Während viele von euch in der vergangenen Woche auf der Frankfurter Buchmesse Näheres über das Gastland Norwegen erfahren haben, habe auch ich mich mit Krimis und Thriller norwegischer Autoren beschäftigt. Das Merkwürdige ist, dass viele von uns den Eindruck haben, dass nordische und somit auch norwegische Krimis allgegenwärtig sind. Doch bei genauerer Betrachtung müssen wir dann zumeist feststellen, dass mindestens genauso viele nordische Krimis aus Schweden, Dänemark oder Island kommen.
Eine Buchauswahl norwegischer Bücher
Ganz so allgegenwärtig wie uns die Krimis und Thriller norwegischer Autoren erscheinen, sind diese also keinesfalls. Aus diesem Grund habe ich eine kleine Buchauswahl bereitgelegt, die ich euch in der nächsten Zeit hier vorstellen werde. Tatsächlich war es schwer, eine Auswahl norwegischer Bücher zusammenzustellen, da mir mit Ausnahme von Jo Nesbø, den vermutlich die meisten von euch ebenfalls kennen, kein Autor aus diesem geografischen Gebiet bekannt war. Dass es mir dennoch möglich ist, euch einige norwegische Bücher vorzustellen, verdanke ich der tatkräftigen Unterstützung einiger Verlage und zahlreichen E-Mails. Über diese Unterstützung freue ich mich sehr, da sie nicht selbstverständlich ist.
Auffällig ist der Stellenwert, den das Buch in Norwegen besitzt. 88% der Bevölkerung Norwegens lesen pro Jahr 1 Buch. Der Jahresdurchschnitt liegt jedoch bei 15 Bücher pro Person.
Krimis und Thriller norwegischer Autoren: Eine erste Entdeckung
Aktuell lese ich einen Thriller eines norwegischen Autors – und nein, es ist nicht Jo Nesbø, den ich bereits vor einigen Jahren gelesen habe. Stattdessen lerne ich nun einen mir bis dato unbekannten Autoren kennen. Es handelt sich um Øistein Borge. Konkret lese ich aktuell „Kreuzschnitt“. Ein spannender Krimi um den fiktiven Europol-Ermittler Bogard Bull, der in Teilen in Saint Tropez spielt.
Bereits nach wenigen Seiten hatte mich der Thriller von sich überzeugt. Nach den ersten Seiten war es jedoch weder die Spannung, noch die Atmosphäre, welche die Besonderheit dieses Buches für mich ausmachte. Viel mehr war es die bildhafte Sprache, die sich sowohl in den Beschreibungen der Figuren, als auch in den Dialogen fand. Die bildhafte Sprache überrascht durch den trockenen, eher unterschwelligen Sarkasmus und durch Bilder, die an die Natur angelehnt sind. Dabei ist es aber insbesondere diese Metaphorik, die die Sprache des Autors derart pointiert erscheinen lässt.
Inspiration Natur?
Wenn ich nun davon ausgehen, dass diese sprachliche Besonderheit keine Besonderheit ist, die alleine auf diesen Autor zurückgeht, sondern geprägt ist durch das Leben in Norwegen, so könnte ich behaupten, dass die Metaphern eher durch einen starken Winter geprägt sind, doch dies wäre falsch, denn auch wenn der skandinavische und somit auch norwegische Winter als vergleichsweise kalt und dunkel präsentiert werden, ist doch auch der Sommer keinesfalls zu verachten. Meiner Ansicht nach muss man also genau hinschauen, um die norwegischen Autoren kennen zu lernen und genau dies habe ich aktuell ja vor.
Bei Øistein Borge scheint eine Art Inspiration zu geben, die ich in der Natur vermute. Seine Metaphern wären hierzulande wenig authentisch, was das Buch zugegebenermaßen ein wenig speziell erscheinen lässt. Tatsächlich jedoch ist diese spezielle nach wenigen Seiten zu einer Besonderheit geworden, denn es wirkt nicht abgehoben oder gar fehl am Platze. Woher nimmt der Autor also seine Inspiration? Hat er mit geschärften Sinnen einen Spaziergang durch die Umgebung gemacht und kam dann mit einigen Metaphern an seinem Schreibtisch zurück, die noch nicht derart abgegriffen erscheinen? Vermutlich war es so oder er hat sich einfach schon zu einem früheren Zeitpunkt von den Elementen der Natur inspirieren lassen.
Warum spielt ein norwegischer Krimi nicht in Norwegen
Ja, auch diese Besonderheit machte das Buch für mich überraschend und das obwohl ich anhand des Klappentext wusste, dass zum einen Europol-Ermittler ginge. Mir war klar, dass Borgard Bull nicht nur in Norwegen ermitteln würde. Erscheint es etwas seltsam, dass Øistein Borge seinen Ermittler in eine ganz andere Gegend schickt, um dort zu ermitteln?
Nein, denn Saint Tropez ist eine Kulisse, die sich lohnt, die aber möglicherweise auch der Idee geschuldet ist, diesen Fall in einer höheren Gesellschaftsschicht anzusiedeln. Das Opfer eines brutalen Überfalls war durch eine Vielzahl kleinerer Supermärkte reich geworden und lebte doch ein scheinbar unauffälliges Leben. Die einzige Besonderheit jährlich erlaubte war die besagte Villa in Saint Tropez und eine Kunstsammlung, die während des Überfalls nicht angefasst wurde. Von einem kleinen Bild im Arbeitszimmer einmal abgesehen.
An dieser Stelle möchte ich euch noch nicht allzu viel von dem Thriller erzählen, da ich auch noch eine ausführliche Rezension schreiben werde.
Kunst als Motiv im Krimi?
Allerdings fällt etwas Zweites ins Auge, nämlich die Faszination für Kunst. Dies fiel mir jedoch erst beim Lesen des Buches auf. Der Autor hat sich mit dem Leben und den Werken des bekannten Malers Edvard Munch befasst und ihm sogar einen parallelen Handlungsstrang in seinem Thriller eingeräumt. Ist dies nun überraschend? Mit Sicherheit hatte ich damit nicht gerechnet, als ich dieses Buch zur Hand nahm. Vielmehr war es, dass mir unbewusst klar war, dass dieses eine verschollene Bild offenbar ein Motiv sein konnte. Diesem Grund bin ich auch sehr gespannt darauf, wie es mit dem Buch weitergeht und werde euch sicher zeitnah die Rezension schreiben können.
Eine Entdeckungsreise Krimis und Thriller norwegischer Autoren
Ich persönlich freue mich auf diese Entdeckungsreise norwegischer Autoren und bin mir sicher, dass diese Autoren mich nicht nur in diesem Winter gut unterhalten werden. Ich hoffe also, nachdem ich nun Øistein Borge für mich entdeckt habe, auf weitere tolle Entdeckungen. Sicher bin ich mir auf jeden Fall, dass sich auch in Zukunft einige dieser Autoren im Auge behalten werde.
Krimis und Thriller norwegischer Autoren: Eine Idee
Mich persönlich würde es freuen, wenn viele von euch ebenfalls Spaß an diesen Büchern haben würden. In jedem Fall ist dieses Projekt eine spannende Weltreise durch immer wieder neue Länder mit der Entdeckung immer wieder neue Autoren. Im nächsten Jahr ist Kanada als Gastland der Frankfurter Buchmesse ausgewählt worden und ich persönlich finde es durchaus spannend auch in diesem Land auf Entdeckungsreise zu gehen.
Nachdem ich in diesem Jahr nun also die Krimis und Thriller norwegischer Autoren vorstelle, könnte ich mir im nächsten Jahr vorstellen eine ganz ähnliche Entdeckungsreise mit kanadischen Büchern zu machen. Jetzt allerdings blicke ich erst einmal auf eine spannende Auswahl norwegischer Bücher und bin mir sicher, dass sich diese als Winterlektüre immer mal wieder aufgreifen werde.