„Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“ von Anne-Kathrin Koppetsch ist ein historischer Kriminalroman, der im Dortmund der 60er Jahre spielt. Martha Gerlach, die Protagonistin dieses Krimis, ist evangelische Pastorin und das in einer Zeit, in der Frauen noch nicht die gleichen Rechte der Berufsausübung besaßen.
Die unverheiratete junge Frau ist gerade erst als Pastorin der Martinsgemeinde (heutige Petri-Nikolai-Gemeinde) gewählt worden, als eine der zwei männlichen Kollegen tot aufgefunden wird. Die Polizei tut sich schwer und auch Martha hat zunächst an anderen Fronten zu kämpfen. Schließlich ist ihr jedes einzelne Gemeindemitglied wichtig.
Da die Pfarrwohnung für sie als Alleinstehende natürlich viel zu groß ist, teilt sie sich mit einer Familie, die zuvor Probleme hatte, eine geeignete Wohnung zu finden. So bekommt Martha natürlich auch die familiären Probleme mit und versucht zu helfen…
„Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“: Dortmund in den 60er Jahren
Dass dieser Krimi in Dortmund spielt, ist für mich als Dortmunderin natürlich besonders attraktiv und spannend, da ich die einzelnen Orte kenne. Die Herausforderung bestand nun darin, mein heutiges Wissen auf die 60er Jahre zu übertragen. So war mir die Martinsgemeinde zunächst nicht bekannt, die Petri-Nikolai-Gemeinde hingegen schon.
Auch die Herausforderungen, welche Frauen in diesem Jahrzehnt ausgesetzt waren, waren sicher andere, und das nicht nur wegen der Nachkriegszeit. Letztlich traten die Frauen in diesem Jahrzehnt für ihre eigenen Rechte ein und verwirklichten sich nicht nur im Haushalt, sondern auch beruflich.
Dies wird deutlicher, wenn wir uns den Verlauf des Krimis anschauen und die politische Orientierung zwischen den Generationen betrachten. Die Elterngeneration hat Kriegserfahrung gesammelt und sich gleichzeitig in ihrer Rolle als Ehefrau, die sich um Kinder und Haushalt kümmert, beziehungsweise als Ehemann, der die Familie beschützt und das Geld nach Hause bringt, etabliert.
Die nachfolgende Generation bedarf jedoch einer Neuorientierung, da sie das Rollenbild der Eltern in Frage stellen. Obwohl dies im Krimi lediglich eine untergeordnete Rolle spielt, ist die Funktion beziehungsweise die Kenntnis darüber für diesen Krimi entscheidend. Tatsächlich zeigt sich dieses „ältere Rollenbild“ auch im Berufsleben der Frauen.
„Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“: Ein vermeintlicher Mord
In einem Krimi wie „Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“ von Anne-Kathrin Koppetsch passiert natürlich auch der weiter oben erwähnte Todesfall. Was zunächst wie ein Unfall erscheint, könnte auch ein Mord sein, aber ebenso auch ein vertuschtes Verbrechen ganz anderer Art. Das macht es für die Kriminalbeamten schwierig, sich auf den Fall zu konzentrieren, denn Verdächtige sind hier Mangelware, wobei sich das im Laufe des Krimis natürlich verändert.
Durch die Tatsache, dass die Ermittlungen zunächst ins Stocken geraten, nimmt sich Martha selbst schließlich den Fall an und ermittelt im vermeintlichen Umfeld des Toten, dass sich mit ihrem eigenen Umfeld in vielen Bereichen überschneidet. Also kann sie sich perfekt in das Beziehungsgeflecht von Pastor Hanning einfügen.
Dabei stößt sie schnell auf potentielle Verdächtige, entdeckt aber auch, dass bei diesem Mann nicht alles so war, wie es den Anschein hatte. Er schien Geheimnisse gehabt zu haben. Haben ihn diese letztlich sein Leben gekostet? Pauschal bestätigt ihr das natürlich keiner, und ihre Hinweise werden zunächst auch nur belächelt. Sie ist eine Frau, sie hat keine Ahnung.
Doch ist diese Schmähung für Martha Gerlach tatsächlich keine Bremse, sondern eine Motivation. Sie möchte mit Instinkt und Kommunikation, also mit Fähigkeiten, die ihr als Frau zugestanden werden, den richtigen Verdächtigen überführen. Doch gibt es in diesem Fall überhaupt einen Täter?
Zunächst kann sich nämlich niemand erklären, wie sich der Tote eine Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung zugezogen hat, obwohl er im Wohnzimmer auf dem Sofa lag. Seine demenzkranke Mutter, die in der gleichen Wohnung schlief, ist jedoch quietschfidel und denkt, ihr Sohn schlafe nur.
Was also hat sich eigentlich zugetragen und wie kam es zu dem Tod des jungen Mannes?
„Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“: Ermittlungen mit den Mitteln der damaligen Zeit
Mit den Möglichkeiten der damaligen Zeit zu ermitteln, ist eine Herausforderung, ebenso wie es eine Herausforderung für die damalige Lokalpresse war, über den Fall zu berichten. Computer sowie andere technische Hilfsmittel oder gar die heutige forensische Analyse gab es damals noch nicht. Mit den einfachen Möglichkeiten jener Zeit zu ermitteln, erscheint nach heutigen Gesichtspunkten rudimentär.
Dass ausgerechnet eine Pastorin nun die Ermittlungen aufnimmt beziehungsweise vorantreibt, erscheint auf den ersten Blick genauso verwunderlich. Erstaunlich ist aber, dass es ihr tatsächlich gelingt, mit ganz unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen, ohne auf Misstöne zu treffen.
Ganz so ist es jedoch nicht, denn gerade in der von Männern dominierten Welt wird sie nicht ernst genommen, wohingegen sich die Frauen gegenseitig zu unterstützen versuchen und gleichzeitig trotzdem nicht aneinander glauben. Auf den ersten Blick ist dieser Krimi ein Krimi voller Gegensätze.
„Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“: Charaktere mit Potential
Insgesamt ist es erstaunlich, wie lange es dauert und gleichzeitig doch, wie schnell es geht, bis es in dem Fall um Pastor Hanning Ergebnisse gibt und wie gut wir als Leserin oder Leser die einzelnen Charaktere in diesem vergleichsweise kurzen Roman kennenlernen. Zunächst sind da natürlich Martha Gerlach, die junge Pastorin einer evangelischen Gemeinde, die von einem Kollegen unterstützt wird, von dem anderen jedoch belächelt.
Darüber hinaus gibt es da noch Pastor Hanning, der eigentlich ganz freundlich und umsichtig erscheint und sich mit seinem Kollegen Krause sogar duzt. Etwas, das Fräulein Gerlach so nicht zusteht. Krause ist eher skeptisch gegenüber der neuen Kollegin, da er an den alten Traditionen festhält und eine Frau nicht auf der Kanzel sehen will.
Die Nachbarn der jungen Pastorin bilden ebenso starke Kontraste und sind weitestgehend vielschichtig. Dabei entfalten sich die einzelnen Charaktere aber erst im Lauf der Geschichte, sodass wir uns als Leserin oder Leser erst sehr spät mit den einzelnen Figuren identifizieren können.
„Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“: Stilistisch an Ort und Zeit orientiert und doch gut verständlich
Sprachlich ist dieser historische Kriminalroman definitiv an der Zeit orientiert, in der er spielt, aber auch hinsichtlich der örtlichen Gegebenheiten und des Dialekts des Ruhrgebiets kann mich dieser Krimi durchaus überzeugen.
Gerade in Dialogen zeigt sich das Talent der Autorin Anne-Kathrin Koppetsch den früher beliebten Dialekt des Ruhrgebiets einzufangen. Ruhrpott- Deutsch ist aber keine eigene Sprache, sondern zeichnet sich durch eine verkürzte Sprache und eine leicht veränderte Grammatik aus.
Verständlich ist dieser Kriminalroman dennoch, denn die Autorin hat es bei „Der Tote im Keller: ein Fall für die Pastorin“ nicht so stark zugespitzt, wie manch anderer, stattdessen dient diese besondere Form der Stilistik dazu, ein Ambiente zu schaffen, das uns in das Ruhrgebiet der 1960er Jahre zurückversetzt.
Tatsächlich ist dieser Kriminalroman, aber für alljene gutverständlich die nicht in Dortmund oder dem Ruhrgebiet leben oder aufgewachsen sind. Somit ist hier für alljene für gute Unterhaltung gesorgt, die sich für Zechen und die 1960er Jahre begeistern können.
„Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“: Zechencharme
Ein Ambiente so charmant, wie man es nur im Ruhrpott finden kann, und das gleichzeitig so authentisch ist, dass man das Gefühl hat, die Geschichte hautnah mitzuerleben, obwohl sie fiktiv ist, all das habe ich mir von diesem Reihenauftakt versprochen. Am besten wäre es, wenn man die einzelnen Schauplätze bei diesem vermeintlichen Regionalkrimi aufsuchen könnte, während man die Geschichte liest.
Nun, dies ist mir aktuell leider verwehrt geblieben, aber möglich wäre es mit Sicherheit, sich die Petrikirche anzuschauen. Während einer Museumsnacht oder einer „Extraschicht“ bieten sich hierfür gute Gelegenheiten, wenn die gewohnten Veranstaltungen, die uns in den Zechencharme zurückversetzen, wieder stattfinden können.
Gleichzeitig strahlt aber auch „Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“ selbst einen gewissen Zechencharme aus, da das Thema Kohlenstaub auch in diesem Krimi eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt, ebenso wie der BVB. Wurde der BVB 1965/66 Pokalsieger, so wird auch das im Buch gebührend begangen.
Als Bewohnerin des Potts mit Heimat in Dortmund freute ich mich sehr über die vielen kleinen und durchaus liebevoll gewählten Details, die den Charme dieses Krimis ausmachen.
Über die Autorin Anne-Kathrin Koppetsch
„Anne-Kathrin Koppetsch wurde 1963 im Sauerland geboren. Die Lehr- und Wanderjahre ihres Theologiestudiums brachten sie von Münster über Tübingen, Heidelberg und Jerusalem schließlich nach Berlin.
Nach einer Zwischenstation als Journalistin (u.a. für den Tagesspiegel und den Sender Freies Berlin) kehrte sie nach Nordrhein-Westfalen zurück und arbeitet heute als Pfarrerin in der Öffentlichkeitsarbeit in der evangelischen Gemeinde Dortmund.
Bei dotbooks veröffentlichte Anne-Kathrin Koppetsch ihre Cosy-Krimi-Reihe rund um die ermittelnde Pfarrerin Martha Gerlach:
»Der Tote im Keller«
»Die Sündenmeile«
»Der tote Kumpel«
Weiterhin veröffentlichte Anne-Kathrin Koppetsch bei dotbooks ihren Liebesroman »Ein Pfarrhaus zum Verlieben«.“ (Dotbooks)
Fazit zu „Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“ von Anne-Kathrin Koppetsch
Zu behaupten, dass „Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“ von Anne-Kathrin Koppetsch ein regional-historischer Krimi ist, wäre mit Sicherheit nicht falsch, dass er nur eine begrenzte Zielgruppe hat, wäre hingegen ein Trugschluss. Die trügerische Sicherheit, dass er eine relativ breite Leserschaft hat, ergibt sich aufgrund des Zechencharmes und der überaus unterhaltsamen wie spannenden Handlung.
Gleichzeitig mit dieser Einschätzung muss ich jedoch sagen, dass „Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin“ von Anne-Kathrin Koppetsch meine Erwartungen nicht in Gänze erfüllen konnte. Dies lag aber keinesfalls am Krimi selbst, sondern ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass ich die 60er Jahre nicht selbst erlebt habe. Ich brauchte einen Moment, um mich in die damalige Zeit einzufinden, habe mich dann aber letztendlich doch sehr wohl in diesem Kriminalroman gefühlt.
Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin
"Der Tote im Keller: Ein Fall für die Pastorin" von Anne-Kathrin Koppetsch ist ein historischer Kriminalroman, der im Dortmund der 60er Jahre spielt. Martha Gerlach, die Protagonistin dieses Krimis, ist evangelische Pastorin und das in einer Zeit, in der Frauen noch nicht die gleichen Rechte der Berufsausübung besaßen.
URL: https://www.dotbooks.de/document/1037795
Autor: Anne-Kathrin Koppetsch
Autor: Anne-Kathrin Koppetsch
ISBN: 9783966553834
Veröffentlichungsdatum: 2021-07-01
Format: https://schema.org/EBook
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