„Das Dorf in den roten Wäldern: Der 1. Fall für Gamache“ von Louise Penny ist ein kanadischer Krimi, der im Dorf Three Pines spielt. Alles beginnt zunächst ganz harmlos. Das Örtchen Three Pines ist eine eingeschworene Gemeinschaft, nichts deutet darauf hin, dass in dem Dorf Probleme geben könnte. Doch auf einmal kein Problem, sondern vielmehr eine Leiche. Die allseits beliebte Jane Neal ist tot aufgefunden worden. War es ein Unfall oder etwa doch Mord? Sie wurde von einem Pfeil getroffen. Armand Gamache von der Sûreté du Québec nimmt die Ermittlungen auf.
„Das Dorf in den roten Wäldern“: Eine eingeschworene Dorfgemeinschaft
Tatsächlich stößt Armand Gamache gemeinsam mit seinem Team schnell an die Grenzen, denn das Dorf hält zusammen und schweigt. Dieses Schweigen zu brechen ist für die Ermittler natürlich alles andere als leicht, sind sie selbst doch kein Teil der Gemeinschaft. Auch wenn sie für eine begrenzte Zeit im Dorf unterkommen, erscheint es doch schwierig, sich als einen Teil der Gemeinschaft zu betrachten, wenn niemand die drängenden Fragen beantwortet.
Jane Neal wurde mit einem Pfeil erschossen, doch an das scheinbar seltene Sportgerät heran zu kommen, wäre jedem möglich gewesen. Ohne ein Motiv zu kennen, erscheint es also unmöglich, den Fall zu lösen. Erst nach und nach gelingt es Armand Gamache hinter die Fassaden einzelner Bewohner zu blicken und auf einmal gibt es nicht mehr zu wenige Motive, sondern zu viele.
Zu guter Letzt deutet immerhin einiges darauf hin, dass mehr dahinter stecken muss, als ein einfacher Jagdunfall.
Ein ruhiger, aber atmosphärisch dichter Krimi vor kanadischer Kulisse
“Das Dorf in den roten Wäldern“ spielt ein wenig mit der Vorstellung, die wir alle von Kanada haben. So ist die Landschaft eher weitläufig und das Dorf eher klein. Die Bewohner dieses Dorfes halten zusammen wie Pech und Schwefel, was die Ermittlungen natürlich um einiges komplexer macht.
Die Atmosphäre, die dieser Krimi ausstrahlt, ist zunächst eher ruhig, fast schon ein wenig schleppend, aber keinesfalls langweilig, denn zunächst müssen wir als Hörer oder Leser dieser Geschichte die Dorfbewohner ebenso kennenlernen wie Armand Gamache und sein Team.
Atmosphärisch dicht
Die Atmosphäre dieses Krimis wird noch durch eine eher ländliche Kulisse unterstrichen. Die Art, diese Geschichte zu erzählen, ist dabei vermutlich ebenfalls inspiriert dadurch, dass Louise Penny selbst in Kanada lebt.
Sie kennt also das dortige Leben und die Kultur und schafft es mit einem ungewöhnlichen Stil genau dieses Leben in Worte zu fassen. Dabei lässt sie selbst Bilder im Kopf ihrer Leser und Zuhörer entstehen. So macht das Hören dieses Krimis nicht nur Spaß, tatsächlich unterhält es über Stunden hinweg, obwohl es vergleichsweise wenig. Ich mag die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wurde. “Das Dorf in den roten Wäldern“ stellt sich so dar, wie ich mir das Leben in Kanada vorstellen würde.
„Das Dorf in den roten Wäldern“: Eine Dorfgemeinschaft mit Kunstinteresse und Sachverstand
Als der Tod von Jane Neal bekannt wird, viele der Dorfbewohner gerade zusammen, um eine Kunstausstellung zu planen. Sie alle interessieren sich für die Malerei, aber auch für andere kulturelle Dinge. Natürlich geht die Nachricht herum wie ein Lauffeuer und doch gibt sie den Dorfbewohner zunächst Rätsel auf, denn wer sollte ein Interesse daran haben, dass Jane, die überall im Ort allseits war, tot ist. Es muss sich um einen Unfall handeln, da sind sich die meisten sicher und planen ihr Kunstevent nun zu ihren Ehren.
Mir persönlich gefiel diese ganz besondere Note und die Bezüge zu Kunst ausgesprochen gut, denn Bilder sagen oftmals mehr als 1000 Worte, sagt man doch so schön.
Doch hat möglicherweise das Bild, das die Tote zuletzt gemalt hat mehr in ihrem Ableben zu tun als alle annehmen? Nun, dieses Hörbuch wird gleich zu Beginn eine ganze Vielzahl von Fragen auf, die im Laufe der Zeit beantwortet werden.
Stilistisches
Stilistisch ist die Geschichte, die Louise Penny erzählt, unterhaltsam, ja fast spielerisch, aber keinesfalls zu schwer. Darüber hinaus erscheint dieser Krimi keinesfalls schwermütig, sondern vielmehr weitestgehend positiv. Mit ihrem Stil und ihren sehr lebendigen Bildern verstärkt Louise Penny diesen Effekt, denn sie spielt und malt ihre Bilder mit Sprache.
Doch wodurch entsteht dann der Eindruck von Länge? Auch dieses Gefühl, das insbesondere zu Beginn der Geschichte auftritt, entsteht indirekt durch die Spielerei mit Wörtern. Die Autorin zeichnet nämlich ein vergleichsweise ruhiges Bild. Selbst die Art und Weise, wie es zum Tod von Jane Neal kommt, ist ja vergleichsweise ruhig. Mit Pfeil und Bogen einen Schuss abgeben, das ist nicht besonders laut, der Effekt jedoch tritt ein.
Diese Ruhe ist aber auch, die für die scheinbare Länge in dieser Geschichte sorgt, denn man braucht schon einen Moment, zu verstehen, dass erst der Tod von Jane Neal das Dorf in den roten Wäldern auf den Kopf stellt und das Leben dort verändert.
Somit entwickelt sich dieser Krimi zu Beginn etwas langsamer als man es zunächst annehmen würde. Gleichzeitig macht dieser Effekt das Hörbuch zu „Das Dorf in den roten Wäldern“ für mich zu einem Highlight, denn die Uhr, die dort herrscht, ist überaus interessant und wird noch spannender, nachdem man die einzelnen Dorfbewohner kennengelernt hat.
Eine interessante Lesart
Auf 7 CDs erzählt Hans-Werner Mayer die Geschichte “Das Dorf in den roten Wäldern“ auf eindrucksvolle Weise. Für dieses Hörbuch hätte ich mir niemand besseren vorstellen können, als Hans-Werner Meyer. Er bringt nämlich eine gesunde Mischung aus Gelassenheit und Lebendigkeit zusammen und schafft es, diesen auf den 1. Blick ruhigen Krimi zu einem unterhaltsamen und abwechslungsreichen Hörbuch zu machen.
Ich mochte die Art und Weise, wie er die einzelnen Figuren mit ihren individuellen Ausdrucksweisen sehr lebendig gestaltet, sodass alle schon aufgrund ihrer jeweiligen Lesart einen hohen Wiedererkennungswert haben. Dies ist jedoch nicht nur in seiner Person begründet, sondern auch in der Art und Weise, wie Louise Penny die einzelnen Figuren angelegt hat.
Über die Autorin Louise Penny
Louise Penny, 1958 in Toronto geboren, arbeitete als Rundfunkjournalistin und Moderatorin. Ihr erster »Gamache«-Krimi wurde weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert. Auch die folgenden Bände eroberten die Bestsellerlisten.
Über den Sprecher Hans-Werner Mayer
Hans-Werner Meyer, geboren 1964 in Hamburg, ist einer der bekanntesten deutschen Film und Theaterschauspieler. Neben Engagements am Residenztheater in München und der Berliner Schaubühne war er u. a. in »Charlie & Louise – Das doppelte Lottchen« und »Der Baader Meinhof Komplex« zu sehen.
„Das Dorf in den roten Wäldern – der 1. Fall für Gamache“: ein spannender Reihen-Auftakt
„Das Dorf in den roten Wäldern – der 1. Fall für Gamache“ ist ein spannender Einstieg in eine neue Krimireihe. Somit ist es nicht überraschend, dass der 1. Fall für Gamache eine ganz neue Welt darstellt. Das Dorf Three Pines ist dabei wieder einmal ein fiktives Dorf und doch wird es so, als ob dieses Dorf tatsächlich mitten aus dem Herzen Kanadas entstanden wäre.
Der 1. Fall für Gamache überzeugt dabei durch eine ungewöhnliche Mischung aus Kunst, Kultur, Ruhe und Spannung. Wäre in dieser Geschichte nicht der Tod der Malerin Jane Neal vorkommen und hätte im Anschluss die entsprechenden Ermittlung nachgezogen, so wäre es möglich in diesem Dorf auch ganz normale Romane zu erzählen, so jedoch ist es noch ein wenig schöner, denn entweder richtig spannend und gleichzeitig lädt dieser Krimi auch zum Mitmachen und Nachdenken ein.
Da „Das Dorf in den roten Wäldern – der 1. Fall für Gamache“ sehr spannend war, freue ich mich, dass mit „Tief eingeschneit“ bereits der 2. Fall für Gamache als Hörbuch erschienen ist. Diese Reihe verspricht gute Unterhaltung.
Fazit zu „Das Dorf in den roten Wäldern – der 1. Fall für Gamache“
„Das Dorf in den roten Wäldern – der 1. Fall für Gamache“ ist ein ungewöhnlich ruhiger Auftakt für eine Krimi-Reihe, aber vielleicht bietet sich dieses Hörbuch in Zeiten wie diesen perfekt dafür an um den aktuellen Stress einfach einmal für ein paar Stunden zu vergessen.
Normalerweise würde ich sagen, dass dieses Hörbuch und seiner Ruhe perfekt in die Herbst- und Wintermonate passt. Doch auch in die aktuelle Zeit passt dieses Hörbuch exzellent hinein, einfach durch die Tatsache begründet, weil es mit seiner Ruhe keinesfalls Forderung sorgen kann und trotzdem richtig gut unterhält.
Ich persönlich freue mich sehr darauf, schon bald den 2. Teil vorstellen zu können. Diesen habe ich bereits gehört und kann daher sagen, er ist mindestens genauso gut, wie der 1. “Das Dorf in den roten Wäldern – der 1. Fall für Gamache“ lohnt sich auf jeden Fall zu hören.