Bei vielen Lesern entscheiden die ersten 50 Seiten eines Buches darüber, ob man das weiter liest oder ob man es vorzeitig abbricht. Jedes Buch, das schafft seinen Leser auf den ersten 50 Seiten zu fesseln, wird meistens erst mit der letzten Seite beendet.
Es gibt Bücher und Ziele, die eine gewisse Zeit brauchen, die sich langsam entwickeln und die man als Leser doch gebannt verfolgt, obwohl vielleicht schon längst die 50 Seiten beendet sind, die darüber entscheiden, ob mir als Leser ein Buch gefällt oder eben nicht.
Je nach Genre und Schreibstil und auch je nach Erfahrung des Autors kann ein Buch mal einen rasanten Mal einen gemächlichen Einstieg wählen, um seinen Leser tatsächlich an das Buch zu binden. Doch letztendlich ist das Interesse des Lesers, das über die Qualität eines Buches entscheidet.
Für jedes Genre andere Qualitätsmerkmale
Tatsächlich scheint es so, es gebe es für jedes Genre andere Qualitätsmerkmale. Beim historischen Roman, der auf eine tatsächliche Biografie zurückgeht oder von ihr inspiriert wurde, erwarte ich etwas anderes als von einem Liebesroman, der lediglich fiktiv ist.
Die Anfänge dieser Bücher und dieser Genres unterscheiden sich dabei. Wohingegen ein Roman in der Gegenwart spielt, eher über die Handlung zu fesseln versucht, kann der historische Roman neben der Handlung auch mit der Atmosphäre fesseln.
Jeder Roman hat seine Persönlichkeit
Auffällig ist dabei jedoch immer, dass jeder Roman, jede Geschichte egal, welches Genre jeweils vorgelegt wird, seine eigene Persönlichkeit hat. Eine gute Geschichte ist fast wie ein Mensch. Eine gute Geschichte dabei wie ein Unikat ein Individuum, etwas das man so ein zweites Mal findet.
Ein historischer Roman kann dabei aber auch eine Art Gesellschaftsbild oder Abbild einer vergangenen Zeit sein. Das diesem Grund braucht es für gewisse Bücher manchmal ein wenig länger um sich in ihnen zu orientieren. Schließlich möchte man als Leser nicht einfach über ein Buch urteilen. Bei einem Menschen entscheiden wenige Sekunden einem Kennenlernen darüber ob man einem sympathisch oder unsympathisch ist. Ganz ähnlich ist das Vorgehen bei einem Buch, deswegen viele Leser auf so etwas wie die 50 Seiten-Regelung für sich getroffen haben. Doch schafft es ein Buch wirklich, in nur 50 Seiten zu überzeugen, wenn es tatsächlich nur ein Neuntel oder ein Zehntel dessen ist, was das Buch ausmacht?
Ich persönlich habe da immer meine Zweifel, denn ein Buch kann sich auch im Verlauf noch sehr stark verändern. Habe ich ein Problem mit der Handlung, kann sie sich wandeln, eine Figur kann eine größere oder kleinere Rolle im Buch bekommen. Einzig ein Stil eines Autors wird sich im Verlaufe des Buches nur schwerlich ändern. Meistens ist es nämlich so, dass ein Autor, der bereits mehr als ein Buch geschrieben hat, den gleichen Stil zu Beginn zeigt, wie am Ende. Dennoch kann es von Buch zu Buch eine Entwicklung geben. Denn mit jedem neuen Buch lernen Autoren etwas Neues über das Schreiben und ihren Schreibprozess. Der individuelle Schreibprozess, den ein Autor oder eine Autorin hat, die bereits seit zehn Jahren professionell schreibt, kann deutlich von dem Schreibstil eines Neulings abweichen.
Würden Autoren ihre Erstlingswerke noch einmal schreiben, hätte dieses Erstlingswerk möglicherweise auf einmal gleich eine ganz tolle Persönlichkeit. Während man ein Buch liest, merkt man die Erfahrung eines Autors, möchte ich meinen und doch werde ich immer wieder überrascht, wenn ein neuer Autor genauso erfahren klingt, wie ein alter Hase. Schuld daran ist natürlich in vielen Fällen ein gutes Lektorat, doch das Lektorat alleine kann es nicht sein, denn in vielen guten Schreibstilen zeigt sich auch so etwas wie die Persönlichkeit des Autors oder die Umsetzung einer scheinbaren Persönlichkeit des Autors.
Der Autor ist Teil seines Werks und tritt doch in den Hintergrund
Natürlich, jeder Autor seinen eigenen Erzählstil, seine ganz eigene persönliche Art und Weise, wie eine Geschichte erzählt und doch ist die Geschichte nicht der Autor. Der Autor ist der kreative Kopf hinter der Geschichte, aber ist nicht die Geschichte. In den seltensten Fällen (nämlich dann wenn es sich um eine Autobiografie handelt) ist der Autor Teil seiner Geschichte.
Spannend kann es dennoch sein, wie viel eine Autorenpersönlichkeit sich tatsächlich auch in einer Geschichte immer und immer wieder findet. So etwas wie Genauigkeit bei der Recherche, Liebe zum Detail oder einfach die Erzählweise, die Art wie ein Dialog abläuft oder irgendein anderes Detail, das auf genau diesen einen Autor hinweist. Irgendetwas gibt es bei jedem.
Jedes Buch hat seine Zeit
Aus genau diesem Grund braucht auch jedes Buch seine ganz eigene Zeit, in der es geschrieben oder auch in der es gelesen wird. Ich habe hier schon einmal darüber geschrieben, dass ich bestimmte Bücher nur zu bestimmten Jahreszeiten lesen kann, doch es sind nicht nur die jahreszeitlichen Aspekte, es sind auch die Stimmungen, die den Lesefluss eines Buches verändern, in womöglich prägen.
Auf diese Weise kann auch ein Buch, wir gestern noch gerne gelesen haben heute einen ganz anderen Eindruck machen. Jedes Buch präsentiert sich mit jeder Stimmung in einem individuellen Gewand und dabei geht es nicht nur um die Stimmung des Lesers, sondern auch um die des Autors, den Stimmungen kann man in viele Bücher hinein lesen oder auch hineinschreiben.
Das Buch als Werk seiner Zeit
Somit ist ein Buch immer auch das Werk seiner Zeit, wenn wir eine Geschichte erzählen, eine Geschichte lesen oder schreiben, wird diese immer sowohl von der erzählten Zeit beeinflusst als auch von der Zeit in der sie geschrieben wurde. Dies fällt mir gerade bei den historischen Roman immer wieder auf, denn natürlich weiß der Autor oder die Autorin was sich nach dieser Zeit Ereignisse und das spielt hin und wieder oder nein eigentlich immer in die Geschichte hinein. Es gibt immer irgendwelche Aspekte, die auf spätere Ereignisse hinweisen (können), vorausgesetzt der Leser erkennt sie.