… mit Lea Korte. Geboren wurde sie 1963. Sie hat zwei Kinder, im Alter von neun und 13. Zudem hat sie einen Hund und eine Katze. Seit nunmehr 18 Jahren lebt sie mit ihrer Familie überwiegend in Spanien. Sie hat bereits zwei Romane veröffentlicht: „Die Nonne und das Schwert“ (2007) und „Die Maurin“ (2010).
Durch „Die Maurin“ bin ich auf die Autorin aufmerksam geworden. Nun habe ich die Möglichkeit sie in einem Interview über ihre Arbeit als Autorin, die Entstehung der Maurin und einiges mehr zu fragen. Los geht’s!
Hallo Lea,
vielen Dank, dass du dir ein bisschen Zeit für dieses Interview nimmst.
Vor einiger Zeit habe ich dich durch das Lesen der Maurin kennen gelernt. Nun wüsste ich gerne: Wie ist das Buch eigentlich entstanden?
Schon lange vor der Romanidee zu „Die Maurin“ existierte meine Faszination für das märchenhafte Al-Andalus, und das nicht zuletzt deswegen, weil in Al-Andalus der Toleranzgedanke über große Zeitspannen großgeschrieben wurde. Statt sich zu bekriegen lebten und arbeiteten Christen, Muslime und Juden einträchtig zusammen, und dabei hatte sich eine Hochkultur entwickelt, um die man sie im übrigen Europa nur beneiden konnte. Je mehr ich über Al-Andalus und die Reconquistabewegung der Kastilier gelesen hatte, desto mehr drängte es mich, einen Roman über diese überaus dramatische Zeit zu schreiben.
Also tauchte ich erst einmal tief in die Historie ein, entschied dann, welche Ereignisse und historischen Figuren der letzten 15 Jahre der Reconquista die Wichtigsten waren – und brauchte dann „nur noch“ das passende fiktive Figurenensemble. Diese Figuren mussten von ihren Eigenschaften her alle Aspekte abdecken, die mir bei der Reconquista und dem Leben in Al-Andalus wichtig waren – und zugleich so „gebacken“ sein, dass der Leser sich mit ihnen identifizieren konnte und genügend Berührungspunkte mit der großen Historie haben, um gewährleisten zu können, dass alle wichtigen Ereignisse dieser Zeit von ihnen selbst erlebt werden konnten. Aus diesen „gebackenen“ Figuren wurden durch die Arbeit an ihnen allmählich Figuren, die vor meinen Augen lebendig wurden, ihre Ecken und Kante zeigten und sich mit mir auseinanderzusetzen begannen … und dies war der Moment in dem ich wusste, dass ich mit dem Schreiben anfangen konnte.
Sicherlich war es eine aufwändige Recherche, die sich hinter dem Buch verbirgt. Wie lange hast du an diesem Buch geschrieben?
Bevor ich mit dem Schreiben beginnen konnte, habe ich weit mehr als ein Jahr in die Recherche gesteckt und das Schreiben selbst nahm dann auch noch einmal zwei Jahre in Anspruch, denn beim Schreiben war auch noch einiges an Recherche nötig. Es sind die Kleinigkeiten, die dann noch fehlen, aber einen ganz schön aufhalten können, und wenn ich nicht zwei gute Geister an meiner Seite gehabt hätte, die mir mit viel Rat und Wissen zur Seite gestanden haben, hätte ich sicher noch viel länger gebraucht. Die beiden guten Geister waren Prof. Dr. Jordi Aguadé von der Universität Cadiz, der genau das Thema meines Romans als seinen Forschungsschwerpunkt hat, und seine Frau Laila, die eine Spezialistin für alle Fragen ist, die den Islam betreffen. Beide haben mich während des ganzen Romans mit großem Elan bei meiner Arbeit unterstützt.
Die Figur der Maurin war erfunden. Wie ist es dir dennoch gelungen, sie so lebendig wirken zu lassen?
Da muss ich lachen, denn eigentlich kann ich das gar nicht so genau sagen – und ich freue mich natürlich über dieses Kompliment! Für mich ist immer wichtig, dass ich die Figuren, bevor ich mit dem Schreiben anfange, „laufen sehen“ kann, also ein so genaues Bild von ihnen habe, dass ich sie vor meinem inneren Auge wirklich sehen und ein Gefühl für die Figur entwickeln kann. Dies ist manchmal ein recht langer Prozess, aber bevor der nicht abgeschlossen ist, kann man eine Figur kaum lebendig schildern.
Du lebst nun schon einige Zeit in Spanien. Woher kommt dein Interesse für dieses Land und insbesondere für die Geschichte dieses Landes?
Ich war 12, als ich mit meinem Eltern zum ersten Mal in Spanien war und habe mich damals sofort in das Meer und den „riesigen“ Himmel dort verliebt. Schon da habe ich beschlossen, „später“ nach Spanien zu ziehen, was ich vor knapp 20 Jahren auch getan habe. Das Interesse für die Geschichte dieses Landes entwickelte sich dann sehr schnell, zumal mich Geschichte schon immer interessiert hat. Irgendwie kann man an diesen wunderschönen maurischen Bauwerken auch nicht vorbeigehen, ohne sich für ihre Geschichte zu interessieren.
Was gefällt dir besonders an Spanien?
Ach, so vieles! Der Lebensrhythmus, die Leichtigkeit, die Geduld, das Temperament der Menschen hier … und natürlich das milde Klima mitsamt der Sonne und dem Meer!
Den ersten Roman hast du im Jahr 2007 veröffentlicht. Wie kam es dazu? Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Ich nehme an, du beziehst dich auf „Die Nonne mit dem Schwert“. Ja, die erschien 2007, war aber nicht mein erster, sondern mein fünfter Roman. „„Die Maurin“ ist der siebte. Und die anderen Bücher „dazwischen“ waren drei Frauenromane, ein Entwicklungsroman und ein Sachbuch.
Und zum Schreiben überhaupt bin ich gekommen, weil ich das mit 13 mal eben so „beschlossen“ hatte: Ich war schon damals eine absolute Leseratte und dachte, es müsse wunderbar sein, nie etwas anderes tun zu müssen, als immer nur zu lesen und zu schreiben – und das finde ich noch immer.
Aber bis es dann wirklich Realität geworden ist, hat schon noch ein wenig gedauert: Zuerst habe ich, vor allem zur Beruhigung der Nerven meiner Mutter, einen Brotberuf studiert – aber nachdem ich meine Diplome als Dolmetscher und Diplomökonom in der Tasche hatte, habe ich dann gleich mit dem Schreiben losgelegt. Als mein erster Roman fertig war, habe ich ihn an eine Agentur geschickt, die diesen Roman zwar nicht wollte, weil er ihnen mit seinen 850 Seiten zu dick war, mir aber ein anderes Projekt vorgeschlagen hat: einen Frauenroman. Und so kam es zu meinem ersten dann auch veröffentlichten Roman. Der Wechsel zum historischen Roman hin kam, weil ich ihn ohnehin schon lange angestrebt hatte und dann endlich auch ein Thema hatte, das mich reizte: das aufregende Leben der Catalina de Erauso.
Welche Frage hat man dir bisher nicht gestellt, die du aber unbedingt beantworten möchtest?
Eigentlich bin ich mit den mir bisher gestellten Fragen sehr zufrieden, weil sie mir alle die Möglichkeit geben, die Dinge über meine Romane und Arbeit zu erzählen, die mir wichtig sind. Ich denke, es fehlt also keine.
„Du selbst wirst als Autorin gerne gelesen, bei der Frühjahrsumfrage der Neuerscheinungen 2010 von lovelybooks.de war dein Buch „Die Maurin“ auf Platz vier. Welche Bücher liest du selber gern?
Ich lese auch selbst gern historische Romane, vor allem, wenn sie gut recherchiert sind und man dabei auch etwas über die Historie lernen kann – und ich lese viele Fachbücher zur Geschichte und damit verwandten Themen. Außerdem greife ich auch gern zu Psychothrillern.
Haben dich die Autoren dieser Bücher durch ihren Schreibstil geprägt?
Ich glaube nicht, dass mich ein einzelner Autor geprägt hat, eher die Masse von Autoren, deren Bücher ich schon gelesen habe. Auch jeder Lektor „schleift“ ein bisschen an einem Autor und prägt ihn – zumindest, wenn es ein guter Lektor ist. Und ich hatte bisher nur gute Lektoren, vor allem meine derzeitige Lektorin, Regine Weisbrod, bei Droemer Knaur ist eine unglaublich gute und sensible Lektorin!
Bist Du schon bei einem neuen Buch-Projekt?
Ja, ich plane einen neuen historischen Roman, der in dem Spannungsfeld der drei großen Religionen spielen wird: dem Islam, dem Christen- und dem Judentum. Es ist gut möglich, dass er die Fortsetzung von „Die Maurin“ wird.
In den letzten Wochen warst du auf Lesereise. Wie war es?
Herrlich! Wegen meiner Kinder und der großen Entfernung zu Deutschland habe ich bisher nie Lesungen gemacht, aber jetzt sind die Kinder ja schon einigermaßen „groß“ und so haben wir jetzt nach dem Motto „wenn schon, denn schon“ gleich ganz viele Lesungen zusammengepackt. Meine Leseagentin meinte, es sei ein Mammutprogramm und hatte Sorge, es könne mir zu anstrengend werden, aber ich habe diese Lesereise in vollen Zügen genossen und als kein bisschen anstrengend empfunden. Die Veranstalter waren allesamt unglaublich nett und zuvorkommend, haben tolle Vorarbeit geleistet, den Lesesaal wunderschön dekoriert und mich auch sonst verwöhnt (auf meiner Webseite gibt es einige schöne Fotos von den Lesungen zu sehen!), und die Zuhörer waren ebenso wundervoll: Sie haben viele, sehr interessierte Fragen gestellt, viel mit mir gelacht und es mir damit ermöglicht, auch richtig „warm“ mit ihnen zu werden. Es war wirklich immer eine tolle Stimmung, und so hat jede Lesung dann auch viel länger gedauert, als sie eigentlich geplant war. Ach, es hat einfach Spaß gemacht hat!
Wann ist eine weitere geplant?
Im Herbst werde ich wahrscheinlich zwei Mal auf Lesungsreise gehen, im September und im November. Und ich freue mich schon sehr darauf!
Vielen Dank, dass Du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten.
Und ich danke dir, für die überaus interessanten Fragen!
Heute gibt es ein Interview…
1. Juni 2010
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