Nachdem ich im vergangenen Jahr von „Winterblüte“ von Corina Bomannbegeistert war, freute ich mich auch in diesem Jahr auf eine Weihnachtsgeschichte von ihr. Als ich dann „Winterengel“ entdeckte, war meine Überraschung groß. Dieses Mal erzählte sie die Geschichte einer Glasmacherin. Eine schöne Idee, wenn auch nicht ganz neu. Die Geschichte, die Corina Bomann hier erzählt, hat gewisse Parallelen zu „Die Glasbläserin“ von Petra Durst-Benning. Dabei legen beide Geschichten jedoch unterschiedliche Schwerpunkte.
Von einer wild-romantischen Reise an den englischen Königshof
Anna Härtel und ihre Familie sind nach dem Tod des Vaters finanziell angeschlagen und auch ihre kranke Mutter kann nicht zum Einkommen der Familie beitragen. Deshalb sucht sich Anna eine Anstellung als Hilfskraft bei einem Glasmacher im Nachbarort. Die Arbeit dort ist hart, aber nach getaner Arbeit darf Anna weiterhin ihre Engel fertigen. Diese erregen einige Zeit später die Aufmerksamkeit der britischen Krone. Queen Victoria lädt sie ein, an den Hof zu reisen.
Für Anna verspricht diese Reise eine Menge Abenteuer und Aufregung. Doch als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie ihre Familie kurz vor Weihnachten verlassen muss, damit ihre Engel am Weihnachtsbaum bei Hofe hängen, werden ihr die Engel während der Reise auch noch gestohlen.
Dies bleibt jedoch zunächst unentdeckt. Schließlich in Dover angekommen, fällt es auf. Natürlich wird Anna von ihrem Begleiter beschuldigt, die Engel nie mitgeführt zu haben. Doch anstatt die Flucht zu ergreifen und gekränkt in ihre Heimat zurückzukehren, kämpft Anna um ihr Ansehen, ihre Ehre und um das Überleben ihrer Familie, die von diesem Auftrag abhängig ist.
Als ihr Begleiter sie wenig später zu einem älteren Herrn bringt, um seinerseits nach den Engeln zu suchen, nutzt sie die Gelegenheit, die sich kurz darauf bietet, und fertigt die Engel neu an. 30 Engel in vier Tagen, kein leichtes Unterfangen, aber wenn es gelingt, ihre beste Chance.
Gleichzeitig entwickelt Anna nicht nur eine gänzlich neue Selbstwahrnehmung und ein besseres Selbstbewusstsein, sondern auch Gefühle für ihren Begleiter, der irgendwie mysteriös erscheint, da er kaum etwas von sich preisgibt. Doch Anna ist bewusst, dass diese Gefühle nicht sein dürfen und kämpft dagegen an.
Gewohnt exakter Erzählstil ohne überflüssig schmückendes Beiwerk
Corina Bomann erzählt die Geschichte um Anna Härtel, John Evans und ihre Reise mit einem präzisen exakten Stil ohne lange oder gar ausschweifend zu erklären. Dennoch weist ihre Geschichte viele kleine, aber durchaus liebenswürdige Details auf. Das alles macht diese Geschichte wieder einmal zu einem echten Hörgenuss.
Anne Abendroth, die diese Geschichte erzählt, tritt dabei als Erzählerin ein wenig in den Hintergrund, obwohl die Figuren durch ihre Stimme zum Leben erweckt werden. Der Zuhörer taucht dabei verhältnismäßig tief in die einzelnen Figuren ein, obwohl es sich um einen personalen Erzähler handelt. Gleichzeitig bieten die Figuren eine ganze Menge Identifikationsmöglichkeiten. Obwohl die Geschichte im 19. Jahrhundert spielt, hat man doch den Eindruck, dass sie zumindest in den Grundlagen auch für die heutige Zeit nicht unwirklich erscheint. Dennoch ist die Geschichte natürlich in gewissen Passagen sehr romantisch angelegt. Dies zeigt sich auch bei der Planung der unterschiedlichen Charaktere, die von ein wenig naiv und kindlich bis hin zur emotional aufgeladenen Figur reichen.
Die Sprecherin: Anne Abendroth
„Anne Abendroth, geboren 1988, hat Schauspiel an der Universität der Künste in Berlin studiert. Seitdem stand sie auf den Bühnen des Maxim Gorki Theaters oder des Deutschen Theaters, sprach Rollen in diversen Hörspielen und lieh ihre Stimme Schauspielern aus Serien wie Downtown Abbey oder The Good Wife.“ (Über Anne Abendroth -Hörbuch Hamburg)
Fazit
Der Versuch eines Fazits würde an dieser Stelle dazu führen, diesem Hörbuch nicht gerecht zu werden. Aus diesem Grund habe ich mich bewusst dagegen entschieden darunter zu schreiben: „Tolles Hörbuch!“ oder „Die Sprecherin hat dieses Hörbuch erst zu dem gemacht was es ist.“ Das alles wäre nämlich nicht das, was ich sagen würde. Denn das Hörbuch spricht für sich alleine. Es ist ein tolles Hörbuch für die Weihnachts- und Winterzeit. Ein Hörbuch, das man jedoch auch nur in dieser Zeit führen sollte. Es erzeugt Weihnachtsstimmung.
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