieses Mal vergleichsweise niedrig war. Im Vergleich zu den vorangegangenen Hörbüchern scheint der Spannungsbogen in diesem Fall nicht unbedingt den Schwerpunkt des Krimis zu bilden. Dennoch oder gerade deshalb machte dieses Hörbuch wieder Spaß.