„Louis van Beethoven“ wird heute Abend um 20.15 Uhr als Event-Film in der ARD ausgestrahlt. Wiederholt wird er außerdem noch einmal am 31. Dezember um 13:40 Uhr auf ONE.
Wie der Titel des Films vermuten lässt, stellt dieses besondere Filmhighlight uns als Zuschauern den großen Komponisten und Musiker Beethoven vor. Angesichts eines großartigen Ensembles erwarte ich bei diesem Film vor allem Emotionen und Tiefgang.
Natürlich ist mir bewusst, dass bei diesem Film wohl weniger die Unterhaltung als vielmehr der Anspruch im Mittelpunkt. Für die Freunde der klassischen Musik jedoch dürfte sich das heutige Film-Event nicht nur lohnen, sondern geradezu anbieten.
Worum geht es in „Louis van Beethoven“?
Kurz gesagt könnte man behaupten, es geht um das Leben von Louis van Beethoven. Doch die Vorankündigung für diesen Film ist ein wenig umfangreicher als das.
Ludwig van Beethoven, dessen Geburtstag sich 2020 zum 250. Mal jährt, zählt zu den herausragenden Komponisten der Musikgeschichte. Seine Ode „An die Freude“ ist die Hymne der Europäischen Union. Hinter seinen Mythos blickt der aufwendig inszenierte, fiktionale Spielfilm „Louis van Beethoven“, der sich auf drei Lebensabschnitte fokussiert.
Der Jungpianist Colin Pütz spielt das Wunderkind der Bonner Kindheitstage, Anselm Bresgott den rebellischen, jugendlichen Beethoven und Tobias Moretti das vereinsamte und taube Genie am Ende seines Lebens. Kunstvoll bettet Niki Stein als Autor und Regisseur biografische Episoden des Künstlers in den historischen Kontext ein, der durch das Gedankengut der Aufklärung und die gesellschaftlichen Umwälzungen der Französischen Revolution geprägt worden war.
Bonn, 1778: Das musikalische Talent des achtjährigen Louis van Beethoven (Colin Pütz) sorgt für Aufsehen. Der renommierte Hoforganist Neefe (Ulrich Noethen) erkennt schon bald, dass in seinem Schüler ein Genie reift. Auch der Schauspieler Pfeiffer (Sabin Tambrea) nimmt den Jungen unter seine Fittiche und vermittelt ihm den Mut, eigene Wege zu gehen – als freier Mensch und in seiner Kunst.
Mit 16 Jahren reist Beethoven (Anselm Bresgott) nach Wien und begegnet dort Mozart (Manuel Rubey), um bei ihm zu lernen. Nicht nur der künstlerische Freiheitsdrang seines Idols, sondern auch dessen Abhängigkeit von der Gunst der Adligen bestärken Beethoven, sich über die Konventionen seiner Zeit hinwegzusetzen.
Seine verpasste Liebe zu Eleonore von Breuning (Caroline Hellwig) und eine familiäre Tragödie, ausgelöst durch den frühen Tod der Mutter und den Absturz des Vaters, lassen Beethoven fast aufgeben, bevor ihn sein alter Lehrer Neefe an die Verantwortung aus seiner einzigartigen Begabung erinnert.
Eingebettet ist die Erzählung in eine Rahmenhandlung, die kurz vor dem Tod des Komponisten spielt. Als er sich 1826 bei seinem Bruder Johann (Cornelius Obonya) in Krems einquartiert, ist der rauschende Erfolg seiner 9. Sinfonie in aller Munde. Mittlerweile vollkommen taub, hadert Beethoven mit sich, weil sein Spätwerk die Zeitgenossen komplett überfordert.
Sind seine Kompositionen, die er nur in seiner Imagination hören kann, überhaupt noch spielbar, oder ihrer Zeit zu weit voraus? Unbeirrbar glaubt der 57-Jährige an seine Musik. Gleichzeitig ist er in einer dysfunktionalen Familienkonstellation auf dem Gut seines jüngeren Bruders Johann gefangen.
Gegen Johanns missgünstige Ehefrau Therese (Johanna Gastdorf) und um seinen selbstmordgefährdeten Neffen Karl (Peter Lewys Preston) kämpfend, schaut er zurück auf verpasste Chancen und stellt sich die Frage nach dem richtigen Leben.
Wo wurde „Louis van Beethoven“ gedreht?
Gedreht wurde im Spätsommer und Herbst 2019 sowohl in Tschechien als auch in der Nähe von Köln. „Wir haben unseren Film im Spätsommer und Herbst 2019 in Tschechien und in der Nähe von Köln gedreht.
Neben vielen phantastischen Drehorten, konnten wir in einem der ältesten Barocktheater Europas in Cesky Krumlov drehen, einem UNESCO Weltkulturerbe. Das Czech Ensemble Baroque hat die Musik auf historischen Instrumenten direkt beim dortigen Dreh eingespielt“, erzählt Ernst Ludwig Ganzert, der Produzent des Films.
„Louis van Beethoven“: Dreifache Besetzung des Ludwig van Beethoven
Colin Pütz spielt die Rolle des „Wunderkindes Louis van Beethoven“
Man könnte meinen diese Rolle wäre aufgrund der vielen musikalischen Elemente eine Herausforderung für den Jungpianisten. Doch erzählt Colin Pütz im Gespräch mit der ARD:
„Beethoven ist mir schon sehr früh begegnet. So ziemlich das erste Stück, das ich mit fünf Jahren gespielt habe, war „Freude schöner Götterfunken“. Etwas später hat mir meine Oma dann „Für Elise“ beigebracht.
An ihm fasziniert mich, dass er sich nie hat einschüchtern lassen. Es war ihm egal, was die Leute über seine Musik gesagt haben. Beethoven hat selbstbewusst seine Ziele verfolgt. An seiner Musik fasziniert mich die Dramatik und die Stimmungsschwankungen.
Meiner Meinung nach sollten sich Kinder, die selber gerne Musik machen, mit dem Leben und der Musik von Beethoven auseinandersetzen, da er ein gutes Beispiel für das Künstlerleben früher zeigt.“
Anselm Bresgott verkörpert die Rolle des jugendlichen Beethoven
Anselm Bresgott verkörpert Beethoven zu seinen jungen Jahren und ganz sicherlich ebenfalls keine einfache Aufgabe. Allerdings ist die Rolle des jugendlichen Beethoven vergleichsweise modern.
„Beethovens musikalische Energie und sein unbändiger Wille, damit ein allgemeingültiges Verständnis von revolutionärer Kraft und Sehnsucht nach Freiheit zu eröffnen, haben mir einen Mut offenbart, den ich nicht erahnt habe.
Kompromiss- und bedingungslos in die Zukunft hinein Brücken zwischen Menschen und Kulturen zu bauen, die zu Ludwigs Zeit nur von wenigen Menschen wahrgenommen wurden, zeigt mir die schöpferische Kraft seines immer staunenden Wesens und seinen unbezwungenen Willen, Gutes in die Welt zu bringen. Um damit in Kontakt zu kommen, muss man seinen Ideen gegenüber offen sein und ihm auch in seiner Zwiespältigkeit als verwundbarer Mensch nahekommen.
Diese Erfahrung bedeutet für mich ein großes Glück. Seine Musik offenbart mir vor dem Hintergrund seiner Geschichte einen Freigeist und eine ganzheitliche, entdeckungshungrige und lebensbejahende Weltsicht. Sein Leben und seine Musik bereichern in ihrer Tiefe jede*n, der nach Antworten nach dem Sinn des Daseins sucht“, beschreibt Anselm Bresgott gegenüber der ARD, was ihm bedeutet, diese Rolle zu spielen.
Tobias Morretti spielt den in die Jahre gekommenen Beethoven
Auch die Rolle, die Tobias Morretti umsetzen darf, ist wahrlich alles andere als einfach, denn Beethoven verliert im Verlaufe seines Lebens das Gehör, dass das einstige Wunderkind auszeichnete. Doch mit dem Komponieren hörte Beethoven keinesfalls auf.
Dass Tobias Morretti seine Rolle als einen Teil des Ganzen betrachtet, wird deutlich, wenn man sich das Interview durchliest, welches er mit der ARD geführt hat.
Hier sagt er: „Ich hatte ja nur einen kleinen Part dieser Biographie, die letzten Lebensmonate darzustellen; man macht sich nicht so recht klar, dass Beethoven ziemlich jung gestorben ist, jedenfalls für unser Verständnis.
Es ist unvorstellbar, was es für einen Menschen mit diesem Genie, diesem Freiheitsdrang, diesem unerbittlichen künstlerischen Anspruch bedeutet haben muss, über Jahrzehnte kaum etwas oder nichts zu hören. Wie er sich an den Widrigkeiten eines solchen Lebens abgearbeitet hat, wie sich daraus auch Bösartigkeit und Geiz entwickelt haben, das ist schon beklemmend.
Dieser freie Geist hat am Schluss resigniert festgestellt, dass die gesellschaftlichen Hierarchien nur wechseln; sie werden nicht beseitigt, sondern nur gegen andere ausgetauscht.“
Erwartungen an die Verfilmung von „Louis van Beethoven“
Meiner Meinung nach lässt sich bei diesem Film nicht unbedingt einfach formulieren, welche Erwartungen ich an den Film habe, denn eine Verfilmung der biografischen Teile über „Louis van Beethoven“ist sicherlich vor allem durch eine intensive Musikerfahrung geprägt.
Allerdings bedeutet dieser Film auch, dass man genauer hinschauen muss, was denn nun fiktiv ist und was tatsächlich so aus dem Leben des Wunderkinds und späteren Genies „Louis van Beethoven“ tatsächlich seinem Leben entlehnt ist.
„Louis van Beethoven“ ist sicherlich als Mensch kein einfacher Charakter gewesen, als Musiker und Komponist jedoch unzweifelhaft ein Jahrhunderttalent ist er jedoch unantastbar. Genau aus diesem Grund interessiert mich auch dieser Film und trotzdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich ihn heute Abend schauen werde oder ob ich ihn lieber am Nachmittag des Silvestertags auf ONE erleben werde.
Für all jene, die sich weder für den einen noch für den anderen Ausstrahlungstermin begeistern können, gibt es auch noch die Möglichkeit, diesen Film in der Mediathek von der ARD anzuschauen. Hier wird er nach Ausstrahlung am heutigen Abend noch 30 Tage verfügbar sein.
Mit der Biografie Beethovens habe ich mich schon einige Male beschäftigt. Auch hier im Blog habe ich bereits Bücher über Beethoven vorgestellt, aber ich vermute, dass sich dieser Film, der heute angezeigt wird, deutlich von dem Bilderbuch über Beethoven unterscheiden wird.
Aber genau das macht den Film „Louis van Beethoven“ für mich auch so spannend, dass ich ihn Euch nicht vorenthalten möchte. Ich hoffe, Euch wird „Louis van Beethoven“ ebenso sehr unterhalten wie mich.
Louis van Beethoven
Regisseur: Niki Stein
Erstellungsdatum: 2020-06-25 20:15
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