„Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski ist der erste Teil rund um eine Frau, die früher als verdeckte Ermittlerin tätig war und nun im Rahmen eines für sie entwickelten Schutzprogrammes versucht, ein ganz normales und vor allem unauffälliges Leben zu führen.
So arbeitet sie längst nicht mehr als Polizistin in Frankfurt, sondern als Blumenhändlerin in Wien, genauer gesagt bei einem Blumenhändler auf dem Wiener Zentralfriedhof. Ihre falsche Identität ist ihr mittlerweile nach über einem Jahr recht vertraut, Carolin Bauer hat sich ein neues Leben aufgebaut und das trotz aller Ängste, die ihr das Leben immer noch schwer machen.
Abermals eine neue Identität
Von einem Tag auf den anderen droht sich das jedoch nun zu verändern, denn ihr Kontaktbeamter schickt sie abermals auf eine geheime Mission. Das sei ganz ungefährlich, versichert er. Sie soll Tamara ausspionieren, eine junge Frau, die ähnlich alt ist, wie sie selbst, aber aus einer angesehenen Münchener Familie stammt.
Die Tochter des Bauunternehmers könnte etwas über die vermeintlichen Unfälle bei den Konkurrenzunternehmen wissen, das der Polizei bei der Klärung hilft. Carolin Bauer weigert sich zunächst, doch macht ihr dieser Beamte klar, dass dieser Auftrag keine freundliche Bitte war, und sie ihm unverzüglich Folge zu leisten hat.
Also stellt sie das Leben der Carolin Bauer kurzerhand auf Pause, zieht in die Nachbarwohnung von Tamara Lambert, die ihre Kollegen für sie gemietet haben. Kurze Zeit später steht es Tamara auch schon vor ihrer Tür und möchte sich offensichtlich mit ihrer neuen Nachbarin anfreunden. Dies kommt Carolin, die jetzt Carolin Springer ist, natürlich gelegen und so begleitet sie ihre Freundin nicht nur zu einer Shoppingtour, sondern auch zu Society- und Charity-Events.
Dass sie dabei natürlich auch in der Öffentlichkeit auftritt, macht Carolin, die bislang versuchte jeder Form von Aufmerksamkeit aus dem Weg zu gehen, natürlich zu schaffen. Schließlich will sie nicht, dass ihre eigene Vergangenheit noch einmal zum Leben erweckt wird.
Ob es ihr gelingen wird, die mysteriösen Vorfälle auf dem Bau aufzuklären, bezweifelt sie dabei selbst, verspricht aber ihrem Kollegen die Augen offen zu halten. Kurze Zeit später ist sie in der Familie Lambert so gut integriert, als wären Tamara und sie schon Ewigkeiten befreundet. Gelingt es ihr auf diese Weise tatsächlich alles aufzuklären und in ihr eigenes Leben zurückzukehren?
Ungewöhnliche Protagonistin
Dass es sich bei Carolin Bauer oder Carolin Springer oder wie auch immer sie eigentlich heißt um eine ungewöhnliche Hauptfigur handelt, ist unumstritten. Ehemalige Kommissare kommen zwar häufiger als Ermittler in Kriminalromanen oder Thrillern vor, aber üblicherweise nicht mit einer Vergangenheit, die so riskant und gefährlich ist, wie die dieser Hauptfigur.
Die meisten sind ganz normal in Rente gegangen, nun auf der Suche nach einem neuen Beschäftigungsfeld und stolpern mehr oder weniger wieder in einen Fall hinein. Bei Carolin ist das anders, denn Carolin ist nicht aktiv auf der Suche nach einer Beschäftigung.
Vielmehr wird sie aus ihren ganz normalen Alltag wieder herausgerissen, an den sie sich doch so langsam zu gewöhnen glaubte. Sie ist verpflichtet, die Polizei bei der Ermittlung zu unterstützen, statt wie sonst irgendeinem tatsächlich Ermittelnden auf den Wecker zu gehen, ist sie in der Pflicht, zu recherchieren. Schließlich braucht sie weiterhin die Unterstützung ihrer ehemaligen Kollegen.
Nur eine handvoll Leute weiß, dass sie überhaupt noch lebt, und wenn es nach ihr ginge, sollte es auch genau so bleiben. Zwar hat sie das Handwerk vermittelnd gelernt, aber dennoch wurde sie dieses Wissen und dieses Know-how am liebsten in der tiefsten Ecke ihres Gehirns verstecken und vergessen, dass sie es überhaupt jemals besaß. Nicht unbedingt die typische ermittelnde Protagonistin eines Kriminalromans, und doch auch keinesfalls langweilig.
Gerade ihre vielen Brüche in ihrem Leben machen sie zu einem interessanten wie liebenswerten Charakter. Wobei man von liebenswert eigentlich nicht unbedingt sprechen kann, da man selbst am Ende des Buches noch nicht alles über sie weiß und sicher auf die Fortsetzung gespannt sein darf. Diese erscheint voraussichtlich aber erst im Frühjahr 2020.
Gelungenes Setting
Auch das Setting ist eindeutig etwas Besonderes. Hat man zunächst den Eindruck einen ganz normalen Roman zu lesen, so ändert sich die Stimmung schnell mit dem Anfang dieses ungewöhnlichen Buches. Ab dem Moment, in dem ihr Kontaktmann Carolin den neuen Auftrag zuteilt, wird nicht nur eine unterschwellige Gefahr deutlich.
Stattdessen wird die Gefahr offensichtlicher, bevor sie schließlich wieder in Vergessenheit zu geraten droht. In dem Moment, wo jedoch mehr über die Unfälle auf den Baustellen bekannt wird, ähnelt „Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski fast einem Wirtschaftsthriller, bevor er schließlich in einem äußerst packenden und sehr persönlichen Finale endet. Ja, auch dieses Setting erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, ist auf den zweiten Blick jedoch einfach noch nicht so häufig in Erscheinung getreten, wie man es von manch einem anderen Thriller-Aufbau kennt.
Die Sprache der Blumen
„Sag es mir durch die Blume!“ Diese Redewendung bekommt bei „Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski eine dramatische Bedeutung und macht eine weitere Besonderheit von „Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski aus. Denn statt über ein Telefon oder per E-Mail zu kommunizieren, werden kleinere und größere Botschaften über Blumen versandt. Jede Blume hat in der Sprache der Blumen ihre höchst eigene höchst individuelle Bedeutung. Carolin hat sie kennen lernt, und nutzt sie nun zur Kommunikation mit ihrem Kontaktmann. Doch ob dabei alles Wichtige vermittelt wird?
Mir persönlich ist diese besondere Form der Kommunikation bislang immer nur im positiven Sinne untergekommen. So nach dem ganz klassischen Prinzip: rote Rosen stehen für die Liebe, gelbe Freundschaft. Dass auch Distel, Nelke, Gerbera und all die anderen eine Bedeutung haben, hätte mir eigentlich klar sein müssen. Doch bislang hatte ich mir nie große Gedanken darüber gemacht. Nun, „Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski regt seine Leser an, darüber nachzudenken.
Über Ursula Poznanski
„„Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren, wo sie mit ihrer Familie auch heute lebt. Die ehemalige Medizin-Journalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern (von «Erebos» bis «Thalamus») steht sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten, ihre Thriller für Erwachsene erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit. Nun hat sie eine der ungewöhnlichsten Heldinnen der Kriminalliteratur geschaffen – eine Blumenhändlerin mit dunkler Vergangenheit…“ (Droemer Knaur)
Fazit zu „Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski
„Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski ist ein Thriller, über den man ewig erzählen könnte, denn neben bereits erwähnten Besonderheiten, finden sich zahlreiche besondere auch in der Beziehung der Figuren untereinander, die zusätzlich noch einmal für Spannung sorgen.
Ursula Poznanski steht für gute Unterhaltung und spannende Thriller sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenbereich. Dieser Thriller jedoch trennt sich von allem bisher Dagewesenen ab. Ja, einige klassische Elemente werden sogar hinten angestellt, um für weitergehende Spannung zu sorgen. Ich bin gespannt, in welche Richtung sich diese Reihe entwickeln wird.
Meiner Ansicht nach lohnt sich bereits dieser Reihenauftakt, da er zwar einen abgeschlossenen Fall behandelt, aber doch über die Hintergründe Carolins mehr Fragen aufwirft als es beantwortet. Natürlich möchte ich an dieser Stelle nicht so weit voraus greifen, weswegen ich auf die Beziehungsebenen nicht mehr eingehen werde und auch nicht über die bisherige Hintergrundgeschichte erzählen werde.
Dennoch kann und möchte ich diesen Thriller empfehlen. Vielleicht insbesondere für ein Wochenende, da es sich lohnt, dieses Buch in einem Rutsch zu lesen. Man kann es einfach nicht mehr aus der Hand legen. „Vanitas – Schwarz wie Erde“ von Ursula Poznanski ist ein Pageturner, der jedoch aufgrund der offenen Fragen immer noch Luft nach oben hat. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.