„Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ ist ein winterlicher und ja auch weihnachtlicher Liebesroman, bei dem es trotz aller Romantik auch um das Thema Gaslighting geht. Mit dieser Entwicklung war jedoch anfangs nicht zu rechnen. Statt eines Liebesromans mit Konfliktpotential erwartete ich zunächst eine romantische, prickelnde und möglicherweise auch leicht kitschige Liebeskomödie.
Meine diesbezügliche Erwartung wurde nicht enttäuscht, sondern vielmehr um Spuren von Tiefgang ergänzt. Schon der unkonventionelle Einstieg machte Lust aufs weiterlesen und weiterhören, da mich auch der leichtfüßige Erzählstil schnell in die Geschichte hineinziehen.
Das Zusammenspiel der Charaktere wird bei dieser Einstiegsszene ebenfalls rasch deutlich.
„Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ von Zoe Allison: ein nur allzu bekannter Nacktkellner
Als Maya Bashir zu Beginn der Adventszeit sowohl ihren Partner als auch ihren Job verliert, verlässt sie Edinburgh und zieht wieder zu ihren Eltern in die schottischen Highlands. Während der Fahrt zu ihren Eltern, macht sie einen Zwischenstopp bei einer langjährigen Bekannten. Diese hatte zu einer gemütlichen Feier mit Drinks eingeladen und als besonderes Highlight einen Nacktkellner gebucht.
Maya freut sich über das Beisammensein, ist aber völlig verblüfft, als sie in dem Nacktkellner ihren Freund aus Jugendtagen, Sam, erkennt. Er hatte sich vor rund acht Jahren Hals über Kopf von ihr getrennt, ohne ihr diese Nachricht selbst zu überbringen. An seiner Stelle hatte Mayas beste Freundin Cat ihr gesagt, dass er keinerlei Interesse an einer Beziehung habe, was ihr das Herz brach.
Als sich Maya und Sam nun auf dieser Party wieder begegnen, liegt eine seltsame Spannung in der Luft, denn auch Sam verbindet keinerlei positiven Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit. Um eine Sache bittet er Maya dann aber doch noch: Der Job als Nacktkellner muss auf jeden Fall geheim bleiben.
Im Anschluss an die Party ist Sam ein weiteres Mal auf Mayas Unterstützung angewiesen. Sein uraltes Auto hat den Geist aufgegeben. Da sie in die gleiche Richtung müssen, beschließt Maya kurzerhand als Chauffeurin auszuhelfen und nimmt ihn mit zurück in die Highlands. Danach würden sie sich dann wohl nie wieder sehen oder doch?
Maya Bashir – Eine Protagonistin auf der Suche nach sich selbst
Sam arbeitet wie er Maya gleich auf der Party versichert, nicht ganz freiwillig als Nacktkellner. Angeblich möchte er damit einem guten Freund helfen. Maya glaubt ihm dies zunächst nicht, glaubt sie doch, dass es ihm um den Profit gibt.
Sam seinerseits glaubt zunächst, dass Maya bereits groß Karriere gemacht und bei ihren Eltern ihren Weihnachtsurlaub verbringen möchte. Doch Mayas Motivation ist ganz anders. Nach der gescheiterten Beziehung ist sie heimatlos und auch in dem Job als Steuerberaterin fühlte sie sich nicht wohl. Nun in ihrem Elternhaus hat sie die Gelegenheit, alte Konflikte aufzuarbeiten und ihr Leben in all seinen Facetten zu überdenken.
Sam und Maya: Komplizierte Gefühle im Schnee
Da ist es gut, wenn man Freunde hat, denn in diesem Winter steht einiges Kopf. Noch komplizierter wird es als Maya einen Job als Skilehrerin im örtlichen Skizentrum annimmt, um dem Skizentrum zu helfen. Diesen Job hatte sie bereits als Schülerin inne. Hier vertiefte sich vor acht Jahren die Freundschaft zu Sam, der nun im Skizentrum das Skilehrer-Team leitet. Schon bald befindet Maya erneut in einer Achterbahn der Gefühle. Und auch Sam scheint alles andere als glücklich in seiner Beziehung mit Catriona.
Von ihrer besten Freundin Liv, die Sams Zwillingsschwester ist, erfährt Maya mehr darüber, wie es dem vermeintlich glücklichen Sam tatsächlich geht. Auf diese Weise lassen Maya und Sam in „Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ von Zoe Allison ihre frühere Freundschaft wieder aufleben und beginnen ihren beiden Leben eine neue Richtung zu geben. Doch darüber ist nicht jeder in ihrem Umfeld glücklich.
Ein Weihnachtsroman? Mehr als das! Strukturelle Besonderheiten von „Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“
Ein klassischer Wohlfühlroman ist „Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ nicht. Ebenso wenig handelt es sich aber um einen kitschigen WeihnachtsRoman, obwohl dieser Roman in dieser berührenden Zeit spielt und typische Weihnachts- und Winteraktivitäten aufgreift. Jene Aktivitäten sind es nämlich die diesem Roman eine gleichermaßen entspannte wie unterhaltsame Atmosphäre verleihen.
Allerdings sind es auch diese Szenen, die dem Roman ihre an eine Achterbahn erinnernde Struktur verleihen und die wechselnden Stimmungen unterstreichen. Für mich als Leserin macht dieses emotionale Wechselbad diesen Roman überaus lesens- oder hörenswert und lässt die Charaktere vor meinem inneren Auge lebendig werden.
Das Lesen und Hören dieses Romans hat mir viel Spaß gemacht und enthielt dennoch nicht zuletzt durch die Aspekte des Gaslightings auch eine tiefere und somit emotionalere Ebene. Aus diesem Grund würde ich mich freuen, von Zoe Allison weitere Romane schreibt. Die Geschichte und die Art, wie sie sie erzählt, lässt mich als Leserin einerseits leichtfüßig durch die Geschichte schweben und andererseits tief in diese einzutauchen.
Liebe, Verlust und Neuanfang: Die zentralen Themen des Romans
Liebe, Verlust und Neuanfang sind die zentralen Themen dieses Romans und verleihen ihm neben der emotionalen Tiefe, auch Authentizität und eine Dynamik mit der ich so beim ersten Öffnen des Romans nicht gerechnet hätte. Tatsächlich fällt es mir nicht leicht, nun im Nachhinein zu beantworten, welche Erwartungen ich hatte.
Fakt ist aber, dass „Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ mich in vielfacher Hinsicht überraschen konnte, wobei ich aber natürlich sagen muss, dass diese zentralen Themen sich am klassischen Wohlfühlroman orientieren. Zoe Allison ist es jedoch gelungen, diese Themen erfrischend neu zu inszenieren.
Nicht ganz sicher bin ich mir jedoch, ob sich der Roman „Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ für alle Leserinnen und Leser gleichermaßen anbietet. Müsste ich mich festlegen, würde ich sagen, dass dieser Roman eher Leserinnen zwischen 25 und 40 anspricht. Erste Beziehungserfahrungen und mögliches Scheitern einer Beziehung verstärken bei diesem Roman das Identifikationspotential.
Ebenso könnte es helfen, wenn man sich schon einmal gewünscht hat, einen anderen Job zu haben. Doch auch wer weder die eine noch die andere Erfahrung selbst erlebt hat, kann sich von dem Roman gut unterhalten fühlen.
Symbolik und Motive: Schottlands Winterzauber als Spiegel der Seele
Wie ich bereits ausgeführt habe, handelt es sich bei „Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ von Zoe Allison nicht unbedingt einen klassischen Weihnachtsroman, wohl aber um einen Winterroman. Da sowohl Sam als auch Maya in einer Skischule arbeiten und der Roman im Winter spielt, gibt es sehr viele Szenen auf Skiern oder im Schnee.
Somit könnte man sagen, dass die winterliche Szenerie zur Atmosphäre des Romans nicht so stimmungsvoll beitritt, sondern der Handlung durch die Winterszenen vorangetrieben wird. Meiner Meinung nach ist es der Autorin auch gelungen, die stimmungsvoll Momente des schottischen Winters so in die Geschichte zu integrieren, dass sie zu einem Spiegel jeder einzelnen Figur werden, denn das Verhalten und der Umgang mit dem Schnee variiert je nach Stimmung der Figur.
Mir persönlich gefiel diese Verbindung zwischen Atmosphäre, Szene und Handlung ausgesprochen gut, da man den Winter und die zum Teil weihnachtliche Stimmung als Momentaufnahme begreifen kann.
„Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ von Zoe Allison: Häusliche psychologische Gewalt
In dem Roman „Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ von Zoe Allison geht es jedoch wie bereits anfangs erwähnt auch um psychische Gewalt in Form von Gaslighting. Sam wird von seiner Partnerin Catriona manipuliert, wodurch er an seiner Wahrnehmung und Intuition zweifelt. Diese Technik nutzt Catriona, um Macht in ihrer Beziehung zu gewinnen.
Die weibliche Hauptfigur, Maya Bashir, zeigt Interesse an ihrem Jugendfreund Sam, doch Catrionas manipulatives Verhalten steht jedem Kontakt zu einer Frau im Weg. Als Maya und Sam sich nach Jahren wiedersehen, flammt jedoch ihre frühere Freundschaft erneut auf, was die eifersüchtige Catriona zu unterbinden versucht.
Über die Autorin Zoe Allison
„Zoe Allison ist Ärztin und Autorin. Auf ihrem Tiktok-Account postet sie regelmäßig humorvolle Einsichten in den Alltag als Autorin von Liebesromanen. Sie ist eine große Anhängerin des Genres. Zoe Allison lebt in Edinburgh.“ (Fischer Verlag)
Ein Buch wie ein warmer Kakao an kalten Tagen
Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel“ von Zoe Allison ist ein Roman, der aufgrund seiner winterlichen und leicht weihnachtlichen Atmosphäre durchaus emotional aufgeladen ist. Dabei ist es für mich eher eine Liebesgeschichte, denn ein klassischer Weihnachtsroman, da die weihnachtlichen Aktivitäten gegenüber der Beziehungsebene in den Hintergrund treten.
Falls ihr mich fragt, ob man dieses auch noch nach Weihnachten lesen kann, so würde ich dieses durchaus bestätigen, bin mir allerdings sicher, dass es eher ein Buch ist, das man in der kalten Jahreszeit lesen sollte, denn im Sommer. Dieser Roman ist wie ein warmer Kakao an kalten Tagen. Herzerwärmend, emotional und doch weder kitschig noch seicht.
Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel
"Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel" ist ein winterlicher und ja auch weihnachtlicher Liebesroman, bei dem es trotz aller Romantik auch um das Thema Gaslighting geht. Mit dieser Entwicklung war jedoch anfangs nicht zu rechnen. Statt eines Liebesromans mit Konfliktpotential erwartete ich zunächst eine romantische, prickelnde und möglicherweise auch leicht kitschige Liebeskomödie.
URL: https://www.fischerverlage.de/buch/zoe-allison-dich-hatte-ich-nicht-auf-dem-wunschzettel-9783596708413
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Zoe Allison
ISBN: 978-3-596-70841-3
Veröffentlichungsdatum: 2023-09-27
Format: https://schema.org/Paperback
4.8
Vorteile
- Themenreichtum: Liebe, Verlust, Neuanfang
- Emotionale Tiefe: Gaslighting als ernstes Thema
- Atmosphäre: Winterlicher Charme, schottische Highlands
- Figurenentwicklung: Komplexe Charaktere und Beziehungen
- Stil: Leichtfüßiger Erzählstil, gut fürs Vorlesen
- Spannung: Unvorhersehbare Wendungen, keine reine Liebeskomödie
- Authentizität: Realitätsnahe Thematik
- Leseransprache: Identifikationspotential für 25- bis 40-Jährige
Nachteile
- Erwartungshaltung: Keine typische romantische Liebeskomödie
- Zielgruppe: Möglicherweise nicht für alle Lesergruppen geeignet
- Jahreszeitliche Bindung: Besonders passend für die kalte Jahreszeit