„Ein Geheimnis im Schnee“ von Viola Shipman war mein erster Winterroman in diesem Jahr und zugegebenermaßen die erste Überraschung. Schließlich ist dieser Roman kein ganz klassischer Weihnachtsroman. Tatsächlich ist dieser Roman eine Liebeserklärung an den Winter und die winterlichen Aktivitäten.
Dass dieser Roman aus der Perspektive einer Meteorologen geschrieben wurde, die von Palm Springs (einer Wüstenregion in den USA) nach Michigan in die alte Heimat zurückzieht (die Winter große Mengen an Schnee hat), kommt da natürlich wie gerufen. Gleichzeitig fällt auf, dass die Geschichte, die Viola Shipman hier erzählt eine sehr persönliche ist, die von wahren Begebenheiten inspiriert wurde.
Das macht nicht nur den Schreibstil der Autorin zu etwas besonderem, auch der Roman selbst ist praktisch ein emotionales Wechselbad der Gefühle. Obwohl „Ein Geheimnis im Schnee“ stets Optimismus ausstrahlt, enthält er Spuren von Melancholie und, obwohl Sonny Dunes, Die Protagonisten, sich in der Vergangenheit praktisch neu erfunden hat, werfen dunkele Erinnerungen Schatten auf ihre Gegenwart.
Persönlich mochte ich diese emotionale Achterbahnfahrt sehr gerne, denn obwohl Sonny viel Negatives erlebt hat, blieb sie stets positiv und gut gelaunt. Gleichzeitig jedoch wird mir als aufmerksamer Leserin schnell bewusst, dass Sonny sich eine Fassade errichtet hat, um sich selbst zu schützen.
Das beginnt mit der Idee, dass vor vielen Jahren aus Amberrose Murphy die Star-Metrologin Sonny Dunes wurde und setzt sich in einem Umzug fort. Von Michigan zog es Amberrose vor vielen Jahren nach Palm Springs vom tiefen Schnee in die sonnige Wüste.
Ein unfreiwilliger Jobwechsel stellt Sonnys Leben nun erneut auf den Kopf und führt sie schließlich zurück in ihre alte Heimat, wo sie sich mit ihrer eigenen Vergangenheit stets konfrontiert sieht.
„Ein Geheimnis im Schnee“ von Viola Shipman: Ein Roman der Gegensätze
Letztlich ist „Ein Geheimnis im Schnee“ von Viola Shipman ein Roman der mit Gegensätzen spielt und dabei nicht nur starke Charaktere entstehen lässt, sondern auch starke oftmals gegensätzliche Optionen. Bereits weiter oben schrieb ich ja bereits von dem Wechselbad der Gefühle, dass dieser Roman auslöst.
Mir persönlich fällt es schwer, diesen Roman als einen klassischen Weihnachtsroman zu betrachten, aber es fällt mir leicht, ihn als einen facettenreichen Winterroman betrachten, der voller Herzenswärme und Wohlfühlambiente steckt. Bei aller freudigen winterlichen Szenen enthält er doch auch Melancholie und Tragik.
Von Dramatik möchte ich an dieser Stelle nicht sprechen, da er stets seine eher ruhige Atmosphäre beibehält. Gleichwohl treffen hier aber Charaktere aufeinander, die gegensätzlicher nicht sein können und die doch gleichzeitig viel miteinander verbindet.
Eigentlich müsste man an dieser Stelle wohl sagen, dass hier Charaktere aufeinanderprallen. Überaus starke Charaktere, die jeder eine eigene Persönlichkeit mitbringen.
„Ein Geheimnis im Schnee“ von Viola Shipman: Starke Charaktere
Um die Protagonisten in diesem Winterroman zu charakterisieren, müsste ich sie euch im Detail vorstellen, was euch aber vermutlich den Lesespaß an diesem Roman nehmen würde. Ein paar Worte zu Amberrose Murphy alias Sonny Dunes habe ich ja bereits verloren.
Darüber hinaus gibt es noch Lisa, die Amberrose sei der gemeinsamen Zeit an der Uni kennt und sie in einer Zeit auftreten, in der Sonny glaubt alles verloren zu haben. Lisa gibt ihr einen Job bei einem lokalen Fernsehsender, der selbst kurz vor dem Verfall steht. Sie macht ihr deutlich, dass sie ebenso sehr auf Sonny angewiesen ist, wie Sonny auf diesen Job. Sie ist es auch, die dafür sorgt, dass die Star-Metrologin anfängt an Winterevents teilzunehmen, um darüber zu berichten, und so lernt wieder das Gute am eisigen Winter Michigans zu sehen. Durch sie lernt Sonny auch Mason kennen, der die Winterevents in Traverse City organisiert.
Mason wiederum erkennt, dass sich Sonny in einer Zwickmühle befindet, die durch ihre eigenen Emotionen entstehen. Die mit 50-jährige Karrierefrau hat nie wirklich mehr zugelassen, geschweige denn ihre zutiefst traurige Vergangenheit aufgearbeitet. Sie ist zerfressen von Schuldgefühlen, auf die ich an dieser Stelle natürlich nicht näher eingehen werde.
Darüber hinaus gibt es auch noch Sonnys Mutter, die mit ihren über 70 Jahren immer noch als Hospiz-Schwester arbeitet um anderen den Abschied leichter zu machen und den Angehörigen eine Möglichkeit zu geben, würdevoll Abschied zu nehmen.
Als letzte für mich tragende Figur möchte ich hier Icicle erwähnen, er ist der Sohn einer ehemaligen Mitstudierenden, die Amberrose ebenso wie Lisa nie ganz den Augen verloren hat und dennoch nicht unbedingt zugeben würde, dass sie eine Freundin war.
Besagter Icicle ist der Jüngste im Redaktionsteam, ein sogenannter Allrounder, der alles schon einmal gemacht hat. Gleichzeitig traut ihm das Team ebenso wenig zu, wie er sich selbst nach einem Unfall vor einigen Jahren zutraut. Er wird für Sonny Dunes zu einem großartigen Kollegen und guten Freund, der sie so nimmt, wie sie nun mal ist.
Der ein oder andere von euch an dieser Stelle sicherlich, dass es in diesem Roman nicht ausschließlich um die Schönheit des Winterwetters geht, sondern auch um so etwas wie Emotion, Trauer und Verlust, aber auch um Freundschaft, Liebe und die Fähigkeit, sich selbst etwas verzeihen zu können.
Bei diesem Roman fiel es mir schwer, ihn aus der Hand zu legen und doch war er so emotional auffüllen, dass ich meist doch nur am Wochenende dazu kam, ihn entspannt zu lesen. Meiner Meinung nach ist „Ein Geheimnis im Schnee“ kein Roman, der schnell in Vergessenheit gerät, er bleibt vielmehr lange im Gedächtnis und regt zum Nachdenken an und gleichzeitig strahlt er doch so viel Optimismus aus, dass einem das Herz aufgeht, während man der Geschichte folgt.
„Ein Geheimnis im Schnee“ von Viola Shipman: Ein herzerwärmender Wohlfühlroman
Rückblickend könnte ich nun sagen, dass „Ein Geheimnis im Schnee“ nicht unbedingt ein klassischer Weihnachtsroman ist, und hätte damit nicht einmal gelogen. Meiner Ansicht nach erfüllt dieser Roman all jene Punkte, die man sich von einem Weihnachtsroman wünschen würde, bis auf einen. Er spielt nicht an Weihnachten. Vielmehr beginnt dieser Roman kurz nach Weihnachten und geht bis etwa Mitte März. Der anschließende Epilog spielt dann fast ein Jahr später an Silvester.
Genau deshalb charakterisierte ich diesen Roman auch weniger als einen Weihnachtsmann, denn als Winterroman. Die Atmosphäre ist auf jeden Fall winterlich und überaus stimmungsvoll, nur fehlen mir in diesem Roman die Weihnachtsszenen, um ihn als einen klassischen Weihnachtsroman beschreiben.
Trotzdem passt er für mich irgendwo in die Kategorie der Bücher, die ich jetzt in der Adventszeit unbedingt lesen wollte und zum Glück auch gelesen habe. Meiner Ansicht nach handelt es sich hierbei nämlich um einen überaus herzerwärmenden Wohlfühlroman, der bei aller Leichtigkeit viel mehr Tiefe besitzt, als es zunächst den Anschein hat.
In diesem Punkt konnte mich der Roman auf jeden Fall überraschen, denn ich persönlich hatte mit etwas anderem berechnet und wurde dennoch nicht enttäuscht, sondern im Gegenteil positiv überrascht. Bevor ich euch nun erläutern werde, was ich eigentlich erwartet hatte und warum ich die Bahn trotzdem erreichen konnte, möchte ich zunächst auf die Stilistik eingehen.
„Ein Geheimnis im Schnee“ von Viola Shipman: Stilistisches
Als ich damit begann, „Ein Geheimnis im Schnee“ zu lesen, zog mich die Geschichte schon nach wenigen Seiten ihren Bann, denn meiner Ansicht nach kann man sich als medienmachender Mensch gut mit der Protagonistin, sei es nun Sonny Dunes oder Amberrose Murphy, identifizieren.
Es es gelang der Autorin schnell, die Geschichte auf eine persönliche Ebene zu ziehen, was mich auch gleich mehrerer Arten ansprach, denn zum einen machte es die Geschichte selbst sehr persönlich und zum anderen machte es wie lebendig, emotional wie von der Handlung her.
Man konnte sich gut in die einzelnen Figuren einfühlen, auch, wenn man auf den ersten Blick nichts oder nicht viel mit Sonny gemeinsam hatte. Es gelang ihr schnell einen Platz in meinem Leserherzen zu finden und sich dort nicht nur für die Zeit des Lesens selbst häuslich einzurichten.
Schon während Roman las, ahnte ich, dass die Autorin selbst viele Emotionen mit dieser Geschichte verband, denn hier gelang es nicht nur die Dialoge lebendig gestalten und die Handlung charakteristisch für jede einzelne Figur aufzubauen, sondern sich auch emotional auf eine Ebene zu begeben, die so viel Tiefe besaß, dass man es kaum hätte erwarten können. Gleichzeitig was gerade diese emotionale Ebene, überaus authentisch war.
Erwartungen, die ich hatte …
Mir persönlich fällt es schwer, zu erklären, welche Erwartungen ich eigentlich an dieses Buch hatte, da ich bei diesem Buch eine Empfehlung gefolgt war, wusste ich eigentlich relativ wenig darüber, was mich erwarten würde.
Ich erwartete also zunächst einen Weihnachtsroman, der aufgrund des Titels mit ein paar Geheimnissen und ordentlich Schnee gefüllt sein würde. Gleichzeitig befürchtete ich, dass dieser Roman mich aufgrund seines „verschneiten Charakters“ nicht wirklich emotional bewegen würde.
Zuletzt erwartete ich wohl auch, dieser Roman ein emotionaler Roman mit Leichtigkeit wäre. Ein Roman voller Tiefe erwartete ich jedoch nicht. Vielmehr rechnete ich auch nicht damit, dass er melancholisch oder gar schwermütig werden könnte. Letztlich rechnete ich also nicht mit der Mischung, mit der mich der Roman letztlich abholen und gewissermaßen auch überzeugen konnte.
… und, ob sie erfüllt wurden
An dieser Stelle muss ich mir wohl eingestehen, dass ich eine gänzlich andere Erwartung an diesen Roman hatte und dennoch nicht enttäuscht wurde. Ich hatte in einigen Bereichen recht, verschneit war dieser Roman, trotzdem konnte er mich berühren und in einer Emotionalität mitreißen.
Das hatte ich so mit Sicherheit nicht erwartet und wurde hier positiv überrascht, auch was die Vielschichtigkeit der Charaktere anbelangt, wurde ich positiv überrascht, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass jede einzelne Figur so viel Tiefe und Barmherzigkeit besitzt, dass jeder einzelne von Ihnen wohl eine eigene Geschichte wert gewesen wäre.
Obwohl keine der Figuren neben Amberrose Murphy und ihre Geschichte erzählen wird, war es jedoch nicht so, dass ich etwas vermisst hätte, denn die einzelnen Geschichten jeder einzelnen Figur fließen in diese große und ja, ich möchte auch sagen großartige Geschichte mit ein, als Erfahrung oder vielmehr als Erfahrungsschatz, die jede einzelne handelnde Figur, zu einem eigenständigen Charakter macht.
Über die Autorin Viola Shipman
„Viola Shipman arbeitet regelmäßig für People.com, Entertainment Weekly und öffentliche Rundfunkprogramme. Ihre Romane »Für immer in deinem Herzen«, »So groß wie deine Träume«, »Weil es dir Glück bringt« und »Ein Cottage für deinen Sommer« waren sofort Bestseller. Viola Shipman schreibt im Sommer in einem Ferienort, inspiriert von der grandiosen Kulisse des Michigansees.“ (Fischer Verlage)
Fazit zu „Ein Geheimnis im Schnee“ von Viola Shipman
Da ich nicht weiß, wie gut mir die kommenden Bücher noch gefallen, werde ich dieses nicht als ein Jahreshighlight bezeichnen, wohl aber als ein Highlight, dass man unbedingt lesen sollte, wenn man auf der Suche nach einem starken Roman ist, der mit viel Gefühl und ebenso charakteristischen Figuren zu überzeugen weiß. Hier stimmte die Handlung ebenso, wie jede einzelne Figur.
Das Zusammenspiel zog mich so in eine atmosphärisch dichte Geschichte, dass ich dieses Buch nicht aus der Hand legen wollte, aber doch immer mal wieder aus der Hand legen musste, um mich selbst zu sammeln.
Wie bereits weiter oben erwähnt, damit dieses Buch empfohlen worden und ich hätte persönlich nicht damit gerechnet, dass mich dieses Buch derart berühren würde. Letztlich bleibt aber nicht viel anderes übrig, als euch dazu zu raten, dieses in Teilen romantische, aber keinesfalls kitschige Buch ebenfalls zur Hand zu nehmen und euch selbst zu überzeugen.
"Ein Geheimnis im Schnee" von Viola Shipman
"Ein Geheimnis im Schnee" von Viola Shipman war mein erster Winterroman in diesem Jahr und zugegebenermaßen die erste Überraschung. Schließlich ist dieser Roman kein ganz klassischer Weihnachtsroman. Tatsächlich ist dieser Roman eine Liebeserklärung an den Winter und die winterlichen Aktivitäten.
URL: https://www.fischerverlage.de/buch/viola-shipman-ein-geheimnis-im-schnee-9783596708734
Autor: Marie Lanfermann
Name: Ein Geheimnis im Schnee
Autor: Viola Shipman
ISBN: 978-3-596-70873-4
Veröffentlichungsdatum: 2023-09-27
Format: https://schema.org/Paperback
4.8
Vorteile
- Starke Charaktere mit Tiefe und Eigenständigkeit
- Emotional vielschichtig und authentisch
- Persönliche und lebendige Erzählweise
- Überzeugende Handlung mit emotionaler Tiefe
- Wohlfühlatmosphäre trotz ernster Themen
- Persönliches Wachstum und Entwicklung der Protagonistin
- Detaillierte und atmosphärische Beschreibung des Winters
- Thematisierung von Emotion, Trauer, Verlust sowie Freundschaft und Liebe
Nachteile
- Nicht als klassischer Weihnachtsroman erkennbar (keine Weihnachtsszenen)
- Titel könnte irreführend sein (Erwartung eines Weihnachtsromans)
- Emotionale Intensität könnte beim Lesen überwältigend sein
- Möglicherweise nicht für Leser geeignet, die leichte Unterhaltung suchen
- Der Schreibstil und die Tiefe könnten nicht jeden Leser ansprechen