„Weihnachtswunderträume“ von Cara Lindon ist für mich eher ein winterlicher Liebesroman, denn ein echter Weihnachtsroman. Er kann also sowohl zum Ende als auch zum Anfang der Weihnachtssaison gelesen werden. Ich weiß, dass ich in diesem Jahr verhältnismäßig spät dran war, aber dieser Weihnachtsroman überzeugte mich nicht unbedingt als Weihnachtsroman, denn viel eher als Liebesroman vor winterlicher Kulisse. Die Ursache hierfür ist schnell gefunden, denn die beiden Hauptfiguren Ryan und Gemma sind echte Weihnachtsmuffel. Mit Weihnachtsdeko und dergleichen haben sie eigentlich relativ wenig am Hut und so scheint dieser Roman zunächst gänzlich ohne adventliche Stimmung auszukommen.
Für Weihnachtsmuffel: ein Roman ohne echte Weihnachtshandlung
Gemma und Ryan gehen zunächst ganz normal ihrem Alltag nach, wobei Buchhalterin Gemma in ihrem Alltag gerade aufräumt. Mit ihrer Vorstellung vom Leben, wie sie es bisher geführt hat, ist sie nicht zufrieden. Die Tagträumerin möchte ihren Job in Nanni’s Café gerne aufgeben und stattdessen als Landschaftsgärtner im Landsitz Branok Manor durchstarten. Von der Buchhalterin zur Landschaftsgärtnerin in weniger als drei Tagen. Schließlich liebt sie ihren eigenen kleinen Garten und das ganze würde schon irgendwie funktionieren.
Ryan kommt ursprünglich gar nicht aus Cornwall und ist auch gar nicht Landschaftsgärtner von Beruf, aber auch er beginnt unter falschen Vorgaben im Herrenhaus zu arbeiten. Dass er eigentlich die Aufgabe hat, das alte Herrenhaus mit seinem heruntergekommenen Garten meistbietend zu veräußern, verschweigt er allen, ebenso wie die Tatsache, dass er der Sohn des Besitzers ist. Durch die Perspektivwechsel weiß man als Leser schnell, dass auch hier eine Art Chaos vorprogrammiert ist. Mit Weihnachten hat das ganze aber recht wenig zu tun.
Ich persönlich stelle mir unter einem Weihnachtsroman etwas mit weihnachtlichen Kulisse vor, in dem es vielleicht magisch oder auch romantisch wird. Gut, romantisch wurde es im Laufe des Buches dann doch nach und nach, wobei man dazu sagen sollte, dass die beiden Protagonisten zunächst vor einige Herausforderungen gestellt werden, bevor sie schließlich doch noch ihre Wege finden.
Ein Titel, der Erwartungen weckt
Als ich damit begann, dieses Buch am zweiten Weihnachtstag zu lesen, befürchtete ich bereits, dass es so weihnachtlich wäre, dass ich es Euch nun im Anschluss an die Weihnachtsfeiertage gar nicht mehr würde vorstellen können. Doch das Gegenteil ist der Fall. Dieses Buch ist ideal für alle, die nun nach all der weihnachtlichen Stimmung einen Gang zurück schalten möchte.
Gleichzeitig jedoch stelle ich bei diesem Buch fest, dass der Titel „Weihnachtswunderträume“ eine gewisse Erwartungshaltung in mir weckt, bei der ich mir nicht sicher bin, ob sich diese bedingungslos erfüllt hat. Wer nach diesem Titel einen zutiefst weihnachtlichen und atmosphärisch romantischen Titel erwartet hat, der dürfte nämlich ein wenig enttäuscht zurückbleiben, wer aber erwartet hat, dass sich zwei Weihnachtsmuffel finden, so wie es der Klappentext verspricht, der dürfte richtig liegen. Dieses Buch lässt sich also perfekt in den Übergängen rund um Weihnachten lesen.
Eine weitere Fortsetzung der Cornwall Seasons
Eigentlich dachte ich, dass die Reihe der Cornwall Seasons nach nun vier Bänden abgeschlossen sei, doch wie mir scheint hat sich Cara Lindon entschieden, mit Weihnachten eine fünfte Jahreszeit aufzunehmen. Ich persönlich sehe diesen Schritt als kritisch an, obwohl ich die Reihe eigentlich sehr schätze, denn genau genommen ist Weihnachten keine Jahreszeit, sondern eine Zeit, die vor allem atmosphärisch sehr dicht mit der Stimmung verwebt ist. Durch den Schritt nun Weihnachtsmuffel als Protagonisten in eine Geschichte dieser Art zu versetzen, hat sie meiner Meinung nach eine durchaus reizvolle Geschichte geschaffen, die man jedoch de facto auch zu anderen Zeiten lesen kann.
Meiner Meinung nach ist dieses Buch eher ein zweites Winterbuch der Reihe, denn ein echtes Weihnachtsbuch. Genau genommen hatte ich mir zu Beginn des Lesens eine Art Weihnachtsgrinch vorgestellt, doch de facto wurde ich mit etwas Anderem überrascht, obwohl Weihnachten sogar im Titel steht, kam es nämlich nur am Rande vor. Schade, aber so hat die Autorin es geschafft, dass man „Weihnachtswunderträume“ auch zu anderen Zeiten des Jahres gut lesen kann. Unterhaltsam ist es nämlich durchaus, vorausgesetzt man erwartet keine große Weihnachtsstimmung.
Eine reizvolle Geschichte, die ihresgleichen sucht?
Genau genommen sind sich Gemma und Ryan gar nicht so unähnlich, sie beide haben eine Familie, zu der ihnen irgendwie der Bezug zu fehlen scheint und sie beide besitzen aus diesem keine großartige Weihnachtsstimmung. Somit ist es nicht verwunderlich, dass beide sich in die Arbeit stürzen, statt in die Adventszeit. Aufgrund der mangelnden Berufserfahrung beider Protagonisten muss nun natürlich einiges schief gehen.
Allein durch diese Ebene gewinnt dieses Buch einen Reiz für alle Gartenfreunde, denn viele Teile der Geschichte spielen im Garten. Trotzdem ist vielleicht dieser Aspekt ein wenig seltsam, denn auch hier bleibt die Autorin für meine Erwartungen ein bisschen zu sehr an der Oberfläche. Dieses Buch besitzt im Vergleich zu den Vorgängern weniger Tiefe und Vielschichtigkeit und dennoch bietet es gute Unterhaltung, um mal eben zwischendurch gelesen zu werden.
Stilistisches
Stilistisch kann ich sagen, dass mich dieses Buch ausgesprochen angesprochen hat, denn gleich zu Beginn ziehen einen der Sprachstil und die Art, wie die Autorin diese Geschichte erzählt hat, in die selbige hinein, dennoch schafft es dieser Stil nicht, mich über die mangelnde Weihnachtsstimmung hinwegblicken zu lassen. Ja, die Atmosphäre mag winterlich sein, aber passt dennoch nicht ganz zu dem, was ich erwartet hatte. Einzig der Schreibstil ist das, was den Reiz der Geschichte hervorhebt. Die Geschichte selbst ist wirklich gut und sicherlich auch lesenswert, passt nicht jedoch unbedingt zur Weihnachtszeit.
Durch die sprachliche Darstellungsart bekommen die Figuren auch ihre typischen Charaktere, sodass man sich sowohl Gemma als auch Ryan vorstellen kann. Ihn als typischen Kanadier, der ein bisschen an einen Holzfäller erinnert und sie als die graue Maus, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat. Beide Figuren besitzen durchaus trotz aller Klischees ihre Vielschichtigkeit und ihre Facetten und doch glaube ich, man hätte sie noch weniger klischeehaft hätte machen können.
Über den Ort der Handlung
Cornwall als Ort für Filme oder Bücher habe ich in den letzten Jahren schon häufiger erleben dürfen und mag diese Kulisse sehr. Gerade die Idee mit den Gärten sprach mich aus diesem Grunde an. Denn Gärten und Landschaften gehören zu Großbritannien einfach dazu. Ebenso wie große Landsitze. Dennoch unterstützt die Beschreibung des Ortes der ebenfalls zur Stimmung beiträgt nur bedingt die Handlung des Buches, auch wenn sie dazu beiträgt, dass diese Geschichte Fahrt aufnimmt.
Ein kleiner Teil der Geschichte spielt auch in Kanada. Hier entsteht auf einmal tatsächlich das Gefühl von Weihnachten und auch die Romantik, wie wir sie sonst vornehmlich in Gemmas Tagträumen finden, findet sich in ihrem Alltag wieder. Schade, dass diese Szenen nicht vertieft wurden, denn auf diese Weise hätte man „Weihnachtswunderträume“ von Cara Lindon sicherlich noch ein bisschen mehr Gefühl vermitteln können. So jedoch war dieses Buch gut zu lesen, aber kein Weihnachtshighlight.
Über die Autorin Cara Lindon
„„Cara Lindon ist das Pseudonym der Autorin Christiane Lind, die bereits bei den Verlagen Knaur, Rowohlt und Aufbau sowie im Selbstverlag veröffentlicht hat. Cornwall ist ihr Sehnsuchtsort, den sie mindestens einmal im Jahr besuchen muss, damit Land und Meer ihre Seele streicheln. Cara hat ihren Seelenverwandten bereits gefunden und lebt mit ihm und drei Katern in einer kleinen Stadt, leider nicht in Cornwall.“ (Autorenbiografie)
Fazit zu „Weihnachtswunderträume“ von Cara Lindon
Trotz einiger Schwächen (insbesondere in der Atmosphäre) besitzt dieses „Weihnachtswunderträume“ von Cara Lindon einen durchaus interessanten Spannungsbogen und einen abwechslungsreichen Charakter, der sich auch im Handlungsrahmen zeigt. Hätte man mir nicht zuvor die Hoffnung auf einen Weihnachtsroman gemacht, wäre ich vermutlich davon ausgegangen, dass dieses Buch irgendwann im Herbst spielt, denn herbstliche oder gar frühwinterliche Stimmung kommt durchaus auf, aufgrund der fehlenden Weihnachtsatmosphäre, die im krassen Gegensatz zu den Weihnachtsmuffeln gestanden hätte, hätte das Buch aber durchaus an Schärfe und Kontrast und somit auch an Stimmung gewonnen.
So jedoch bleibt es ein wenig hinter meinen Erwartungen zurück, was seine Atmosphäre betrifft, nicht jedoch was die abwechslungsreiche und durchaus unterhaltsame Handlung betrifft. Ich freue mich auf weitere Geschichten von Cara Lindon, die dann vermutlich wieder atmosphärisch dichter sind. „Weihnachtswunderträume“ von Cara Lindon war für mich ein gelungenes Buch, jedoch ohne die notwendige Tiefe, um tatsächlich noch einmal eine Form von Weihnachtsnostalgie auslösen zu können.