„Krone des Himmels“ von Juliane Stadler galt als ein Jahres-Highlight im Bereich des historischen Romans. Als ich von diesem Buch und kurze Zeit später auch vom Hörbuch erfuhr, wurde ich zugegebenermaßen neugierig, denn die maurische oder auch muslimische Welt des Mittelalters finde ich nicht erst spannend, seit ich Bücher wie „Die Maurin“ verschlungen habe.
Im Vergleich zu vielen anderen historischen Romanen ist „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler aber anders als ich es von anderen Büchern dieses Genres kenne. Um zu erklären, worin die einzelnen Unterschiede bestehen, muss man bei diesem Roman genauer hinschauen.
„Krone des Himmels“ von Juliane Stadler: Über einen Kreuzzug nach Jerusalem
Über die Kreuzzüge nach Jerusalem gibt es einige spannende und weniger spannende Romane. Auch „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler bildet hier keine Ausnahme, denn spannend ist es durchaus und als Hörbuch definitiv hörenswert.
Gleichzeitig machen es die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den muslimischen und den christlichen Kriegern nicht unbedingt leicht, der Geschichte über einen längeren Zeitraum aufmerksam zu folgen. Phasenweise hat man den Eindruck, dass sich hier einiges wiederholt.
Tatsächlich jedoch gibt es so gut wie keine Wiederholung. Denn die kriegerischen Truppen nähern sich immer weiter an, bis sie schließlich in Akkon aufeinander treffen.
„Krone des Himmels“ von Juliane Stadler: Getrennte Geschichten?
Zu anfangs ein wenig verwirrend ist auch die Tatsache, dass die Geschichte, die in „Krone des Himmels“ erzählt wird, in unterschiedliche Abschnitte unterteilt ist. Zum einen gibt es innerhalb der Geschichte mehrere Bücher, also zeitlich getrennte Abschnitte. Zum anderen erzählt die Geschichte selbst auch zwei unterschiedliche Geschichten, zumindest scheint es anfangs so zu sein.
Besonders verwirrend an dieser durchaus gewöhnlich erscheinenden Unterteilung ist die Tatsache, dass mit jeder einzelnen Perspektive eine Vielzahl von Figuren in die Geschichte einfließen und auf sie einwirken.
Da es sich bei den unterschiedlichen Figuren in den unterschiedlichen Perspektiven aber nicht um die gleichen Figuren handelt, hat man hinterher das Gefühl, tatsächlich mitten auf einem Schlachtfeld mit all den unterschiedlichen Charakteren zu stehen.
Allerdings schon lange bevor es zu einer Schlacht kommt. Dieses Gefühl entsteht bereits während der Belagerung vor Akkon.
Jede einzelne der beiden Perspektiven bringt darüber hinaus auch einen eigenen Protagonisten hervor. Auf der einen Seite sind dies Étienne und Gaspar, auf der anderen Seite Aveline.
Étienne ist ein junger, aber körperlich versehrter Mann, der mit seiner körperlichen Verfassung und aufgrund der Missachtung durch seine Familie zu einer Reise in ein eigenes Leben aufgebrochen ist, ohne zu wissen, wohin ihn diese Reise führen würde.
Dass er hierbei zufälligerweise auf Gaspar trifft, einen alten miesepetrigen, aber recht engagierten Wundarzt, der ihn nach einem Raubangriff verwundet auffindet, ihn gesund pflegt und schließlich als Gehilfe einsetzt, erscheint wie ein Zufall.
Auf der anderen Seite ist da aber auch Aveline, die von allen nur Ava genannt wird. Sie ist fest entschlossen, die Pilgerfahrt zur Buße zu nutzen, damit ihr Gott all ihre Sünden verzeihen würde. Dass es um einige dieser Sünden gehen muss, steht außer Frage, wenn man sich tatsächlich zur Vergebung der Sünden auf eine Pilgerfahrt begibt.
Doch welche Sünden genau Ava auf ihre schmalen Schultern geladen hat, erfahren wir als Hörer oder Leser des Romans erst im späteren Verlauf der Geschichte.
„Krone des Himmels“ von Juliane Stadler: Die Figuren und ihre Vorgeschichten
In vielerlei Hinsicht entscheidend für den Verlauf der Geschichte ist wohl auch, dass sowohl Étienne als auch Ava ihre ganz eigenen Vorgeschichten mitbringen, die insbesondere den späteren Verlauf des Romans einige Male positiv oder auch mal negativ beeinflussen.
Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb ist mit der Offenlegung der Vorgeschichte in vielerlei Hinsicht klar, wohin die Reise und hiermit meine ich sowohl die Geschichte des Romans als auch die Pilgerfahrt selbst hingehen wird.
Sowohl Étienne als auch Ava haben nämlich im Verlauf ihres bisherigen Lebens einige prägende und wegweisende Erfahrungen gesammelt, auf die ich zugunsten der Spannung an dieser Stelle nicht näher eingehen werde, da sie zu viel über das weitere Vorgehen der Geschichte verraten würden.
„Krone des Himmels“ von Juliane Stadler: Die Beziehungsebenen
Auch hinsichtlich der Beziehungsebenen gibt es bei diesem Roman einiges, was die Geschichte in die eine oder andere Richtung beeinflussen könnte und tatsächlich auch Auswirkungen für die Zukunft hat. Aber auch dies hängt in gewisser Weise mit den Vorgeschichten der Protagonisten zusammen.
Étienne ist aufgrund seiner Vorgeschichte anfangs etwas zögerlich und ängstlich, vielleicht auch etwas verschreckt, wohingegen Ava eigentlich nichts zu verlieren hat. Das Leben hat ihr wie auch ihm in der Vergangenheit übel mitgespielt und doch sind ihrer beider Reaktionen auf diese prägenden Momente und Ereignisse grundverschieden.
Diese Umstände sind vielleicht auch der Grund, warum man zu Beginn der Geschichte das Gefühl hat, dass die beiden Perspektiven beide sehr lebendig und schillernd sind, aber irgendwie nicht ganz zusammen zu passen scheinen.
Dies ändert sich im Verlaufe der Geschichte Gott sei Dank, sodass man sich in deren weiteren Verlauf immer besser einfindet.
„Krone des Himmels“ von Juliane Stadler: Stilistik
Ausgehend von der Stilistik, muss ich wohl sagen, dass dieser Roman ein bemerkenswertes Debüt in der historischen Belletristik darstellt. Gleichzeitig merke ich anhand der Längen, die in diesem Roman manchmal aufzutreten scheinen aber auch, dass der Autorin irgendwie noch ein wenig die Erfahrung im Schreiben von Romanen fehlt.
Ja, die Geschichte ist überaus spannend und die Autorin hat sich auch größte Mühe gegeben, ihrer Geschichte gerecht zu werden. Trotzdem hatte ich manchmal den Eindruck, dass man noch ein wenig mehr aus der Geschichte hätte herauskitzeln können, wenn man dies gewollt hätte.
Gleichzeitig jedoch muss ich zugeben, dass man sich, sofern man sich auf die Geschichte konzentriert hat, gut mit ihr unterhalten konnte. Konzentration forderte dieser Roman aber definitiv ein. Denn ansonsten hat man gleich zu Beginn ein Problem, mit der Vielzahl an unterschiedlichen Figuren und ihren charakteristischen Handlungen zurechtzukommen.
Dass jede Figur zudem ihre ganz eigene Charakteristik und ihre eigene Sprache mitbringt, macht es im späteren Verlauf leicht, herauszufinden, wer gerade handelt und in wessen Perspektive wir als Leser oder Hörer wir uns gerade aufhalten. Die Geschichte selbst wird durch diese Besonderheit jedoch keinesfalls leichter, sondern ist eher eine nachdenklich machende Stimmung der Geschichte.
Nachdenklichkeit ist dabei jedoch nicht unbedingt etwas Schlechtes. Jedoch setzt es voraus, dass man als Leserin oder Leser oder Hörerinnen oder Hörer genug Zeit und Motivation aufbringen kann, um sich auf eine solch vielschichtige Geschichte einzulassen.
„Krone des Himmels“ von Juliane Stadler: ritterlicher Spannungsbogen
Letztlich kommt es im Verlauf des Romans immer wieder zu überraschenden und scheinbar spontanen Wendungen, die man so vielleicht nicht unbedingt hätte erahnen können und doch erscheinen andere Teile der Geschichte irgendwie vorhersehbar.
Wer sich jedoch auf die gesamte Geschichte beziehungsweise den gesamten Roman einlässt, wird am Ende mit einer durchaus spannenden und überaus gelungenen Geschichte belohnt. Wie bereits weiter oben geschrieben, spielen die Kampfhandlungen des Kreuzzugs in diesem Roman eine wichtige Rolle, da die Autorin selbst diese immer wieder aufgreift, um die Handlung des Romans voranzubringen.
Dieser kriegerische Auseinandersetzung muss man nicht unbedingt gut finden. Sie sorgt aber dafür, dass der Roman stets neue Spannung erhält, denn es kann und muss unter den handelnden Figuren zu Toten und Verletzten kommen und dann gibt es ja auch noch einen Ritter, der eine besonders starke Nebenfigur für diesen Roman darstellt.
Auf seine Motive und seinen Antrieb werde ich an dieser Stelle nicht umfangreicher eingehen. Schließlich möchte ich euch wiederum nicht zu viel verraten. Deshalb vielleicht nur so viel, es lohnt sich, sich für dieses (Hör-)Buch und seinen umfangreichen Spannungsbogen ein wenig Zeit zu nehmen.
Über die Autorin Juliane Stadler
„Juliane Stadler studierte in Heidelberg Frühgeschichte, Archäologie und Alte Geschichte und promovierte über keltische Bestattungssitten. Mit „Krone des Himmels“ legt sie ihren ersten Roman vor, für den sie auf Reisen entlang der Kreuzzugsroute Barbarossas und im Heiligen Land recherchierte….“ (Piper Verlag)
Über den Sprecher Tobias Kluckert
„Tobias Kluckert arbeitet seit 1997 als Schauspieler, Synchron- und Hörbuchsprecher. Ken-Follett-Fans ist er als Interpret der ungekürzten Hörbuch-Bestseller bekannt. Die lange Liste seiner Einsätze als deutsche Synchronstimme wird angeführt von Hollywoodstars wie Bradley Cooper, Joaquin Phoenix und Gerard Butler.“ (HörbuchHamburg)
Fazit zu „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler
Obwohl Tobias Kluckert die Geschichte überaus lebendig und engagiert gelesen hat, darf ich sagen, dass ich mir dieses Hörbuch oder vielleicht auch diesen besonderen historischen Roman doch ein wenig anders vorgestellt hatte.
Versteht mich nicht falsch, „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler hat mir persönlich gut gefallen und doch handelt es sich meiner Ansicht nach nicht um ein Buch, das man Abends lesen kann, wenn man bereits müde ist. Selbst das Hörbuch macht eine gewisse Aufmerksamkeit notwendig.
Wer allerdings nach einem tiefgründigen historischem Roman mit Tiefgang und Detailgenauigkeit sucht, wird mit „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler viel Freude haben.
In ihrem Nachwort zu „Krone des Himmels“, dass die Autorin selbst gelesen hat, deckt Juliane Stadler auch gleich die historische Faktenlage auf und vermittelt neben Leser und Hörer dieser Geschichte somit auch gleich, welche Teile der Geschichte frei erfunden sind und welche auf echten Fakten basieren. Einige der hier genannten Aspekte waren auch für mich durchaus überraschend.
Krone des Himmels
"Krone des Himmels" von Juliane Stadler galt als ein Jahres-Highlight im Bereich des historischen Romans. Als ich von diesem Buch und kurze Zeit später auch vom Hörbuch erfuhr, wurde ich zugegebenermaßen neugierig, denn die maurische oder auch muslimische Welt des Mittelalters finde ich nicht erst spannend, seit ich Bücher wie "Die Maurin" verschlungen habe.
URL: https://www.piper.de/buecher/krone-des-himmels-isbn-978-3-492-07054-6
Autor: Juliane Stadler
URL: https://www.piper.de/buecher/krone-des-himmels-isbn-978-3-492-07054-6
Autor: Juliane Stadler
ISBN: 978-3-492-07054-6
Veröffentlichungsdatum: 2021-09-01
Format: https://schema.org/Hardcover
URL: https://www.hoerbuch-hamburg.de/hoerbuecher/stadler-krone-des-himmels-6174/
Autor: Juliane Stadler; Tobias Kluckert
ISBN: 978-3-8449-2858-7
Veröffentlichungsdatum: 2021-09-01
Format: https://schema.org/AudioBook
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