„Aufgetaut“ von David Safier ist sicherlich ein ungewöhnlicher Roman, der die Steinzeit in die Gegenwart holt und somit die Welten verbindet. Allein die Cover-Illustration weckte schon mein Interesse, denn anhand dieses Bildes lernen die Leser bereits Urga und Trö kennen. Urga wird gemeinsam mit ihrem Babymammut in ihrer Zeit von einem Eissturm überrascht und eingefroren.
In der Gegenwart begegnet ihr Eisklotz dann einem Kreuzfahrtschiff. Auf diesem Kreuzfahrtschiff befinden sich Felix Sommer und seine Tochter Maya. Obwohl Felix gerade mit den Gedanken ganz woanders ist, reagiert er blitzschnell, als er von Maya auf die Frau und das kleine Mammut im ewigen Eis hingewiesen wird. Noch hat er keine Ahnung, dass diese Entscheidung sein Leben verändern würde.
„Aufgetaut“ von David Safier: Erwartungen und ein erster Eindruck
Obwohl sich die Geschichte überaus skurril klang, erwartete ich beste Unterhaltung und wurde nicht enttäuscht. In einem Video habe ich meinen ersten Eindruck zum Buch festgehalten. Wenn ihr euch fragt, ob meine Erwartungen sich erfüllt haben, schaut einfach mal hinein.
Worum geht es in „Aufgetaut“ von David Safier?
Wer nun nach der konkreten Geschichte hinter „Aufgetaut“ von David Safier fragt, der muss einen konkreten Blick auf die einzelnen Figuren werfen. Denn genau genommen ist „Aufgetaut“ eine Geschichte von vier beziehungsweise fünf Personen und einem Mammut. Somit hat David Safier es geschafft, die wohl ungewöhnlichste Figurenkonstellation zu schaffen, die man sich überhaupt vorstellen kann.
Aus diesem Grund möchte ich auch zunächst einen Blick auf die einzelnen Protagonisten werfen. Die Geschichte beginnt damit, dass Felix Sommer junior gemeinsam mit seiner Tochter Maya auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs ist. Eigentlich wollen die zwei ihre gemeinsame Zeit miteinander genießen, denn Maya lebt normalerweise bei ihrer Mutter. Jetzt aber hofft sie auf eine schöne gemeinsame Zeit mit ihrem Vater Kreuzfahrtschiff.
Lovskar ist der Kapitän dieses Schiffes und eigentlich ein brummiger alter Seebär, dem das Leben bereits allzu häufig ungünstig mitgespielt hat. Konkret sucht er auch gar nicht nach einer Verbesserung, er ist mit dem zufrieden, was ihm das Leben aktuell bietet. Ein Abenteuer ist das letzte, was er gerade benötigt.
Die vierte Person, die eine Hauptrolle spielt, ist natürlich Urga, die Steinzeitfrau aus dem ewigen Eis. Sie sieht zunächst alles als hoffnungslos an, da sie ihre gesamte Familie in der Steinzeit zurückgelassen hat. Als ihm bewusst wird, dass ihre Familie vor vielen 1000 Jahren gestorben ist, ist sie zunächst unglücklich und denkt sogar darüber nach, sich das Leben zu nehmen. Ob sie noch das große Glück finden wird, ist fraglich.
Die fünfte Person, die ich als wichtig empfinde, ist Amanda. Amanda ist Wissenschaftlerin durch und durch und weiß auch genau, warum sie sich so in ihrer Arbeit hinein steigert, doch sobald ihr klar wird, dass das Leben nicht nur von negativen Dingen angetrieben wird, verändert sich die Perspektive ihrer Handlungen.
Die sechste Figur – und an dieser Stelle sage ich bewusst Figur, denn sie hat keinerlei Ähnlichkeit zu einem Menschen – ist Trö. Trö ist ein Mammut, konkret ein Babymammut. Er sucht genau wie Urga nach seiner Familie oder zumindest nach anderen, die ihn als das nehmen, was er ist ein liebenswürdiger Zeitgenosse mit ganz schön viel Fell.
„Aufgetaut“ von David Safier: Suche nach dem Glück
Letztlich ist es David Safier gelungen, die Geschichten dieser einzelnen Figuren zu einer einzigartigen Suche nach dem Glück miteinander zu verbinden. Denn tatsächlich ist die Suche nach dem Glück das, was alle verbindet.
Aus genau diesem Grund bin ich auch davon überzeugt, dass dieser Roman sehr gut in den Frühling oder den Frühsommer hineinpasst, denn hier sind viele Menschen ähnlich wie die hier vorgestellten Protagonisten auf der Suche nach einem neuen Anfang, nach dem großen Glück oder nur nach einer neuen Perspektive.
Dabei ist es egal, ob das große Glück nun in einem besonders leckeren Mahl, im Zusammensein mit Freunden, dem auftun einer neuen beruflichen Perspektive oder einfach nur in der Familie zu finden ist.
David Safier macht in seinem Roman „Aufgetaut“ deutlich, dass jeder sich letztendlich selbst auf die Suche nach dem machen muss, was ihn oder sie glücklich macht. Das individuell Glück kann dabei ganz klein sein oder auch die Welt bedeuten.
„Aufgetaut“ von David Safier: Ein ungewöhnlicher Stil?
Wer glaubt, dass der Erzählstil, in dem David Safier „Aufgetaut“ erzählt genauso ungewöhnlich ist wie die Geschichte selbst, der irrt, denn David Safier ist es gelungen, seinem gewohnt lebendigen Erzählstil den wir auch schon aus anderen Romanen, wie beispielsweise in „Mieses Karma (hoch 2)“, „Muh!“ oder den zahlreichen anderen tollen Romanen, kennen, beizubehalten. Somit ist die Geschichte genauso lebendig und vielschichtig erzählt, wie immer. Abwechslungsreich mit der Geschichte zudem auch noch dadurch, dass sie aus den unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird.
All das macht diesen Roman vielschichtig und farbenfroh und gibt dem an sich humorvollen Roman sogar so etwas wie Tiefe und ja, diese Art zu erzählen macht selbst die schwierigen Fragen der Philosophie nachvollziehbar und einfach. Ich persönlich mochte den Schreibstil von David Safier schon immer sehr gerne, seine Geschichten sind jedes Mal anders, jedes Mal ungewöhnlich und doch warmherzig und authentisch.
Ja, man kann sagen, dass die Romane, die David Safier erfindet immer eine ganz spezielle Note haben und sicherlich auch ungewöhnlich sind, aber eines sind sie auf jeden Fall eine gelungene Mischung aus guter Unterhaltung und nachdenklich machendem Tiefgang.
Dabei ist es eine Sprache, die eher aus dem Leben gegriffen erscheint und den Roman im konkreten Beispiel „Aufgetaut“ dabei so unfassbar glaubhaft erscheinen lässt, dass man tatsächlich auf die Idee kommen könnte, die Geschichte von Felix und Maya Sommer, Urga, Trö und all den anderen lieb gewonnenen Figuren tatsächlich mitzuerleben.
Über den Autor David Safier
„David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter „Mieses Karma“, „Jesus liebt mich“, „Happy Family“ und „Muh“ erreichten Millionenauflagen. Auch im Ausland sind seine Bücher Bestseller. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy (dem amerikanischen Fernseh-Oscar) ausgezeichnet. David Safier lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.“(Rowohlt)
Fazit zu „Aufgetaut“ von David Safier
Es ist nicht leicht, „Aufgetaut“ von David Safier in Worte zu fassen, dass auf den ersten Blick schon richtig skurril ist, sich vorzustellen, in der heutigen Zeit auf eine Frau oder einen Mann aus der Steinzeit treffen. Ich persönlich erinnere mich noch gut daran, dass es vor einigen Jahren einmal eine Ausstellung rund um das Leben der Neandertaler in einem örtlichen Museum gab, die ich mit großem Interesse besucht habe.
Während ich also David Safiers aktuellen Roman „Aufgetaut“ gelesen habe, fiel mir diese Ausstellung wieder ein und ich freute mich sehr darüber, dass es David Safier nicht nur gelungen ist, die Szenen in der Gegenwart lebendig und detailreich zu gestalten, sondern auch die kurzweiligen Szenen, die in der Vergangenheit spielen, wohlgemerkt in einer Vergangenheit, die mehrere Jahrtausende zurückliegt.
Meiner Ansicht nach sollte man dieses Buch unbedingt lesen, denn wer einmal in die Hand genommen hat, wird es von der ersten bis zur letzten Seite lesen wollen und es auch so lange nicht mehr beiseite legen können. „Aufgetaut“ von David Safier kann ich Euch aus diesem Grund nur wärmstens empfehlen.