„Die Frequenz des Todes – Auris 2“ von Vincent Kliesch und Ideengeber Sebastian Fitzek ist ein Thriller, bei dem man zu Anfang glaubt, alles zu wissen und letztlich feststellt, dass man falsch lag. Wer meine Rezension zu „Auris“ kennt, weiß, dass mich dieses Buch begeistert hat. Die Fortsetzung „Die Frequenz des Todes- Auris 2“ ist dahingehend ein wenig anders. Denn dieses Buch ist von Anfang an nichts für Zartbesaitete.
In „Die Frequenz des Todes“ lernen wir als Leserinnen und Leser zunächst den Alltag einer Familie kennen. Aus Sicht von Mutter Cecile erleben wir also mit, wie sehr sie sich darüber freut, dass die kleine Selma endlich da ist. Sie genießt die Elternzeit, freut sich aber auch auf ihre Rückkehr in ihren Job beim Jugendamt.
Kurze Zeit später wechselt die Szene. Wir wenden uns Jonathan zu. Er ist Psychiater und Psychotherapeut. In seiner Praxis geht er schon einmal unkonventionelle Wege, verhält sich aber stets professionell. Umso schwerer konnte ich nachvollziehen, dass er sich sogar nicht für seine Tochter Selma zu interessieren scheint. Ist er möglicherweise nicht der Vater der kleinen Selma?
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“: Der eigentliche Fall
Wenig später entdeckt Cecile, dass ihre Tochter nicht mehr in ihrer Wiege liegt, dafür ist dort, wo zuvor ihre Tochter lag, nun Blut. Sie alarmiert ihren Mann in seiner Praxis. Er beginnt Selma panisch zu suchen, während sie einen Notruf absetzen will. Noch bevor sie Gelegenheit hat, ihre Adresse zu nennen beendet Jonathan rüde das Telefonat und sperrt Cecile in die Mansarde. Dort wird sie bereits von ihrer Mutter erwartet.
Kurze Zeit später kommt ein Kriminalbeamter in leitender Position auf den forensischen Phonetiker Matthias Hegel zu und bittet ihn den Notruf einer Unbekannten zu analysieren. Hegel, der aktuell im Gefängnis einsitzt, weil er nach wie vor verdächtigt wird, seine Partnerin ermordet zu haben, geht einen Deal mit Holder ein.
Einige Tage später zieht er Jula als helfende Hand hinzu. Sie soll Erkundigungen einholen, denn obwohl er mittlerweile in seinem eigenen Haus ist, genießt er doch nicht die volle Freiheit. Ob es im mit Julas Hilfe gelingt, den Fall zu lösen und worum es sich eigentlich handelt, werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“: ein Thriller in Szenen und Perspektiven
Fragt man mich, wie ich diesen Thriller einschätzen würde, so kann ich sagen, dass „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ vergleichsweise schnell ist. Ursächlich hierfür ist, dass er in unterschiedlichen Szenen dargestellt wird und in regelmäßigen Abständen die Perspektive wechselt. Dabei sind es nicht nur die Perspektiven von Cecile und Jonathan, Jula und Hegel, sondern auch solche Perspektiven, die man zunächst nicht ganz in die Geschichte eingliedern kann. Sie sind mehr oder weniger kleinere oder größere Nebengeschichten, die aber letztendlich ein Großes und Ganzes ergeben.
Die szenische Darstellung der Ereignisse führt außerdem dazu, dass man das Gefühl hat, als es in einem Kino und würde diesen Thriller als Film miterleben. Tatsächlich erscheint dieser Thriller jedoch nicht unbedingt actionreich, sondern eher hintergründig. Die einzelnen Perspektiven tragen dazu bei, dass man einerseits die Geschichte aus möglichst vielen Perspektiven erlebt und andererseits immer nur einen Ausschnitt der entsprechenden Person miterlebt. Auf diese Weise bleibt die Spannung, die sich im Verlaufe der Geschichte aufbaut, lange erhalten.
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“ von Vincent Kliesch: die Besonderheit Hegels und seines absoluten Gehörs
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“ von Vincent Kliesch ist schon durch seine Figurenkonstellation besonders. Dennoch muss ich darauf hinweisen, dass die Besonderheit bei diesem Thriller meiner nach nicht im absoluten Gehör des Ermittlers zu finden ist. Jedenfalls nicht ausschließlich. Letztlich sind es nämlich auf die Fälle, die jeden einzelnen dieser Thriller besonders erscheinen lassen. Dabei unterscheiden sich die Fälle nicht unbedingt dadurch, dass man sie nicht auch auf konventionelle Weise lösen könnte, sondern vielmehr dass sie vorwiegend psychologisch stattfinden.
Dabei ist diese Idee mit dem absoluten Gehör einem Ermittler keinesfalls aus der Luft gegriffen, denn solche forensischen Phonetiker gibt es tatsächlich. Wenn auch nicht allzu viele, so gibt es doch Vorbilder, auf denen Hegel basieren könnte. Die Komponente, dass es sich hierbei aber gleichzeitig auch um einen straffällig gewordenen Ermittler handelt, ist eine weitere Besonderheit dieser Reihe. In Kombination erscheint die Idee, die Sebastian Fitzek seinem Freund und Kollegen Vincent Kliesch hier geliefert hat, nicht nur neuartig, sondern richtiggehend innovativ.
Ich persönlich kann anmerken, dass ich schon sehr gespannt darauf bin, wie ein dritter Teil dieser Reihe aussehen kann. Gespannt vor allem deshalb, weil dieser Thriller zwar einerseits in sich geschlossen ist, gleichzeitig aber ausreichend Fragen offen lässt, um tatsächlich nach „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ auch noch einen dritten Teil schreiben zu können. Spannend wäre dies auf jeden Fall.
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“: Julas Entwicklung
Neben dem Phonetikexperten Matthias Hegel ist Jula die zweite Hauptfigur dieser Reihe, die wiederkehrend ist. Daneben gibt es auch immer wieder Auftritte von ihrem Bruder Elyas und dessen Freund Friedrich, aber die beiden sind im Vergleich zu Jula Nebenfiguren. In diesem zweiten Teil ist Jula allerdings keinesfalls mehr so naiv, Hegel alles zu glauben, stattdessen wird sie von Szene zu Szene offener und selbstbewusster. Dies zeigt sich nicht nur in ihrem Auftritt gegenüber Hegel, sondern auch im Rahmen der Ermittlung. Ja, tatsächlich könnte man behaupten, dass der seelisch geschwächten und physisch instabilen jungen Frau eine Frau wird, die es wieder mit dem Leben aufnehmen kann.
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“: die Stilistik
Bei „Die Frequenz des Todes“ ist es Vincent Kliesch gelungen, jeder Szene nicht nur eine völlig eigene Atmosphäre zu geben, sondern auch jeder einzelnen Figur ihren eigenen Ausdruck.
Jede Handlung jeder einzelnen Figur sorgt also dafür, dass wir als Leserinnen und Leser dieses Buches den Eindruck haben, dass ganze wie in einem Film mitzuerleben. Dabei sind es weniger die sichtbaren Details, die es schaffen einen Eindruck von den Orten zu geben, sondern vielmehr die Details, die man nicht sieht, die diese Geschichte prägen und auszeichnen.
Letztlich sind es dabei nicht nur die atmosphärischen Details, die diesen Thriller zu einem Erlebnis werden lassen, sondern auch die unterschiedlichen Formen der Dialoge und die Unterschiede in der Wortwahl die je nach Perspektive mal schärfer und mal weniger scharf ausfallen. Tatsächlich unterscheidet Vincent Kliesch in seiner Darstellung die Atmosphäre, Stimmung und Situation in der sich die Protagonisten befinden. Die Wortwahl mit der Vincent Kliesch die einzelnen Interaktionen darstellt sind dabei einerseits perfekt aufeinander abgestimmt und doch ein ziemliches Kontrastprogramm.
Mit einer wortgewaltigen Darstellung schafft er es so, mich als Leserin in diesen Thriller hinein ziehen. Dabei ist allerdings nicht nur die Art und Weise wie er es darstellt oder die Stilistik, stattdessen hängt vieles auch von dem Spannungsbogen ab.
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“: der Spannungsbogen
Der Spannungsbogen, den Vincent Kliesch im Rahmen dieser Geschichte gewählt hat, entspricht bis ins kleinste Detail dessen, was er sich zuvor mit Sebastian Fitzek überlegt haben muss. Der Verlauf der Geschichte erinnert dabei eher an eine linear ansteigende Spannungskurve, bei der am Ende die Spannung sprichwörtlich explodiert. Diese Explosion führt dazu, dass man das Buch etwa nach 100 Seiten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte und die restlichen knapp 250 Seiten in einem Rutsch durchliest.
Entspricht die Spannungskurve zunächst einem sanften Anstieg, so scheint sie sich mit einer gewissen Geschwindigkeit zu beschleunigen. Kurz vor Ende hat man dann zwar schon ein paar Aspekte, die sich aufgelöst haben, aber immer noch keinen vollständigen Blick auf das Große und Ganze. Erst zu guter Letzt erfährt man dann, dass alles ganz anders ist, als es zunächst schien.
Über den Autor Vincent Kliesch
„Vincent Kliesch wurde in Berlin-Zehlendorf geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahre 2010 startete er mit dem Bestseller »Die Reinheit des Todes« seine erste erfolgreiche Thriller-Serie, weitere folgten. Mit »Auris« schrieb er den Roman zu einer Hörspiel-Idee seines Freundes Sebastian Fitzek.“(Droemer Knaur)
Über den Ideengeber Sebastian Fitzek
„„Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern. Seit seinem Debüt „Die Therapie“(2006) ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile werden seine Bücher in vierundzwanzig Sprachen übersetzt und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.“(Droemer Knaur)
Fazit zu „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ von Vincent Kliesch
„Die Frequenz des Todes – Auris 2″ von Vincent Kliesch entspricht einerseits voll und ganz meinen Erwartungen, andererseits bin ich überrascht, wie es Vincent Kliesch gelingt praktisch drei Fälle in einem Thriller zu behandeln, die praktischerweise nebeneinander her laufen, denn Hegel hilft Jula ebenso sehr, wie Jula Hegel hilft und beide gemeinsam helfende Mutter und dem verschwundenen Mädchen dabei diesem Fall zu lösen. Julas und Hegels Fälle sind dabei schon aus Band 1 bekannt, werden aber beide zweiten Teil fortgeführt.
Der Fall des verschwundenen Kindes ist neu und dabei mindestens ebenso intensiv, wie die beiden bekannten Fälle. Aus diesem Grund ist es sicherlich nicht empfehlenswert mit „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ zu beginnen, denn bei diesem Thriller erscheint es wesentlich, die einzelnen Teile in der richtigen Reihenfolge zu lesen. So bleibt mir abschließend nicht viel mehr zu sagen, als dass ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung freue.
Wer sollte „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ von Vincent Kliesch lesen?
„Die Frequenz des Todes – Auris 2“ von Vincent Kliesch ist ein Thriller, der mit relativ viel technischem Hintergrund einhergeht. So hatte ich auch schon bei dem ersten Teil „Auris“ das Gefühl, dass sich diese Art von Thriller eher an männliche Leser richtet.
Die Idee zu dieser Reihe ist Sebastian Fitzek übrigens während einer Autofahrt gekommen. So hat er selbst über die Entstehung dieser Reihe erzählt, dass er sich während einer Autofahrt mal wieder über die Qualität seiner Freisprechanlagen geärgert hat, weil es ganz offensichtlich mal wieder ein Funkloch geschafft hatte sein Telefonat zu boykottieren.
Kaum mehr war zu verstehen als ein Rauschen und so fragte sich Sebastian Fitzek ob es wohl Leute gebe, die aus diesem Rauschen noch irgendetwas anderes verstehen würden als das besagte. Als er später zu Hause die Gelegenheit hatte sich selbst davon überzeugen, dass seine Idee in der Realität gäbe, staunte er nicht schlecht, dass es diesen Beruf zwar tatsächlich gibt, er aber durchaus seltener besetzt ist, als man annehmen könnte. Einfach aus dem Grund, weil wenige Menschen über die Fähigkeit des absoluten Gehörs verfügen.
Von der Idee hat Sebastian Fitzek dann seinem Freund und Kollegen Vincent Kliesch erzählt um mit ihm gemeinsam die Idee zu diesen Büchern entwickelt.
Ich muss schon sagen, mir persönlich gefällt die Idee einen forensischen Phonetiker in die Hauptrolle eines Buches zu nehmen sehr gut, aber auch wenn dies nicht in allzu vielen Thrillern ist lang thematisiert wurde, ist die Idee keinesfalls neu, denn ich meine mich daran zu erinnern, schon einmal einen Jugendthriller zu diesem Thema gelesen zu haben.
Die Thematik finde ich nichtsdestotrotz sehr spannend und so freue ich mich darauf, weitere Thriller von Vincent Kliesch zu lesen, möglicherweise auch mit Ideen von Sebastian Fitzek.
Bei diesem zweiten Teil würde ich die Einschätzung weitestgehend genauso geben, behaupte allerdings, dass dieses Buch auch von Frauen gelesen werden kann, sofern sie sich mit echten Thriller beschäftigen möchten und ein technisches Interesse mitbringen.
Obwohl dieser Thriller eher psychologisch ist, ist er nicht unblutig, obwohl er in großen Teilen ohne echte Gewalt auskommt, erfüllt die Gewalt, die stattfindet, hier durchaus ihren Zweck.
Dieser Thriller zeigt aber auch, dass Frauen selbst sehr viel dagegen tun können, zu Opfern zu werden. Anhand von Jula erleben wir den Nutzen eines Selbstbeteiligungskurses. So tritt sie nicht nur erheblich tougher auf, sie weiß sich auch zu wehren.
Somit stellt sich die für mich nicht die Frage, ob ich dieses Buch empfehlen kann, sondern eher wem.
Obwohl ich dieses Buch aufgrund seines technischen Hintergrunds eher einer männlichen Zielgruppe vermuten würde, würde ich mir wünschen, dass es auch viele Frauen gibt, die diesen Thriller lesen, denn „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ hat mit Hegel nicht meinen starken Protagonisten, sondern mit Jula auch eine starke Protagonistin. „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ setzt mit ihr als zweite Hauptfigur auf starke Frauen.
Welche Fragen könnte es im dritten Teil noch geben?
Die Frage, welche Fragen bislang noch offen sind, lässt sich praktisch nicht beantworten, ohne dass man beantworten müsste, was bereits beantwortet wurde. Das möchte ich an dieser Stelle gern vermeiden. Aus diesem Grund nur so viel. Der Fall Hegel ist immer noch nicht abgeschlossen. Auch der Verbleib von Julas Bruder gibt mir noch Rätsel auf, auch wenn wir als Leser in diesem Fall ein wenig mehr wissen, als Jula. Hinzu kommt außerdem auch noch eine neue Frage: Was hat es mit Mathilda auf sich und wie geht es mit ihr weiter?
Ich hoffe sehr darauf, dass in einem dritten Thriller, der dann hoffentlich an „Die Frequenz des Todes– Auris 2“ heranreicht, Hadrian mal nicht nur in der virtuellen Welt von Bedeutung ist. Auch für Friedrich würde ich mir einen stärkeren Einsatz wünschen. Denn meiner Meinung nach hat er durchaus viele Einsatzmöglichkeiten. Bereits im ersten Teil war er ja durchaus stark und auch im zweiten Teil besetzt er keine ganz unwichtige Aktion.
Darüber hinaus könnte ich mir vorstellen, dass es viele neue Fälle geben könnte, in denen Hegels absolutes Gehör nicht nur wichtig, sondern essenziell wird. „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ könne somit nur der Auftakt in eine ganze Reihe von Fällen gewesen sein, wenn Bedarf besteht mit Sicherheit, sonst gäbe es diesen Beruf wohl auch nicht bei realen Kriminalämtern.
Meiner Ansicht nach kann man also sagen, dass es diesen dritten Teil auf jeden Fall geben wird, denn auch wenn die Duologie „Auris“ bereits spannend war, muss es eine Fortsetzung geben um die noch offenen Fragen tatsächlich zu beantworten. „Die Frequenz des Todes – Auris 2“ von Vincent Kliesch war auf jeden Fall eine gelungene Fortsetzung die bereits viele Fragen beantwortet hat. Um näheres zu erfahren, rate ich Euch dringend, diese Fortsetzung zu lesen.
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