Eine Kreuzfahrt ist der Traum vieler älterer Damen und so freut sich auch Mamma Carlotta in »Sonnendeck« von Gisa Pauly darüber, als sie bei einem Gewinnspiel eine solche gewinnt. Gleichzeitig jedoch bedeutet diese Kreuzfahrt für sie auch, die bestmögliche Chance dem Arabella-Dieb auf die Schliche zu kommen, denn immer wenn die Arabella im Hafen vor Anker liegt, passiert irgendwo auf Sylt ein Diebstahl oder Schlimmeres.
Ein Sylt-Krimi?
Ich habe schon einmal in einem der früheren Hörbücher darauf hingewiesen, dass wir in jeder Geschichte eine etwas andere Facette von Mamma Carlotta kennenlernen.
In diesem Fall werden sie jedoch nicht nur Mamma Carlotta besser kennen, sondern auch wieder einmal Towe Gries und Fiedje Tiensch. Denn in diesem Fall ist Mamma Carlotta auch einem Familiengeheimnis auf der Spur.
Doch handelt es sich in diesem Fall eigentlich um einen Sylt Krimi? Nun, man kann darüber streiten, denn obwohl der Fall selbst auf Sylt beginnt und dort auch wieder endet, findet er doch, wie schon einmal, nicht nur auf Sylt statt.
Handelt es sich somit nicht um das gleiche Genre, wie wir es gewohnt sind? Doch, denn es ist sowohl ein Urlaubskrimi als auch ein Wohlfühlkrimi. Letztlich lernen wir auch die Insel Sylt besser kennen, allerdings nicht durch Mamma Carlotta Spaziergänge, sondern durch Eriks Ermittlungen. Auch Mamma Carlotta selbst ermittelt in diesem Fall ein wenig anders, denn die Ermittlungen auf dem Kreuzfahrtschiff Arabella erfordern ganz besondere Vorsicht, schließlich möchte Mamma Carlotta das Schiff nicht als Leiche verlassen.
Staatsanwältin Speck ist mittendrin
Ja, auch lernen wir eine neue Figur endlich ein wenig besser kennen, denn mit diesem Fall wachsen die Aufgabe und die Rolle der Staatsanwältin und so lernen wir sie im Rahmen dieser Geschichte endlich nicht nur als äußerst patente Staatsanwältin kennen, sondern auch menschlich. Gut, sie war beim Biike-Brennen dabei, aber sonst? Ich hatte bislang nicht das Gefühl, dass sie wirklich wichtig für die Fälle wäre. Doch in diesem Fall ändert es sich. Ihre Rolle bekommt endlich etwas mehr Gewicht.
Raffiniert und durchdacht bis ins letzte Detail
Insgesamt habe ich bei diesem Fall das Gefühl, dass es sich keinesfalls mehr um einen einfachen Fall handelt, der die Zuhörer einfach nur unterhalten soll. Tatsächlich werden auch die Spannungsbögen und ja, in diesem Fall gibt es mehr als einen, steiler.
Ein nahezu unblutiger Wohlfühlkrimis ist es jedoch immer noch, denn Gisa Pauly verzichtet auch weiterhin darauf, blutige oder brutale Szenen zu beschreiben. Ich finde es gut und vermisse sie keinesfalls. Trotzdem spielt sie in diesem Fall – erstmals möchte ich meinen – mit psychologischen Raffinessen und gestaltet das Motiv noch ein wenig raffinierter als gewöhnlich. Schon bei den ersten Fällen wusste ich zu schätzen, dass man in den allermeisten Fällen nicht allzu leicht auf den Täter kam. Das kann ich bei diesem Fall nur unterstreichen. Wieder einmal fiel es mir schwer, der Spur des richtigen Täters zu folgen.
Witz, Charme und Raffinesse
In diesem Fall stellen auch die Vorzüge Mamma Carlottas wieder einen wesentlichen Aspekt des Falls da. Etwas, das mir wieder einmal sehr viel Freude gemacht hat. Ja, Mamma Carlotta ist natürlich eine ältere Protagonistin aber dennoch auch für jüngere Zuhörer überaus witzig. Sie ist neugierig, wortgewaltig, charmant, aber ebenso raffiniert.
Über manche Szenen konnte ich herzlich lachen. Dennoch ging die Spannung in diesem Fall keinesfalls zurück. Man selbst fragt sich manch einer Stelle, wie es Mamma Carlotta immer wieder gelingt, die Nerven zu behalten, sich von nichts aus der Ruhe bringen zu lassen und scheinbar nie so etwas wie Angst zu verspüren. Wobei nein, natürlich hat sie Angst, und doch lähmt sie diese Angst nicht. Die Angst hindert sie nicht in ihrer Handlung, sondern treibt sie voran.
Fazit
Auch in diesem Fall und angesichts des ungewöhnlichen Ortes ist es Gisa Pauly gelungen mich als ihre Zuhörerin wieder für ihre Geschichte zu gewinnen. Trotzdem oder gerade wegen des ungewöhnlichen Spielortes hatte sie viele Möglichkeiten, die man so zu Beginn des Hörbuchs nicht erwartet hatte. Mir persönlich hat dieses Hörbuch ausgesprochen gut gefallen und ich würde mich für mehrere Stunden richtig gut unterhalten. Dieser Urlaubskrimi lässt keine Wünsche offen.