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Auf „Die Chefin“ von Gaby Köster…

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… freute ich mich eigentlich schon seit ich es in der Vorschau entdeckte. Der Plot, der sich durch den Klappentext erkennen ließ, klang gut. Alles in allem hörte es sich an wie ein richtiger Roadmovie. Wo ich mir nicht ganz sicher war, war bei der Frage ob ich es lieber lesen oder hören wollte. Als ich gestern im Bloggerportal als Hörbuch bei Random House Audio entdeckte, entschied ich mich spontan das Hörbuch anzufragen.
Als es dann schließlich in meinem Briefkasten war, begann ich es zu hören. Schon nach weniger als 2 Stunden dachte ich mir: „Nein, das geht mal gar nicht!“ Gaby Köster liest ihr Buch selbst, was mich eigentlich positiv stimmte. Die Geschwindigkeit mit der sie las, war es, was mich abschalten ließ. Inzwischen habe ich das gesamte Hörbuch gehört und ich muss sagen, die Geschichte des Buches ist wirklich toll, die Sprecherin, die er gleichzeitig die Autorin ist, passt aber nicht als Stimme ihres eigenen Buches.

Autobiographischer Roman im Stil eines Roadmovies

Was Gaby Köster geschaffen hat, ist das, was man im Film als Roadmovie bezeichnen würde, die Erlebnisse ihrer Protagonistin Marie Sanders sind abenteuerlich und erinnern gleichzeitig gerade zu Anfang ein wenig an eine moderne Fassung von „Das Fenster zum Hof“. Dieser Eindruck ist jedoch nur am Anfang, denn später wandelt sich zu einem echten Abenteuer. In dieses Abenteuer rutscht Marie Sanders tatsächlich hinein, denn zwei Kinder sind auf der Suche nach ihren Eltern und sie selbst entkommt nur knapp der Verfolgung durch die Polizei.

Doch warum sage ich eigentlich, es erinnert an „Das Fenster zum Hof“? Nun, das eigentlich schnell erklärt, zu mindestens wenn ihr „Das Fenster zum Hof“ kennt. Ähnlich wie auch dort sitzt auch die Protagonistin dieser Geschichte, Marie Sanders, in einem Rollstuhl. Kurz nach dem 42. Geburtstag hatte die Rocksängerin, die von allen nur „die Chefin“ genannt wird, einen Schlaganfall. Sie wurden nicht nur sprichwörtlich aus ihrem Leben gerissen, sondern danach war alles anders. Marie Sanders hat sich gerade zu Beginn noch nicht wirklich mit ihrer neuen Situation arrangiert, noch weniger abgefunden. Sie flucht und schimpft, nimmt aber eigentlich gar nicht mehr in ihrem Leben teil. Vielmehr lässt sie sich hängen. Einzig die Wohnung ihres Nachbarn, einem Künstler, interessiert sie. Gerade zu Beginn philosophiert sie ein wenig über das Glück, dass wir nicht wirklich hold war und überlegt sich was das Leben jetzt eigentlich noch für einen Sinn hat. So weit, so normal. Wenn sich das Leben durch ein einschneidendes Ereignis (wie zum Beispiel einen Schlaganfall) verändert, hat das viele ungeahnte Folgen. Im Fall von Marie Sanders eine Halbseitenlähmung, die sie im Rollstuhl sitzen lässt.

Gaby Kösters eigene Erfahrungen mit der Halbseiten-Lähmung

Gerade in dieser Situation gelingt es der Autorin in der Geschichte sehr viel Empathie für ihre Protagonistin aufzubringen. Dieses ist jedoch auch nicht weiter verwunderlich, hatte Gaby Köster doch selbst vor einigen Jahren in Schlaganfall. Diese Empathie setzt sie gerade in ihrem Text sehr gut um, in ihrer gesprochenen Hörbuchversion jedoch kommt diese nicht bei dem Hörer an. Ich glaube, wenn man das Buch als Text vorliegen hat, ist es einfacher der Geschichte zu folgen. So erlebt man eine Text-Ton-Schere der besonderen Art. Denn obwohl Gaby Köster ja gleichzeitig sowohl die Sprecherin als auch die Autorin ist, trägt sie den Text anderseits das Hörbuch. Wohingegen das Buch ihre zum Teil sehr zynischen Kommentare sicher gut transportiert, kommt besagter Zynismus im Hörbuch nicht wirklich rüber.

Ich frage mich, ob die Ansprüche, die ich an dieses Hörbuch stelle, möglicherweise sehr weit oben sind. Möglicherweise sind diese Aspekte Kleinigkeiten im Vergleich zu dem was man bei anderen Geschichten und Hörbüchern auszusetzen hat, ich jedoch fand das Hörbuch nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Erwartungen an ein Hörbuch

Tweet: Ich wollte hören, ob sich meine Erwartungen nicht doch noch decken ließen.
Mein zuerst gedachtes „Nein, das geht mal gar nicht!“, führte zwar dazu dass ich das Hörbuch erst einmal wieder abschaltete, jedoch auch dazu, dass ich es bereits wenig später wieder einschaltete. Ich wollte hören, ob sich meine Erwartungen nicht doch noch decken ließen. Tatsächlich erfüllten sich meine Erwartungen an die Geschichte dann doch noch, denn die Geschichte wirklich nicht schlecht, bei den Erwartungen an die Sprecherin muss ich jedoch Abstriche machen, denn Gaby Köster hat sich verändert, vermutlich hätte sie dieses Hörbuch früher (also bevor sie selbst den Schlaganfall hatte) anders gelesen, vielleicht wäre sie leichter gefallen, die unterschiedlichen Stimmungen zu transportieren, aber vielleicht waren auch einfach meine Erwartungen an das Hörbuch sehr hohe. Vielleicht hätte mir das Hörbuch deutlich besser gefallen, wenn es zum Beispiel durch eine Stimme wie Mechthild Großmann gelesen worden wäre. Ich weiß es nicht und es ist doch schwer zu mutmaßen, aber Fakt ist: Es ist ein gutes Hörbuch mit Schwächen in der B-Note.

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