„Fake Daddy gesucht“ von Hannah Siebern ist ein humorvoller Roman über eine junge Frau aus gutem Haus, die nach einer Party und zu viel Alkohol feststellt, dass sie schwanger ist. Leider kann sich Evelyn Shaw nicht erinnern, mit wem sie die Nacht verbracht hat. Da dieses für die Karriereambitionen ihres Vaters nicht das Beste ist, beschließt Evelyn also einen Mann zu finden, der sich als Vater des ungeborenen Kindes ausgibt.
So trifft sie schließlich auf Logan. Logan ist der Cousin ihrer besten Freundin Carrie, stammt aber nicht aus dem reichen Teil von Carries Familie. Stattdessen ist er selbstständig und betreibt eine eigene Schreinerei, in der er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Alfie Möbel herstellt.
Da es sich um Auftragsarbeiten handelt, ist jedes ein Unikat. Reich wird Logan durch seine Aufträge aber keinesfalls. Aktuell ist er hoch verschuldet und seine Schreinerei kurz vor der Pleite.
Das macht ihn zum perfekten Kandidaten für Evelyns Vorhaben, findet zumindest Carrie und vermittelt zwischen beiden. Ob sich Logan tatsächlich darauf einlässt, den Fake Daddy für Evelyns Kind zu spielen? Evelyn hegt Zweifel, schließlich ist Logan so ganz anders als sie.
Obwohl er auf eine männliche Weise gut aussieht, ist Logan alles andere als Evies Traummann. Erscheint er doch im Vergleich zu ihr, der Studentin der Kunstgeschichte, eher wie ein ungehobelter Klotz…
„Fake Daddy gesucht“ von Hannah Siebern: liebenswerte Figuren
Mit „Fake Daddy gesucht“ ist es Hannah Siebern gelungen, mich wieder einmal zu überraschen. Dass diese Überraschung absolut positiv ist, liegt vor allem daran, dass ihre Figuren aus dem Leben gegriffen erscheinen.
Jeder Einzelne von ihnen ist auf seine ganz individuelle Weise authentisch. Diese Authentizität zeigt sich auch an der Art, wie jeder einzelne entsprechend seiner Charakterzüge agiert und sich dabei zum Teil selbst im Wege zu stehen scheint.
So gibt Evelyn ihr Bestes, Logan Tischmanieren und Benimmregeln beizubringen, etwas, das ihn ein wenig überfordert. Da er diese beiden Dinge bislang nicht brauchte, stellt ihn diese Herausforderung vor eine schlicht unlösbare Aufgabe. Dieser Umstand lässt den Roman für den Leser oder besser gesagt die Leserin ziemlich unterhaltsam erscheinen lässt.
Logan hat nämlich so gar keine Idee, was ihm das neue Wissen bringen sollen. Warum noch gleich kommuniziert man mit Gabel und Messer über das Legen einer Uhr? Wieso sollte man das Brot nicht tunken, wenn es doch so viel besser schmeckt?
Bezeichnet Evelyn Logan anfangs noch als einen Bauern, weil er vom Land kommt, erkennt sie schnell, dass auch dieses Landleben gewisse Vorteile mitbringen kann, als sie selbst gezwungen ist, ihre Wohnung aufzugeben.
Evelyns Vater Raphael Shaw ist ein Patriarch, der mit harter Hand überaus stark über seine Familie wacht. Sein Wort zählt, die Meinung der anderen erscheint ihm nicht so wichtig. Seine Frau ordnet sich diesem Lebensbild weitestgehend unter, wohingegen Willow, die jüngere Schwester von Evelyn, lieber heute als morgen ausziehen würde.
Mit ihrer lebendigen und in manchen Bereichen etwas stürmischen Art scheint sie nicht so recht in ihre Familie zu passen. Mit ihrer leicht sturen und impulsiven Art, eckt sie immer wieder mit ihrem Vater an, hält während der gesamten neun Monate der Schwangerschaft ihrer Schwester mit dieser den Kontakt, obwohl dies dem Vater ein Dorn im Auge ist und schafft es sogar, ihren Großvater auf ihre Seite zu ziehen.
Evelyns Großvater musste einst hart für das Arbeiten, was erreicht hat, und steht so in einer gewissen Ambivalenz zur Ansicht seines Schwiegersohns. Denn Raphael Shaw glaubt nicht, dass es sinnvoll ist, hart für sein Geld zu arbeiten. Dies ist auch der Grund, warum er mit Logan letztlich weit weniger anfangen kann, als der Großvater.
Logans Familie ist da ein wenig anders, hier wird Zusammenhalt groß geschrieben. Jeder hilft jedem, so gut er kann und insgesamt scheint es am Ende doch immer für alles eine Lösung zu geben.
„Fake Daddy gesucht“ von Hannah Siebern: dicht am Alltag der Leser
Im Vergleich zu ihren winterlichen Büchern innerhalb der Reihe „Schneezauber“ ist Hannah Siebern mit diesem Buch keinesfalls im Bereich Fantasy unterwegs. Wie so viele andere ihrer überaus starken Bücher ist sie hier dicht am Alltag ihrer Leser und kann sie mit überaus charmanten Figuren und überraschenden Wendungen doch irgendwo verzaubern.
Hat die Autorin selbst einmal erzählt, dass sie sich am liebsten vom Alltag selbst inspirieren lässt, so fällt dies bei diesem Buch noch ein wenig stärker auf als normalerweise.
Die Inspiration zu dieser Geschichte bekam Hannah, als sie selbst gerade im zweiten Monat schwanger war, und, auch wenn ihre Schwangerschaft familiärer und vermutlich um einiges ruhiger verläuft als Evelyns, hat sie in diesem Buch sicher einige Eindrücke dieser Zeit aufgegriffen.
Vielleicht macht dieser Umstand die Figur der Evelyn Shaw besonders nahbar, wobei die Nähe auch deshalb besonders erscheint, weil es sich hier um die Hauptfigur handelt. Eine ganz ähnliche Nähe meine ich auch in der Figur von Logan zu entdecken. Vielleicht hat sie also ihre Eindrücke aus jener Zeit direkt in die beiden Hauptfiguren einfließen lassen.
Haben wir beiden Hauptfiguren als Leser als besonders lebendig dargestellt bekommen, flachen die Nebenfiguren im Vergleich zu den Protagonisten ein wenig stärker auf, als ich dies erwartet hätte. Gleichzeitig jedoch bleibt Hannah Siebern lieber dicht am Alltag und schreibt nichts, was in dieser Form nicht möglich wäre.
Ob tatsächlich eine gewisse Nähe zum Alttag ihrer Leser besteht, kann ich an dieser Stelle nur bedingt belegen, denn sofern ihre Leser gerade selbst Eltern werden, bietet dieses Element sicher eine besondere Nähe zu den Figuren.
Hat man dieses Identifikationspotenzial jedoch nicht, handelt es sich um eine ganz gewöhnliche, aber eben doch überaus liebenswerte und humorvolle Geschichte.
„Fake Daddy gesucht“ von Hannah Siebern: stilistisch unterhaltsam
Die Tatsache, dass diese Geschichte ein wenig aus dem Leben gegriffen ist, macht es mir als Leserin leicht, der Idee der Autorin und ihrer gesamten Geschichte zu folgen. Trotzdem muss ich sagen, dass mir bei dieser Geschichte die Entwicklung von Evelyn, vom Mädchen aus gutem Haus hin zu selbstbewussten und selbständigen Frau besonders aufgefallen ist, und das nicht nur hinsichtlich der Geschichte selbst, sondern auch hinsichtlich ihrer Stilistik.
Hannah Siebern hat nämlich jeder einzelnen Figur ihren ganz eigenen Stil. Dieser beginnt bei Dingen wie dem Wortschatz und endet in einer gewissen filigranen oder sollte ich eher sagen feinfühligen Note in den Dialogen.
Auch die Tatsache, dass „Fake Daddy gesucht“ aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, macht die Geschichte nicht nur überaus lebendig, sondern ihre Figuren noch ein wenig greifbarer. Vielleicht ist die Authentizität auch in diesen wechselhaften Perspektiven zu finden, die die Geschichte kurzweilig erscheinen lassen, aber auch schnell und überraschend.
Diese Sprunghaftigkeit sorgt im besten Sinne für Abwechslung und leitet mich als Leserin sowohl durch die Emotionen von Evelyn als auch durch die zum Teil recht hitzigen Reaktionen Logans.
Über die Autorin Hannah Siebern
„Hannah Siebern ist 1986 geboren und hat die meiste Zeit ihres Lebens im schönen Münsterland verbracht. Ihr erstes Buch schrieb sie im Alter von 12. Zugegeben. Das Buch war bloß 60 Seiten lang und wurde nur von ihren Freundinnen gelesen, aber früh übt sich.
Eigentlich wusste sie damals schon, dass sie gerne Autorin werden wollte, aber das erschien ihrem Umfeld ungefähr so abwegig, als hätte sie vorgeschlagen Popstar oder Schauspielerin zu werden. Also studierte sie erst einmal Pädagogik.
Ihr erstes richtiges Buch schrieb sie dann während des Studiums im Alter von 23. Veröffentlicht wurde es aber erst 2011.
Inzwischen sind noch viele weitere dazu gekommen. Liebe, Fantasy, Erotik … Hannah schreibt, wonach immer ihr gerade ist. Denn sie ist der Meinung, dass das Schreiben in erster Linie Spaß machen sollte, auch wenn sie inzwischen davon lebt. Denn wenn man nicht mit dem Herzen dabei ist, spüren die Leser das sofort.
„Die Menschen mitzunehmen in die Welten, die sonst nur in meinem Kopf existieren und ihnen Dinge zu zeigen, die nur in meiner Fantasie möglich sind. Das ist für mich die wahre Erfüllung meines Traumes Autorin zu sein.““ (Autorenbiografie)
Fazit zu „Fake Daddy gesucht“ von Hannah Siebern
„Fake Daddy gesucht“ von Hannah Siebern ist ein überaus unterhaltsamer und humorvoller Roman, der einerseits perfekt zu den früheren Romanen von Hannah Siebern passt, aber sich doch ein wenig von den Vorgängern unterscheidet.
Persönlich lese ich die Romane von Hannah Siebern ausgesprochen gerne, weil ich ihren Stil und ihre Art zu erzählen mag. Bei diesem Roman fiel es mir allerdings zunächst ein wenig schwer, einen Zugang zu Evelyn zu bekommen.
Zwar mochte ich die Figur, aber sie erschien mir anfangs ein wenig emotionslos und gleichzeitig emotional überdreht. Was klingt der Widerspruch fand durch Logans Spitzname für sie schließlich einen Namen. Logan nannte Evelyn zu Anfang der Geschichte „Püppchen“.
Meiner Meinung nach war genau dieser Spitzname recht passend für die Art, wie sie handelte. Sie war eben die Tochter aus gutem Hause, die sich finanziell alles leisten konnte. Gut, dass sich ihr Verhalten im Laufe der Zeit wandelte.
Blieb für mich die Frage, inwieweit ich diese Geschichte für glaubwürdig hielt. Da ich persönlich recht selten und überaus maßvoll Alkohol konsumiere, da er mir zumeist einfach nicht schmeckt, hielt ich es für nahezu ausgeschlossen, dass die Erinnerung an einen One-Night-Stand so nachhaltig verdrängt worden sein konnte. Aus diesem Grund finde ich es etwas schwierig, die Glaubwürdigkeit abschließend zu bewerten.
Alles in allem ist „Fake Daddy gesucht“ eine tolle Geschichte, die mich gut unterhalten hat, persönlich würde ich allerdings vermuten, dass ich nie in eine vergleichbare Situation kommen würde, wie die Protagonistin in diesem Buch.
Ich würde in keiner Weise mit der Protagonistin in diesem Buch tauschen wollen, somit bin ich ganz zufrieden, dass es sich um einen fiktiven Roman handelt. Man kann nur hoffen, dass ein vergleichbarer Vorfall tatsächlich unmöglich ist.
Fake Daddy gesucht
"Fake Daddy gesucht" von Hannah Siebern ist ein humorvoller Roman über eine junge Frau aus gutem Haus, die nach einer Party und zu viel Alkohol feststellt, dass sie schwanger ist. Leider kann sich Evelyn Shaw nicht erinnern, mit wem sie die Nacht verbracht hat. Da dieses für die Karriereambitionen ihres Vaters nicht das Beste ist, beschließt Evelyn also einen Mann zu finden, der sich als Vater des ungeborenen Kindes ausgibt.
URL: https://www.amazon.de/gp/product/B09C6H4L7C/ref=dbs_a_def_rwt_bibl_vppi_i0
Autor: Hannah Siebern
Autor: Hannah Siebern
ISBN: 979-8480875751
Veröffentlichungsdatum: 2021/09/25
Format: https://schema.org/Paperback
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