Interview mit Gabriella Engelmann, Leipziger Buchmesse am 12 März 2015
Marie Lanfermann: Hallo Frau Engelmann, ich freue mich, dass ich ein Interview mit Ihnen machen darf. Ich habe mir Ihre Bücher vorgenommen und habe festgestellt, dass es sich bei allen Büchern um sogenannte Wohlfühlbücher handelt und frage mich natürlich, wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Genre sozusagen neu zu eröffnen? Denn ich habe den Eindruck, dass Sie dieses Genre entweder sogar ausgelöst haben oder zumindest sehr start mit geprägt haben.
Gabriella Engelmann: Das höre ich ja gerne, das freut mich und ehrt mich sehr. Ich glaube, ich schreibe einfach Bücher, die ich selber gerne lesen würde und ich finde es gibt so viele schwierige Themen auf der Welt, also unsere Realität ist ja nun mal auch ein bisschen schwieriger und ich möchte einfach meinen Lesern eine gute Zeit schenken. Ohne jetzt zu kitschig zu werden, also ich glaube, ich behandle schon auch normale Alltagsthemen, aber ich möchte auch einfach den Lesern das Gefühl geben, dass irgendwo doch noch ein Happy End wartet.
M. L.: Ich frage mich dann natürlich, die Leserschaft, die Sie ansprechen, ist glaube ich hauptsächlich weiblich. Würden Sie mir da zustimmen?
G. E.: Ja, das denke ich schon. Also ich habe ein paar ganz wenige männliche Leser, aber da schmunzle ich auch immer, wenn ich da Schriften bekomme, weil ich mich wundere. Aber es gibt auch tatsächlich ein paar Männer, die bekommen das vielleicht von ihren Frauen geschenkt oder gucken da mal mit rein. Und es gibt ein paar wenige Männer, die auch meine Bücher komplett lesen.
M. L.: Das kann ich mir aber sehr gut vorstellen, weil Ihr – ich nenne es jetzt mal ‚Protagonistenstamm’ – ja auch hauptsächlich weiblich ist.
G. E.: Ach so meinen Sie das, also dass sie sich vielleicht ein bisschen in meine Figuren verlieben?
M. L.: Jein, also entweder das oder über die Identifikation der Leserschaft. Denn die Leserschaft, die ja wie festgestellt hauptsächlich weiblich ist, müsste ja so zu erklären sein, dass diese sich mit den Figuren identifiziert. Die paar Männer, die die Bücher lesen, diese vielleicht wirklich als Verliebtheits-Objekte.
G. E.: Über den Aspekt habe ich ja noch gar nicht nachgedacht, aber das ist ja auch interessant. Das werde ich mal weiter für mich ausbauen.
M. L.: Würden Sie mir denn da zustimmen?
G. E.: Also wie gesagt, ich habe darüber noch nicht nachgedacht, aber vielleicht ist das tatsächlich so, ja klar.
M. L.: Sie schreiben ja zum Zeil ganze Serien zu diesen Geschichten beziehungsweise eine Geschichte von Ihnen ist eine ganze Serie, ich erinnere mich da an die Insel-Romane, die Sie geschrieben haben oder jetzt auch die „Villa zum Verlieben“, die an „Apfelblütenzauber“ angrenzt. Wie geht es damit weiter, planen Sie weitere Reihen?
G. E.: Also was auf jeden Fall jetzt schon feststeht, ist, dass die Crew der „Inselzauber-“ beziehungsweise „Inselsommer-“ Romane, also alles rund um dieses Büchernest, die werden auf jeden Fall wieder auftauchen in 2017. Und ohne jetzt mehr verraten zu wollen, denn das ist noch ganz geheim, ob ich jetzt einen dritten Roman aus dieser „Villa zum Verlieben-“ oder „Apfelblütenzauber-“ Serie schreibe weiß ich noch nicht, aber ich bin das heute schon gefragt worden und ich könnte mir schon vorstellen, weil man ja so lange mit den Figuren lebt und sie sich weiterentwickeln, also sollte mir etwas einfallen und sollten die Leserinnen danach rufen oder verlangen, dann würde ich das natürlich gerne machen. Wobei ich zwischendrin auch gerne schon noch Geschichten schreibe, die unabhängig davon sind.
M. L.: Das dachte ich mir. Eine ganz ähnliche Antwort habe ich gestern von einem Krimi-Autor bekommen, der auch eine protagonistenstarke Reihe geschrieben hat und auch der sagte mir, dass er sehr gerne einmal Stand-Alones schreibt, um dort wieder hinaus zu gelangen.
G. E.: Ganz genau.
M. L.: Und ich kann es persönlich nachvollziehen. Ich arbeite eher als Journalistin und daher weiß ich, dass ich selber nicht permanent an einem Thema verweilen mag, ich möchte breitspektrig aufgestellt sein und dementsprechend kann ich es nachvollziehen. Ich frage mich aber gerade, wenn Sie Ihre Bücher verfilmt vor sich sehen würden, wen würden Sie da als Protagonistinnen einsetzen? Denn Sie haben ja doch sehr charakterstarke Figuren.
G. E.: Das ist jetzt eine spannende Frage. Also die einzige Person, die ich sozusagen in Gedanken einmal besetzt habe, weil ich die jetzt nicht so schreibe, dass ich mir ein Foto an die Wand pinne und sage: „So und so werden die jetzt aussehen“, das war die Figur Pia Hansen. Ich weiß, dass ich mir damals für die Pia Hansen aus dem „Inselzauber“ und dem „Inselsommer“ die 70 jährige Buchhändlerin immer Nicole Heesters gewünscht habe, weil ich finde, das ist eine ganz tolle Frau und Schauspielerin. Aber ansonsten bin ich tatsächlich jetzt überfragt, weil ich das jetzt einfach gar nicht wüsste. Keine Ahnung, denn ich habe da auch einfach kein so konkretes Bild, eher so ein Seelenbild aber kein optisches.
M. L.: Das ist interessant. Da ähneln Sie dem gestrigen Interview-Partner.
G. E.: Den muss ich jetzt mal kennenlernen, vielleicht sind wir seelenverwandt, ohne es zu wissen. (lacht)
M. L.: Genau. Der sagte mir, er stelle sich eher Motive vor als Personen. Er hatte also ein konkretes Motiv im Kopf, als er den ersten Krimi schrieb und hat dann die Figuren da herum gesponnen.
G. E.: Ah ja, okay.
M. L.: In diesem Punkt scheinen Sie sich also ähnlich zu sein. Nein aber das irrwitzige, was ich mir darunter jetzt vorstellen kann, ist die Funktion des Kopfkinos, das bestimmte Figuren in bestimmten Büchern durchaus leibhaftig vor. Und wenn ich dann höre, das die Autoren dies nicht machen – denn ein Seelenbild ist ja doch eine ganz andere Herangehensweise – dann finde ich das doch sehr spannend.
G. E.: Ja, aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir Autoren selber dieses Seelenbild haben und das Kopfkino unseren Lesern überlassen. Also egal, ob es jetzt sage ich einmal normale Leser sind oder Blogger, weil sich ja jeder dort hereinträumen und vielleicht sagen möchte: „Ach den Typen finde ich ganz toll, in den verliebe ich mich“ oder „So wie die Protagonistin möchte ich auch gerne sein“. Und das ist ein bisschen wie bei den Buch-Covern, meistens kommen die nicht so gut an, wenn dort so realistische Fotos drauf sind. Ich kenne es ganz oft, dass man dann sagt, da fühle ich mich irgendwie zu sehr eingeschränkt, denn ich mag die Frau zum Beispiel nicht, weil ich sie nicht so attraktiv oder hübsch finde. Und das wäre dann ja schon fast hinderlich.
M. L.: Das kann ich nachvollziehen. Wir Leser und Blogger machen uns da ja auch wirklich unser ganz eigenes Bild, teilweise weichen die Bilder da auch noch extrem voneinander ab.
G. E.: Ja, da hat eben jeder sein eigenes Kopfkino und jeder hat seine eigenen Wünsche und Vorstellungen, was man irgendwie toll findet.
M. L: Nur was macht für Sie als Autorin dann eine gute Figur/ einen guten Charakter aus?
G. E.: Ich finde immer ganz wichtig, dass sich Figuren irgendwie entwickeln können. Also ich möchte keine Person beschreiben, die stagniert und die am Ende des Buches ganz genau an dem Punkt steht wie am Anfang, dass sie sich zwar durch die Handlung entwickelt hat, aber mir ist es wichtig, dass sie eine seelische Entwicklung vornimmt.
M. L.: Tritt bei Ihren aktuellen Büchern auch sehr stark in den Vordergrund, diese seelische Entwicklung.
G. E.: Das freut mich, denn das ist auch wichtig, weil es ja auch im wahren Leben sehr wichtig ist, sich zu entwickeln. Viele mögen das ja ganz gerne, sie sagen: „ich bleibe in dem vertrauten Rahmen, in dem was ich kenne, das ist dann alles so überschaubar“. Aber wir Menschen sind ja auf der Erde, um Erfahrungen zu machen und diese Erfahrungen weiter zu bearbeiten und vielleicht auch etwas von diesen Erfahrungen in die Welt zu tragen. Von daher ist mir das super super wichtig.
M. L.: Das kann ich nachvollziehen, zumal, wenn man eine Figur in jedem Buch aufs Neue in irgendeiner Art und Weise, und sei es als Nebenfigur, lebendig werden lässt. Dann sollte diese Figur auch lebendig sein und nicht auf der Stelle stagnieren. Ich finde, es gibt nichts Schwierigeres für einen Leser, und ich kann es nur aus der Lesersicht beurteilen, als eine Figur die sich nicht entwickelt und die von der ersten bis zur letzten Seite vorhersehbar ist.
G. E.: Ja, ganz genau, das ist eigentlich für alle Beteiligten langweilig. Und ich finde auch im wahren Leben, da ist es ja so, dass man die Menschen um sich schon kennt und die haben auch eine gewisse Charakteristik, aber dass man in neuen Konstellationen auch immer wieder neue Facetten an diesen Menschen kennenlernt, wo man sagt: „wow, von dieser Seite aus kannte ich dich noch nicht“ oder „ich hätte nie gedacht, dass du so wütend werden kannst“ oder ähnliches – das macht das Leben ja auch spannend.
M. L.: Wie würden Sie denn dann sagen, ist der Bezug der einzelnen Figuren in Ihren Büchern zueinander?
G. E.: Das ist aber sehr, sehr unterschiedlich.
M. L.: Beeinflussen sich Ihre Figuren auch gegenseitig?
G. E.: Ja, doch, durch die Interaktion auf jeden Fall, wenn sie etwas miteinander erleben oder vor allem, wenn es Konflikte gibt, wie im „Apfelblütenzauber“, wo die eine der anderen einmal sagt: „jetzt gehst du mir unglaublich auf den Zünder“ oder „warum machst du das nicht so und so“. Das ist ja auch wie im realen Leben. Natürlich kann man sagen: „ich mache das so, wie ich das will.“ Aber es gibt ja auch die Möglichkeit sich einmal zu überlegen: Wenn die beste Freundin das zu einem sagt, die ja auch zu 90 Prozent der Fälle oder eigentlich immer etwas Gutes will, dann könnte da etwas dran sein. Man selber kocht ja immer so in seiner eigenen Suppe und da ist es immer gut, wenn jemand anderes einmal eine andere Draufsicht hat. Ich finde es auch gerade unter Freundinnen sehr wichtig, dass man ehrlich ist, denn das macht ja auch eine Freundschaft aus. Und das man nicht immer nur sagt: „nee, ist schon alles super“ sondern wirklich einmal sagt: „Du, langsam gehst du mir auf den Zünder, du bist mir zu negativ/ zu aufbrausen“. Das macht das ganze lebendig, das ist so ein Miteinander, da kann es eine Entwicklung geben und das macht das Leben auch spannend und interessant.
M. L.: Sie haben gerade noch ein ganz interessantes Stichwort gebracht, nämlich das Stichwort „Suppe“. In Ihrem aktuellen Buch kommen auch ziemlich viele Kochrezepte drin vor. War es für Sie schwierig, sich da recherchetechnisch hineinzuversetzen?
G. E.: Insofern nicht, weil ich da ganz tolle Hilfe von den Landfrauen hatte aus dem alten Land und die habe ich im Rahmen der Recherche getroffen und die habe ich gefragt, ob es die Möglichkeit gäbe, aus diesen zwei tollen Kochbüchern etwas heraus zu nehmen, klar mit dem Hinweis, wir machen natürlich auch Werbung im Buch dafür. Und das war so die eine Komponente, das war glücklicherweise total einfach. Ein bisschen schwieriger war es, es gibt am Anfang ein Peperocino-Brotrezept aus dem Hamburger Restaurant „Fillet of soul“, da musste ich dann schon schriftlich anfragen und sagen: „Ich war neulich bei euch und habe das gegessen, ich finde das total lecker, darf ich das Rezept abdrucken?“ Aber auch die haben nach zwei Tagen geantwortet und ja gesagt, dass es sie freut, wenn es so gut geschmeckt hat. Und meine Leserinnen wissen ja auch eigentlich, dass ich so ein Genussmensch bin und dass ich auch unheimlich gerne esse, aber auch gerne koche und bei mir wird ja immer in den Büchern ganz viel gegessen.
M. L.: Ja, wobei bei diesem Buch ist es mir jetzt ganz besonders aufgefallen, weil da ja auch die Rezepte direkt abgedruckt sind oder auch sogar direkt in der Geschichte vorkommen.
G. E.: Stimmt, da ist dieses Apfelkuchen-Rezept zum Welttag des Apfelkuchens oder so etwas.
M. L.: Richtig, ich erinnere mich da an die Szene mit dem Telefonat, wo die eine der anderen das Rezept durchgibt. Und ich habe herzlich darüber geschmunzelt und mich dann natürlich auch gefragt, wie Sie bei der Recherche vorgegangen sind. Was war zuerst da, erst der Plot oder erst die Erlebnisse? Wie sind Sie zu der Geschichte hin gekommen?
G. E.: Also um jetzt noch einmal zu dieser Apfelkuchen-Geschichte zu kommen, das war fast magisch muss ich sagen. Denn ich schreibe immer so, dass ich mir über die Kapitel-Überschriften ein Datum setze. Das wird später gelöscht, aber es ist dafür, dass ich einfach nicht in die Gefahr gerate, dass ich irgendwie mit dem Wochentag durcheinander komme. Und dann war diese Szene, von der Sie gerade gesprochen haben, dass eben Stella einen Kuchen backen muss und Leonie ihr dieses Rezept durchgibt. Und dann rief mich witzigerweise zwei Tage später Patrizia Kessler von Droemer-Knaur an und meinte, ob ich wüsste, dass es den Weltkuchentag gibt und ob ich den nicht in meinen Roman einbauen könne. Ich fragte sie, wann der sei und das war wirklich „spooky“, denn es war genau an dem Tag, an dem in meinem Roman sozusagen diese Szene verortet war. Da dachte ich, das ist ja magisch, deswegen muss dieses Rezept auch mitten im Buch sein und nicht im Anhang. Das sind eben so diese Zufälle, die tatsächlich in meinen Büchern ganz viel eine Rolle spielen, denn ich bin überhaupt keine strategische Schreiberin. Ich kann mich einfach nicht hinsetzen, wie das wahrscheinlich ein Krimi-Autor machen muss und etwas durchploten von a nach b, sondern ich mache das nur, um für den Verlag ein Exposé zu schreiben, damit die ungefähr wissen, worum es im neuen Buch gehen soll. Aber ich bin eine Meisterin darin, diesen Weg dann zu verlassen, weil die Figuren so ein Eigenleben kriegen oder plötzlich neue Figuren dazukommen, die ich gar nicht kannte oder ich komme auf eine tollere Lösung als die, die im Exposé steht, denn man wächst ja auch mit den Figuren und wird zu den Figuren. Ja, also ich bin so eine Bauch-Schreiberin und keine Strategin.
M. L.: Finde ich aber interessant, denn ich habe jetzt in den letzten zwei Tagen mit fünf oder sechs verschiedenen Autoren gesprochen und ich habe das Gefühl, es hängt teilweise wirklich vom Genre ab, wie die schreiben. Ich hatte mich gestern mit Kerstin Hohlfeld unterhalten. Ich hatte ihre Bücher gelesen und sie hatte mich um ein Treffen gebeten. Bei Kerstin Hohlfeld hatte ich das Problem, dass ich partout keine klassischen Frauen-Bücher lesen wollte.
G. E.: Was ja meine aber auch sind.
M. L.: Die lese ich aber jetzt schon, ich hatte nur anfangs ein Problem mit dem „locker-flockig“ und wenn schon zu Beginn klar ist, wie das Buch ausgeht. Und ich hatte zuvor immer Bücher, bei denen genau das zutraf, dass ich nämlich schon auf Seite zehn wusste, wie das Buch ausgeht. Und genau dieses Problem habe ich dank Kerstin Hohlfeld abgelegt, denn Kerstin hat mir das Buch geschickt „Ich heirate einen Arsch“, wo das Ganze überhaupt nicht vorhersehbar war. Und sie sagt, jetzt würde sie mich auch gerne kennenlernen und fragte, ob ich auch zufällig zur Buchmesse fahren würde. Und so haben wir uns dann gestern getroffen und sie erzählte mir, wie ihre Bücher entstehen. Das ähnelt auch wieder dem „Bauchschreiben“.
G. E.: Ja, so wie ich Kerstin jetzt kennengelernt habe, denn ich habe letztes Jahr in ihrem Salon gelesen, ist sie auch eine sehr emotionale Person und ich kann mir gut vorstellen, dass das da ähnlich abläuft.
M. L.: Da komme ich auf eine gute Frage: Wird es Ihre Bücher auch irgendwann als Hörbuch geben?
G. E.: Also bei meinen Märchenbüchern gibt es drei als Hörbuch, aber bei den Knaur-Büchern ist tatsächlich noch nichts geplant.
M. L.: Denn ich könnte mir das tatsächlich sehr gut als Hörbuch vorstellen. Nicht unbedingt als Hörbuch mit einer Stimme aber mit mehreren durchaus.
G. E.: Mit mehreren Stimmen, das wäre natürlich ein Traum. Aber diesen Hörbuchmark kenne ich noch gar nicht wirklich, das ist eine Geschichte, die der Verlag irgendwie organisieren muss. Aber das kommt bestimm noch und das wäre irgendwie schon cool.
M. L.: Ich könnte mir Ihre Bücher auch gut als Hörbuch vorstellen, weil ich sie als sehr lebendig erlebt habe.
G. E.: Oh, das ist ja schön, vielen Dank.
M. L.: Und deshalb kann ich es mir persönlich auch nicht vorstellen, das Ganze mit nur einer Stimme zu hören. Also mindestens mit zweien, dann würde man das immer noch als Hörbuch bezeichnen, noch besser wäre es aber, wenn jede Figur im Buch eine eigene Stimme hätte.
G. E.: Ja, gerade bei den drei Freundinnen, das wäre natürlich toll, weil die ja auch so unterschiedlich vom Charakter sind. Ja, das wäre super, vielleicht klappt das wirklich mal.
M. L.: Kommen wir noch mal auf die Zukunft zu sprechen: Ist schon ein neues Projekt in Planung? Schreiben Sie schon etwas Neues?
G. E.: Also es sind mehrer neue Projekte in Planung, ich muss sie nur auch noch schreiben. So aktuell schreibe ich gerade an meinem dritten Kinderbuch, von Magellan erschienen, „Jolanda ahoi“. Das ist ja ab dem neuen Jahr und bei dem aktuellen habe ich noch so 14 Seiten bis zum Ende des Buches vor mir und dann gibt es noch Korrekturen an meinem neuen Arena-Buch für Jugendliche, was ich jetzt aber noch nicht verrate, worum es da geht. Und sobald ich die beendet habe, fange ich mit den neuen Knaur-Romanen an. Aber ich bin schon bei Knaur verplant bis glaube ich 2018.
M. L.: Also können sich die Leser auf weitere Leser von Ihnen freuen?
G. E.: Auf jeden Fall, also ich freue mich auch aufs Schreiben und es wird auf jeden Fall auch weitergehen.
M. L.: Bis 2018 sind ja immerhin noch mindestens drei Jahre.
G. E.: Ja, da habe ich echt noch einiges zu tun. Und solange einem noch etwas einfällt, ist es eine wirklich schöne Berufung.
M. L.: Da fällt mir noch eine kurze Rückfrage ein: Würden Sie Ihren eigenen Beruf empfehlen?
G. E.: Oh, das ist aber eine schwierige Frage. Also was man auf jeden Fall vertragen können muss, ist dieses doch sehr Alleinsein davor, auch wenn man ja dieses Kopfkino hat, sitzt man doch schon auch alleine teilweise den ganzen Tag vor dem Computer. Und es ist ja auch nicht so, dass man täglich mit seiner Lektorin telefoniert. Das muss man schon mögen und man muss sich sehr stark selbst disziplinieren, weil ich auch von zuhause aus arbeite und wenn zum Beispiel die Sonne scheint ist die Verlockung schon ziemlich groß zu sagen: „Och, ich gehe jetzt ins Schwimmbad oder schön auf die Terrasse.“ Ich meine natürlich schreibt sich ein Buch nicht von alleine und man hat ja auch immer eine unterschiedliche Tagesform. Manchmal läuft es und manchmal läuft es eben nicht. Und ich würde es wirklich nur denjenigen empfehlen, die auch mit dieser Unsicherheit der Branche klarkommen, also die jetzt vielleicht nicht einen riesigen Fixkostenberg haben und vielleicht nicht drei Häuser abbezahlen müssen, denn es ist einfach eine sehr riskante Geschichte. Ich würde es jedem empfehlen, der gerne seiner Kreativität und Fantasie freien Lauf lassen möchte und der einfach Spaß hat, Geschichten zu erzählen, denn dann ist es natürlich toll.
M. L.: Und eine allerletzte Frage habe ich noch, bevor ich zum Schluss komme. Haben Sie Schreibrituale?
G. E.: Da wüsste ich nichts Romantisches oder Tolles, was jetzt irgendwie plakativ zu erzählen wäre. Ich bin da eine richtig Klassische, weil ich ja auch früher lange im Verlag und im Buchhandel gearbeitet habe. Ich sitze wirklich ab neun Uhr am Schreibtisch und auch wirklich nur am Schreibtisch, ich kann nicht woanders schreiben, weil mich alles andere total ablenken würde. Und dann fange ich relativ unspektakulär einfach an. Also was ich immer mache, ist mir natürlich die Zeilen beziehungsweise Seiten vom Vortag durchzulesen. Dieser Abstand ist immer ganz gut, dann korrigiere ich Fehler oder schreibe Szenen auch noch einmal ganz neu und dann komme ich so langsam rein. Je nachdem, was ich sonst noch auf dem Zettel habe oder wie es gerade läuft schreibe ich drei Stunden oder auch mal vier oder auch mal nur eine halbe, das ist so eine Sache der Tagesform.
M. L.: Dann bedanke ich mich jetzt auch schon für das Interview bei Ihnen.
G. E.: Ich bedanke mich auch sehr für die Zeit und für die tollen Fragen.