„Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn ist ein Kriminalroman, in dem es natürlich eine Leiche gibt, aber auch eine spannende Suche, nämlich die Suche nach dem perfekten Gin. Wobei diese Suche nach dem perfekten Gin definitiv den Mittelpunkt der Geschichte bildet, allerdings auch mit dem Fall tun hat. Wer meinen Blog schon längere Zeit liest, der weiß, dass ich eine Vorliebe für kulinarische Krimis habe und auch schon einige Bücher von Carsten Sebastian Henn gelesen habe. Das neue Buch ist jedoch nicht Teil einer Reihe, sondern entweder ein Reihenauftakt oder ein Standalone.
„Der Gin des Lebens“: die Geschichte einiger Tote und eines verdammt guten Gins
Doch den Anfang der Geschichte bildet etwas ganz anderes, denn Benne Lerchenfeld, macht seiner Freundin einen Heiratsantrag, doch diese lehnt leicht pikiert ab und erklärt ihm, schon längst in einer neuen Beziehung zu stecken. Benne ist am Boden zerstört, steigt in seinen geliebten Oldtimer, lässt sich von seinem Handy die Route zu seiner Werkstatt anzeigen und landet ohne Vorwarnung im Rhein.
Als er wenig später pitschnass, aber immerhin lebendig in seiner Werkstatt ankommt (mit einem Taxi und ohne seinen geliebten Oldtimer), ist für ihn der perfekte Anlass gekommen, den Gin zu eröffnen, den sein Vater ihm einst vererbt hat.
Bislang hat er ihn weder geöffnet, noch jemals bei seinem Vater probiert, schließlich war er erst 14, als er ihn von seinem Vater geschenkt bekam. Für einen besonderen Anlass. Nachdem er den ersten Schluck genommen hat, probiert er gleich noch einen zweiten, denn der Gin, den er hier vor sich hat ist etwas Besonderes. Es ist der Gin seines Lebens.
Leider hat Alexander Lerchenfeld, seinem Sohn nie das Rezept für diesen Gin weitergegeben und auch in den Unterlagen seines Vaters gibt es kein solches, aber in einer Art Notizbuch hat er für einige Tage ein paar Notizen hinterlassen. Einige Wochen bevor er den Gin hergestellt hat, war er in einem Bed&Breakfast in Plymouth. Ob er hier seine Inspiration gefunden hat?
Währenddessen hat Cathy Callaghan in Plymouth ganz andere Probleme. In ihrem Garten liegt die Leiche eines Obdachlosen, der ihr und ihrem Bruder Matt gut bekannt ist. Natürlich gerät sie bald ins Visier der Ermittler und dann steht auch noch Benne vor ihr und bittet um ein Zimmer, dabei ist sie ausgebucht. Doch als er ihr seine Geschichte erzählt, bietet sie ihm das Bild in ihrem Arbeitszimmer an.
Schon bald erkennen beide, dass ihre Väter miteinander befreundet waren und beide eine Leidenschaft für gute Gins besaßen. Außerdem sind beide längst auf tragische Weise ums Leben gekommen. Ob es weitere Verbindungen gibt und ob es den beiden gelingt, den perfekten Gin zu kreieren, werde ich an dieser Stelle sicherlich nicht verraten. Wer es wissen will, wie das Buch also selbst lesen müssen.
„Der Gin des Lebens“: ein Krimi nicht nur für den Gin-Liebhaber
Ich persönlich habe noch nie einen Gin probiert, weder einen guten noch einen schlechten. Trotzdem machte mich dieser durchaus ungewöhnliche Krimi gleich neugierig, denn mir war nicht bewusst, wie vielfältig die Botanicals sind, die in einem Gin Verwendung finden können. Gleichzeitig versprach die Geschichte, die Carsten Sebastian Henn in diesem Krimi erzählte, nicht nur gute Unterhaltung, sondern auch etwas Unerwartetes.
Da ich bereits andere Krimis von Carsten Sebastian Henn gelesen habe (zum Beispiel „Der letzte Champagner“ und die übrigen Krimis der Adalbert-Bietigheim-Reihe oder auch „Gran Reserva“) wusste ich bereits, dass mich vermutlich ein kulinarischer Hochgenuss erwarten würde. Gleichzeitig erwarte ich, dass dieses Buch nicht nur Lust machen würde, einen Gin zu probieren, sondern auch aufgrund seiner Spannung überzeugt.
„Der Gin des Lebens“: Ein kurzer Blick auf Cathy Callaghan und Benoit Lerchenfeld
Nun, ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn dieser Krimi hier ganz anders war, als ich es von der Adalbert-Bietigheim-Reihe gewohnt war. Obwohl, es gab schon Parallelen. So spielte auch in diesem Buch ein Hund mit. Trotzdem waren die Charaktere in diesem Buch längst nicht so exzentrisch wie ein Adalbert Bietigheim.
Genau genommen sind sowohl Cathy Callaghan und Bene Lerchenfeld, der eigentlich Benoit heißt, Typen von nebenan, mit einigen ungewöhnlichen Hobbys.
Benoit Lerchenfeld führte seit vielen Jahren eine Kfz-Werkstatt, die auf Oldtimer spezialisiert war, bevor er sich schließlich dem Gin zuwandte, Hals über Kopf alles hin warf und den Hinweisen seines Vaters folgte. Seiner Mutter, die einen Faible für Frankreich besitzt, verdankt er seinen gewöhnlichen Vornamen. Sein Vater hätte es ihr nicht durchgehen lassen sollen, seinen Sohn so ungewöhnlich zu nennen, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Aber auf jeden Fall hat sie ihn geprägt.
Cathy Callaghan betreibt das Bed&Breakfast schon seit einiger Zeit. Es gehörte einst ihren Eltern, doch die sind bei einem tragischen Feuer ums Leben gekommen, sodass sie zusammen mit ihrem Bruder einige Zeit bei ihrem Onkel und ihrer Tante wohnte. Es war keine leichte Zeit, aber auch keine so schlechte. Allerdings kümmert sie sich auch heute noch um ihren Bruder, der im Rahmen seines Alkoholproblems zu einer multiplen Persönlichkeit neigt. Wenn er zu viel getrunken hat, kann es sein, dass er entweder zu Sir Francis Drake wird oder zu Bligh.
Mit den Männern in ihrem Leben hatte sie es bislang alles andere als leicht. Bislang ist jede ihrer Beziehung vor die eine oder andere Wand gelaufen. Mit den Gästen ihres Hauses verbindet sie mehr als pure Gastfreundschaft. Fast schon hat man den Eindruck, es handele sich um eine eingeschworene Gemeinschaft.
Sprachliches und Besonderheiten
Neben eines unterhaltsamen wie spannenden Krimi gibt es in diesem Buch einige sprachliche Besonderheiten, denn Carsten Sebastian Henn nutzt das richtige kulinarische Vokabular und stellt neben der eigentlichen Geschichte auch noch eine ganze Menge Hintergründe zum Gin bereit, diese binden sich über eine Nebenhandlung der Geschichte zwar wunderbar hinein, machen es aber gerade zu Anfang doch etwas schwierig, sich auf das Thema Gin einzulassen, wenn man sich bislang nicht mit diesem kulinarischen Hochgenuss beschäftigt hat.
Trotzdem lohnt es sich, dieses Buch zu lesen, denn auf diese Weise erhält man nicht nur einen starken wie ungewöhnlichen Krimi, sondern auch den Hintergrund, den es braucht, um am nächsten Gespräch mit Freunden ein wenig mit dem Wissen anzugeben. Natürlich ist es auch erlaubt, das Wissen für sich zu behalten, aber selbst in diesem Fall hat man beim nächsten Restaurant Besuch die Möglichkeit gegebenenfalls einen Gin nach dem Essen zu genießen.
Egal, was man letztendlich mit dem Wissen anfängt, der Sachbuch-Anteil in „Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn ist sicherlich ein kleiner aber feiner Schatz, der diesen Roman das gewisse Etwas gibt und gleichzeitig die kulinarische Expertise verbessert.
Da die Sprache in „Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn ebenfalls ein wenig vom klassischen Romancharakter abweicht, ist es sicherlich nicht ganz einfach, als Neuling in den Bereich der Kulinaristik einzusteigen, mit den Romanen von Carsten Sebastian Henn wird der Einstieg in den Genuss aber sicherlich leichter, denn obwohl Carsten Sebastian Henn Fachvokabular verwendet, bleibt dieses nicht lange unerklärt. Auf diese Weise verbindet sich Anspruch mit Lesbarkeit gute Unterhaltung, was den Roman zwar immer noch ungewöhnlich macht, aber keinesfalls schwer zu lesen.
In meinem Fall kann ich behaupten, dass mich „Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn so neugierig gemacht hat, dass ich angefangen habe, mich selbst ein wenig mit diesem kulinarischen Aspekt zu beschäftigen.
„Der Gin des Lebens“: Reihenauftakt oder Standalone?
Tatsächlich kann ich nicht sagen, ob es sich bei „Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn um einen Reihenauftakt oder einen Standalone handelt, da es bei diesem Krimi sowohl Hinweise darauf gibt, dass man noch ein wenig mehr über Cathy Callaghan und Bene Lerchenfeld erfahren könnte, aber ebenso weiß man ja bereits, dass der Kriminalfall, der diesen Krimi ausmacht bereits abgeschlossen ist, wenn dieser Roman endet.
Ich bin mir allerdings sicher, dass sich diese beiden Hauptfiguren auch gut dazu anbieten würden, in einer möglichen Fortsetzung von „Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn als Nebenfiguren mitzuwirken. Vielleicht wird es also eine Fortsetzung, in denen eine jetzige Nebenfigur eine Hauptrolle übernimmt. Ich könnte mir aber auch genauso gut vorstellen, dass wir die beiden irgendwann in einer ganz anderen Reihe noch einmal erwähnt bekommen.
Handelt es sich bei „Der Gin des Lebens“ also nun um ein Reihenauftakt oder um einen Standalone? Nun, diese Frage kann ich Euch wohl erst beantworten, wenn Carsten Sebastian Henn einen neuen Roman angekündigt hat. Leider müssen wir uns da noch ein wenig gedulden.
Über der Autor Carsten Sebastian Henn
„Carsten Sebastian Henn wurde 1973 in Köln geboren und lebt heute noch im Rheinland – mit zwei Kindern, drei Katzen und 12 Rebstöcken. Der WDR erklärte den mehrfach ausgezeichneten Autor zu „Deutschlands König des kulinarischen Krimis“„.
In vielen seiner Romane geht es um Mord, Wein und gutes Essen. Seine achtbändige Krimi-Reihe um den Ahrtaler Koch und Meisterdetektiv Julius Eichendorff liegt komplett in Hörbuch-Form vor, eingesprochen von Jürgen von der Lippe.
In zwei Romanen („Tod & Trüffel“ sowie „Blut & Barolo“) folgt er den Abenteuern der beiden Vierbeiner Giacomo und Niccolo im Piemont. „Birne sucht Helene“ ist eine kulinarische Liebeskomödie, die zeigt wie viele Hindernisse auf einen Mann warten, der sich ins Herz seiner großen Liebe kochen will.
Aber nicht nur durch seine literarischen Werke, sondern auch durch seine Sachbücher zum Thema Wein hat Carsten Sebastian Henn sich deutschlandweit einen Namen gemacht. Er ist zudem ständiger Mitarbeiter des internationalen Weinmagazins „Vinum“ und Redaktionsmitglied des „Gault Millau WeinGuide Deutschland“.
2009 gründete Carsten Sebastian Henn, der in Australien während seines Studiums auch Weinbauseminare belegte, die „Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft“ und keltert seitdem gemeinsam mit den besten Winzern Deutschlands streng limitierte Spitzenweine.“(Autorenprofil)
Fazit zu „Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn
„Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn ist sicherlich ein ungewöhnlicher Krimi, zumal ich mir anfangs noch nicht einmal sicher war, ob hier tatsächlich der Krimi oder nicht eher der Gin Genuss im Vordergrund steht. Meiner Meinung nach ist es eine Verbindung aus beidem, denn in „Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn geht es zu 70 oder 80 % darum, diesen Gin herzustellen. Cathy und Benne machen sich schließlich gemeinsam nicht nur auf die Suche nach dem Täter, sondern auch nach dem Rezept für diesen Gin.
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist „Der Gin des Lebens“ ein Krimi, deren Charakter dennoch ein Krimi ist, denn auch wenn die Suche nach dem Mörder vermeintlichen Hintergrund rückt, handelt es sich doch auch um einen klassischen Krimi, denn die insgesamt drei Toten haben allesamt mehr mit dem Gin zu tun, als man zunächst annehmen möchte.
„Der Gin des Lebens“ von Carsten Sebastian Henn ist somit ein Krimi, den ich Euch empfehlen möchte, sofern ihr Euch für alkoholische Getränke und ihre Herstellung interessiert. Ein gewisses Interesse an diesem Thema muss nämlich vorausgesetzt werden, wenn Euch dieser Krimi Spaß machen soll. Gleichzeitig kann ich Euch sagen, dass dieser Kriminalroman auch Spaß machen kann, wenn man besagtes Interesse noch nicht mitbringt, denn wer diesen Kriminalroman gelesen hat wird sich danach auf jeden Fall ein wenig für das Thema interessieren.
Für wen wurde „Der Gin des Lebens“ geschrieben?
Nun, „Der Gin des Lebens“ wurde von Carsten Sebastian Henn deshalb geschrieben, um das Interesse an Gin zu fördern und gleichzeitig die Leser zu unterhalten. Meiner Meinung nach ist diese Herangehensweise geradezu optimal um etwas Neues kennen zu lernen, denn durch den Kriminalroman hat man nicht das Gefühl etwas zu lernen, sondern lernt es mehr oder weniger nebenbei.
„Der Gin des Lebens“ weckt bei dem einen oder anderen Leser sicherlich das Interesse daran, sich ein wenig intensiver mit der Herstellung von Gin zu beschäftigen oder vielleicht einmal einen Gin zu probieren.
Aus diesem Grund kann ich „Der Gin des Lebens“ vor allem jenen Lesern empfehlen, die sich für die unterschiedlichsten Genuss- Aspekte begeistern können und vielleicht einmal eine neue Erfahrung machen möchten. Dieser Krimi ist etwas für Genießer.