In „O sole mio!“ vonJohanna Alba und Jan Chorinreist Papst Petrus II. an die Amalfiküste. Er plant, dort für Giuseppe, einen Bekannten aus Studientagen, als Gemeindepastor Padre Angelo inkognito einzuspringen. Sein Bekannter macht währenddessen Urlaub im Vatikan und wird von Schwester Immaculata, ihres Zeichens Haushälterin des Papstes, versorgt. Eigentlich eine gute Idee soll der Papst doch eh gerade eine Auszeit im Castel Gandolfo, seiner Urlaubsresidenz, nehmen, da fällt seine Abwesenheit doch gar nicht weiter auf. Doch sein Aufenhalt an der Amalfiküste wird alles andere als ein entspannender Urlaub.
Der Fall: „O sole mio“ – Papst Petrus II. macht Urlaub
Als wenige Tage nach der Ankunft von Petrus im kleinen Küstenörtchen die Leiche eines Hotelbesitzers gefunden wird, erweist sich dieser Aufenthalt als Kriminalfall: Raffaele sei ertrunken, heißt es. Selbstmord oder Unfall, aber ein Fremdverschulden sei ausgeschlossen. Petrus zweifelt und ermittelt auf altbewährte Art in „O sole mio!“ von Johanna Alba und Jan Chorin.
Zwar hat Raffaele sich seit dem Tod seiner Frau sehr verändert und galt nun als ein wenig verschlossener, aber dennoch war er optimistisch und plante sogar dem Hotel, der Albergho Azzuro, gemeinsam mit seiner Tochter zu neuem Glanz zu verhelfen. Schließlich waren sie einst ein echter Geheimtipp unter den Schönen und Reichen.
Jede Berühmtheit wusste, dass man sich in diesem Hotel eine Auszeit nehmen konnte, ohne ständig erkannt zu werden und verstanden die Albergho Azzuro als Rückzugsort. Doch der Glanz aus vergangenen Tage funktionierte längst nicht mehr, denn zu diesem Glanz trug auch die verstorbene Ehefrau mit ihren Kochkünsten bei.
Wären Petrus‘ Pressesprecherin Giulia und sein Privatsekretär Francesco doch nur da, um ihm zu helfen. Bei seinen Ermittlungen im Hotel stößt Papst Petrus auf merkwürdige Hotelgäste, darunter ein berühmter Fernsehkoch aus den USA und eine Journalistin, die eine Biografie über Jackie Kennedy und Gianni Agnelli schreiben möchte und dabei bis zum Äußersten geht.
Scheinbar jeder hat ein Motiv, den an sich beliebten Raffaele umzubringen. Oder war es am Ende doch nichts weiter als ein tragischer Unfall? Bei der Trauerfeier entdeckt Petrus, der die Rolle des Dorfpastors perfekt spielt, Giulia und ihre Tante Eugenia unter den anwesenden Hotelgästen. Er bindet sie in den Fall mit ein, verfolgt Spuren und kommt schließlich dem Geheimnis des Dorfes auf die Spur…
Zu guter Letzt taucht dann auch noch ein angeblicher Nachfahre Agnellis auf und nach und nach lichtet sich der Nebel über Ereignisse, die über viele Jahrzehnte verborgen blieben.
Humorvoller Krimi vor beeindruckender Kulisse
Wer die Papstkrimis rund um Papst Petrus II noch nicht kennt, der hat vielleicht keinerlei Vorstellung davon, dass sichJohanna Alba und Jan Chorinan dieser Stelle erlaubt haben die normale Vorstellung von einem Papst ins Gegenteil zu verkehren.
So liebt Papst Petrus II Fußball ebenso sehr wie guten Kaffee, leckeres Essen und ein tollen Abend unter Freunden. Er verkörpert dabei einige Klischees, die man sich unter einem waschechten Italiener vorstellen könnte und es doch alles andere als unmoralisch.
Ja, er liebt das Leben, er liebt es unerkannt im Volk zu leben und sich einfach einmal unter die Bewohner zu mischen. Dieser Urlaub an der Amalfiküste ist also das Beste, was ihm passieren konnte, ein Urlaub bei dem er unerkannt unters Volk gehen kann. Bei dem er seinen eigenen Interessen nachgehen kann und dennoch ganz in der Nähe seines Berufes ist.
Bei Papst Petrus II ist das Papst sein nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Dennoch ist ein überaus moderner und freiheitsliebender Charakter, der trotz aller Entbehrungen ein äußerst liebenswerter Charakter ist.
Er selbst bildet das genaue Gegenteil seiner Haushälterin Immaculata, die mit ihren konservativen Einstellungen hin und wieder für Unmut sorgt. Warum sollte der Papst nicht auch mal eine Fußballzeitung lesen die Gazette dello Sport hilft ihm ja bekanntermaßen beim Entspannen.
Einfach einmal alle fünf von sich strecken, das ließe sie gar nicht zu. Und so ist es auch kein Wunder, dass der Papst diese erste Gelegenheit für einen Urlaub fernab aller Verpflichtungen wahrnimmt. Gleichzeitig kommen mit diesen gegensätzlichen Ansichten auch sehr humorvolle Szenen zustande. Mir persönlich gefiel diese Gegensätzlichkeit ausgesprochen gut, obwohl der Papst in diesem Fall gar nicht in direkter Nähe Immaculatas weilt, sondern lediglich mit ihr telefoniert.
Auch das Wechselspiel zwischen Giulia und Francesco sorgt für einigen Witz. Dies ist vielleicht auch ein Aspekt, der den Reiz der gesamten Reihe ausmacht, denn obwohl es eigentlich eine Nebengeschichte ist, zieht sich die Ebene auf der beide miteinander kommunizieren durch alle Bände dieser Reihe.
Doch wie es sich für einen Krimi gewahrt kommt auch die Spannung nicht zu kurz, der Fall selbst ist dabei wie bei den beiden Autoren bereits erlebt alles andere als gewöhnlich. Zwar gibt es zu Beginn immer eine Idee, die gewöhnlich erscheint, doch die Entwicklung die genommen wird ist ungewöhnlich.
Gerade deshalb ist es so schwierig, bei dieser Reihe die richtigen Verdächtigen zu ermitteln und tatsächlich den Täter zu stellen. Alles in allem ist also nicht nur ein Krimi voller Humor, sondern auch ein Spaß zum Miträtseln.
Stilistisches
Stilistisch bekommt jeder einzelne Protagonist seiner eigenen Geschichte und somit seinen eigenen Charakter, der sich auch in den einzelnen Dialogteilen ganz gut widerspiegelt. Besonders positiv fiel mir dies nicht nur bei den altbekannten Figuren auf, sondern auch bei den Figuren, die in diesem Band nur einen kurzfristigen Auftritt genießen. Gelungen sind nämlich zum Beispiel die Journalisten, die sich für Jackie Kennedy hält, oder auch der Koch, der in den USA ein großer Star zu sein scheint.
Jede einzelne Figur greift ihre spezifischen Merkmale als auch in der Sprache auf, was einen besonderen stilistischen Reiz für die Geschichte erzeugt, denn hier wird mit italienischen Begriffen ein Urlaubsflair generiert, mit amerikanischen Ausdrücken einen noch spezifischere Vorstellung des Kochs erzeugt und insgesamt ein Ambiente geschaffen.
O sole mio: Atmosphäre á la dolce vita
Der Stil in diesem Buch unterscheidet sich zwar nicht von den vorangegangenen, anders jedoch ist es bei der Atmosphäre. Diese lebt vom Urlaubscharakter des Buches und erzeugt somit eine Stimmung, die an Dolce Vita und Luxus pur erinnern.
Dass für jeden einzelnen Luxus etwas anderes bedeutet, ist dabei offensichtlich. Denn beispielsweise für den Papst bedeutet Luxus schon, dass Immakulata eben nicht seine geliebte Sportzeitung wegnimmt und auch sonst keinen Einfluss darauf hat, was er tut.
Für Giulia wiederum ist etwas ganz anderes Luxus. So genießt sie den Urlaub mit ihrer Tante und mit dem scheinbaren Nachfahren Agnellis, der selbst nur allzu bekannt ist. Tante Eugenia schwelgt in alten Erinnerungen und erinnert sich an ihre Jugend.
Selbst für Immaculata gibt es in diesem Band so etwas wie Luxus. Denn sie selbst kann zumindest in begrenztem Maß Einfluss darauf nehmen, wie die Kurie entscheidet, welche Positionen wie neu besetzt werden und wie der Papst weiterhin seine Regierung vorantreibt.
So hat jeder etwas anderes, dass ihn in Urlaub Stimmung versetzt. Genau diese Urlaubsstimmung trägt zur Atmosphäre des Buches bei. Meiner Meinung nach ist auch der Reiz dieses Buches, denn wir erleben neue und alte Bekannte in einer gänzlich anderen Situation.
Über Johanna Alba und Jan Chorin
„Johanna Alba ist Kulturjournalistin und Kunsthistorikerin. Sie hat unter anderem in Rom studiert, wo sie in einer Künstler-WG gleich hinter dem Vatikan wohnte. Heute schreibt sie für verschiedene namhafte Magazine über Literatur, Kunst und Geschichte.
Jan Chorin ist Historiker und hat sich auf europäische Religions- und Geistesgeschichte spezialisiert.
Die Autoren sind verheiratet und leben mit ihren Kindern in München.“ (Über die Autoren)
Fazit zu „O sole mio“ von Jan Chorin und Johanna Alba
„O sole mio“ von Jan Chorin und Johanna Alba steht den vorangegangenen Papst-Krimis nicht nach. Im Gegenteil, es hat wieder einmal großen Spaß gemacht, ein Buch dieser Reihe zu lesen. Mir persönlich gefiel bei „O sole mio!“ insbesondere das Miteinander zwischen den einzelnen Figuren, aber auch der Fall selbst hatte absolut seine Berechtigung und seinen Reiz. Ich freue mich, dass mit „Jubilate!“ schon der nächste Teil bereit liegt.