Über die Reihe „Mamma Carlotta ermittelt“ hatte ich bereits in einem vorangegangenen Beitrag geschrieben. In diesem Beitrag stellte ich euch die Hauptfigur ein wenig vor, sagte etwas über die Atmosphäre der Reihe und darüber, dass es aktuell elf Bände gibt. Heute möchte ich mich auf den ersten dieser Bände konzentrieren.
„Mamma Carlotta ermittelt: Die Tote am Watt“ – worum es geht
„Die Tote am Watt“ von Gisa Pauly ist der erste Fall, in den Mamma Carlotta irgendwie hineinstolpert. Und ja, sie stolpert tatsächlich. Denn ihr Schwiegersohn Erik Wolff erzählt ihr während der gemeinsamen Abendessen immer ein wenig über den neuen Fall. Am Watt wurde eine Tote gefunden, Greta Kern, eine Witwe, die zwar nicht arm ist, aber eigentlich auch keinerlei Kontakte zur Außenwelt pflegt. Wer also hat sie auf dem Gewissen?
Das alles erscheint Mamma Carlotta merkwürdig und so beschließt sie ohne zuvor mit ihrem Schwiegersohn Rücksprache zu halten, sich ein wenig mit dem Sylter Inselvolk zu beschäftigen, denn auch wenn sie zunächst den Eindruck erhält, dass man hier nicht so gerne plaudert, wie beispielsweise in Palo Domino, ihrem Heimatdorf, schaffte er schnell einen Zugang zu praktisch jedem zu bekommen, mit dem sie sich gerne unterhalten möchte. Sie mischt sich unters Inselvolk, spricht mit dem Fischlieferanten und einigen anderen und kommt dabei dem Täter gefährlich nahe. So könnte man die Geschichte kurz konkret zusammenfassen.
Der Stil der Autorin
Gisa Pauly liebt Sylt ebenso, wie sie Italien liebt und das merkt man im Verlauf dieser Geschichte durchaus, denn sie schaffen gleichzeitig eine locker leichte Urlaubsatmosphäre, wie man sich das an der Küste so vorstellen würde und verkörpert mit ihrer italienischen Protagonistin gleichzeitig den Flair einer Touristin als auch einer einheimischen. Klingt lustig, ist aber so, denn Mamma Carlotta gelingt es relativ schnell, sich in die Inselgemeinschaft zu integrieren.
Sprachlich gelingt es Gisa Pauly, den Leser ebenso schnell zu integrieren. In diesem ersten Fall lernen wir alle Bewohner zunächst einmal kennen. Das ist einerseits sehr amüsant und andererseits irgendwie aufschlussreich, den später hat jeder dieser Bewohner in den Dialogen seiner eigenen sprachlichen Raffinessen.
Kurz gesagt, ist der Stil in dem die Autorin die Geschichte um „Die Tote am Watt“ erzählt, äußerst lebendig. Man hat als Zuhörer des Hörbuchs den Eindruck, man selbst stünde daneben oder begleite Mamma Carlotta durch ihren 1. Fall. Das alles macht einfach Lust auf mehr, denn Gisa Pauly erzählt die Geschichte um „Die Tote am Watt“ authentisch.
Dabei gelingt es ihr die friesische Lebensphilosophie ebenso herüber zubringen, wie die Lautstärke und das Temperament einer italienischen Nonna. Dass Mamma Carlotta dabei ganz nebenbei Einzelheiten über „Die Tote am Watt“ erfährt, wird dennoch nicht zur Nebensache.
Feinstes Lokalkolorit – nicht nur für eingefleischte Sylt-Fans
Durch die vielen sprachlichen Raffinessen gelingt es dem Leser außerdem, sich mit der Insel vertraut zu machen. Sylt ist dabei ein Reiseziel, dass womöglich einige Leser schon einmal selbst besucht haben. Perfekt also um in einer als vertrauter oder scheinbar vertrauter, andererseits aber auch fremder Umgebung ein wenig zu verleihen.
Mamma Carlotta strahlt also feinstes Lokalkolorit aus. Ich bin mir sicher, dass jemand, der in Sylt Urlaub macht oder womöglich dort wohnt, oder auch nur die Gelegenheit eines Tagesausflugs dorthin nutzt, die einzelnen Orte der Handlung problemlos wieder erkennen würde. Vermutlich wäre es sogar möglich, einige der Orte aufzusuchen und zu besuchen. Ja, Gisa Pauly weiß genau, womit sie ihre Szenen erst richtig zur Geltung bringt.
Schon dieser erste Fall war für mich der Grund, warum weitere Hörbücher aus der Reihe folgten. Mamma Carlotta und die Familie wollte waren mir nämlich gleich sehr sympathisch, der Fall blieb spannend und obwohl es auch um die Familie ging, blieb die Spannung durchweg konstant auf hohem Niveau, doch diese Reihe brachte noch eine weitere Besonderheit mit, den Humor.
Humor ist ebenso wichtig wie Spannung
Während eines Krimis auch mal lachen zu können, dass ist gerade in Filmen oft nicht gewünscht, doch dieses Hörbuch das beim Zuhörer sicherlich eine Art Kopfkino auslösen könnte, verursacht genauso ein humorvolles Lächeln wie eine leichte Gänsehaut. Dabei kommt die Tote am Watt ohne explizite Beschreibung von Gewalt aus. Etwas, das ich gerade dann zu schätzen weiß, wenn ich das Hörbuch abends höre.
Auch von manchen Mädels hatte ich bereits gehört, dass sie eher unblutige Krimis lesen wollen als blutige. Nun, ich persönlich kann beiden Erzählweisen etwas abgewinnen, denn wann immer es blutig sein muss, dann ist das ruhig. „Die Tote am Watt“ kommt praktisch ohne Gewaltdarstellungen aus. Etwas das sich mit großer Freude zur Kenntnis genommen habe.
Über die Autorin Gisa Pauly
„Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch »Mir langt’s – eine Lehrerin steigt aus«. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre turbulenten Sylt-Krimis um die temperamentvolle Mamma Carlotta erobern regelmäßig die SPIEGEL-Bestsellerliste, genauso wie ihre erfolgreichen Italien-Romane. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch »Déjàvu«.“ (Quelle: Gisa Pauly beim Piper Verlag)
Fazit zu „Die Tote am Watt“ von Gisa Pauly
Mit „Die Tote am Watt“ gelingt Gisa Pauly eine gelungene Mischung aus Humor, Ernsthaftigkeit und Spannung. Genau die richtige Mischung für Urlaubsleser. Und somit genau die richtige Auswahl für all jene die sich aktuell an den nächsten Strand sehnen, dem nächsten Urlaub entgegenfiebern oder dem Weihnachtsurlaub hinterher trauern. Für mich ein toller Reihenauftakt.
„Die Tote am Watt“ lädt dabei jedoch nicht nur dazu ein, vom nächsten Urlaub zu träumen, sondern überzeugt mit einer interessanten Mischung, die ich so bei einem Urlaubskrimi zwar erhoffe, jedoch nicht immer erhalte. Meistens ist es für mich als Leserin so, dass entweder der Spannungsaspekt oder aber der atmosphärische Aspekt überwiegt. Wenige Autoren schaffen es so die Waage zu halten, wie es Gisa Pauly mit diesen Reihenauftakt geglückt ist. Die Krimis rund um Mamma Carlotta entwickeln mit diesem Auftakt eine Sogwirkung, die neugierig auf die Fortsetzung macht.
Wer also sollte „Die Tote am Watt“ von Gisa Pauly lesen oder hören? Ist diese Geschichte wirklich nur etwas für Menschen, die eine Verbindung zur Insel Sylt haben? Nein, denn betrachtet man einmal, die Tatsache, dass ich selbst noch nie auf Sylt gewesen bin, so kann ich sagen, dass dieser Kriminalroman zwar ein hohes Lokalkolorit aufweist, sich jedoch auch für all jene Leser und Hörer anbietet, die (noch) keine Verbindung zur Insel Sylt haben.
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