In meinem vorangegangen Beitrag habe ich auf einen Film hingewiesen, in dem es um das schräge Weihnachtsfest einer Familie geht. Um Weihnachten geht es auch in „Hasen feiern kein Weihnachten“ von Anne Blum. Genauer gesagt geht es um zwei kontroverse Möglichkeiten, diese Festtage zu verbringen.Doch genau genommen rückt das Weihnachtsfest und die weihnachtliche Atmosphäre bei diesem Buch ein wenig in den Hintergrund. Denn schaut man genauer hin, so lässt sich dieses Buch eher weniger als Weihnachtsfest bezeichnen, obwohl das Wort sogar im Titel vorkommt, als vielmehr als klassischen zeitgenössischen Liebesroman.
Tessa Gutzeit trennt sich vier Tage vor Heiligabend von ihrem Freund. Dieser hat sie kurz vor dem Abflug zur gemeinsamen Weihnachtsreise mit der Nachbarin betrogen. Für Tessa bricht damit eine Welt zusammen. Sie beschließt sich zu trennen.
Doch als wäre damit das Chaos nicht schon vorprogrammiert, besucht sie schließlich auch noch über Weihnachten ihre Eltern. Ja, was harmlos klingt, wird schnell ein wenig chaotisch, denn ihre Familie ist so ganz anders, als man sich das zunächst vorsteht. Tessas Familie lebt noch die ländliche Idylle und die traditionellen Werte.
Inhalt
„Weihnachtsfans und Weihnachtshasser passen einfach nicht zusammen: Dieser Erkenntnis muss sich Tessa kurz vor dem Fest der Liebe stellen. Seit Jahren verbringt sie Weihnachten ihrem Freund Ole zuliebe an den Stränden Thailands, doch diesmal kommt alles anders: Kurz vor Heiligabend und dem Abflug nach Bangkok zerbricht ihre Beziehung mit einem Paukenschlag. Notgedrungen und um den Herzschmerz zu vergessen, verbringt Tessa die Feiertage bei ihrer liebevoll-verrückten Familie auf dem platten norddeutschen Land. Hier in Kappeln warten Weihnachtslieder singende Gartenzwerge, Lametta, Bratäpfel am Kachelofen sowie eine Riesenportion Trost und Liebe, aber auch der übliche Stress mit den beiden Schwestern. Dann steht auch noch Ole reumütig vor der Tür und will Tessa zurück. Doch ein sehr viel größeres Problem in ihrer Familie öffnet Tessa bald die Augen dafür, was wirklich zählt im Leben.“ (Klappentext)
Ganz anders als der gestrige Film
Stilistisch merkt man gleich den Unterschied zwischen dem gestrigen Film und dem Buch, das ich euch heute vorstelle. Zwar wirkt die Geschichte aus der Feder von Andrea Sawatzki an manchen Stellen ein wenig überzeichnet, aber sie weist sehr viel Emotionen auf. Hier spart Anne Blum ein wenig. Statt die Figuren handeln zu lassen, beschreibt sie mehr, wie die Figuren handeln. Sie zeigt die Emotionen der einzelnen Charaktere nicht, sie beschreibt sie. Das alles erweckt den Eindruck, dass es deutlich weniger überzeichnet ist, als beispielsweise der gestrige Film. Leider gehen bei „Hasen feiern kein Weihnachten“ aber auch die Emotionen ein wenig verloren.
Betrachtet man also die beiden unterschiedlichen Geschichten im weihnachtlichen Umfeld, so fällt auf, wie unterschiedlich die Darstellungsmöglichkeiten doch sind. Die eine Weihnachtsgeschichte rund um Weihnachten mit der Familie scheint es nicht zu geben.
Ein Blick auf die Charaktere
Auch die Charaktere bleiben zunächst ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Zwar hat man nach dem Lesen der Geschichte eine konkrete Vorstellung, die einzelnen Charakterzüge werden jedoch nicht in Gänze ausgeschöpft. Wer nun sagt, überzeichnet mag ich es nicht, der hat womöglich recht, aber ich mag ausgezeichnete Figuren. Figuren also, die handeln, und deren Charakter sich durch ihr Handeln zeigt.
Trotz Schwächen atmosphärisch dicht
An dieser Stelle habe ich nun schon relativ viel darüber gesagt, was mir an der Geschichte weniger gefiel. Nun möchte ich darauf zu sprechen kommen, dass mir gut. Der Stil in dem Anne Blum ihre Geschichte erzählt unterstreicht nämlich eines recht deutlich. Die Atmosphäre mit einer Familie an Weihnachten. Das Chaos, das entsteht, wenn Familie nur einmal im Jahr oder seltener um einen Tisch sitzt, kommt auch sehr gut raus. Dennoch hätte ich mir persönlich etwas schillernder Figuren gewünscht, die konkreter gestaltet sind, die nicht nur eindimensional sondern dreidimensional erscheinen und irgendwie lebendig sind.
Ja, durch die abstrakte Figurengestaltung kann sich womöglich jeder in Tessa hinein versetzen. Jede einzelne Frau könnte in ihre Situation gelangen. Die erzählte Geschichte ist dabei keinesfalls selten und dadurch natürlich enorm glaubhaft.
Auch das ländlichere Leben und der Zusammenhalt in der Gemeinde werden von der Autorin treffend dargestellt. Es ist halt ein Dorf, jeder kennt jeden. Für Tessa ist dieses Gemeinschaftsgefühl das Kontrastprogramm zu ihrem sonst so anonymen Leben in Berlin.
Über die Autorin: Anne Blum
„Anne Blum wurde an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste geboren und lebt heute in Berlin. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Literatur arbeitete sie als freie Radiojournalistin, sattelte dann aufs Drehbuchschreiben um. „Hasen feiern kein Weihnachten“ ist ihr Debüt.“ (Über die Autorin Anne Blum)
Fazit
Betrachtet man die hier dargestellte Geschichte, so fällt schnell auf, dass sie selbst eine Achterbahnfahrt ist. Es gibt Höhen und Tiefen. Es gibt Erwartungen und Erwartbares. Gleichzeitig bietet das Buch jedoch auch eine Menge Vertrautes, wenig Überraschendes, ebenso wie Überraschendes.
Aus diesem Grund fällt es mir auch schwer, euch eine Empfehlung auszusprechen, oder euch von diesem Buch abzuraten. Denn es ist eure Erwartungshaltung, die das Buch entweder zu einem guten Buch oder einem schlechten machen wird. Erwartet ihr eine tolle emotionsgeladene Weihnachtsgeschichte, voller Herzschmerz und einem Hauch von Kitsch, dann ist dieses Buch sicherlich nicht das richtige. Erwartet ihr aber einen netten Roman für zwischendurch, der rund um die Weihnachtszeit spielt, genauer gesagt zwischen dem 20. Dezember und Neujahr, so kann ich euch dieses Buch empfehlen.