Als ich “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” von Ulrike Moshammer entdeckte, wurde mir tatsächlich ein wenig nostalgisch zumute. Wer meinen Blog schon seit seinen Anfängen begleitet, wird sich an eine Zeit erinnern, in der ich sehr gerne kulinarische Krimis und Krimis mit Lokalkolorit las.
Da ich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken liebäugelte, erneut derartige Krimis zu lesen, konnte ich nicht widerstehen und begann einige Tage später, “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” zu lesen. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil einer Reihe und um den ersten Fall für Valerie Thaller, Hotelierin im “Grand Hotel” in Bad Gastein und – um das gleich mal vorwegzunehmen – der Fall wie auch die handelnden Figuren sind fiktiv.
Sollte es dennoch gewisse Parallelen geben, sind diese nicht beabsichtigt. Das heißt für uns alle: Leider können wir keinen Urlaub bei Valerie Thaller im “Grand Hotel” machen. Schade, aber drei Dinge könnten wir dennoch tun.
Wir könnten mit dem Buch Urlaub in Bad Gastein machen, um uns einige Orte selbst anzusehen, die wir beim Lesen vorgestellt bekommen. Bad Gastein liegt in den Salzburger Alpen und ist bekannt für seine Thermalquellen, die auch im Buch ein ums andere Mal erwähnt werden. Auch der Wasserfall, der Valerie so vertraut ist, ist keine Erfindung der Autorin.
Bad Gastein ist ein beliebtes Reiseziel für sportlich-aktive Touristen, die sich nach dem Sport (unteranderem wandern, biken oder Yoga), Wellness, Entspannung und Genuss gönnen möchten. Gleichzeitig ist Bad Gastein ein Kurort, der insbesondere aufgrund seiner Radonquellen bekannt ist.
Außerdem könnten wir uns selbst einige Genussmomente schenken, indem wir Valeries Rezepte, die im hinteren Teil des Buches zu finden sind, nachkochen. Ulrike Moshammer gibt uns mit der Eierschwammerl-Suppe, dem Kaiserschmarrn und einem weiteren Rezept alles an die Hand um uns selbst Valeries Seelentröster nach zu kochen. Nur eines fehlt mir, die Anleitung zum Pralinen machen…
Als drittes könnten wir mit Valerie und ihrer besten Freundin Nora mitermitteln und versuchen, den Mord um Lieselotte Hehenberg selbst zu lösen. Das wäre für uns Bücherwürmer und Leseratten natürlich weitaus ungefährlicher als für Valerie und Nora.
“Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn”: Die Protagonisten
Valerie Thaller ist Hotelbesitzerin und betreibt das “Grand Hotel” schon in der dritten Generation. In Folge einiger Kindheitserfahrungen ist sie auch heute noch sehr vorsichtig. Umso geschockter ist sie nachdem sie eine langjährige Stammgästin tot in der Badehütte auffindet. Auf den ersten Blick wird klar, das war Mord. Für Valerie bedeutet das neben jeder Menge Aufregung vor allem Angst, dass ihr Hotel oder ihre Familie Schaden nehmen.
Valeries Mann Viktor unterstützt sie als Hotelier nicht nur im Hotel, sondern steht auch sonst fast immer hinter ihr. Er ist ihr ruhender Pol, der sie so gut kennt und stets weiß, was sie umtreibt. Viktor kann in ihr lesen, wie in einem offenen Buch.
Neben Viktor gehören auch die Zwillinge Lea und Jakob sowie Nesthäkchen Andi dazu. Während die Zwillinge bereits studieren und Nebenjobs nachgehen, geht Andi noch zur Schule, ihn trifft man häufig in der Hotelküche an. Hier unterstützt er Anton, den Hotelkoch, der gleichzeitig Andis Patenonkel ist.
Anton gehört wie Valeries beste Freundin Nora und deren Sohn Felix zur Wahlfamilie der Thallers. Während Nora, Felix und die Zwillinge Valerie bei ihren Nachforschungen unterstützen, sind Anton und Viktor keinesfalls begeistert von der Idee, auf eigene Faust zu ermitteln.
Carla arbeitet als Rezeptionistin im “Grand Hotel”. Da sie noch recht unerfahren ist, hat sie viel Respekt vor prominenten Gästen, bekommt aber durch ihre Arbeit in der Lobby des Hotels eine ganze Menge mit. Als Lieselotte Hehenberg in das Hotel eincheckt, wird ihre diesbezügliche Unsicherheit deutlich.
Lieselotte Hehenberg ist eine berühmte Innenarchitektin mit eigener TV-Show. Sie reist zusammen mit ihrer Assistentin Emilia Lechner an. Diese ist zwar freundlich und kompetent, aber auch reserviert. Valerie vermutet, dass sie etwas verbirgt.
Oliver Hehenberg ist der Mann an Lieselottes Seite. Da er aktuell auf Dienstreise im Ausland weilt und beruflich stark eingebunden ist, reist er zunächst nicht mit an. Da dies auch bei früheren Besuchen keine Seltenheit war, macht sich Valerie keine Gedanken. Die Nervosität der Stammgästin jedoch erregt Valeries Aufsehen und sie beschließt ihr einen besonders schönen Aufenthalt zu bereiten. Doch daraus wird nichts mehr, da Valerie nur wenig später ihre Leiche findet.
Oliver Hehenberg reist nach dem Tod seiner Frau an. Er ist charmant und erzählt breitwillig von den Problemen, die Lieselotte in den Wochen vor ihrem Tod hatte.
Dr. Siebert und Frau Oswald sind die ermittelnden Kriminalbeamten, die vom örtlichen Polizisten Erwin nach dem Leichenfund hinzugezogen werden. Dr. Siebert erscheint zwar kompetent, aber nicht unbedingt freundlich. Valerie erlebt ihn als echtes Ekelpaket und beschließt ihn im Auge zu behalten.
Kommissarin Oswald erscheint ihr zugänglicher. Valerie beschließt, sie zu unterstützen und beginnt mit Nora eigene Nachforschungen anzustellen.
Max Weber ist als Journalist hinter jeder Geschichte her, die Geld verspricht. Aus dem Mordfall an Lieselotte Hehenberg konstruiert er eine Geschichte, die dem Ruf des “Grand Hotels” nachhaltig schaden kann. Er bietet den Auslöser, dass etliche Gäste ihren Aufenthalt vorzeitig beenden oder gar nicht erst anreisen. Valerie nimmt ihn als persönliche Bedrohung wahr.
Tatsächlich gibt es neben den bereits genannten Figuren auch noch weitere, die ich euch nicht vorgestellt habe, sonst wäre dieser Absatz noch länger geworden. Allerdings möchte ich euch keinesfalls zu viel verraten.
“Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn”: Der Mordfall
Nachdem ich euch bereits viel über die Protagonisten erzählt habe, möchte ich mich, was den Mordfall selbst angeht, zurückhalten. Ich werde also lediglich auf den Leichenfund eingehen, nicht aber auf die Motive der einzelnen Verdächtigen. Schließlich möchte ich eure Neugier wecken und nicht schon alles verraten.
Aus diesem Grund so viel. Valerie findet die Leiche von Lieselotte Hehenberg in einer von den Einwohnern genutzten Badewanne mit Zugang zu einer Radonquelle und Rosenblättern und Teelichtern. Ihr wurde die Kehle aufgeschnitten. Alles wirkt aufwändig inszeniert und irgendwie bizarr. Nach dem Leichenfund steht Valerie unter Schock. Verständlich, denn Valerie ist eh schon ängstlich und die Tote ist ihr aus zahlreichen Urlauben aus der Vergangenheit keinesfalls unbekannt.
Für uns als Lesende ist die Darstellung glaubwürdig, aber keinesfalls brutal oder gewalttätig, aber gewisse Aspekte des Funds machen deutlich, dass es kein Unfall war. Valerie informiert umgehend die Polizei und macht ihre Aussage.
“Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn”: Starke Atmosphäre
Ulrike Moshammer ist es gelungen, die Atmosphäre einzufangen, die Figuren lebendig werden zu lassen und grundsätzlich, obwohl es sich um einen Krimi handelt eine entspannte Stimmung beizubehalten. Auf diese Weise sorgt sie bei mir als Leserin für gute Unterhaltung. Die Darstellung der Orte sorgt für Lokalkolorit, sodass ich ich mir die Orte gut vorstellen kann. Allerdings ist es kein typisches Erleben mit allen fünf Sinnen.
Valerie und Nora sehen bestimmte Hinweise, hören sich um, sprechen mit relevanten Charakteren und schmecken die typischen Speisen der Region. Und obwohl der Geruchssinn und und das Fühlen hier nicht zum Tragen kommen, ergibt sich ein umfassendes Bild, das die Geschichte authentisch und vollständig erscheinen lässt.
Die Dialoge sowie einige Zusammentreffen weisen eine Form der Situationskomik auf, sodass der Unterhaltungswert noch einmal deutlich angehoben wird. Auffällig ist außerdem, dass der österreichische Dialekt, zwar Anwendung findet, jedoch so in die Geschichte eingebunden ist, dass er auch von nicht aus der Region kommenden gut verstanden wird.
“Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn”: Ansprechende Stilistik mit leichtem Dialekt
Persönlich mochte ich, dass sich das Lokalkolorit in der Geschichte und in der Stilistik zeigt. Als nicht aus der Region kommende Leserin fühle ich mich durch die Geschichte gut abgeholt. Während des Lesens bekam ich Lust mir die Gegend einmal selbst anzusehen.
Obwohl Ulrike Moshammer Wörter aus dem österreichischen Dialekt nutzt und damit die Authentizität steigert, fällt es mir nicht schwer der Geschichte zu folgen. Mit seinen etwas mehr als 200 Seiten lässt sich das Buch gut lesen. Normalerweise würde ich jetzt sagen, dass man nur so durch die Seiten fliegt, dass allerdings würde der Dynamik der Geschichte nicht gerecht, denn dieser Wohlfühlkrimi verzichtet weitestgehend auf actiongeladene Szenen und Verfolgungsjagden, sondern kommt mit einer feinsinnigen Mischung aus Irrtum und Kommunikation zum Ziel.
Dieses Buch lebt durch seine Beziehungsebene und durch eine genaue Betrachtung dieser. Ohne eine entspannte und vielleicht auch entschleunigte Stilistik wäre dies so nicht möglich. Aber genau die einzelnen Elemente machen “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” zu einem lesenswerten Kriminalroman, der genau die richtige Mischung aus Witz, Charme, Spannung und Lokalkolorit aufweist, um sich wohlzufühlen.
Über die Autorin Ulrike Moshammer
“Ulrike Moshammer wurde 1975 in Vöcklabruck geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Eine zweite Heimat hat sie in dem kleinen Kurort Bad Gastein gefunden, der sie mit seinem morbiden Charme und seiner mondänen Geschichte schon lange fasziniert. Sie hat in Salzburg Germanistik studiert, schreibt für ein Schülermagazin und arbeitet als freie Lektorin für Verlage und Selfpublisher.” (emons Verlag)
Fazit zu “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” von Ulrike Moshammer
Als ich damit begann “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” von Ulrike Moshammer zu lesen, war ich auf der Suche nach einem entspannten Urlaubskrimi mit Spuren von Kulinarik und Lokalkolorit. Durch Zufall wurde ich dann auf dieses Buch aufmerksam und wurde nicht enttäuscht, denn diese Geschichte weist genau die richtige Mischung aus Wohlfühlen und Spannung auf.
Jetzt nachdem ich dieses Buch ausgelesen habe, freue ich mich, dass die Reihe um Valerie Thaller weitergeht. Der Auftakt dieser Reihe konnte mich überzeugen und macht Lust, den Mordfall an Valeries Seite aufzuklären und ganz nebenbei ein wenig über Bad Gastein zu erfahren.
Die Frage, für wen dieser Krimi geeignet ist, lässt sich in wenigen Worten beantworten: Wer einen entspannten Urlaubskrimi ohne Gewalt sucht, sollte zu diesem Krimi greifen. Wer nach Bad Gastein reist und die Region schon vorab ein wenig kennenlernen möchte, hat hier einen guten Reisebegleiter in Buchform gefunden. Wer allerdings nach einem actionreichen Thriller sucht, wäre mit diesem Buch falsch beraten, denn hier stehen die Ermittlungen und das Familienleben der Thallers im Vordergrund.
Wenn ihr mich nach meiner Meinung fragt, kann ich euch sagen: Ich habe “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” gerne gelesen und freue mich schon sehr darauf die Fortsetzung “Mordsschnitzel” zeitnah zu lesen…
Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn

Als ich "Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn" von Ulrike Moshammer entdeckte, wurde mir tatsächlich ein wenig nostalgisch zumute. Wer meinen Blog schon seit seinen Anfängen begleitet, wird sich an eine Zeit erinnern, in der ich sehr gerne kulinarische Krimis und Krimis mit Lokalkolorit las.
URL: https://emons-verlag.de/p/leichenschmaus-mit-kaiserschmarrn-6766
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Ulrike Moshammer
ISBN: 978-3-7408-1761-9
Veröffentlichungsdatum: 2023-04-20
Format: https://schema.org/Paperback
4.7
Vorteile
- Authentisches Lokalkolorit mit realen Bad Gastein-Bezügen
- Integrierte regionale Rezepte als kulinarische Ergänzung
- Ruhiger, entspannter Wohlfühlkrimi ohne Gewalt
- Starke, facettenreiche Familien- und Freundschaftsbeziehungen
- Humorvolle Dialoge und Situationskomik
- Verständliche Einbindung österreichischen Dialekts
- Kompakte, gut lesbare Länge (~200 Seiten)
- Fokus auf Atmosphäre statt Action
- Gut recherchierte regionale Details durch Autorin
Nachteile
- Mäßig komplexer Mordfall, wenig unerwartete Wendungen
- Wenig dynamische oder actionreiche Szenen
- Dialekt könnte für manche Leser eine Barriere sein
- Eingeschränkte Sinneserfahrung (geringer Fokus auf Geruch/Fühlen)
- Nebenfiguren teilweise oberflächlich skizziert
- Rezeptanteil begrenzt, fehlende Anleitung zu Pralinen o.ä.
- Klischeehafte Rolle des investigativen Journalisten
- Fiktives Setting ohne reale Aufenthaltsmöglichkeit im Hotel