Normalerweise sollte an dieser Stelle eigentlich ein Vergleich zweier scheinbar vergleichbarer Bücher stehen. Allerdings musste ich von diesem Versuch leider absehen, weil sich bei genauer Betrachtung zeigte, dass es nicht ausreicht, wenn ein Buch aus dem gleichen Genre kommt wie das andere und die Zeiten, in denen es spielt, aufeinander aufbauen. Diese beiden Bücher sind dabei nicht nur von unterschiedlichen Autorinnen, sondern auch aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten heraus erzählt.
Nein, ich möchte an dieser Stelle keiner Autorin zu Nahe treten, aber aufgrund dieser unterschiedlicher Perspektiven – die ich beide außerordentlich interessant fand – ist es schwierig, tatsächlich sowas wie einen Vergleich zu schreiben. Vergleichbar sind diese Bücher in keiner Weise. Zwar sind Beide historisch, aber darin besteht auch schon der kleinste gemeinsame Nenner.
Vom Sinn und Unsinn der Genres
Tatsächlich habe ich keinerlei Antipathie gegen die Einteilung in Genres, allerdings macht es gerade bei dem Genre der historischen Romane Sinn, eine Ebene weiter zu klassifizieren. Denn beide Bücher spielen in Zeit des ersten und zweiten Weltkrieges und somit würden sie wiederum ins identische Genre passen. Dieses Genre müsste jedoch in dieser Zeitebene weiter entfaltet oder differenziert werden, denn je nach gesellschaftlicher Stellung ergeben sich mit Blick auf die Zeit andere Betrachtungen. Doch nicht nur die gesellschaftliche Stellung ist von Interesse, sondern auch die Wertvorstellung und Herkunft muss betrachtet werden. Der Hintergrund dieser Überlegungen erscheint auf den ersten Blick nicht für die Ausgestaltung des Genres von Interesse. Betrachtet man aber den Hintergrund eins Autors, so ist die Einordnung über das Genres nicht unbedingt zielführend. Auch der Hintergrund des Lesers muss bei Büchern aus dem historischen Genre hinzugezogen werden. Je nachdem ob der Leser des Buches einen ähnlichen oder anderen Hintergrund als der Autor oder die Autorin, kann sich auch die Bewertung eines Buches grundsätzlich unterscheiden. Aus diesem Grund ist es für mich schwer einzuschätzen, für welchen Lesertypen oder für welchen Leser diese Bücher sich zu lesen lohnen. Beide Bücher haben ihre spannenden Facetten und lassen sich sicher von einem bestimmten Lesertypen besser lesen, als von einem anderen.
Vom Sinn und Unsinn der Lesertypen
Macht es tatsächlich einen Unterschied, wer ein bestimmtes Buch liest? Und hat das bei der Bewertung eines Manuskriptes schon eine wichtige Grundlage? Ja, vermutlich muss man zur Bewertung eines Manuskriptes nicht nur sagen können, gefällt mir oder gefällt mir nicht, sondern auch, wer das Zielpublikum ist und wofür es sich interessiert. Das Zielpublikum lässt sich über das Wunschkundenprinzip natürlich festlegen, doch passt dann nicht jedes Buch zu jedem Verlag.
Vermutlich lässt sich auch mit dieser Begründung überlegen, warum beide Bücher in unterschiedlichen Verlagen erschienen sind. Vielleicht täusche ich mich aber auch und es geht bei der ganzen Betrachtung weniger um die unterschiedlichen Verlage und ihre Zielgruppen, sondern viel mehr um die Anforderung an den Bildungshintergrund, die Herkunft und die gesellschaftliche Stellung der Leser, wo wir wieder bei der Einordnung in Zielgruppen ankommen.
Vom Sinn und Unsinn einer Rezension
Es mag Euch als Leser merkwürdig erscheinen, dass ich beide Bücher direkt hintereinander rezensiert habe. Aber vor dem Hintergrund das beide Bücher eine ähnliche Zeit betrachten, dachte ich, dass beide Bücher füreinander dem optimalen Rahmen bilden könnten. Und obwohl sie das tun, passen dennoch beide Bücher nicht gleichermaßen gut zu der Zielgruppe meines Blogs. Dies ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass jedes Buch seine eigene Zielgruppe hat und die Erwartungshaltung des Lesers an ein Buch von Leichtigkeit bis Schwere reichen kann.
Versuchen wir uns also an einem Vergleich zweier unvergleichbarer Bücher. Meiner Meinung nach, gibt es dieses Phänomen bei vielen Büchern mit vergleichbarer Thematik, denn obwohl sie sich aufs gleich beziehen, liegt es im Auge des Leser wie sie betrachtet werden. Vor dem Hintergrund der Systemtheorie von Niklas Luhmann gesehen, müsste man also zu diesen Büchern gleich mehrere Rezensionen schreiben, um jeden Leser und seine zugehörige Zielgruppe gleichermaßen bedienen zu können. Doch bin ich mir sicher, dass ihr bei beiden Büchern Anteile finden werdet, die euch ansprechen und euch interessieren werden. Meine Empfehlung an Euch: Kommt erst gar nicht auf die Idee, diese beiden Büchern miteinander zu vergleichen – sie sind unvergleichbar!