Heute Abend zeigt das ZDF mit „Ein Sommer in Vietnam“ in der Herzkino-Reihe einen ganz besonderen Film. Nicht nur handelt es sich um einen Zweiteiler, der in den nächsten Woche fortgesetzt wird, sondern auch um einen Film der vor der Kulisse Vietnams spielt.
Inez Bjørg David spielt dabei nicht nur eine Hauptrolle, sondern gleich zwei, sie spielt nämlich die Doppelrolle einer Frau, die ihre Zwillingsschwester sucht, Paula und natürlich auch die Rolle der Zwillingsschwester Marie.
Keine einfache Situation würde ich denken, aber gleichzeitig das Versprechen für einen wirklich interessant Auftakt in einen Zweiteiler.
Ich persönlich freue mich auf eine Geschichte diese abwechslungsreich ist, denn das ZDF würde keinen Zweiteiler zeigen, wenn die Geschichte nicht das Potenzial für einen Zweiteiler hätte. Somit verspreche ich mir bei diesem besonderen Film auch ein wenig mehr Tiefgang als bei manchem vorangegangenen Film aus dieser Reihe.
Doch worum geht es eigentlich? In seiner Vorankündigung hat das ZDF bereits ein wenig von der Geschichte erzählt …
Inhalt
„Als Paula Friedrich in Hanoi landet, um sich als Sous-Köchin in einem Luxushotel zu bewerben, holen sie die Schatten der Vergangenheit ein.
Bei der Einreise spielt der Pass-Scanner verrückt und identifiziert Paula als bereits eingereist. Das kann doch nur ein Missverständnis sein. Bis zur Klärung muss Paula ihren Pass abgeben. Und dann platzt auch noch der Vorstellungstermin mit dem Chefkoch.
Ein Unglück kommt selten allein: Auf dem Rückweg in ihr Hotel stürzt Paula, als ihr auf offener Straße die Tasche entrissen wird. Im nahe gelegenen Krankenhaus behandelt der charismatische deutsch-vietnamesische Arzt Danh Cao ihre Verletzung. Die Begegnung mit Danh scheint das richtige Mittel zu sein, um die aufregenden ersten Stunden in Hanoi zu vergessen.
Als Paula dann endlich wieder in ihrem Hotel ankommt, wartet dort der Anwalt Jan Kopetzky auf sie und eröffnet ihr, dass sie eine Zwillingsschwester in Vietnam hat, die wie sie nach der Geburt in der DDR von den Behörden zur Adoption freigegeben wurde. Ihre leibliche Mutter sei vor zwei Jahren gestorben, und der Anwalt sucht nach den Zwillingen, die ein Mietshaus in Berlin geerbt haben.
Aber auch, um ihnen eine DVD von der Mutter zu geben. Für Paula eröffnet sich dadurch eine ganz andere Welt, und sie begibt sich sofort auf die Suche nach ihrer zweiten Hälfte – ihrer Schwester Marie. Dr. Danh Cao, dessen Interesse Paula offensichtlich geweckt hat, unterstützt sie, wo er kann. Auf der Suche nach Marie findet Paula zunächst deren Tochter Lingh, die bei der ersten Begegnung mit der Tante verstört reagiert. Bis Paula Marie findet, muss sie sich durch einen Dschungel aus Schweigen und Geheimnissen schlagen. Und als sich die Schwestern dann endlich begegnen, will Marie nichts von ihrer Zwillingsschwester wissen.
Teil zwei „Ein Sommer in Vietnam“ wird am Sonntag, 23. September, um 20:15 Uhr ausgestrahlt.“ (ZDF)
Ein Halbvietnamese spielt die männliche Hauptrolle
Spannend bei diesem Film könnte auch sein, dass die männliche Hauptrolle von einem Halbvietnamesen gespielt wird. Die Wurzeln seiner Mutter liegen nämlich in dem Land, sodass er selbst einige Erinnerungen daran hat.Und das, obwohl sein Vater aus Deutschland stammt und er selbst in den USA aufgewachsen ist.
Im Interview mit dem ZDF verriet Nikolai Kinski aus diesem Grund einiges darüber, was Heimat für ihn bedeutet.
„Für mich ist Heimat vor allem das Gefühl, am richtigen Ort zu sein, was mir eigentlich überall passieren kann. Ich bin sozusagen auf Reisen aufgewachsen und bin bis heute süchtig danach – die Flexibilität und Neugier, die ich dadurch gelernt habe, hat sicherlich etwas mit meiner Schauspielerei zu tun. Heute weiß ich, dass ich mich überall zuhause fühlen kann und in jeder Kultur oder Gesellschaft leben könnte.
Vielleicht erklärt meine Laufbahn diese Mentalität ein wenig: geboren in Paris, aufgewachsen in Nordkalifornien, Theaterschule in Los Angeles an der UCLA, New York, dann wieder LA, bevor ich schließlich meinen Wurzeln nach Berlin gefolgt bin.
Dort habe ich realisiert, dass Berlin die erste Stadt war, die meiner Definition von Heimat erlaubte, sich jenseits eines Gefühls zu einem tatsächlichen Platz zu entwickeln. Die Erfahrung, zum ersten Mal tatsächliche Wurzeln zu finden, gepaart mit dem kulturellen und sozialen Klima der Zeit, war Grund genug für mich, in den USA alles hinter mir zu lassen – um nach Berlin zu ziehen und schnell Deutsch zu lernen, um herauszufinden, wie ein Leben in Europa aussehen könnte. Ein Sprung ins Ungewisse. Ich wusste nicht, wie schnell ich mich an diese neue Kultur und das Land anpassen könnte. Ich wusste nur, dass es sich richtig anfühlte. Es fühlt sich immer noch richtig an, richtiger denn je.“ (ZDF)
Auf die Frage, wie es war im Heimatland seiner Mutter zu drehen, offenbart eine interessante Antwort, denn obwohl Kinski sich durch die Geschichte des Films an das Leben seiner Mutter erinnert fühlt, scheint die Geschichte seiner Mutter doch noch weitreichender zu sein.
Darauf angesprochen erzählt er: „Nachdem ich so viel Zeit damit verbracht hatte, meine deutschen Wurzeln zu erkunden, war ich natürlich interessiert an der Chance, einen Teil der Herkunft meiner Mutter näher kennenzulernen. Obwohl meine Mutter in erster Linie Französin ist und selbst wenig Zeit in Vietnam verbracht hat, ist ihre Geschichte, die in Vietnam begann, eine unglaubliche: Sie war das Ergebnis einer Affäre zwischen einer vietnamesischen Frau und einem französischen Soldaten im Jahr 1948, während des ersten Indochinesischen Kriegs.
Die Situation war damals in Vietnam für Kinder mit französischen Vätern extrem schwierig. Meine Großmutter gab sie zur Adoption in ein Programm für „euro-asiatische“ Kinder. Als sie sechs Jahre alt war, wurde meine Mutter mit einem Boot nach Marseille geschickt, wo sie von Nonnen in einem Waisenhaus aufgezogen wurde. Das Thema Heimat hat in ihrem Leben eine sehr wichtige und komplizierte Rolle gespielt. Sie suchte viele Jahre und konnte schließlich, als sie 50 Jahre alt war, ihren Vater finden. Leider hat sie ihre Mutter nie finden können, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Auf meiner Reise nach Vietnam war ich also sehr berührt von einem besonderen Gefühl von Heimat, das ich nicht erklären konnte. Denn Vietnam war für mich im Grunde genauso fremd, wie jedes andere asiatische Land bei meinem ersten Besuch. Andererseits war die Tatsache, dass ich irgendwo in diesem Land theoretisch eine lebende Großmutter haben könnte, etwas, das ich gleichzeitig als schön und ein bisschen tragisch empfand.
Ich habe die Gelegenheit genutzt, meine Wurzeln durch die Rolle und die Drehzeit in Vietnam weiter zu erkunden. Es war nicht schwer, Danhs Geschichte als eine alternative Version des Lebens meiner Mutter zu sehen. Denn Danh ist ein Mann, der aufgrund seiner Familiengeschichte zwischen zwei Welten steht. Die Aufgabe, jemanden zu spielen, der sich kulturell und vor allem sprachlich in Vietnam zuhause fühlt, war natürlich auch eine sehr große Herausforderung.“ (ZDF)
Adoption als Hintergrundthema des Films
Bei genauerer Betrachtung des Inhalts fällt auf, dass das Hauptthema der Geschichte eine Adoption und die Trennung der beiden Zwillingsmädchen ist. Das Thema der illegalen Adoption ist in Vietnam keinesfalls selten und die Hauptfigur des Danh kämpft mit allen Mitteln gegen diese Form der Entzweiung und Auflösung einer Familie.
Auch Nikolai Kinski, der diese Rolle verkörpert, hat dazu natürlich eine Meinung. Diese verriet er im ZDF Interview: „Diese Frage ist allgemein gefasst kaum zu beantworten. Die Erfahrung meiner Mutter, die zur Adoption freigegeben und in einem französischen Waisenhaus aufgezogen wurde, war ziemlich schwierig. Aber wahrscheinlich dem Leben vorzuziehen, das sie erwartet hätte, wenn sie damals in Vietnam aufgewachsen wäre. Illegale Adoptionen in Ländern der Dritten Welt sind ein echtes Problem, obwohl sie in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind – zum Teil wegen rückläufiger Armut und besseren Kinderbetreuungssystemen. Aber sonst bin ich natürlich dafür, dass Menschen Kinder in Not adoptieren und ihnen ein besseres Leben ermöglichen.“ (ZDF)
Fazit
Ich persönlich freue mich heute Abend auf einen sehr spannenden Film, der gleichzeitig wieder einmal durch eine atemberaubende Kulisse zu überzeugen weiß, aber in diesem Fall eben nicht nur durch die Kulisse, sondern vermutlich auch durch eine spannende Geschichte. Auch bin ich schon sehr gespannt darauf, wie weit der Film heute Abend wohl erzählt werden wird. Je nachdem können diese 90 Minuten, die ein Herzkino normalerweise dauert, entweder richtig schnell vergehen und dazu anregen, die Fortsetzung wird schon zuschauen oder ziemlich lang werden. Ich bin gespannt und freue mich darauf, mehr über dieses Land in all seiner Widersprüchlichkeit zu erfahren.
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