Lest ihr noch oder hört ihr schon? Diese Frage könnte bei Betrachtung des heutigen Themas stellen. Und ja, genau damit möchte ich mich heute auch befassen: Hören oder selbst lesen: Das ist hier die Frage. Ok, ok, ich höre schon auf zu kalauern.
Hören oder selbst lesen: Was bevorzugt ihr?
Ich hatte kürzlich die Gelegenheit ein Experiment zu wagen. Denn mir wurde sowohl das Hörbuch als auch das Buch von „Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ angeboten. Durch diese Angebote, für die ich mich bedanken möchte, hatte ich die Gelegenheit es auszuprobieren. Was bevorzuge ich also? Nun diese Frage ist nach wie vor nicht ganz einfach zu beantworten, denn wer etwas hört, achtet dabei auf andere Dinge als wenn er es selbst liest.
Ich selbst könnte mich also nicht unbedingt entscheiden was ich lieber mache, denn meiner Ansicht nach sind hören oder selbst lesen keine Entweder-oder- Frage. Vielmehr kann es bei manch einem Buch eine sowohl-als-auch-Entscheidung treffen.
Hören oder selbst lesen: Die Wahrnehmung des Rezipienten
Die Wahrnehmung des Rezipienten reagiert anders, wenn er etwas hört, als wenn er etwas liest.
Beim Hören gleicht die Geschichte dem Gespräch mit einer guten Freundin oder einem Freund, der dir bestenfalls eine richtige gute Geschichte erzählt. Wobei ja, erzählen passt an dieser Steller besser als vorlesen, denn ein guter Vorleser erweckt mit seiner Stimme die Geschichte zum Leben.
Die Stimme des Sprechers oder der Sprecherin erzeugt in diesem Fall die virtuelle und möglicherweise auch visuelle Vorstellung des Gehörten.
Beim selbstständigen Lesen ist das vorgehen ein anderes. Es erfordert die Fähigkeit des sicheren und flüssigen Lesens. Wenn ein Kind in der Schule mit dem Lesen beginnt, Liest es zunächst Zeichen für Zeichen, dann Silbe für Silbe, schließlich Wort für Wort und Satz für Satz. Erst wenn diese Automation erreicht ist, kann das Lesen langer Texte und dicker Bücher ein Genuss sein. Aus diesem Grund sind Bücher für unterschiedliche Altersklassen auch unterschiedlichen Umfangs.
Beim flüssigen Lesen entsteht in den Gedanken des Lesers nicht länger nur ein Wort, sondern viel eher eine Vorstellung des Gelesenen, im besten Fall also stellt man sich eine Figur vor und erlebt die Geschichte in Gedanken durch ihre Sinne mit. Wir riechen im besten Fall, fas die Figur riecht, schmecken, was sie schmeckt, fühlen, was sie fühlt. Kurz gesagt wir werden eins mit dem Protagonisten oder der Protagonistin und machen uns doch auch unsere eigenen Gedanken.
Hören oder selbst lesen: Eine Frage der Erzählperspektive
Beim Hören nehme ich die Geschichte also eher als ein Gespräch wahr. „Mensch hast du es schon gehört? Die so und so hat…“ und schon ist man mittendrin in einer schönen Geschichte. die Vorstellung eines Gesprächs funktioniert ins Besondere bei Büchern in der dritten Person sehr gut.
Anders sieht dies bei Büchern in der ersten Person aus. Hier ist der gewählte Rahmen sehr viel intimer, vertrauter. Es ist wie das Gespräch mit der besten Freundin, weil sie ein Problem hat, welches sie dir erzählt. Allerdings erzählt sie dir ihr Problem im Rückblick. Es geht also nicht darum, gemeinsam mit der Hauptfigur eine Lösung zu finden. Ein Hörbuch in diesem Stil lädt dazu ein, mitzufiebern, wie die Freundin es geschafft hat. Das jedoch impliziert eine bestimmte Zeitform. Wer aufmerksam mitgelesen hat, ahnt: „Es impliziert den Blick zurück, die Vergangenheitsform also und zwar die abgeschlossene, denn das Hörbuch möchte keine Ratschläge von uns haben.“
Ein Buch hat dieses Problem übrigens nicht, denn wenn wir es selbst lesen, steigen wir ohne die Begleitung eines Sprechers in die Geschichte ein und sind im Umfang unserer Fantasy in der Lage jede erdenkliche Perspektive einzunehmen.
Hören oder selbst lesen: Die Beachtung unterschiedlicher Aspekte
Wer nun also liest, achtet auf andere Dinge als wenn man es hört. Der Leser braucht möglicherweise mehr Details, damit vor seinen Augen tatsächlich der beschriebene Film abläuft. Was bei einem Buch genau richtig ist, kann beim Hörbuch zu lang sein, was der Leser detailliert nennt, beschreibt der Hörer als langatmig. Beim Hörbuch kommt es zudem auch noch auf die Lesart des Sprechers an. Schafft er es das Buch zum Leben zu erwecken oder liest der Sprecher unpassend monoton?
Alles eine Frage der Abwägung also.
Warum es richtig war „Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ zu hören und selbst zu lesen
Nun, ich habe bereits oben festgellt, dass es Bücher gibt, bei denen beides sinnvoll ist. Das Lesen und das Hören. Im Fall von „Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ hat das einen Grund, denn die unterschiedlichen Rezeptionsarten hinterlassen unterschiedliche Eindrücke und ermöglichen zwei verschiedene Perspektiven auf die Geschichte. Auf die Rezension (und ja, in der Einzahl) dürft ihr euch jetzt schon freuen.