Als ich damit begann „Die Weihnachtsliste“ von Janne Mommsen zu lesen, wunderte ich ich mich zunächst über die Stimmung. Gleich zu Anfang fand ich mich als Leserin an der Seite von Benjamin Stein auf einem Amsterdamer Weihnachtsmarkt wieder. Die Mischung aus unterschiedlichen Eindrücken von Speisen bis Musik machte dem Protagonisten zu schaffen. Er war froh dieser Situation und der weihnachtlichen Stadt zu entkommen. Schließlich würde er in Friedrichstadt, einer idyllischen Kleinstadt in Norddeutschland, den Nachlass seines Onkels regeln, bevor es für ihn am ersten Weihnachtstag nach Singapur ginge.
Mit einer gewissen Erwartung, was ihn in der kleinen Stadt in der Onkel Hein solange zu Hause war, erwarten würde, macht er sich im Cabrio eines Kollegen auf den Weg. Doch in Friedrichstadt ankommen, stellt sich vieles anders dar als erwartet.
„Die Weihnachtsliste“: Weihnachtsgeschenke für alle, die ihn kannten und schätzten?
Eigentlich fährt Ben nach Friedrichsstadt um den Onkel Heins Spielzeugladen aufzulösen und das Haus zu verkaufen. Schließlich soll ihn das Erbe nicht in den finanziellen Ruin stürzen und Ben weiß um die finanzielle Situation seines Onkels, zu dem er über die Jahre nur einen sporadischen Kontakt pflegte.
Hein war als Seemann früher auf Reisen und hat die Welt gesehen, bevor er sich in Friedrichstadt niederließ und seinen Laden eröffnete. Ben ist als Reedereikaufmann heute ebenso viel unterwegs und hat keine Zeit für Sentimentalitäten.
Das er sich mehr Zeit würde nehmen müssen, wird ihm bewusst, als er Onkel Heins Reich erstmals betritt. Hier stehen nämlich nicht irgendwelche Spielzeuge in Regalen, sondern selbstgebaute mit denen Hein Botschaften sendete, Menschen Mut machte und auch Macht in der Politik der Kleinstadt besaß.
Als er die Weihnachtsliste seines Onkels findet, weiß Ben, dass er die Geschenke in diesem Jahr noch würde zustellen müssen. Doch leider hat Hein keine klassischen Namenschilder verwendet, sondern gibt Ben Rätsel auf, die er erst lösen kann, wenn er sich auf die Bewohner einlässt.
Eine Schnitzeljagd zu den neuen Besitzern
So bleibt Ben nichts anderes übrig, als seinen Aufenthalt in der Kleinstadt immer weiter zu verlängern und auf die Bewohner zu zu gehen. In zahlreichen Gesprächen lernt er nicht nur die Bewohner besser kennen, sondern kann im Laufe der Zeit die einzelnen Geschenke zuordnen.
Auf diese Weise schaut Ben gewissermaßen hinter die Fassaden, schließt Freundschaften und lernt ganz nebenbei auch Onkel Hein besser kennen. Es zeigt sich, dass dieser den Wert seiner Spielzeuge nicht mit Geld gegenrechnete, wohl aber bis vor Kurzem Geld besaß. Ben beginnt damit die Geschichte eines Onkels aufzuarbeiten und macht eine Entdeckung, die einiges verändert.
„Die Weihnachtsliste“: ein materielles Erbe und ein immaterielles Gut
Nach und nach erkennt Ben, dass es neben dem materiellen Erbe auch noch das immaterielle Gut gibt, das Hein ihm vererbt hat und, dass die Freundschaften, die auf dieser Basis entstehen, wertvoller sind als alles Geld, dass er ihm auf diese Weise hätte vermachen können.
Auf diese Weise wird Ben immer mehr zu einem vollwertigen Mitglied des Ortes, obwohl er doch eigentlich nur auf dem Sprung war, auf der Durchreise in ein neues Leben. Dabei merkt Ben nicht einmal wie viel Einfluss der verstorbene Onkel Hein sogar nach seinem Leben noch hat.
„Die Weihnachtsliste“: ein Roman mit Tiefe und Moral
Natürlich werde ich euch in dieser Rezension nicht die gesamte Geschichte dieses 192-seitigen Weihnachtsroman erzählen. Da ihr euch dieses Buch aber nicht entgehen lassen solltet, möchte ich euch unbedingt noch erzählen, dass die Geschichte trotz aller Leichtigkeit sowohl Tiefe als auch Moral besitzt.
Diese beiden Elemente entstehen allerdings nicht in erster Linie durch die Handlung, sondern vielmehr durch die Charaktere, denen Janne Mommsen selbst eine Vielschichtigkeit geschenkt hat, die ich so bei einem Weihnachtsroman nicht unbedingt erwartet hatte.
Meiner Ansicht nach ist es möglich diese 192-seitige Geschichte in wenigen Stunden zu lesen. Allerdings würde man der Geschichte auf diese Weise nicht gerecht. Meiner Ansicht nach bietet sich diese Geschichte eher als ein Buch an, dass einen durch die gesamte Weihnachtszeit begleiten kann.
„Die Weihnachtsliste“: weihnachtlich, aber nicht kitschig
All diese Facetten machen dieses Buch für mich zu einem kleinen Erlebnis, das zwar weihnachtlich ist, allerdings nicht kitschig. Wer Weihnachtsromane aufgrund ihrer zumeist kitschigen und romantischen Atmosphäre nicht mag, wird diese Geschichte aufgrund ihres Pragmatismus lieben.
Mir persönlich gefiel dieses Buch ausgesprochen gut, obwohl ich zugeben muss, dass ich mir unter dieser Geschichte etwas anderes vorgestellt hatte. Dabei könnte ich nicht einmal genau sagen, was ich erwartet habe.
In der Vergangenheit habe ich schon andere Romane von Janne Mommsen gelesen. Dann allerdings einige Bücher ausgelassen. Ich mag den Schreibstil und die Art, wie er die Figuren in seinen Geschichten zum Leben erweckt und ihnen eine ganz eigene Persönlichkeit gibt.
All das habe ich auch dieses Mal wieder entdeckt, aber trotzdem war das Gefühl beim Lesen ein anderes als bei früheren Romanen. Es besaß eine weihnachtliche Atmosphäre, war aber unaufgeregt und schnörkellos.
Ein paar Worte zum Cover
Auch das Cover dieses Buches unterschied sich gestalterisch von anderen Bücher des Autors. Somit hätte ich eigentlich schon damit rechnen können, dass dieses Buch anders werden könnte, als andere Romane des Autors.
Das Cover von „Die Weihnachtsliste“ erinnert mich an ein Gemälde. Die dargestellte Szene ist eine der Schlittschuh-Szenen aus dem Buch, was ich im Nachgang recht passend finde, da es einerseits nicht zu viel verrät und trotzdem neugierig macht, da diese Szene zur Geschichte selbst gehört, jedoch keinesfalls spoilert.
Lohnt sich das Hörbuch?
Sabine Kaack gelingt es, dieses Buch mit ihrer Stimme zum Leben zu erwecken. Sie fängt die Stimmung dieses Romans gut ein. Allerdings bleibt sie stets – dem Stil des Buches entsprechend – ein wenig reserviert und zurückhaltend.
Bei diesem Hörbuch passte alles gut zusammen und doch kann ich euch nicht sagen, ob es besser oder schlechter ist, diese Geschichte als Buch zu lesen oder dem Hörbuch zu lauschen. Es ist eine Frage, wie tief man in diese Geschichte eintauchen möchte und inwieweit man sich auf diese Erzählung einlässt.
Über den Autor Janne Mommsen
„Janne Mommsen hat in seinem früheren Leben als Krankenpfleger, Werftarbeiter und Traumschiffpianist gearbeitet. Inzwischen schreibt er überwiegend Romane und Theaterstücke. Mommsen hat in Nordfriesland gewohnt und kehrt immer wieder dorthin zurück, um sich der Urkraft der Gezeiten auszusetzen.“(Rowohlt Verlag)
Fazit zu „Die Weihnachtsliste“ von Janne Mommsen
„Die Weihnachtsliste“ von Janne Mommsen ist zeitlos und passt doch gleichzeitig in ihrer Reserviertheit sehr gut zur gegenwärtigen Stimmung unserer Gesellschaft. Möchte ich euch diesen Roman also empfehlen?
Um diese Frage zu beantworten, müsste ich ausholen und all das zusammenfassen, was ich in dieser Rezension versucht habe, darzustellen. Das möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht. Lasst es mich aus diesem Grund anders beschreiben: Wem angesichts der derzeitigen Herausforderungen und Krisen nicht nach einem allzu fröhlichen Roman ist, wird sich über diesen leicht melancholischen und eher tiefgründigen Weihnachtsroman erfreuen. Dieser Roman macht nachdenklich und lädt dazu ein, die Menschen in seiner Nachbarschaft nicht zu vergessen, sondern viel eher die Begegnung zu suchen.
Die Weihnachtsliste
Als ich damit begann "Die Weihnachtsliste" von Janne Mommsen zu lesen, wunderte ich ich mich zunächst über die Stimmung. Gleich zu Anfang fand ich mich als Leserin an der Seite von Benjamin Stein auf einem Amsterdamer Weihnachtsmarkt wieder. Die Mischung aus unterschiedlichen Eindrücken von Speisen bis Musik machte dem Protagonisten zu schaffen. Er war froh dieser Situation und der weihnachtlichen Stadt zu entkommen. Schließlich würde er in Friedrichstadt, einer idyllischen Kleinstadt in Norddeutschland, den Nachlass seines Onkels regeln, bevor es für ihn am ersten Weihnachtstag nach Singapur ginge.
URL: https://www.rowohlt.de/buch/janne-mommsen-die-weihnachtsliste-9783499009594
Autor: Marie Lanfermann
URL: https://www.rowohlt.de/buch/janne-mommsen-die-weihnachtsliste-9783499009594
Autor: Janne Mommsen
ISBN: 978-3-499-00959-4
Veröffentlichungsdatum: 2023-09-12
Format: https://schema.org/Hardcover
URL: https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/janne-mommsen-die-weihnachtsliste-9783732420582
Autor: Kaack, Sabine; Mommsen, Janne
ISBN: 978-3-7324-2058-2
Veröffentlichungsdatum: 2023-09-27
Format: https://schema.org/AudioBook
4.6
Vorteile
- Weihnachtliche Atmosphäre
- Tiefgründige Handlung
- Vielschichtige Charaktere
- Pragmatischer Stil
- Leicht melancholisch
- Lädt zum Nachdenken ein
- Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen
Nachteile
- Nicht geeignet für Leser, die kitschige Weihnachtsromane bevorzugen
- Möglicherweise weniger actiongeladen als erwartet
- Kann ein langsameres Lesetempo erfordern