„Die Hand Gottes“ von Philipp Kerr ist die direkte Fortsetzung von „Der Wintertransfer“ und dreht sich ebenfalls um Scott Manson. Dieser ist mittlerweile Cheftrainer im Amt bestätigt worden und steht schon bald vor einem neuen Problem. Oder anders gesagt vor einer neuen Leiche, denn Bekim Develi, den er selbst nur den roten Teufel nennt, bricht leblos auf dem Platz zusammen und kann auch nicht reanimiert werden.
„Die Hand Gottes“ von Philipp Kerr: Die ersten mehr als 100 Seiten erzählt
Mit dieser Handlung erleben wir bereits die ersten 100 Seiten, denn Scott Manson darf in seiner Rolle als Cheftrainer zunächst einmal in den Urlaub fahren und später zu einem Geschäftstermin nach Athen.
Auf diese Weise lasen sich die ersten 100 Seiten innerhalb kürzester Zeit tatsächlich eignete sich ein Fußballspiel inklusive Halbzeitpause und Verlängerung dazu, mit „Die Hand Gottes“ von Philipp Kerr zu beginnen und das obwohl ich nur mal schnell hineingucken wollte. Aber jetzt, wo die deutsche Nationalmannschaft der ähnlich mitspielt, schau ich halt auch nur noch mit einem halben Auge Fußball. Dabei sind einige Spieler extrem spannend oder hätten zumindest das Potenzial es zu werden.
Das Potenzial voll ausgeschöpft hat jedoch „Die Hand Gottes“ von Philip Kerr. Auch wenn die Entwicklung dieses Falls sehr langsam verläuft, geht es doch humorvoll und spannend zu, denn niemand weiß zunächst, warum der Stürmer einfach so zusammengebrochen ist.
„Die Hand Gottes“ von Philipp Kerr: Stilistisch identisch
Schon bei dem ersten Buch „Der Wintertransfer“ stellte ich fest, dass die Sprache sehr kernig, die Rahmenhandlung sehr knapp und doch enorm spannend ist. Wie auch „Die Hand Gottes“. Dennoch erscheint dieser Roman – und ja, das ist es eher als ein klassischer Thriller – mitreißend. Fußballfreunde merken schnell, dass sich der Autor gut mit dem Thema und dem Sport auskannte und dass seine Kenntnisse nicht nur die Spielregeln betrafen, sondern auch die politischen Hintergründe und die Politik im Fußball.
Fußball, Politik, Wirtschaft und Toleranz
Wer glaubt, dass es beim Fußballspielen nur um das Spielen als solches geht, der irrt, und wird mit „Die Hand Gottes“ von Philipp Kerr ganz sicher keine Freude haben. Denn dieses Buch ist politischer als das erste. Es ist strategisch und listig, blickt hinter die Kulissen und erklärt einiges, über das sich der normale Fan eigentlich gar keine Gedanken macht. Auch hinterfragt er eine Menge Aspekte unserer europäischen Spielkultur.
Gleichzeitig blickt diese Geschichte auch über den Tellerrand hinaus in dem sie eben nicht nur über die europäische Spielkultur spricht, sondern auch über Traditionen und Sitten anderer Länder. Dieses Mal fiel mir dies besonders stark auf, da es zu Beginn ziemliche Diskussionen darüber gibt, warum ein Fußballspieler nicht homosexuell sein darf.
Ganz ehrlich, eigentlich eine berechtigte Frage, denn in jedem anderen Beruf gibt es ebenso viele Vorteile, auch wenn sie vielleicht nicht ganz ordentlich diskutiert werden. Aber generell sollte man doch meinen, die sexuelle Ausrichtung wenig mit einem an sich toleranten Sport oder Beruf zu tun hat.
Gekonntes Detektivspiel
Einige Tage nach dieser Auseinandersetzung, die überaus witzig verlief und sogar fast in einer Schlägerei geendet wäre, liegt dann auf einmal ein Spieler tot auf dem Fußboden und langsam beginnt sich Scott wieder in die Ermittlung einzumischen. Ich mag dieses Detektiv spielen des Cheftrainers, der einerseits langsam, gesittet, aber eben doch kontinuierlich ermittelt. Amüsant daran ist sicherlich auch, dass er nun nicht mehr mit der Psychotherapeuten aus dem ersten Band liiert ist, von der er sich im Verlauf des ersten Bandes getrennt hatte, sondern stattdessen mit einer Polizistin zusammen ist.
Auch das macht die Sache nicht unbedingt leichter, verspricht aber einiges an Humor.
Stilistisch ist Kerr bei „Die Hand Gottes“ von Philipp Kerr offensichtlich voll in seinem Element, denn er vermischt gekonnt die einzelnen Aspekte zu gelungener Unterhaltung und gleichzeitig zu einem spannenden Kriminalroman. Auch wenn es für mich kein klassischer Thriller ist, den ich nach dem ersten Band auch gar nicht mehr erwartet hatte, so ist es doch ein gelungener Spaß, der mich sicher auch noch bei den letzten Spielen der Fußballweltmeisterschaft gut unterhalten wird.
Immer gleicher Rahmen?
Auf den ersten Blick erscheint die grobe Rahmenhandlung jedes Buches dieser Trilogie nahezu identisch, denn immer verstirbt ein Mitglied des Teams auf mysteriöse und ungeklärte Weise. Immer beginnt Scott daraufhin selbst zu ermitteln, da er den Ermittlungsarbeiten der Polizei irgendwie misstraut, nach seinen schlechten Erfahrungen auch kein Wunder. Mittlerweile ist er aber auch mit einer Polizistin liiert, sodass er eigentlich ausreichend Vertrauen haben müsste. Dennoch ermittelt er wieder. Ist es also immer wieder die gleiche Geschichte?
Nein, denn der Fall, der erzählt wird, ist, bei aller Ähnlichkeit, ein anderer. Sowohl die Todesursache, als auch das Motiv, wie auch Tatverdächtigen unterscheiden sich deutlich im ersten Fall und machen somit aus dem Altbekannten oder erwarteten eine ganz neue Geschichte.
Dennoch erfindet Kerr das Rad keinesfalls neu, denn er greift immer wieder auf Elemente der ersten Geschichte zurück und somit ähnelt der Erzählstil sich nicht nur im Stilistischen, im Sprachlichen und im Konzept, sondern auch ganz grob bei der Handlung.
Lohnt es sich die ganze Trilogie zu lesen?
Ich habe mit dieser Trilogie angefangen, weil ich glaubte, dass es sinnvoll sei, während der WM auch die Fußballfreunde unter euch vernünftig unterhalten zu können, mit spannenden Geschichten rund um das runde Leder. Trotzdem muss ich sagen, dass ich die Trilogie wohl auch sonst als Ganzes gelesen hätte, einfach, weil sie mich thematisch interessierte. Ob es sich lohnt, die komplette Trilogie zu lesen, lässt sich keinesfalls einfach mit einem Ja oder Nein beantworten.
Ich könnte nun sagen, ja natürlich macht es Sinn, die komplett Trilogie zu lesen. Ich könnte genauso gut aber auch sagen, nö, es reicht, einen Fall der Reihe zu lesen, um ein Muster zu erkennen. Doch ist es wirklich so leicht? Denn die Fälle, die Täter, ihre Motive und der Modus Operandi sind doch andere und somit ergibt sich trotz gleicher Rahmenvoraussetzungen eine ganz andere Geschichte.
Ob ihr also die komplette Trilogie lesen wollt, müsst ihr selbst entscheiden, eure Entscheidung solltet ihr davon abhängig machen, ob euch die einzelnen Fälle interessieren, ob euch die Geschichten mitreißen oder eher nicht. Möglicherweise könntet ihr diese Bücher auch während einer nächsten Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft lesen, wenn ihr sie in geeigneter Atmosphäre lesen wollt, oder einfach wenn wieder Bundesliga ist.
Über Philip Kerr
„Philip Kerr, geboren 1956 in Edinburgh, war New-York-Times-Bestsellerautor. Für seine Bestseller »Game over« und »Das Wittgensteinprogramm« wurde er u. a. mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Kerr war begeisterter Anhänger von Arsenal London. Er ist im März 2018 verstorben.“(Klett-Cotta)
Fazit zu „Die Hand Gottes“ von Philipp Kerr
Dieser Thriller, der eigentlich eher ein Krimi ist, folgt nicht unbedingt den klassischen Regeln des erwartbaren und ist doch absolut lesenswert. Wenn man diesen Krimi liest, bietet es sich an auch seinen Vorgänger zu lesen, da die Geschichten eng miteinander verwoben sind. Es ist keinesfalls so, dass die Verbindung eine rein stilistische wäre. Vielmehr ist es so, dass „Der Wintertransfer“ die Vorgeschichte für „Die Hand Gottes“ darstellt. Ich kann euch diesen Krimi im Umfeld der Fußballwelt nur wärmstens empfehlen.
Die Hand Gottes
"Die Hand Gottes" von Philipp Kerr ist die direkte Fortsetzung von "Der Wintertransfer" und dreht sich ebenfalls um Scott Manson. Dieser ist mittlerweile Cheftrainer im Amt bestätigt worden und steht schon bald vor einem neuen Problem. Oder anders gesagt vor einer neuen Leiche, denn Bekim Develi, den er selbst nur den roten Teufel nennt, bricht leblos auf dem Platz zusammen und kann auch nicht reanimiert werden.
URL: https://www.klett-cotta.de/buch/Literarischer_Krimi/Die_Hand_Gottes/70103
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Philipp Kerr
ISBN: 978-3-608-50139-1
Veröffentlichungsdatum: 2016-03-19
Format: https://schema.org/Paperback
3.5
Vorteile
- Spannende Handlung mit Humor
- Authentische Darstellung des Fußballmilieus und politische Einblicke
- Gelungene Verknüpfung von Fußball, Politik, Wirtschaft und Toleranz
- Interessantes Detektivspiel des Cheftrainers
- Mitreißender Schreibstil
Nachteile
- Mögliche Wiederholung der Rahmenhandlung in der Trilogie
- Potenzielle Ähnlichkeiten in der Struktur der einzelnen Bücher
- Lesenswertigkeit abhängig vom Interesse an den Fällen und Thematik
Die Hand Gottes
"Die Hand Gottes" von Philipp Kerr ist die direkte Fortsetzung von "Der Wintertransfer" und dreht sich ebenfalls um Scott Manson. Dieser ist mittlerweile Cheftrainer im Amt bestätigt worden und steht schon bald vor einem neuen Problem. Oder anders gesagt vor einer neuen Leiche, denn Bekim Develi, den er selbst nur den roten Teufel nennt, bricht leblos auf dem Platz zusammen und kann auch nicht reanimiert werden.
URL: https://www.klett-cotta.de/buch/Literarischer_Krimi/Die_Hand_Gottes/70103
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Philipp Kerr
ISBN: 978-3-608-50139-1
Veröffentlichungsdatum: 2016-03-19
Format: https://schema.org/Paperback
3.5
Vorteile
- Spannende Handlung mit Humor
- Authentische Darstellung des Fußballmilieus und politische Einblicke
- Gelungene Verknüpfung von Fußball, Politik, Wirtschaft und Toleranz
- Interessantes Detektivspiel des Cheftrainers
- Mitreißender Schreibstil
Nachteile
- Mögliche Wiederholung der Rahmenhandlung in der Trilogie
- Potenzielle Ähnlichkeiten in der Struktur der einzelnen Bücher
- Lesenswertigkeit abhängig vom Interesse an den Fällen und Thematik