“Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams ist ein Liebesroman, der eine Hommage an das Leben ist. Dass dieser Roman sich vom klassischen Liebesroman unterscheidet, fällt mir als Leserin schnell auf.
Schließlich geht es bei diesem besonderen vordergründig nicht um eine Liebesgeschichte zwischen zwei Liebenden. Stattdessen geht es um die Liebe zu Büchern und die Liebe zum Leben. Es geht um die Liebe des Lebens und um Verlust.
Es geht um eine zart aufkeimende Liebe und um die Erkenntnis zu unterschiedliche Erwartungen zu haben. Letztlich geht es um die Leben zweier Frauen, die viel gemeinsam haben und die im Verlauf der Geschichte eine ebenso bewegte wie bewegende Freundschaft verbindet. Bei diesem starken und stärkenden Roman lohnt es sich genauer hinzusehen, da er sich eben nicht an die Leserinnen von klassischen Beziehungsromanen richtet.
Es ist ein Wohlfühlroman, der gleichermaßen bewegt und wärmt, der Tiefgang besitzt und zum Nachdenken anregt, aber “Die Bibliothek der zweiten Chancen” ist auch ein Roman der mit einer federnden Leichtigkeit zeigt, welchen Wert das Leben hat und warum gute Freunde das Leben noch lebenswerter machen.
Ich habe mich aufs Lesen gefreut und wurde nicht enttäuscht. Überrascht, ja, aber im positiven Sinne, denn, obwohl Charlotte und Lisa an unterschiedlichen Meilensteinen in ihrem Leben stehen, ist es ihnen doch gelungen, mein Leserinnen-Herz zu erobern und mich in den Sog ihrer Geschichte hineinzuziehen.
“Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams: Ein Roman zwischen Paris und Köln
Bereits im Prolog lerne ich als Leserin Charlotte kennen. Nach einer kurzen Einordnung geht dann die eigentliche Geschichte los. Charlotte begegnet ihrem Mann Cedric erstmals auf dem Cimètiere du Père-Lachaise in Paris. Es handelt sich um eine Studienfahrt mit ihrer Kollegin Anke und anderen Auszubildenden. Wobei Anke eigentlich zur Randnotiz wird, als Charlotte ihrem später verstorbenen Mann erstmals begegnet.
Das erste Gespräch mit Cedric findet erst Wochen später in der Kölner Stadtbibliothek statt, wo ihr bewusst wird, dass Cedric kein Franzose ist und die vermeintliche Freundin in Wahrheit seine Schwester. Paris wird für das Paar zu ihrer Stadt der Liebe.
“Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams: Über starke Frauen, die ihren Weg suchen
Jahre später verstirbt Cedric jedoch und lässt Charlotte und die beiden pubertierenden Töchter allein zurück. Da Cedrics Ableben auf eine Herzschwäche zugeführt werden kann, bereitete er noch zu seinen Lebzeiten einige Gutscheine vor, die Charlotte aus ihrer Trauer heraushelfen sollen. Außerdem hatte er seine Schwester gebeten, Charlotte nach seinem Tod zu unterstützen.
Dieses scheinbar bequeme Arrangement hat die letzten Jahre gut funktioniert. Die beiden Töchter sind darüber erwachsen geworden und planen ihre eigenen Wege zu gehen. Der Auszug ihrer beiden Töchter droht Charlotte in eine Krise zu stürzen bis Charlotte auf dem Dachboden Cedrics Gutscheine und Briefe findet und beschließt ihrem Leben einen neuen unabhängigen Sinn zu geben. Einer der ersten Gutscheine führt sie nach Paris.
Lisa ist eine regelmäßige Besucherin in der Bibliothek in der Charlotte arbeitet. Sie steht kurz vor ihrer Hochzeit mit Marten und träumt von einer großen Familie in gleichberechtigter Elternschaft. Ihre Karriere möchte sie keinesfalls der Familie unterordnen. In ihrem eigenen kleinen Verlag möchte sie gerne Bestseller verlegen, die die Herzen von Lesern öffnen und erwärmen.
Beinahe zu spät erkennt sie, dass die Ehe mit Marten aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe zum Scheitern verurteilt ist. Sie beschließt einiges zu verändern. Eine Parisreise soll der Beziehung frischen Wind bringen.
Letztlich verändert die Parisreise für Charlotte und Lisa alles. Diese Reise stärkt beide Frauen und bildet den Beginn einer wunderbaren Freundschaft…
“Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams: Ein Buch im Fluss
Da “Die Bibliothek der zweiten Chancen” keine echten Kapitel hat, sondern mittels Szenenmarken strukturiert wird, ist das Lesen dieses Romans zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Hat man sich jedoch einmal daran gewöhnt, dass es keine Einteilung in Kapitel gibt, dann stellt sich ein Leseerlebnis ein, dass eher fließend und herrlich entspannend ist.
Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die Handlung und die durchweg positive und lebensbejahende Stimmung. Auf diese Weise entwickelt die Geschichte eine leichte Sogwirkung, die dazu beiträgt, dass man diesen Roman eigentlich gar nicht aus der Hand legen möchte.
Persönlich mochte ich es sehr, “Die Bibliothek der zweiten Chancen” auf diese Art zu lesen, da man sich herrlich in die Geschichte einfühlen und treiben lassen konnte. Dieser Wohlfühlroman macht dem Genre alle Ehre, da er Leichtigkeit mit Tiefe verbindet und gleichzeitig eine absolut alltägliche Geschichte erzählt.
“Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams: Eine warmherzige Erzählung
Obwohl sich auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Leserinnen mit Charlotte und Leser identifizieren können, war ich positiv davon überrascht, wie gut oder besser gesagt wie positiv es der Autorin gelungen ist, diese Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zu erzählen.
Ja, persönlich kann ich sagen, es ist ihr gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die bei aller Nähe zum Alltag doch vor allem mit ihrer Warmherzigkeit überzeugt. Was auf den ersten Blick wirkt wie eine Geschichte über Freundschaft, ist auf den zweiten Blick so viel mehr. Fragt man sich, ob man diese Geschichte nun lesen möchte, so kann ich euch eine ganz klare Leseempfehlung geben.
Ich selbst würde sogar soweit gehen, dass man dieses Buch auch mehrmals lesen kann um tatsächlich die einzelnen Facetten der Geschichte vollständig zu erfassen. Gleichzeitig jedoch ist diese Geschichte sowohl gewöhnlich als auch außergewöhnlich, sowohl alltäglich als auch ungewöhnlich. Ich mag die Art und Weise, wie Marie Adams diese Geschichte erzählt hat, ihre Geschichte lebt von dem Miteinander für der Figuren, von der Reibung und dem von den Konflikten, die jeder von uns auf die eine oder andere Weise schon einmal erlebt hat.
Können wir uns mit Charlotte identifizieren, deren Lebenspartner verloren hat? Nun, vielleicht haben wir unseren Partner noch an unserer Seite, können uns aber mit dem Empty-Nest-Syndrom identifizieren. Vielleicht können uns auch eher mit Lisa identifizieren, die kurz davor steht ein Leben zu führen, das ihr nicht entspricht und eigentlich noch auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist.
Letztlich ist es egal, ob wir uns in der einen oder anderen Protagonistin in größerem oder kleinerem Umfang wieder finden. Ich wage es zu behaupten, dass es hier für ganz unterschiedliche Leserinnen viel Identifikationspotenzial gibt und sich vielleicht auch der eine oder andere Leser in Charlotte oder Lisa hinein versetzen kann.
“Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams: ein Roman, der von den Dialogen lebt
Die bereits beschriebenen Reibungen und das Miteinander der Figuren zeigen sich auch in überaus unterhaltsamen, humorvollen und zum Teil auch tiefgründigen Dialogen, die sich zwischen den Figuren auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen ergeben. Ich mochte zum Beispiel das Gespräch zwischen Charlotte und Lisa, dass in Paris bei dem einen oder anderen Absinth geführt wurde.
Ja, auch wenn ich persönlich kein Freund der grünen Fee bin, fand ich diese Szene prägend für den Roman, denn Lisa offenbart Charlotte in diesem Gespräch ihr vermeintliches Glück, während sie in diesem auch schon die stellen Vorboten erkennt, die später erst zum Tragen kommen.
Charlotte wiederum zeigt Lisa auf, wie sehr eine glückliche Beziehung auch noch nach dem Ableben des Partners prägend und anregend wirken kann. Schließlich bringt Cedric mit seiner Gutscheinaktion erst so richtig Schwung in die Geschichte und regt Charlotte dazu an, endlich ihre Träume Realität werden zu lassen. Ein tolles Gespräch, an das ich mich gerne zurück erinnere. Ob dies auch ohne die grünen Fee zustande gekommen wäre, ist fraglich, da sich beide Frauen einander schon sehr öffnen.
Charlotte erzählt Lisa in diesem Gespräch erstmals von der Idee ein eigenes Buch ins Regal ihrer Bibliothek stellen zu wollen, eines das sie selbst geschrieben hat und es veröffentlicht wurde. Auf Anregung durch die Gutscheine ihres Mannes hat Charlotte nun damit begonnen, das Manuskript tatsächlich zu verfassen.
“Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams: ein geradliniger Stil mit feinen Nuancen
Marie Adams erzählt die Geschichte um die beiden Frauen mit einer großen Empathie und mit Leidenschaft, die man dem Roman auch deutlich anmerkt. Auffällig ist allerdings auch, dass sich auch durch die Struktur ein sehr geradliniger Stil entwickelt, der durch feine Nuancen und Unterschiede aufzeigt,
Jede Figur erhält ihre eigene Stimme und Sprache, die ihren Charakter und ihre Persönlichkeit unterstreicht und obwohl das die Dialoge wie auch die Szenen sehr lebendig macht, bleibt der Stil der Autorin geradlinig und empathisch. Auch dieser feinfühlige Stil macht “Die Bibliothek der zweiten Chancen” zu einem Lesegenuss.
Über die Autorin Marie Adams
“Marie Adams veröffentlichte unter anderem Namen bereits Romane – in denen es darum geht, die Liebe nach Jahren durch den Alltag zu retten und das Familienchaos zu meistern. Umso mehr Freude hat sie nun daran, ein Liebespaar auf fast märchenhafte Weise erst einmal zusammenzubringen – schließlich weiß sie aus eigener Erfahrung, wie irrational das Glück manchmal arbeitet.” (Penguin – Blanvalet)
Fazit zu “Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams
Alles in Allem kann ich sagen, dass ich “Die Bibliothek der zweiten Chancen” von Marie Adams sehr gerne gelesen habe und auch jedem Einzelnen von euch diesen Roman ans Herz legen möchte, sofern ihr auf der Suche nach einem guten Wohlfühlroman seid.
Mir ist bewusst, dass die fehlenden Kapitel für die meisten von uns gewöhnungsbedürftig ist, aber ganz ehrlich, habe ich selten so entspannt ein Buch gelesen und die Einteilung in Kapitel zu keiner Zeit vermisst, nachdem ich feststellte, dass es keine derartige Einteilung gibt.
Dass es sich keineswegs um eine klassische Liebesgeschichte handelte, und der Fokus dieses Romans eher auf der Liebe zu Büchern und der Freundschaft zwischen Charlotte und Lisa liegt, wusste ich von Anfang an. Ebenso auch das es um Verlust, Trauer und Neuanfänge geht.
Der emotionalen Tiefe war ich mir also bewusst. Dass diese liebenswürdigen Charaktere an den Herausforderungen wachsen würden, denen sie begegnen, hoffte ich und wurde auch in diesem Punkt nicht enttäuscht. Ebenso wenig enttäuschten mich die ebenso lebendigen Dialoge, die wirken als wären sie aus dem Leben gegriffen.
Das langsame und bedächtige Voranschreiten störte mich nicht wirklich, da ich es als sehr entspannend wahrgenommen habe. Das alles führt dazu, dass ich euch dieses Buch nur wärmstens empfehlen kann.
Die Bibliothek der zweiten Chancen

"Die Bibliothek der zweiten Chancen" von Marie Adams ist ein Liebesroman, der eine Hommage an das Leben ist. Dass dieser Roman sich vom klassischen Liebesroman unterscheidet, fällt mir als Leserin schnell auf.
URL: https://www.penguin.de/buecher/marie-adams-die-bibliothek-der-zweiten-chancen/taschenbuch/9783734113451
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Marie Adams
ISBN: 978-3-7341-1345-1
Veröffentlichungsdatum: 2025-01-22
Format: https://schema.org/Paperback
4.8
Vorteile
- Innovativer Fokus: Liebe zu Büchern und Freundschaft statt Romanze.
- Emotionale Tiefe: Themen wie Verlust und Neuanfang.
- Lebendige Dialoge: Authentisch und prägend.
- Starke weibliche Charaktere: Hohes Identifikationspotenzial.
- Fließende Struktur: Szenenmarken statt Kapitel.
- Warmherzige Erzählweise: Lebensbejahender Ton.
- Paris als Kulisse: Inspirierend und romantisch.
- Empathischer Stil: Feinfühlig und geradlinig.
- Freundschaft im Fokus: Bewegende Verbindung.
- Wohlfühlroman: Leichtigkeit trifft Tiefgang.
Nachteile
- Ungewohnte Struktur: Keine Kapitel, gewöhnungsbedürftig.
- Langsamer Fortschritt: Bedächtiges Tempo.
- Fehlende klassische Liebesgeschichte: Nicht für traditionelle Fans.
- Spezifische Zielgruppe: Fokus auf Freundschaft und Leben.