„Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny hörte ich bereits kurz nach dem Erscheinen im Frühjahr 2020 erstmals. Damals nahm ich diesen Krimi als einen vergleichsweise entspannten Whodunnit-Krimi wahr, der dennoch mit spannenden Elementen überzeugen konnte.
In die Gemeinschaft von Three Pines, dem fiktiven Ort, in dem der kanadische Chief Inspector Armand Gamache seine Fälle aufklärt, konnte ich mich gleich perfekt einfühlen. Die meisten der recht spleenigen Dorfbewohner wuchsen mir damals recht schnell ans Herz.
Sie waren mir also durchaus nicht unsympatisch. Der Krimi überzeugte mich damals vor allem mit seiner Atmosphäre. Die eher ländliche Kulisse und die recht entspannte Stimmung waren damals ein echtes Erlebnis für mich.
Aus diesem Grund freute ich mich auf die Serien-Adaption von „Three Pines“, die bei Sat 1 gezeigt werden sollte, musste aber feststellen, dass mir die Umsetzung nicht ganz zusagte. Dennoch wollte ich es noch einmal mit den Hörbüchern versuchen und wurde auch nicht enttäuscht.
„Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny: Das Dorf Three Pines
„Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny ist der Auftakt einer klassischen kanadischen Krimireihe, die mit frankophilen Elementen überzeugt. Die Reihe selbst umfasst mittlerweile 18 Bände und spielt im kleinen fiktiven Ort „Three Pines“.
Das Dorf „Three Pines“ aus den Büchern von Louise Penny wird als idyllischer und malerischer Ort beschrieben. Es ist ein kleines Dorf in Kanada, das von roten Wäldern umgeben ist. Die Atmosphäre in Three Pines wird als einladend und charmant beschrieben, mit freundlichen Bewohnern, die sich gegenseitig unterstützen.
Die Hauptstraße des Dorfes in dem „Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny spielt, wird gesäumt von alten, charmanten Häusern und kleinen Geschäften. In der Mitte des Dorfes befindet sich ein malerischer Dorfplatz mit einer alten Kirche und einem Café, wo die Bewohner zusammenkommen und sich austauschen.
Die Landschaft um Three Pines herum ist geprägt von dichten Wäldern, sanften Hügeln und klaren Seen. Alles in allem strahlt das Dorf „Three Pines“ eine ruhige und heimelige Atmosphäre aus, die es zu einem besonderen und beliebten Rückzugsort macht.
„Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny: Die Einwohner und Ermittler
Jane Neal, die Tote, züchtete Rosen in ihrem Garten und war vor ihrer Pensionierung Lehrerin im Dorf. Sie war eigentlich sehr beliebt und interessierte sich für Kunst. Allerdings durfte niemand ihre Bilder ansehen oder ihr Wohnzimmer zu ihren Lebzeiten betreten.
Warum sie ein Problem damit hat, ihre Kunst zu zeigen und keine Gäste außerhalb ihrer Küche oder ihrer Veranda empfängt, wird mir als Hörerin erst später erklärt. Zunächst spekulieren die Dorfbewohner selbst über Janes Spleen, da sie ansonsten als sehr freundliche, aber auch ruhige Bewohnerin des Ortes wahrgenommen wird. Die ältere Frau lebt alleine in ihrem Haus, von Golden Retrieverdame Lucy einmal abgesehen und war nie verheiratet. Sie hatte jedoch eine Schwester mit Tochter.
Da ihre Schwester vor einigen Jahren verstarb, informiert Armand Gamache Janes Nichte Jolande Fantaine über den Tod ihrer Tante. Diese arbeitet als Maklerin in der nächstgrößeren Stadt und ist auch für den Großraum Williamsburg zuständig. Sie will schnellstmöglich in das Haus ihrer Tante. Sie erscheint theatralisch und möchte zunächst im Haus der Tante aufräumen, bevor die Polizei es betritt.
Als Jane durch einen Schuss mit der Armbrust zu Tode kommt, steht das Dorf unter Schock. Niemand kann sich ihren Tod erklären. Zunächst glaubt man an einen Jagdunfall.
Ben Hadley hat die Leiche von Jane Neal gefunden. Er ist ein eher ängstlicher Mann, dessen Familie ein Teil des Waldes gehört. Er erzählt Gamache mehr über die Geschichte des Ortes. Gamache erkennt schnell Bens Leidenschaft für die englische Sprache. Obwohl er zweisprachig aufgewachsen ist, sieht es sich als Engländer. Für ihn ist das Individuum wichtiger als das Kollektiv.
Clara und Peter Morrow sind die besten Freunde von Ben und waren gleichzeitig Janes Nachbarn. Clara ist religiös. Sie war beim Erntedank-Gottesdienst und hofft, dass Jane einfach nur verspätet erscheint.
Von ihrem Mann Peter erfährt sie, dass Jane tot ist. Er ist ein sehr kontrolliert wirkender Mann. Während Clara sich ein Leben ohne Jane nicht vorstellen kann, macht sich Peter vor allem Gedanken um seine Frau Clara. Das ihn Janes Tod dennoch berührt, zeigt sich vor allem in einer leichten Fahrigkeit.
Olivier Brulé und Gabri Dubeau führen das Café, den örtlichen Treff der Bewohner von Three Pines. Gleichzeitig ist Das Café aber auch ein Laden, in dem die Bewohner des Ortes Möbel und Einrichtungsgegenstände kaufen.
Olivier und Gabri sind zugezogene und leben erst seit 12 Jahren im Ort. Olivier ist sehr offen und hilfsbereit. Er ist vertrauenswürdig, herzlich und gleichzeitig unaufgeregt und zurückhaltend. Gabri ist ob Janes plötzlichen Todes mit den Nerven am Ende.
Das Ermittler-Team kann sich hier einrichten und erfährt im Café eine Menge über Three Pines und seine Bewohner.
Armand Gamache ist der zuständige Chief Inspector. Er wohnt mit seiner Frau Reine-Marie in Quebec und kommt mit seiner Kollegin Yvette Nichol nach Three Pines um den Fall zu lösen. Jean Guy Beauvoir ist sein Ansprechpartner vor Ort. Isabelle Lacoste gehört als Agentin der Sûreté de Quebec zum Team der Ermittler.
Gamache steht für einen respektvollen Umgang miteinander und fördert die Zusammenarbeit innerhalb seines Teams. Mit dem selben Respekt begegnet er auch seinem Chef Michel Brébeuf. Die Beiden sind langjährige Freunde und kennen sich seit ihrer gemeinsamen Schulzeit.
Dr. Sharon Harris untersucht die Todesursache von Jane Neal und vermittelt den Ermittlern die benötigten Untersuchungsergebnisse. Auf den ersten Blick ist ihre Rolle in diesem Fall überschaubar, da die Todesursache selbst für Laien ersichtlich ist. Unwichtig ist sie jedoch keines Falls.
Ruth Zardo ist eine ältere Dame, die gebeugt geht und dennoch viel robuster zu sein scheint als Gamache zunächst annimmt. Sie echauffiert sich über die vermeintlich ineffektive Ermittlungsarbeit der Polizei auf. Sie zweifelt an der Autorität der Polizei. Ruth Zardos Verhalten gibt dem Inspector zunächst Rätsel auf. Sie sieht das Leben als einen ständigen Kampf, gibt Gamache aber einige Einblicke in Janes Jugend.
Myrna Landers war Psychologin bevor sie nach Three Pines kam und die örtliche Buchhandlung übernahm. Ihren Freunden und Nachbarn leiht sie aber auch schon einmal ein Ohr, wenn diese Hilfe benötigen. Sie ist ein wichtiger Teil der Gemeinschaft.
Henri Lariviere ist ebenso wichtig. Als Bildhauer unterstützt er die Arts Williamsburg und steht Jane Neals Bildern skeptisch gegenüber. Allerdings ist er damit nicht allein. Die Arts Williamsburg wird außerdem von Elise Jacobs mit organisiert. Bernard Malenfant ist ein 14-jähriger Junge, der in Three Pines lebt und sorgt immer mal wieder für Unruhe im Ort.
Damit sollte ich die einzelnen Bewohner von Three Pines sowie das Ermittlerteam im Fall Jane Neal vorgestellt. Doch über den Fall selbst wisst ihr noch sehr wenig. Das möchte ich nun ändern, ohne euch zu viel zu verraten.
„Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny: Der Fall Jane Neal
Der Fall „Jane Neal“ ist der Grund, warum Armand Gamache in das Dorf Three Pines kommt. Dieser erste Fall liegt mehrere Jahre zurück und Armand Gamache, der mittlerweile als Polizeichef von Quebec arbeitet, blickt zurück auf seine wichtigsten Fälle. Bezüglich Three Pines schauen wir als Leserinnen und Leser oder Hörerinnen und Hörer zurück auf die Anfänge. Sein allererster Fall im Dorf, dass auf keiner Karte zu finden ist, war der Tod der früheren Dorflehrerin Jane Neal. Ben Hadley hat sie tot im Wald gefunden, erschossen mit einer Armbrust und zunächst glaubt jeder an einen Jagdunfall.
Armand Gamache, damals Leiter der Mordkommission in Montréal, stellte dennoch einige Nachforschungen an und lernt so alle Bewohner des Dorfes kennen. Ich habe euch als Leserinnen und Leser dieser Rezension bereits einen ersten Eindruck in die Bewohner des Dorfes gegeben. Vielleicht habe ich den ein oder anderen vergessen, aber einige wichtige Figuren habt ihr hier bereits vorgestellt bekommen.
Natürlich werde ich euch den Fall Jane Neal an dieser Stelle nicht lösen, denn das würde euch Spaß an der Geschichte nehmen. Fakt ist aber, dass im Verlauf der Geschichte praktisch das ganze Dorf kennenlernen und Armand Gamache am Ende ein Wochenendhaus in der Region kauft. Er fühlt sich einfach wohl in Three Pines.
„Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny: ein Wohlfühlkrimi
Wer „Das Dorf in den Wäldern“ zum ersten Mal hört oder – wie ich – nach vielen Jahren wieder, wird sich zunächst nur die langsame Entwicklung wundern, die für einen Krimi mehr als ungewöhnlich ist. Tatsächlich war ich von dieser langsamen Entwicklung anfangs nicht nur verwundert. Sie hat mich in gewisser Weise sogar gestört.
Wenn ich einen Krimi erwarte, so erwarte ich, dass der Fall selbst eine gewisse Dynamik hat. Diese Dynamik fehlte mir beim Hörbuch „Das Dorf in den roten Wäldern“ zunächst völlig. Das Buch hätte ich an dieser Stelle vielleicht sogar abgebrochen, hätte damit aber tatsächlich einen starken Krimi verpasst, denn sobald wir die einzelnen Bewohner des Dorfes kennen gelernt haben, lernen wir sie auch lieben. Es handelt sich also weniger auf einen Krimi, der von seiner Spannung oder seiner Brutalität lebt, sondern eher um einen Wohlfühlkrimi.
Was zunächst ein wenig seltsam klingen mag, schließt sich hier aus. Louise Penny hat es geschafft, einen gewaltsamen Tod nicht nur unblutig zu erzählen, sondern auch so, dass man sich in der Szenerie wohlfühlt, dass man sich gut unterhalten fühlt und gleichzeitig das Gefühl hat, man selbst würde im Dorf neben den drei Kiefern, Three Pines, wohnen und jeden Bewohner persönlich kennen. Jede einzelne Figur kommt nämlich zu Beginn zu einer Art Antrittsbesuch um sich vorzustellen.
Dabei gibt es jedoch auch einige Dinge, die verheimlicht werden und sich erst im Laufe der Geschichte um das Dorf in den roten Wäldern offenbaren.
„Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny: Rückblickend mit Abstand erzählt
Dass „Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny alles andere als gewöhnlich ist, dürfte aus meiner bisherigen Rezension deutlich geworden sein. Neben der auffallenden langsamen Entwicklung, der hohen Figurendichte und der vermeintlichen Dorfidylle gibt es eine weitere Besonderheit: die Geschichte wird in einer Form Retrospektive erzählt.
In manchen Szenen wirkte „Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny für mich so, als hätte Armand Gamache am Ende seiner Karriere einen nostalgischen Moment und blickt aus diesem Gefühl heraus zurück auf seine Anfänge als er als Inspector in Montreal erstmals nach Three Pins gerufen wurde. Zum ersten von insgesamt über 20 Fällen in der ländlichen Idylle.
Als Leserin oder Hörerin erfahre ich also in einem Rückblick alles über diesen Fall erfahre. Was bei der ersten Betrachtung ungewohnt erscheint, trägt bei genauerer Betrachtung dazu bei, dass dieser Krimi sehr entspannend, aber keinesfalls langweilig erscheint. Dieser Effekt wird beim Hörbuch noch einmal verstärkt. Hans-Werner Meyer unterstreicht mit der Art, wie er diese Geschichte spricht jedoch nicht nur die Ruhe, sondern verleiht der Geschichte ebenso eine positive Stimmung und authentische Haltung, die die Hörerinnen und Hörer jedoch nicht überzeugen möchte oder muss.
Vielmehr entsteht durch diese Atmosphäre die Vorstellung, dass Armand Gamache die Hörerinnen und Hörer dazu einlädt, „Das Dorf in den roten Wäldern“ kennen und schätzen zu lernen.
Über die Autorin Louise Penny
„Louise Penny, 1958 in Toronto geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Angewandten Kunst achtzehn Jahre lang als Rundfunkjournalistin und Moderatorin in ganz Kanada. Mit dem Schreiben begann sie erst spät. Ihr erster Roman Das Dorf in den roten Wäldern wurde 2005 weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, und auch die folgenden Gamache-Krimis wurden vielfach ausgezeichnet und eroberten die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern. Louise Penny lebt in Sutton bei Québec, einem kleinen Städtchen, das Three Pines zum Verwechseln ähnelt.“ (Kampa Verlag)
Über den Sprecher Hans-Werner Meyer
Hans-Werner Meyer, geboren 1964 in Hamburg, ist einer der bekanntesten deutschen Film- und Theaterschauspieler. Neben Engagements am Residenz-Theater in München und an der Berliner Schaubühne war er u.a. in »Der Baader Meinhof Komplex« zu sehen. Hans-Werner Meyer ist fester DAV-Sprecher für die Hörbücher von Louise Penny.“ (Der Audio Verlag)
Fazit zu „Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny
Mir hat der Krimi „Das Dorf in den roten Wäldern“ von Louise Penny gut gefallen. Es ist ein bemerkenswerter Auftakt in eine außergewöhnliche Krimiserie, die mit weit mehr als einer ungewöhnlichen Kulisse überzeugen kann.
Das Dorf in den roten Wäldern
"Das Dorf in den roten Wäldern" von Louise Penny hörte ich bereits kurz nach dem Erscheinen im Frühjahr 2020 erstmals. Damals nahm ich diesen Krimi als einen vergleichsweise entspannten Whodunnit-Krimi wahr, der dennoch mit spannenden Elementen überzeugen konnte.
URL: https://kampaverlag.ch/produkt/das-dorf-in-den-roten-waeldern/
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Louise Penny
ISBN: 978-3-311-12006-3
Veröffentlichungsdatum: 2019-02-11
Format: https://schema.org/Paperback
Autor: Louise Penny; Hans-Werner Meyer
ISBN: 9783742410429
Veröffentlichungsdatum: 2019-02-28
Format: https://schema.org/AudioBook
4.5
Vorteile
- Idyllische und malerische Beschreibung des Dorfes "Three Pines"
- Einladende und charmante Atmosphäre mit freundlichen Bewohnern
- Langsame Entwicklung ermöglicht Kennenlernen und Lieben der Figuren
- Gewaltsamer Tod wird unblutig und wohlfühlend erzählt
- Hohe Figurendichte und Dorfidylle schaffen einzigartige Szenerie
- Entspannende und nostalgische Rückblickserzählung
- Authentische Haltung und positive Stimmung durch Hans-Werner Meyer
Nachteile
- Langsame Entwicklung am Anfang könnte anfänglich störend wirken
- Dynamik im Krimi fehlt anfänglich, was ungewöhnlich ist
isabella
ist dies eine reihe, wie der bozner krimi? lg isabella
Marie Lanfermann
Hallo Isabella,
bei Armand Gamache handelt es sich eine (Hör-)Buch-Reihe mit über 20 Titeln mit viel Lokalkolorit. Das ganze spielt in Kanada in der Nähe von Montreal. Three Pines selbst ist fiktiv. Ich werde die Reihe nach und nach vorstellen.