„24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund ist ein berührender Roman, der in der Weihnachtszeit spielt und doch kein klassischer Weihnachtsroman ist. Es ist viel eher ein Roman, der mit der Gemütlichkeit des Winters spielt. Gleichzeitig lässt sich das weihnachtliche Motiv nicht gänzlich ausblenden, da die Geschichte um Petra und ihre Charlie von einem Adventskalender angetrieben wird.
Da ich vor drei Jahren bereits „24 gute Taten“ von Jenny Fagerlund gelesen habe, konnte ich diesem neuen weihnachtlichen Roman der Autorin nicht widerstehen und so folgte ich Petra und Charlie von Stockholm nach Nyponviken. Beide Protagonistinnen sind nicht unbedingt glücklich mit dieser Entwicklung, doch Petra weiß, dass es zu diesem Umzug keine Alternative gab.
Nach dem Tod ihrer Schwester Alice verlor Petra ihren Job als Friseurin, den sie zwar über alles liebte, aber nicht mehr ausüben konnte als Alice die Diagnose erhielt. Schließlich wohnte Petra mit ihrer Schwester und deren Tochter Charlie zusammen in deren Wohnung. Nach Alices Tod wurde Petra und Charlie der Mietsvertrag gekündigt. Ganz nebenbei erfuhr sie durch ein belauschtes Gespräch zwischen ihrem Freund Nick und einem Arbeitskollegen, dass Nick sich eigentlich keine Familie vorstellen konnte und das gerade jetzt, wo sie seine Unterstützung so dringend benötigte.
Hals über Kopf und ohne ein klärendes Gespräch reißt Petra alle Zelte ab und zieht mit Charlie nach Nyponviken, wo sie das Haus ihrer Eltern geerbt hat. Als sie dort auf Viveka, Berit und Holger trifft, schließt sie Freundschaft und setzt einige Ereignisse in Gang, die alles in Frage stellen und schließlich ist da ja auch noch Nick, dem sie überraschend in Nyponviken begegnet…
„24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund: Ein Dorf, eine Gemeinschaft?
Obwohl die Stimmung in Nyponviken angespannt erscheint, als Petra und Charlie in dem kleinen Dorf in den Schonen ankommen, erkennt Petra schnell, dass der Zusammenhalt in diesem Ort ein Miteinander schafft, das in einer größeren Stadt kaum möglich wäre. Hier unterstützt gefühlt jeder jeden.
Dieses wohlige Gefühl der Gemeinschaft hinterlässt bei Petra, dass Gefühl, das keiner ausgeschlossen wird und dieser Ort für Charlie und sie ein Neuanfang werden könnte. Denn obwohl der Umzug Charlie alles andere als glücklich macht, wird sie schnell in die weihnachtlichen Aktivitäten vor Ort eingebunden.
Petra selbst erkennt, dass nicht nur sie eine helfende Hand benötigt und unterstützt Viveka dabei, die herunter gewirtschaftete Gärtnerei vor der Schließung zu bewahren. Sie ist allerdings der Ansicht, dass der Weihnachtsladen alleine nicht die Rettung des Betriebs ist.
Die Gärtnerei muss bei aller Tradition moderner werden und darf sich nicht vor der Digitalisierung verstecken. Sie erkennt: Das ist etwas, wo sie mit anpacken kann. Schließlich nutzte sie Social Media Profile bereits für ihren eigenen Salon.
Währenddessen hilft Charlie in ihrer Freizeit in Berits Café aus und lernt dort Maja kennen. Dass die junge, engagierte Frau selbst vor familiären Konflikten steht, erkennt die 12-jährige Charlie zwar nicht, wohl aber, dass Maja wie sie selbst eine gute Freundin gebrauchen kann.
Doch bleibt Maja nicht die einzige Freundin, um die sich Charlie bemüht. Auch Hund Joschi wird zum vierbeinigen Mitbewohner auf Vivekas Hof, der dringend ihre Hilfe braucht.
„24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund: Ein Adventskalender, ein Geheimnis
Was Petra nicht ahnt, ist, dass die Einwohner gemeinsam ein Geheimnis hüten, dass in dieser Adventszeit endlich gelüftet werden soll. Die Ereignisse, die zu diesem Geheimnis geführt haben gehen auf eine tote Künstlerin zurück und haben mehr mit Petra zu tun als diese glaubt.
Zunächst bewundert sie nur die ausdrucksstarken Malereien in Vivekas Haus, doch dann findet sie Am ersten Dezember einen Adventskalender vom örtlichen Tourismusbüro vor ihrer Tür. Es ist das Geschenk eines Unbekannten, das sie dazu einlädt, den Ort und die Umgebung zu erkunden und mit jedem neuen Türchen gleichzeitig ein wenig aus dem Leben der Künstlerin offenbart.
So erfahren Petra und Charlie mit jedem Tag mehr über Lilly, die vor vielen Jahren von Klippen fiel. Mit jedem neuen Tag und jedem neuen Türchen offenbart ein Dorfbewohner etwas Neues.
Doch das Geheimnis um den Kalender offenbart sich erst kurz vor Weihnachten und bringt die Dinge noch einmal ordentlich durcheinander. Können Petra und Charlie hier tatsächlich ihren Neuanfang wagen?
„24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund: Die Zeichen stehen auf Neuanfang
Als Leserin dieses Buches erlebe ich eine Sogwirkung. Gleich zu Beginn stehen mit ihrer Ankunft in Nyponviken alle Zeichen auf Neuanfang und ich frage mich, was wohl dazu beigetragen hat, dass die beiden Protagonistinnen Stockholm Hals über Kopf verließen.
Nur langsam setzt sich durch Dialoge und die Handlung selbst die Geschichte hinter Geschichte zusammen. Nach und nach erfahre ich mehr über Petras verstorbene Schwester und ihre Eltern. Parallel dazu lerne ich an der Seite von Petra und Charlie die Dorfbewohner kennen und lieben. Jeder Einzelne hat seine ganz eigene Geschichte und seine alltäglichen Herausforderungen.
Doch wenn sie ihren Neuanfang in Nyponviken wagen möchten, müssen die beiden Hautfiguren das Dorf und seine Bewohner kennenlernen. Noch mehr Chaos stiftet Nick, der nach einer zufälligen Begegnung einfach nicht mehr verschwinden möchten, sondern seinerseits Erklärungen von Petra fordert.
Den Adventskalender vom Tourismusbüro nehmen Nick, Petra und Charlie zum Anlass die verbleibenden Tage gemeinsam zu erleben. Doch bleibt eine wichtige Frage lange ungeklärt: Abschied oder Neuanfang?
„24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund: Einfühlsam, prägend
Da ich ja bereits einen Weihnachtsroman der Autorin gelesen habe, überraschte mich die tiefe Emotionalität dieses Romans nur wenig. Jenny Fagerlund gelingt es mit ihrem Schreibstil, die unterschiedlichen Charaktere herauszuarbeiten, ohne sie zu bewerten.
Die Bewertung überlässt sie ihren Leserinnen und Lesern und schafft so, eine Geschichte die nachdenklich macht und einem auch nach dem abschließenden Zuklappen des Buchdeckels noch im Gedächtnis bleibt. Daher kann ich sagen, dass ich auch diesen Weihnachtsroman wieder gern gelesen habe.
Der vergleichsweise schnörkellose Stil diese Geschichte zu erzählen, macht eine langsame Entfaltung der Geschichte möglich, die mich als Leserin tief berührt. Gleichzeitig macht diese scheinbare wertfreie Erzählung und das Erzählprinzip des Show don’t tell die Geschichte und jede einzelne Figur mit ihren Beweggründen lebendig und authentisch.
Die Welt, die Jenny Fagerlund für ihren Roman „24 Wege nach Hause“ erschaffen hat, lebt von einem klaren Ausdruck und ihren Emiotionen. Als Leserin könnte ich mich gut einfühlen und hatte das Gefühl einer wärmenden Decke.
„24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund: zufällige Parallelen
Wer „24 gute Taten“ möchte, wird auch „24 Wege nach Hause“ lieben. Obwohl beide Geschichten in sich abgeschlossen sind und sich auch in ihrer Handlung und ihrem Schauplatz unterscheiden besitzen sie zwei Gemeinsamkeiten. Zum Einen besitzen sie eine gewisse leicht melancholische Tiefe und zum Anderen vermitteln sie Hoffnung.
Diese beiden Gemeinsamkeiten fallen auf den erst Blick ins Auge. Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch weitere Gemeinsamkeiten. In beiden Büchern von nahen Angehörigen beziehungsweise Weggefährten. Dieser Verlust ist jeweils die Ursache, dafür, dass die Geschichte ihren Anfang nehmen kann.
Gleichzeitig macht dieser Verlust es der jeweiligen Geschichte aber auch schwer, nicht zu Anfang melancholisch zu wirken. Die daraus resultierende Antrieb, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, der sich im Rahmen der Geschichten ergibt, ist eine weitere Parallele, die ich an Jenny Fagerlunds Geschichten zu schätzen gelernt habe.
Persönlich bin ich die Art und Weise, die Autorin ihre Geschichten erzählt nicht nur authentisch glaubwürdig, sondern auch positiv in Bezug auf Moral und Vorbildfunktion. Mir persönlich gefiel auch „24 Wege nach Hause“ wieder ausgesprochen und ich würde mich sehr freuen, wenn ich weitere Bücher der Autorin lesen darf.
Über die Autorin Jenny Fagerlund
„Jenny Fagerlund wurde 1979 geboren und lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Stockholm. Sie arbeitet als freie Journalistin und hat bereits sechs Romane veröffentlicht, bei DuMont erschienen ›24 gute Taten‹ (2020) und ›Briefe an Moa‹ (2022).“ (Dumont Buchverlag)
Fazit zu „24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund
„24 Wege nach Hause“ von Jenny Fagerlund ist nicht unbedingt ein leichtes Buch, aber ein sehr warmherzige, dass neben vielen Emotionen auf eine gewisse Lebensweisheit vermittelt. Genau dieser Charakter zeichnet die einzelnen Wünsche der Autoren aus und macht sie für mich jedes Mal wieder zu einem Erlebnis, das ich nicht missen möchte, da ich in diese Geschichten einbringen kann, wie in ein Kissen oder mich einfüllen kann, wie einen wärmenden Decke.
„24 Wege nach Hause“ ist ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte, dass stets eine Mischung zwischen Lachen und mitfühlen war, bei dem man vielleicht sogar das ein oder andere Taschentuch benötigte. Sicherlich ist es auch kein, dass jeder Leser gleichermaßen gut findet, aber es ist eine Geschichte, die mit ihrer Wärme und Zuversicht überzeugen kann, wenn man sich auf sie einlässt.
24 Wege nach Hause
"24 Wege nach Hause" von Jenny Fagerlund ist ein berührender Roman, der in der Weihnachtszeit spielt und doch kein klassischer Weihnachtsroman ist. Es ist viel eher ein Roman, der mit der Gemütlichkeit des Winters spielt. Gleichzeitig lässt sich das weihnachtliche Motiv nicht gänzlich ausblenden, da die Geschichte um Petra und ihre Charlie von einem Adventskalender angetrieben wird.
URL: https://www.dumont-buchverlag.de/buch/jenny-fagerlund-24-wege-nach-hause-9783832168117-t-5734
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Jenny Fagerlund
ISBN: 978-3-8321-6811-7
Veröffentlichungsdatum: 2023-09-19
Format: https://schema.org/Hardcover
4.8
Vorteile
- Berührender Roman
- Spielt in der Weihnachtszeit
- Gemütliche Atmosphäre des Winters
- Verwendung eines Adventskalenders als treibendes Motiv
- Gut herausgearbeitete Charaktere
- Betonung der Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenhalt
- Einfühlsamer Schreibstil
- Authentische und lebendige Darstellung der Figuren
- Positive Moral und Vorbildfunktion
Nachteile
- Nicht unbedingt ein leichtes Buch
- Kann aufgrund der emotionalen Tiefe melancholisch wirken
- Möglicherweise nicht für jeden Leser geeignet
24 Wege nach Hause
"24 Wege nach Hause" von Jenny Fagerlund ist ein berührender Roman, der in der Weihnachtszeit spielt und doch kein klassischer Weihnachtsroman ist. Es ist viel eher ein Roman, der mit der Gemütlichkeit des Winters spielt. Gleichzeitig lässt sich das weihnachtliche Motiv nicht gänzlich ausblenden, da die Geschichte um Petra und ihre Charlie von einem Adventskalender angetrieben wird.
URL: https://www.dumont-buchverlag.de/buch/jenny-fagerlund-24-wege-nach-hause-9783832168117-t-5734
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Jenny Fagerlund
ISBN: 978-3-8321-6811-7
Veröffentlichungsdatum: 2023-09-19
Format: https://schema.org/Hardcover
4.8
Vorteile
- Berührender Roman
- Spielt in der Weihnachtszeit
- Gemütliche Atmosphäre des Winters
- Verwendung eines Adventskalenders als treibendes Motiv
- Gut herausgearbeitete Charaktere
- Betonung der Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenhalt
- Einfühlsamer Schreibstil
- Authentische und lebendige Darstellung der Figuren
- Positive Moral und Vorbildfunktion
Nachteile
- Nicht unbedingt ein leichtes Buch
- Kann aufgrund der emotionalen Tiefe melancholisch wirken
- Möglicherweise nicht für jeden Leser geeignet