Als ich begann „Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“ von Antonia Riepp zu lesen, rechnete ich mit einer sommerlich leichten Familiengeschichte. Es wurde eine deutsch-italienische Familiensaga, die zwar in weiten Teilen auf Capri spielt, aber deutlich mehr ist, als der leichtfüßige Sommerroman, den ich anfangs erwartete.
Dabei scheint zu Beginn alles einen recht einfachen Anfang zu nehmen. Zwei Frauen, die sich im Krankenhaus kennenlernen, die eine mit der Diagnose Gallensteine, die andere kurz vor der Entlassung. Eine kurze aber keinesfalls unerwartete Begegnung, schließlich liegt man im Krankenhaus häufiger in einem Mehrbettzimmer. Erst bei genauerem hinsehen wird die Begegnung zwischen Catia und Elisa zu etwas anderem.
Catias Gallensteine sind stressbedingt. Sie fühlt sich in ihrem Leben und dann ihre Arbeitsstelle eigentlich nicht mehr wohl und doch fehlt ihr der Mut alles hinter sich zu lassen. Elisa hingegen ist eine ältere Dame, die nicht so weit gereist ist, sondern auch Lebenserfahrung besitzt. Die beiden Frauen kommen ins Gespräch und Elisa hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Sie findet, dass Catia jede Möglichkeit ergreifen sollte, etwas an ihrem zu ändern.
„Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“: Eine Decke, die zum Schicksal wird
Während Catia operiert wird, wird Elisa entlassen, hinterlässt Catia aber eine prachtvolle und farbenfrohe Decke aus Ziegenhaar, deren Wert Catia erst erfährt, als sie bereits wieder zu Hause ist. Da die beiden die Telefonnummern getauscht haben, möchte Catia der älteren Dame die Decke gerne zurückbringen, da sie sich sicher ist, dass diese den Wert nicht kennt.
Durch die erneute Begegnung erkennt Catia jedoch, dass sie in ihrer Einschätzung falsch lag und die alte Dame den Wert der Decke sehr wohl kennt. Sie besitzt mehrere dieser Decken. Was Catia nicht weiß, ist, dass Elisas eigene Biografie eng mit der Herstellung dieser Decken verbunden ist.
Eine schicksalhafte Reise zwischen Deutschland und Italien
Noch erstaunter ist sie, als Elisa sie um Hilfe bittet. Sie möchte eine Reise unternehmen und ihr Elternhaus auf Capri verkaufen. Catia soll sie auf diese Reise begleiten und als Gesellschafterin dienen.
Im Gegenzug würde sie einen guten Lohn bekommen und hätte auf der Reise auch genügend Zeit, sich die Insel anzusehen. Catia findet diese Idee zu Beginn reichlich antiquiert, hat aber immerhin genügend Zeit in den nächsten Monaten, da sie im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt ihren Job gekündigt hat, mit dem sie seit Monaten unzufrieden war.
Auch mit ihrem Ehemann, den sie einst eloquent und wortgewandt empfand, verbindet sie heute nicht viel mehr als die Tatsache, dass sie sich eine eigentlich zu kleine und dafür viel zu teure Wohnung in München teilen, die auch noch schlecht geheizt ist.
Also begleitet Catia Elisa nach kurzer Bedenkzeit auf die besagte Reise. Was sie zur Beginn nicht an, dass diese Reise ihr Leben gehörig auf den Kopf stellen wird und einiges verändert. Elisa wird eher zu einer Bekanntschaft, die ihr viel mehr gibt, als ein wenig Geld und einen schönen Urlaub mit Betrachtung einiger Sehenswürdigkeiten.
Catias Leben wird sich durch die Reise grundlegend verändern und für Elisa ist diese Reise eine Rückkehr in ihre Vergangenheit, ihre Heimat und zu ihrer Familie, mit der sie einiges klären muss.
„Im blauen Meer der Tage“: Ein Familiengeheimnis aus den 1960er-Jahren
Das in diesem Roman zwei Frauen eine Reise unternehmen , die sich eigentlich gar nicht kennen, erscheint zwar verwunderlich, aber keinesfalls so ungewöhnlich, dass es unglaubwürdig wäre, zumindest nicht, wenn man Elisas Geschichte kennt und in die tauche ich als Leserin recht zügig ein.
Elisa hat mehr als einen guten Grund, warum sie Catia bittet, auf diese Reise zu begleiten und auch Catia hat ihre Gründe, sich auf dieses vermeintliche Abenteuer einzulassen. Schon bei ihrer Ankunft findet Catia jedoch heraus, dass Elisa ihr einiges verheimlicht hat. Denn als ihrem Namen nennen und erzählt, dass sie die Gesellschafterin von Elisa ist, erlebt sie alles andere als das Gefühl willkommen zu sein.
Was dahinter steckt erzählt ihr Elisa in zahlreichen Gesprächen und so erfährt nicht nur Catia einiges über das Leben ihrer Gastgeberin und deren Motivation, sondern auch wir als Leser einiges über das Leben von Frauen den fünfziger und sechziger Jahren.
Wobei ich zugeben muss, dass Elisas Leben alles andere als gewöhnlich ist. Schließlich hatte sie ihre Heimat nicht ohne Grund vor vielen Jahren fluchtartig verlassen. Gleichzeitig gibt es ein paar Elemente, die so typisch für die Frauen jener Zeit sind.
Mir persönlich haben diese in Rückblicken erzählten Lebenserfahrungen der älteren Dame beim Lesen ausgesprochen gut gefallen, aber auch einiges abverlangt. Diese Geschichte besitzt nämlich Tiefgang und ist somit alles andere als ein leichter Roman. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb wusste dieser Roman nicht zu jeder Zeit in seinen Bann zu ziehen.
„Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“: Anspruchsvoll und voller Emotion
Wer bei „Im blauen Meer der Tage“ einen leichten Roman erwartet hat, liegt hier nicht unbedingt richtig, denn leicht zu lesen bei dieser Roman keinesfalls. Er besitzt einen gewissen Anspruch ist somit eher etwas für Leserinnen oder Leser, die tief in eine Geschichte eintauchen möchten. Wie bereits weiter oben gesagt habe, hat mir die Geschichte ausgesprochen gut gefallen.
Tatsächlich konnte ich mich mit Catia, aber in weiten Teilen auch mit Elisa identifizieren. Die gesamte Romanhandlung war nicht nur anspruchsvoll erzählt, sondern auch voller Emotionen, sodass man sagen kann, dass dieser Roman eine große Vielschichtigkeit Emotionen enthält und einen auch im Anschluss ein wenig bewegt zurücklässt.
Möchte ich mit beiden Protagonistinnen tauschen? Nein, weder mit Elisa, die Catia von ihrem Leben in den fünfziger und sechziger Jahren erzählt, noch mit Catia selbst, die mit ihren beiden erwachsenen Kindern und ihrem Mann zwar mitten im Leben steht, aber eben doch nicht so lebt, wie sie es könnte, wenn sie ihren eigenen Träumen Raum geben würde.
Tatsächlich verstehe ich beide Protagonistinnen ausgesprochen gut, würde jedoch bei beiden nicht unbedingt tauschen wollen, da die eine für ihre eigenen Wünsche und Träume ihr bisheriges Leben aufgibt und die andere sich viel zu sehr von den Wünschen und Träumen anderer leiten lässt.
Trotzdem oder genau wegen dieser Gegensätzlichkeit ist dieser Roman überaus unterhaltsam und lesens- und liebenswert. Mir hat er gezeigt, dass ich mich als Leserin nicht unbedingt mit dem Protagonistinnen in diesem Buch vergleichen muss.
Gleichzeitig hat mich Handlung des Romans „Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“ nachdenklich gestimmt. Schließlich muss man sich selbst immer mal wieder ein wenig hinterfragen sich fragen, welche Richtung man zukünftig einschlagen möchte.
Meiner Meinung nach sollte es im Leben um eigene Träume und Wünsche gehen, man sollte sich jedoch aus nicht ständig verdrängen und aus den Augen verlieren. Meiner Meinung nach führt der Weg zu einem erfüllten Leben genau durch die Mitte.
Wenn das Leben die Balance zwischen Rücksichtnahme auf andere und auf die eigenen Interessen, hat man meiner Meinung nach alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Interessanterweise trifft diese Aussage auch auf Catia irgendwo zu, die letztlich ganz neue Wege gehen lernt und doch zu ihren Wurzeln zurückkehrt.
„Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“: klare charakteristische Sprache
Die Handlung dieses Romans spielt, wie ihr euch sicher denken könnt, auf zwei zeitlichen Ebenen. Die erste Zeitebene ist jene Zeit, in der sich Catia und Elisa im Krankenhaus kennenlernen und ihre Reise nach Capri unternehmen.
Die zweite Zeitebene sind die Rückblicke, in denen wir mehr über Elisas Leben erfahren. Sie erzählt Katja über ihre Kindheit in den vierziger Jahren, über ihre Ehe in den fünfziger und sechziger Jahren und über ihre Zeit als Assistentin ihres Vaters in der Deckenfabrik.
Die beiden Zeitebenen sind einerseits so weit voneinander entfernt, dass sie zu keinem Zeitpunkt ineinander übergehen. Gleichzeitig jedoch berühren sie sich in den Momenten, Antonia Riepp als Autoren die Gespräche zwischen den beiden Protagonistinnen anbahnt und einleitet. Somit muss man wohl sagen, dass meine Zeitebenen einerseits eng miteinander verbunden sind, da die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst, andererseits aber auch voneinander losgelöst.
Unterstrichen wird dieses noch durch eine klare charakteristische Sprache, die die Autorin auch dafür einsetzt, die beiden zeitlichen Ebenen aneinander zu trennen. Charakteristisch dürfte auch sein, dass jeder einzelnen Figur ihre ganz eigene Sprache besitzt.
Somit lässt sich auch über diese Besonderheit, die eigentlich selbstverständlich ist, eine zeitliche oder persönliche Zuordnung machen. Elisa trifft in der Gegenwart darüber hinaus auch immer wieder auf Charaktere ihrer Vergangenheit, die ihr Leben zu dem gemacht haben was in der Gegenwart ist.
„Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“: Capri, die Insel der Sehnsucht
Capri ist ein wahrer Sehnsuchtsort, der sowohl für seine atemberaubende Landschaft als auch für sein angenehmes mediterranes Klima bekannt ist. Die Insel bietet eine eindrucksvolle Mischung aus steilen Klippen, kristallklarem Meer und üppiger Vegetation. Wanderwege führen zu spektakulären Aussichtspunkten wie dem Faraglioni, den markanten Felsformationen, die aus dem Meer ragen.
Das milde Klima ermöglicht es Besuchern das ganze Jahr über, die Schönheit von Capri zu erleben. Im Sommer genießen Touristen die warmen Sonnenstrahlen an den sandigen Buchten und versteckten Grotten entlang der Küste. Im Frühling und Herbst blühen die duftenden Zitronen- und Orangenhaine auf der Insel und fügen einen zusätzlichen Hauch von Magie hinzu.
Die Kultur auf Capri hat ebenfalls eine lange Geschichte. Die Insel war einst ein Rückzugsort für berühmte Schriftsteller und Künstler, deren Präsenz ihre Spuren in den kleinen Gassen hinterlassen hat. Heute finden sich auf Capri noch zahlreiche Kunstgalerien mit zeitgenössischer und traditioneller Kunst sowie exklusive Boutiquen renommierter Designer.
Capris Anziehungskraft als Sehnsuchtsort wurde nicht zuletzt durch die illustren Gäste und Bewohner von den 1950er Jahren bis heute verstärkt. Von Hollywood-Stars wie Sophia Loren bis hin zu berühmten Politikern wie Winston Churchill haben viele prominente Persönlichkeiten Capri besucht oder dort sogar eine Ferienvilla besessen. Ihre glamouröse Präsenz hat zur Bekanntheit der Insel als exklusives Reiseziel beigetragen.
Capri bietet seinen Besuchern eine einzigartige Kombination aus natürlicher Schönheit, reicher Kultur und einer faszinierenden Geschichte. Ob man die malerische Küste erkundet, die historischen Sehenswürdigkeiten wie die Villa Jovis besichtigt oder einfach nur das gute Essen und den entspannten Lebensstil genießt – Capri ist zweifellos ein Sehnsuchtsort, der eine unvergessliche Erfahrung verspricht.
„Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“: Ein Buch für alle, die sich nach einem emotionalen Lesegenuss sehnen
Tatsächlich macht dieser Roman Lust darauf, selbst einmal Urlaub auf der Insel Capri zu machen, da diese durch zahlreiche Einflüsse geprägt ist. Gleichzeitig jedoch könnte ich mir vorstellen, dass es insbesondere der dortige Lebensstil ist, der einen Urlaub vor Ort zu einem echten Highlight werden lässt.
„Im blauen Meer der Tage“ ist somit ein Buch, der sich als idealer Reisebegleiter anbieten würde. Obwohl ich es nicht in erster Linie als einen klassischen Urlaubsroman voller Leichtigkeit beschreiben würde ist er doch letztlich ein guter Begleiter für ein paar entspannte Stunden, denn wer einmal mit „im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“ begonnen hat, will diesen Roman sicher so schnell wieder aus der Hand legen.
Ich selbst habe bislang noch keine weiteren Romane von Antonia Riepp gelesen. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass es sich anbieten würde, genau das nachzuholen. Gut, dass diese Autoren bereits weitere Romane geschrieben hat, die ebenfalls Familien sagen sind und in Italien spielen.
Ja, tatsächlich glaube ich, dass es der Autorin gelungen ist, mich in den Bann von deutsch-italienischen Familiensagen hineinzuziehen meine Neugier auf weitere Bücher dieser Art zu wecken. Geht es euch ähnlich? Vermutlich schon, zumindest, wenn ihr diesen Roman dann einmal selbst gelesen habt.
Über die Autorin Antonia Riepp
„Antonia Riepp ist das Pseudonym einer deutschen Bestsellerautorin, die seit über zwanzig Jahren Spannungsromane veröffentlicht. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, ihre Bücher wurden in fünf Sprachen übersetzt und zwei ihrer Bestseller verfilmt.“ (Piper Verlag)
Fazit zu „Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“
Persönlich kann ich euch nicht einmal beantworten, warum „Im blauen Meer der Tage – Die Frauen von Capri“ so einen Reiz auf mich ausübte. Fakt ist jedoch, dass dieses mich unumwunden in seinen Bann zu, sobald ich es einmal in die Hand genommen hatte.
Gleichwohl muss ich sagen, dass dieser Roman sicherlich nicht bei allen Leserinnen und Lesern gleich ankommt, da er mit Lebenserfahrung und einer gewissen Tiefe in all der Leichtigkeit spielt. Wenn man sich mit Elisa und Catia auf die Reise begibt, hat man schnell das Gefühl, mittendrin zu sein und doch muss man berücksichtigen, dass es eben nur eine Geschichte zwischen zwei Buchdeckeln ist, die man hier liest. Die Geschichte selbst könnte aber als ein Musterbeispiel über Frauen in den fünfziger und sechziger Jahren gelten. Ich bin mir sicher, dass viele in jener Zeit nach Ausflüchten und Auswegen suchten und somit den Feminismus und Emanzipation der Frauen vorangetrieben.
Es ist schön zu sehen, inwieweit sich die Perspektive für Frauen in der heutigen Zeit gewandelt hat und doch ist dieser Roman eine Geschichte voller Sehnsucht. „Im blauen Meer der Tage – die Frauen von Capri“ von Antonia Riepp ist der Auftakt in eine neue mehrteilige Reihe auf deren Fortsetzungen ich mich persönlich freue.
Die Frauen von Capri – Im blauen Meer der Tage
Als ich begann "Im blauen Meer der Tage - Die Frauen von Capri" von Antonia Riepp zu lesen, rechnete ich mit einer sommerlich leichten Familiengeschichte. Es wurde eine deutsch-italienische Familiensaga, die zwar in weiten Teilen auf Capri spielt, aber deutlich mehr ist, als der leichtfüßige Sommerroman, den ich anfangs erwartete.
URL: https://www.piper.de/buecher/die-frauen-von-capri-im-blauen-meer-der-tage-isbn-978-3-492-06381-4
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Antonia Riepp
ISBN: 978-3-492-06381-4
Veröffentlichungsdatum: 2023-03-30
Format: https://schema.org/Paperback
4.8
Vorteile
- Ein Roman über Sehnsüchte und Sehnsuchtsorte
- eine Geschichte über Frauen in den 1950er Jahren
- ein Roman voller Emotionen
Nachteile
- Nicht immer ganz einfach zu lesen
- ein Roman, der ein wenig Lebenserfahrung erfordert