„Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“ von Petra Schier ist mehr als nur ein klassischer Weihnachtsroman. Es ist vielmehr ein klassischer Unterhaltungsroman, der in der Zeit rund um Weihnachten spielt und somit eigentlich perfekt für all jene die einmal im Trubel rund um Weihnachten entkommen möchten, sich vielleicht für ein paar Stunden auf das Sofa setzen wollen und einfach nur entspannen. Wer sehnt sich denn zur Weihnachtszeit nicht einfach mal ein wenig Entspannung, nach Besinnlichkeit und eine Auszeit, denn bekanntermaßen ist die Vorweihnachtszeit mitunter die stressigste Zeit des Jahres. Petra Schiers Geschichte rund um Laura, Justus und Lizzy bietet da eine gute Gelegenheit.
Worum geht’s?
Als Laura im Spätherbst in der Hotelkette der Familie Steinbach als Marketingchefin anfängt, ahnt sie nicht, wie sehr der neue Job ihr Leben auf den Kopf stellen würde. Eine erste Idee diesbezüglich kommt ihr jedoch bereits an ihrem ersten Arbeitstag. Margit, die Frau ihres Chefs, lädt sie nämlich voller Dankbarkeit zum Abendessen mit der gesamten Familie ein, als sie ihr die entlaufene Hündin Lizzy zurückgibt. Die Hotelkette ist halt Familien geführt und das merkt man ihr auch an. Denn genau diese familiäre Grundstimmung zeichnet das Hotel aus, was das für sie als Mitarbeiterin bedeutet, lernt Laura nur allzu schnell, denn sie selbst hat keine eigene Familie und lebte seit ihrem zwölften Lebensjahr ohne ihre Eltern. Auch einen Bruder oder eine Schwester gibt es nicht. Für Laura stand aus diesem Grund immer die Karriere im Vordergrund.
Als ihr schließlich Justus, der Juniorchef der Firma, direkt vor ihrer Haustür begegnet, ahnt sie auch, dass dieser Mann sie ins Verderben stürzen kann, hat sie doch bereits eine gute Position durch eine Affäre mit einem anderen Juniorchef verloren.
Für Laura heißt es gedanklich nun Flucht, doch da hat sie die Rechnung ohne Westie-Dame Lizzy gemacht, deren Herz sie ebenso schnell im Sturm erobert hatte, ebenso wie das des besagten Juniorchefs. Doch erscheint ihr eine derartige Beziehung aussichtslos …
Stilistisches
Petra Schier ist mit ihren Geschichten immer sehr dicht am normalen Alltag und macht es somit ihrem Leser leicht, in die Geschichte hineinzukommen. Aus diesem Grund sind ihre Bücher meistens eine kleine Auszeit in einem stressigen Alltag. Genau das ist auch in diesem Fall wieder gegeben. Auch wenn es sich hierbei um eine Weihnachtsgeschichte handelt, so steht Weihnachten bei aller Anwesenheit nicht unbedingt im Vordergrund. Es geht um Gefühle, um Beziehungen zwischen Figuren, Handlungen und so etwas wie Atmosphäre. Weihnachten selbst tritt dabei stärker in den Hintergrund, als man es zunächst vermuten würde.
Dennoch ist es natürlich keinesfalls unsichtbar, denn es gibt einige Figuren, die nicht direkt in der Geschichte mit Werken und trotzdem die Fäden im Hintergrund ziehen. Ich persönlich finde, dass Petra Schier und starke vielfältige Figuren schafft, jede für sich genommen genau die richtige Position in dieser Geschichte haben und trotzdem ihre eigene Geschichte mitbringt. Dies ist eine Besonderheit, die auch bei diesem Weihnachtsroman nicht fehlen darf.
Jede Figur bietet ein hohes Identifikationspotenzial. Denn sicherlich haben viele der Figuren eine starke Vorgeschichte, sowie im speziellen Fall Laura, die ihre Eltern auf tragische Weise im Alter von zwölf Jahren verlor, aber trotzdem drücken sie Lebensfreude und Wohlbefinden aus. Jede einzelne Figur lebt genau für dieses Gefühl, entweder fühlt sie sich bereits wohl oder ist auf dem besten Weg dieses Wohlbefinden zu erlangen.
Jede einzelne dieser Figuren ist aber auch ein Charakterkopf, eben aufgrund seiner Vorgeschichte und aufgrund seiner einzelnen Charakterzüge. Diese Diversität zeigt sich vor allem in den Dialogen, aber auch in einzelnen Handlungen, die somit jede Figur dazu zwingen sich innerhalb eines bestimmten Rahmens und doch unabhängig zu bewegen. Petras Bücher schaffen es, zu überraschen und das in gleich mehr als einem Sinn. Übrigens sind bei ihr nicht nur die menschlichen Figuren Charakterköpfe, sondern oft genug auch die tierischen oder fiktiven.
Es ist somit ein Weihnachtsbuch?
Santa Claus, Christkind und eine ganze Reihe von Elfen
Nun, die Frage nach dem Weihnachtsbuch lässt sich eigentlich sehr gut mit den eingeschobenen Kapiteln erklären, denn wann immer der Bedarf besteht in eine allwissenden Erzählform zu wechseln oder mal einen kleinen Blick in die Zukunft zu werfen, bemüht sie an dieser Stelle bei dieser Art des schon was den Weihnachtsmann und seine Helfer.
In jedem ihrer Weihnachtsbücher gibt es diese Szenen, die dazu führen, dass man sich gleich wieder ein bisschen heimeliger fühlt. Dieses Buch geht gerade wegen dieser Szenen dazu ein einen Moment inne zu halten, bevor man sich wieder in das Abenteuer stürzt, welches die Protagonisten erleben. Im Fall von Laura, Justus und Lizzy kann es manches Mal durchaus turbulent werden, sehr schnell und ja in gewisser Weise sogar sprunghaft, aber jeder einzelne dieser schnelllebigen Charakterzüge ist genau so gewünscht.
Ich persönlich begrüße es sehr, dass Petra Schier mit Santa Claus, dem Christkind und all den Elfen eine fiktive, ja in gewisser Weise sogar kindlich erscheinende Hintergrundebene schafft, die doch erwachsen wirkt und nachdenklich macht. In Bezug auf diese Figuren kommt es halt sehr darauf an, wie die einzelnen Figuren dargestellt werden und natürlich erfüllt ein Santa Claus in den beschriebenen Bildern eine kindliche Vorstellung, aber das Verhalten ist durchaus nicht pauschal auf eine Verhaltensweise wie Freundlichkeit oder Besinnlichkeit heruntergebrochen. Stattdessen ist der ebenso vielschichtig wie all die übrigen Figuren. Natürlich haben auch Santa und das Christkind mal Stress, sind nervös oder beunruhigt, wenn gerade irgendetwas nicht nach Plan läuft.
Über Petra Schier
„„Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur an der Fernuniversität Hagen, und seit 2003 arbeitet sie als freie Autorin.
Ihre sehr erfolgreichen historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachts- und Liebesromane bei Rütten & Loening sowie MIRA Taschenbuch und Weltbild.
Sie ist Mitglied im Syndikat und bei DELIA sowie Vorsitzende der Jury des DELIA-Literaturpreises sowie des DELIA-Jugendliteraturpreises.“ (Autoren-Biografie)
Fazit
Dieses Buch ist eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, die gleichzeitig klassisch erscheint. Denn natürlich geht es bei der gesamten Geschichte um die Werte, die wir alle mit dem Weihnachtsfest verbinden. Natürlich ist es auch schwierig, dieses Buch nur auf seine Werte zu reduzieren, denn tatsächlich geht es um Emotionen, Beziehungen und Handlungen, die das Zusammenspiel zwischen den Figuren mal vereinfachen und mal äußerst komplex erscheinen lassen. Aber eines steht fest, dieser Roman ein absoluter Wohlfühlroman.