Mit „Oktoberfest 1900“ zeigt DasErste heute Abend um 20:15 Uhr den Auftakt eines Filmepos, den der Sender in sechs Teilen zeigen wird.
Mit der Absage des Oktoberfest in diesem Jahr aufgrund der aktuellen Situation könnte dieser Film eine Alternative sein, um zu mindestens das Flair und die Stimmung des Oktoberfestes aufzugreifen.
Mit einer ganz ähnlichen Überlegung habe auch ich mir vorgenommen, den Film zu schauen und bin schon sehr gespannt auf heute Abend.
Gleichzeitig weiß ich, dass dieser Film auf den Roman „Oktoberfest 1900“ von Petra Grill zurückgeht und auch wenn es sich bei diesem Film wirklich um eine Idealbesetzung handelt, ist die Geschichte alles andere als einfach.
Worum geht es in „Oktoberfest 1900“?
Nun, sicherlich verrate ich nicht so viel, wenn ich sage, dass es um ein sehr frühes historisches Oktoberfest geht. Da ich weiß, dass das Oktoberfest dieses Jahr sein 210. Jubiläum gefeiert hätte, würde ich sogar behaupten, dass es sich um ein frühes Oktoberfest handelt.
Wobei man natürlich eine Einschränkung machen muss, denn wenn man davon ausgeht, dass das Oktoberfest 1810 zum ersten Mal gefeiert wurde, so ist das Oktoberfest 1900 bereits das 89. Mal.
Der ein oder andere mag jetzt denken, dass ich mich verrechnet hätte, aber tatsächlich fiel es im Jahre 1813 zum ersten Mal aus. Bis zum Jahr 2020 sollte sich ein Ausfall insgesamt 25 Mal wiederholen.
Der Film geht dabei jedoch nicht nur auf die Traditionen und die Entwicklung des Oktoberfest ein, sondern zeigt auch ein gesellschaftliches Miteinander. Ein miteinander, dass ich vermutlich deutlich von dem unterscheidet, was uns heute bekannt ist.
Da dieser Filmepos in sechs Teile geteilt ist, wird auch dieser Beitrag in einzelne Teile unterteilt. Die Episoden eins und zwei werden heute Abend ab 20:15 Uhr im Ersten gezeigt und so verrate ich Euch jetzt auch schon, was uns erwarten wird.
Die Episoden drei und vier werde ich dann morgen ergänzen. Abschließend stelle ich Euch die Episoden fünf und sechs dann kommende Mittwoch vor.
„Oktoberfest 1900 – Episode 1:“: „Die Vision“
Der Nürnberger Großbrauer und Gastronom Curt Prank plant, mit Hilfe des Handlangers Glogauer und des Münchner Stadtrats Alfons Urban fünf Budenplätze auf dem Oktoberfest zu ergaunern. Er will eine „Bierburg“ für 6.000 Gäste errichten – 20 Mal so groß wie die üblichen Bierbuden auf dem Oktoberfest. Und das als Auswärtiger!
Ein Affront gegen die Münchner Brauergilde. Nur einer weigert sich, seinen Budenplatz zu verkaufen: Ignatz Hoflinger, Inhaber der kleinen traditionsbewussten Deibel Brauerei, der mit seiner Frau Maria und den beiden Söhnen Roman und Ludwig auch das Wirtshaus „Zum Oiden Deibel“ betreibt.
Ein paar Wochen später reist Pranks Tochter Clara voller Erwartung auf die pulsierende Großstadt München mit der Kutsche aus Nürnberg an. Umso enttäuschter ist sie, als sie sich in der Obhut von Colina Kandl, ihrer neuen Anstandsdame, wiederfindet.
Doch Clara ahnt sofort, dass Colina keine echte Gouvernante ist.
Tatsächlich arbeitete sie bisher als Biermadl und hat, um an die gut bezahlte Stelle zu kommen, ihre Referenzen gefälscht. Als Clara herausfindet, dass Colina auf ein Fest gehen will, droht sie, Colina auffliegen zu lassen, wenn sie sie nicht mitnimmt.
Auf dem Fest lernt Clara, die sich als Stubenmädchen ausgibt, Ignatz‘ Sohn Roman Hoflinger kennen und beginnt einen provokanten Flirt, der leidenschaftlich endet. Zum Entsetzen von Colina, die darauf achten sollte, dass Clara den richtigen Umgang pflegt.
Dieser ist in Pranks Augen der Vorstandsvorsitzende der Capital Bräu AG, Anatol Stifter, den Clara bereits auf einem Empfang zu ihren Ehren in der Prankschen Villa kennengelernt hat.
Unterdessen unternimmt Glogauer im Auftrag von Prank erneut einen vergeblichen Versuch, Ignatz Hoflinger vom Verkauf seines Budenplatzes zu überzeugen. Während Roman und Clara miteinander schlafen, greift Glogauers Rottweiler Ignatz an und bezwingt ihn mit einem alles verändernden Biss.
„Oktoberfest 1900 – Episode 2“: Die Zeichen der Zeit
Als Roman am Morgen nach der leidenschaftlichen Nacht zu Hause ankommt, findet er seine Mutter Maria und seinen Bruder Ludwig völlig verstört in der Brauerei vor. Sein Vater ist tot.
Inspektor Eder von der Gendarmerie hat Ignatz‘ Kopf bei einem an der Isar kampierenden Stamm von Samoanern vorgefunden, die im Rahmen einer Völkerschau auf dem Oktoberfest als „Kannibalen“ präsentiert werden sollen.
Der Mord an Ignatz Hoflinger war für Prank notwendig, allerdings ist er über das Aufsehen, das Ignatz‘ Tod erregt, nicht begeistert. Aber er hat bereits zu viel Geld in die Konstruktion seines Riesenbierzelts investiert.
Um den Schein zu wahren, taucht er mit seiner Tochter Clara bei Ignatz’ Leichenschmaus auf.
Dort wird Anatol Stifters Interesse an Clara ein zweites Mal geweckt. Beim Kondolieren ist Roman ziemlich überrascht, dass er sich erneut der attraktiven jungen Frau gegenübersieht, die er vor kurzem noch als „Bedienstete“ kennengelernt hat, wieder fühlen sich beide sehr zueinander hingezogen.
Währenddessen begreift Maria Hoflinger, dass der Wiesn-Budenplatz, an dem ihre Existenz hängt, auf ihren Mann Ignatz ausgestellt war. Das bedeutet, dass der Platz nun unter den Münchner Wirten neu versteigert werden muss.
Maria setzt ihre letzten Geldreserven bei der Auktion ein, um den Platz zu behalten. Doch wieder einmal gewinnt Prank.
Dieser erpresst Stadtrat Urban und die Bordell-Besitzerin Gerdi, damit Maria überboten wird. Nun hat Prank endlich alle fünf Budenplätze, um den Grundstein seiner gigantischen Bierburg legen zu können.
Die Hoflingers stehen vor ihrem geschäftlichen Ruin, und Maria ahnt langsam, wer wirklich hinter dem Mord an ihrem Mann stecken könnte.
In der Zwischenzeit freundet sich Ludwig mit dem Künstler Fierment an. Dieser führt Ludwig in die Welt der Schwabinger Bohème ein.
Fierment ermuntert Ludwig, der lieber Künstler als Wirt sein will, weiterhin zu zeichnen. Ludwig will nun beides mit einer neuen Geschäftsidee verbinden. Auch gegen den Willen seiner Mutter.
Clara kämpft unterdessen mit den Folgen ihrer leidenschaftlichen Nacht.
„Oktoberfest 1900 – Episode 3“: Liebe und Kapital
Um den größenwahnsinnigen Bierburg-Plänen des „zuagroasten“ Prank Einhalt zu gebieten, bewirkt Stifter mit dem Mandat des Münchner Bierkartells beim Magistrat, dass ab sofort nur noch Münchner Bier auf dem Oktoberfest ausgeschenkt werden darf.
Das bringt Prank in Zugzwang. Bei einer Unterredung mit Stifter lässt dieser durchblicken, dass er bereit sei, Prank mit Bier aus seiner Münchner Capital Brauerei zu versorgen – wenn Prank ihm seine Tochter Clara zur Frau gibt.
In der Villa Prank erkennt Colina mit Entsetzen, dass Clara schwanger ist. Als Clara Roman von ihrer Schwangerschaft erzählt, reagiert dieser ablehnend und überfordert. Clara ist verzweifelt und erfährt zu allem Überfluss auch noch von Pranks Absichten, sie mit Anatol Stifter zu verheiraten. Ihr bleibt nur die Flucht nach vorn, und sie gesteht ihrem Vater die Schwangerschaft.
Prank, außer sich vor Wut, befördert die ihren Pflichten als Anstandsdame nicht nachgekommene Colina Kandl an die Luft und stellt Clara zur Rede. Diese willigt, dem Vater zuliebe und um ihre Ehre zu wahren, desillusioniert in die Ehe mit Stifter ein.
Weil Ludwig spürt, dass Roman Clara liebt, redet er seinem Bruder ins Gewissen, als Vater zu seinem Kind zu stehen. Maria hört das Gespräch mit. Da sie Prank hinter der Ermordung ihres Mannes Ignatz vermutet, gibt sie die Information über Claras Schwangerschaft an die Presse weiter. Als die Wahrheit über Stifters schwangere Braut das Titelblatt ziert, ist Prank gedemütigt.
Nun ist die Engelmacherin die einzige Möglichkeit, Claras Entehrung zu verhindern, Pranks Bierengpass zu überbrücken und die Hochzeit mit Stifter noch zu retten. Clara flieht jedoch in letzter Sekunde in die ungewisse Nacht Münchens.
Als Roman am nächsten Morgen in der Villa Prank auftaucht, um Clara um Verzeihung zu bitten und ihr einen Antrag zu machen, lässt ihn Prank seine Wut spüren.
„Oktoberfest 1900 – Episode 4“: Anstich
Das Oktoberfest beginnt, und Prank steht massiv unter Druck: Der Vorrat an Münchner Bier schwindet, weil Stifter ihn wegen der geplatzten Hochzeit mit Clara nicht länger unterstützt. Er will versuchen, eine andere Bierquelle unter den Großbrauern des Kartells aufzutun. Zudem beauftragt er seinen Handlanger Glogauer herauszufinden, wo er die Hoflingers am empfindlichsten treffen kann. Er will Rache!
Nach Pranks Angriff wacht Roman im Krankenhaus auf. Sofort konfrontiert er seinen Bruder Ludwig mit dem Vorwurf, Claras Schwangerschaft an die Zeitschrift „Simplicissimus“ verraten zu haben. Er bricht mit Ludwig und seiner Mutter Maria und begibt sich auf die Suche nach Clara, die inzwischen Unterschlupf bei ihrer ehemaligen Gouvernante Colina gefunden hat.
Glogauer findet heraus, dass Ludwig sich Hals über Kopf in Fierment verliebt hat. Er nutzt diese Erkenntnis und setzt Fierment unter Gewaltandrohung dermaßen unter Druck, dass dieser einwilligt, Ludwig in eine Falle zu locken.
Quälende Zahnschmerzen und der psychische Druck auf Prank sind mittlerweile so stark, dass dieser in seiner Bierburg zusammenbricht. Im Delirium erscheint ihm seine verstorbene Frau. Sie redet ihm ins Gewissen, um Frieden zu schließen und um Clara nicht ganz zu verlieren. Als hätte sich dadurch etwas gelöst, gibt er seine Rachepläne gegen die Hoflingers auf.
Um den Biernachschub zu sichern, greift er nun zu einem Trick. Prank kauft mit Hilfe von Urban die kleine, bankrotte Münchner Hasenberger Brauerei und lässt sein eigenes Nürnberger Bier als Hasenberger Bier umetikettieren.
Nach langem Suchen findet Roman Clara über Colina, die mittlerweile in der Lochner-Wiesn-Bude singt und arbeitet. Die schwangere Clara nimmt Romans Entschuldigung an, und sie beschließen, die Stadt zu verlassen. Unterdessen hat Fierment Ludwig zu einem sinnlichen Fest in sein Schwabinger Atelier gelockt. Als es zum Sex zwischen den beiden kommt, filmt Glogauer die Szenerie durch ein Loch in der Wand.
„Oktoberfest 1900 – Episode 5“: Aufbruch in ein neues Jahrhundert
Beflügelt von einer spirituellen Begegnung mit seiner verstorbenen Frau und deren Ermahnungen, lässt Prank den Hoflingers über Stadtrat Urban einen neuen Wiesn-Platz zukommen. Er besteht darauf, dass die Hoflingers nicht erfahren, wem sie diesen zu verdanken haben.
Maria und Ludwig Hoflinger können ihr Glück kaum fassen und eröffnen nun ihre neue WiesnBude. Außerdem lässt Prank Glogauer wissen, dass er nichts mehr gegen die Hoflingers unternehmen soll. Nun muss Glogauer einen neuen Käufer für das brisante Filmmaterial suchen. Somit wechselt er die Seiten, ausgerechnet zu Anatol Stifter.
Währenddessen findet Colinas Ehemann Rupprecht, der ihren Sohn Maxi im Schlepptau hat, sie auf der Wiesn in der LochnerBude. Sie hatte Maxi vor dem gewalttätigen Trinker Rupp bei Freunden in Sicherheit gebracht und ihm monatlich Geld aus München geschickt, damit er in die Schule gehen kann. Nun ist Rupp wieder da und fordert von Colina ihr hart erarbeitetes Geld und das Eheversprechen ein.
Glogauer schmuggelt das brisante Filmmaterial von Ludwigs Abenteuer mit Fierment in das Oktoberfestzelt mit dem Cinematographen; dem gesamten Publikum werden die intimen Bilder vorgeführt. Was für eine Schande für die Familie Hoflinger!
Ludwig flüchtet vor den Gendarmen zu Fierment, doch als er dessen Verrat erkennt, stürzt er sich aus dem Fenster des Ateliers in den Tod. Die Nachricht erreicht Roman und Clara auf dem Land. Beim Begräbnis treffen die beiden auf die hasserfüllte Maria. Sogar Ludwigs Tod kann Roman und Maria nicht wieder versöhnen.
Mittlerweile hat Stifter den Stadtrat Urban mit dem Versprechen, ihn zum Bürgermeister zu machen, auch auf seine Seite gezogen. Pranks Münchner Hasenberger Brauerei wird daraufhin von Urban einer Razzia unterzogen.
Sein Etikettenschwindel fliegt auf, und seine Bierburg auf dem Oktoberfest wird geschlossen. Als Prank verbittert und einsam in seiner Villa sitzt, erscheint Maria wie von Sinnen und zu allem entschlossen mit einem Messer in der Hand. Sie fordert Rache für das Leid ihrer Familie.
„Oktoberfest 1900 – Episode 6“: Das jüngste Gericht
Das Bierkartell hat sichergestellt, dass im nächsten Jahr nur noch die sieben größten Münchner Brauereien eine Lizenz für eine Bierburg auf dem Oktoberfest erhalten. Sowohl Prank als auch die Hoflingers werden daran keinen Anteil haben.
Prank ist nicht aus München, seine Münchner Hasenberger Brauerei wurde geschlossen. Und das Deibel Bräu hat nicht die Kapazitäten, um genügend Bier für ein großes Bierzelt zu brauen.
Maria, die sich nach dem Mordversuch an Prank in der Psychiatrie aufhält, verweigert Roman die Entscheidungsgewalt über die Geschäfte der Familienbrauerei. Letzten Endes ist es Clara, die pragmatisch handelt.
Die einzige Chance, die sie haben, ist es, sich mit ihrem Vater zusammen zu schließen. Auf diese Weise hat Prank Zugang zu einer Brauerei, die in München ansässig ist, und Roman erhält die finanziellen Mittel, die Produktion so zu erhöhen, dass er auf dem nächsten Oktoberfest zusammen mit Prank eine Bierburg bekommt. Um dies zu gewährleisten, besticht Roman schweren Herzens den Leiter der Psychiatrie, um Maria zu entmündigen.
Auch Prank muss sicherstellen, dass nichts der Fusion im Weg steht. Er entledigt sich Glogauers, damit man ihn nicht mit dem Mord an Ignatz Hoflinger in Verbindung bringen kann, und hinterlässt dabei ein Beweisstück zu Lasten Glogauers.
Inspektor Eder informiert Roman Hoflinger, dass der Samoaner-Häuptling aus dem Gefängnis entlassen wurde und ein gewisser Glogauer und sein Hund für den Mord an seinem Vater verantwortlich sind.
Colinas Biermadl-Streik wird zum vollen Erfolg. Doch zu Hause drangsaliert sie ihr Mann Rupp täglich. Sie beschließt, zusammen mit ihrem Sohn Maxi zu Clara zu fliehen. Rupp ertappt Clara und Colina beim Packen, versucht sie mit allen Mitteln aufzuhalten und wird dabei von den Frauen in Notwehr getötet.
Roman erweist sich als äußerst gewieft und präsentiert vor dem Bierkartell belastendes Material, das Stifter dabei zeigt, wie er das Reinheitsgebot umgangen und sein Münchner Capital Bräu Bier mit Zucker gepantscht hat. Damit verdrängen sie Stifters Zelt vom Oktoberfest und schaffen Platz für die neue Prank-Hoflinger Bierburg.
Als Prank bei der Hochzeit von Roman und Clara mit Glogauers Rottweiler auftaucht, fällt es Roman wie Schuppen von den Augen: Sein zukünftiger Schwiegervater und Geschäftspartner hat seinen Vater Ignatz auf dem Gewissen, mit dessen Tod das ganze Unheil begann. Der Trauspruch besiegelt nun den Pakt mit dem Teufel.
„Oktoberfest 1900“: ein schneller Blick auf die Besetzung
Tatsächlich ist dieser Filmepos so vielfältig besetzt, dass ich lediglich ein paar Namen herausnehmen kann durch keinesfalls jeden Einzelnen vorstellen möchte. Warum spreche ich dennoch von einer guten Besetzung?
Mišel Matičević als Curt Prank, Martina Gedeck in der Rolle der Maria Hoflinger, Francis Fulton-Smith als Ignatz Hoflinger, Klaus Steinbacher als Roman Hoflinger, Mercedes Müller in der Rolle von Clara Prank, Brigitte Hobmeier als Colina Kandl und schließlich Maximilian Brückner als Anatol Stifter:Nun, die Liste der Mitwirkenden bei diesem Film ist lang.
Einige haben sich schon selbst einen Namen macht. Sie sind in der Filmszene etabliert. Andere hingegen habe ich noch nie gehört.
Diese Mischung aus unbekannten und bekannten Schauspielern deckt also ebenfalls mein Interesse, denn ich hoffe, dass dieser Film sich mit starken Charakteren präsentieren wird.
Doch warum wollten die Schauspieler ihre Rollen unbedingt spielen?
„Curt Prank – diese Rolle, dieser Charakter ist ein gefundenes Fressen für jeden Schauspieler: Voller Ambivalenz und Widersprüche. Liebender und beschützender Vater, gleichzeitig auch herrisch und tyrannisch seiner Tochter gegenüber.
Er ist ein cleverer und fairer Geschäftsmann. Aber eben auch skrupellos und gewaltbereit, wenn er nicht bekommt, was er will.
Sein Handeln ist für mich absolut verständlich, auch wenn es zuweilen seine kriminelle Energie hervorbringt. Aber selbst dann kann man ihn ein bisschen mögen. Es war eine große Freude und ein Riesenspaß, dieser Mann zu sein“, erzählt Mišel Matičević im Interview gegenüber der ARD über seine Rolle als Curt Prank in „Oktoberfest 1900“.
Auch Martina Gedeck, die in Oktoberfest 1900 die Rolle der Maria Hoflinger spielt, hatte gute Gründe, warum sie diese Rolle spielen wollte.
Im Interview verrät sie: „Für mich war neu und deshalb interessant an der Figur der Brauereibesitzerin Maria Hoflinger die Mischung aus Kraft und Wahnsinn, die ihr eingeschrieben ist.
Binnen kurzer Zeit verliert sie alles, was ihr Leben ausmacht. Das Unrecht, das ihr widerfährt, treibt sie immer weiter hinein in einen Kampf, den sie bald allein kämpft und der sie schlussendlich außerhalb jeglicher Konvention und gesellschaftlicher Bahnen katapultiert.
Sie, der Tradition und Gemeinsinn Lebensgrundlage war, bricht mit allem, was statthaft ist, und bewegt sich mehr und mehr heraus aus Norm und Zusammenhang – weder familiär noch gesellschaftlich gibt es für sie Halt.
Je weiter der heilige Zorn, der in ihr wütet, sie über alles hinausträgt, was ihren früheren Lebensrahmen ausgemacht hat, umso mehr verlässt sie sich auf ihr intuitives Wissen, umso sicherer scheint sie zu werden.
Die Radikalität, mit der sie allem den Rücken zukehrt und unbeirrt auf den sicheren Abgrund zugeht, ist bestürzend. Ist sie verrückt?
Vielleicht in dem Sinne, dass sie am Ende ein freier Mensch ist, in deren Anwesenheit die anderen sich erschrecken, ein Irrealitätswesen, das im Übrigen auch faszinierend ist, wie alles, was absurd ist.“
Francis Fulton-Smith habe ich schon in ganz unterschiedlichen Rollen erlebt. Von Franz Strauß bis zum lebenden Familienvater war bereits alles dabei (sogar ganz ungewohnte Rollen).
Auch in Oktoberfest 1900 spielte einen waschechten Charakterkopf und so wunderte es mich nicht, dass ihn diese Rolle reizte.
Über seine Rolle als Ignaz Hoflinger in „Oktoberfest 1900“ erzählt er gegenüber der ARD: „Im Jahr 1900 gab es in München etwa 186 Brauereien, im Jahr 1910 nur noch ca. zehn – unfassbar!
Das lässt erahnen, wie brutal der Machtkampf um einen der begehrten Stammplätze auf dem heute größten Volksfest der Welt gewesen sein muss.
Zunächst waren es Bettina Ricklefs und Jana Brandt, die mich baten, die Bücher zu ‚Oktoberfest 1900‘ zu lesen. Der Produzent Michael Souvignier und der Regisseur Hannu Salonen erzählten mir dann von ihrer Vision, die Saga im Geist von ‚Gangs of New York‘ zu erzählen.
Ich war sofort Feuer und Flamme. Ich wusste, da will ich unbedingt dabei sein.
Die vielschichtige Figur des rebellischen Wirts Ignatz Hoflinger zu spielen, der ja letztlich die gesamte Geschichte auslöst, war besonders reizvoll.
Ich hatte endlich, seit meiner Darstellung des Franz Josef Strauß, wieder eine Rolle gefunden, die es mir erlaubte, erneut künstlerisch auf allerhöchstem Niveau arbeiten zu können.“
„Oktoberfest 1900“: Warum ich bei diesem Film skeptisch bin
Ich hatte Euch bereits weiter oben davon erzählt, dass sich bei diesem Film neugierig auf den Film bin, weil ich den Roman bereits lese. Dies ist auch der Grund, warum ich misstrauisch bin.
Denn das Oktoberfest ist im historischen Kontext schon häufiger Teil von Romanen (und sogar von Thrillern) geworden. Im Falle von „Oktoberfest 1900“ von Petra Grill erscheint mir aber das Machtgefüge ausgesprochen negativ.
Hat sich die Autorin von „Oktoberfest 1900“ bewusst dafür entschieden, diese Geschichte derart negativ zu erzählen? Immer wieder greift die Geschichte auf Aspekte von Rassismus und mangelnder Gleichberechtigung zurück.
Sicherlich sind diese Aspekte Zeichen ihrer Zeit, aber trotzdem verliert die an sich reizvolle Geschichte an diesen Stellen stets ein wenig von ihrem Charme und ihrem Charisma.
Erwartungen an „Oktoberfest 1900“
Tatsächlich fällt es mir schwer, meine Erwartungen an die Verfilmung zu „Oktoberfest 1900“ jetzt schon vorab in Worte zu fassen, noch dazu, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass dieser Film sowohl positive als auch negative Facetten haben wird.
Tatsächlich verspricht die Geschichte von „Oktoberfest 1900“ sehr intensiv und düster zu werden. Mich persönlich wundert es auch nicht, dass diverse Wiesenwirte sich schon vor einiger Zeit darüber chauffieren, dass es Oktoberfest im Film „Oktoberfest 1900“ derart negativ dargestellt wird.
Auch ich musste bei dem Roman zum Film einige Male schlucken und habe tatsächlich überlegt, dieses Buch infrage zu stellen, denn auch wenn die Geschichte fiktiv ist, frage ich mich natürlich wie viel von der Fiktion möglicherweise in der Realität stattgefunden haben könnte. Den heutigen Wiesnwirten geht es da wohl ähnlich.
Wenn aus diesem Grund freue ich mich auch, dass es offenbar auch eine Dokumentation zu diesem Film gibt. Diese wird im Anschluss an die ersten beiden Episoden gezeigt.
Meiner Meinung nach könnte diese Dokumentation dabei helfen, die Fiktion von den realen Geschehnissen in München 1900 zu trennen. Alles in allem hoffe ich aber sehr darauf, dass „Oktoberfest 1900“ heute Abend ein spannender und unterhaltsamer Film werden wird.
Wer mehr über den Film heute Abend erfahren möchte, kann sich auch auf den Seiten der ARD noch genauer informieren.
Oktoberfest 1900
Regisseur: Hannu Salonen
Erstellungsdatum: 2020-09-15 20:15
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