Mit „Solveigs Versprechen“ erschien im Januar der fulminante Abschlussband um „Die Frauen vom Löwenhof“ von Corina Bomann. Fulminant vor allem deshalb, weil „Solveigs Versprechen“ die dritte Zeit einläutet. Ging es in den ersten beiden Bänden um die Vorkriegszeit, beziehungsweise um die Kriegszeit, geht es jetzt um eine Nachkriegszeit, Ende der 1960er Jahre, in der sich viel verändert hat.
Veränderungen der Nachkriegszeit
Diese Veränderungen haben natürlich Auswirkungen auf den Löwenhof und somit auch um die Frauen, die als Gutsverwalterinnen und Erbinnen für ihn eintreten. Dass Solveig die Vorkriegszeit wie auch den Krieg selbst nicht miterlebt hat, verändert natürlich ihren Blickwinkel und so ist sie diejenige, die eine Art Modernisierung ins Auge fasst, um den Gutshof und das damit verbundene Familienunternehmen zu retten.
Gehe mit der Zeit, sonst gehst du mit der Zeit
Diese Redensart trifft auf den Löwenhof zu, wie kaum eine andere, denn schon in der Vergangenheit wurden die größten Veränderungen auf dem Hof durch das Scheitern verursacht. So übernahm eine Gutshofverwalterin nach der nächsten, immer erst dann, wenn der Hof kurz davor stand aufgelöst zu werden. Jede einzelne musste dann ihren Weg finden, den Hof zu retten.
Solveig hat es dabei besonders schwer. Was auf Schließlich muss sie erst einmal ein Verständnis für die Zeit entwickeln. Gleichzeitig hat sie ihren Verlobten genau in dem Moment verloren, als sie gemeinsam mit ihm auf dem Weg zu ihren Eltern war, um die Verlobung zu verkünden.
Für sie ein Schock, der sie fast zur Verzweiflung bringt. Doch statt ihr Studium abzubrechen beschließt sie nach kurzer Unterbrechung, dieses fortzusetzen und beendet es nur kurze Zeit später mit Bravour.
Doch als ihre Oma Agneta sie schließlich bittet, den Hof nicht zu verkaufen, sondern zu retten, hat sie nicht meine neue Aufgabe, sondern gleichermaßen auch ein neues Problem. Wie soll sie den Hof retten, wenn die Schulden bereits überhand genommen haben. Sie beginnt zu überlegen, hatte er nicht kürzlich ein Bekannter ihrer Großmutter und Mutter gesagt, er wüsste eine Lösung?
Etwas unruhig, aber voller Optimismus sucht sie ihn in seinem Stockholmer Büro auf. Doch die Lösung, die er ihr vorschlägt, wirft mehr Fragen auf als tatsächlich das Problem zu lösen.
Was für eine Motivation hat dieser ihr völlig Fremde überhaupt, ihr mit dem Hof zu helfen? Führt er nicht womöglich etwas völlig anderes im Schilde? Solveig ist unsicher, aber der bisherige Weg, der dem Hof so viel Ansehen und Ruhm verschafft hat, ist längst verbaut.
Die Zusammenarbeit mit dem Königshof gibt es nicht mehr, schließlich hatte sich ihre Mutter gemeinsam mit ihrer Großmutter geweigert den Krieg zu unterstützen. Also sind alle Chancen dahin und sie hat so gesehen zu verlieren.
Doch warum nimmt sich der Werbeexperte sich ihrer überhaupt an? Und wieso ist sein Weg so gänzlich anders als der Weg, den sie zuvor eingeschlagen hatten. Solveig bleibt misstrauisch, ahnt sie doch, dass sich hinter seinem Interesse am Hof noch etwas ganz anderes verbirgt…
Andere Zeit, anderer Spannungsbogen
Ist „Die Frauen vom Löwenhof – Solveigs Versprechen“ von Corina Bomann schwächer als die Vorgänger „Agnetas Erbe“und „Mathildas Geheimnis“? Nun, zunächst hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass geringfügige Abweichungen im Spannungsbogen und in der Emotion gibt.
Doch bei genauerer Betrachtung glaube ich, dass diese Veränderungen im Spannungsbogen vorzugsweise auch daher rührt, die unterschwellige Spannung durch den Krieg, sowie einige Familiengeheimnisse der Familie Lejongård dazu beigetragen, den Spannungsbogen in den Vorgängern zu steigern. Aus diesem Grund betrachte ich diesen Abschlussband der Trilogie auch nicht als schlechter, sondern als Anlass.
Er ist die fulminante Abrundung dessen, was ich mir von der Geschichte erhofft hatte. Ja, mittlerweile haben sich zahlreiche Geheimnisse und Verwicklungen sortiert, geordnet und gelöst, und dennoch brauchte es “Solveigs Versprechen“, um tatsächlich auch aufzulösen, wie es um die Existenz des Hofes steht.
Gebremste Emotionen
Möglicherweise kann man auch sagen, dass es in diesem Abschlussband weniger emotional zugeht, weniger Streit lustig und auch weniger freudig, aber bin mir sicher, dass es hierbei vor allem darum ging, keine weiteren Konflikte mit neuen Fragen aufzumachen. Schließlich war die Trilogie von vornherein als Trilogie geplant, sodass nach diesem dritten Teil auch tatsächlich ein echtes Ende stehen musste.
Vermutlich wollte Corina Bomann also alles zu einem geschlossenen Abschluss bringen. Dieses ist eigentlich schade, denn diese Strategie nimmt mir als geneigter Hörerin des Hörbuchs jegliche Hoffnung, dass es eine Fortsetzung geben könnte.
Stilistisches und Charakteristisches
Wer die Bücher von Corina Bomann kennt, der weiß, dass sie zu den dicken Schmökern gehören. Viele von ihnen haben weit über 500 Seiten und auch „Die Frauen vom Löwenhof – Solveigs Versprechen“ von Corina Bomann bildet keine Ausnahme. Den einzelnen Figuren merkt man an, dass sich die Autorin liebenswerte und lebendige Charaktere wünschte.
Die aber trotzdem authentisch sind. Bis auf wenige Ausnahmen sind ihre Figuren auch überaus liebenswert. Jeder, der die Reihe gelesen hat, wird die Ausnahmen kennen. Allen anderen empfehle ich das Lesen der Reihe.
Auch stilistisch greift die Autorin ihrerseits in die Trickkiste, indem sie jeder einzelnen erzählenden Figur ihre eigene Stimme gab, was in den Büchern jeweils durch eine eigene Stimme umgesetzt wurde. Aber auch in den Dialogen wird jede einzelne Figur deutlich. Mir persönlich gefiel die Geradlinigkeit der Erzählung ebenso gut, wie ihre Authentizität und ihr Detailreichtum.
Über Corina Bomann
„Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen, in dessen Nähe sie inzwischen wieder lebt. Sie hat bereits erfolgreich Jugendbücher und historische Romane geschrieben, bevor ihr mit Die Schmetterlingsinsel der absolute Durchbruch gelang. Seither gehört sie zur ersten Garde der deutschen Unterhaltungsschriftstellerinnen.“ (Ullstein Verlag)
Von Corina Bomann habe ich selbst schon einige Geschichten gehört oder gelesen. Dennoch sind diese immer wieder aufs Neue überraschend.
Über Marie-Isabel Walke
„Marie-Isabel Walke, geboren 1984, absolvierte ihr Diplom an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin und erhielt im Jahr 2009 den Nachwuchsförderpreis des Deutschen Theaters Göttingen, zu dessen Ensemble sie gehörte. Ihre einfühlsame und mitreißende Stimme ist bereits auf zahlreichen Aufnahmen zu hören, u. a. auf Hörbüchern von Autorinnen wie Juliet Ashton und Carina Bartsch.“(HörbuchHamburg)
Marie-Isabel Walke hat Solveigs Geschichte lebendig und unterhaltsam erzählt und Solveig so erst richtig zum Leben erweckt. Mir persönlich gefiel diese Art des Lesens ausgesprochen gut, auch wenn die Geschichte selbst vom Spannungsgehalt vielleicht anders war als die Vorgänger.
Fazit
Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir auch „Solveigs Versprechen“ aus der Trilogie „Die Frauen vom Löwenhof“ wieder ausgesprochen gut gefallen hat. Dennoch ahne ich natürlich, dass viele diesen Band als den schwächsten oder sollte ich besser sagen unspektakulärsten empfunden haben. Ja, unspektakulärer als die Vorgänger war er durchaus, aber nicht minder lesens- oder in meinem Fall hörenswert.