„Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove ist eine Geschichte, die ich unbedingt hören wollte. Nicht, weil es um eine Frau mit Handicap geht, sondern, weil es um eine Frau geht, die ihr Glück mit beiden Händen ergreift. Geschichten, in denen es um das Glück geht, haben auf mich derzeit einen besonderen Reiz.
In „Fünf Wörter für Glück“ erzählt Ella Dove eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert. Es geht um Heidi, eine junge Frau von Ende zwanzig, die durch einen Unfall beim Joggen ihr Bein verliert. Da sie als Schauspielerin bislang nur mäßig erfolgreich war, lebt sie in einer WG und jobbt nebenbei in einer Bar.
Ihre Eigenständigkeit war ihr in allen den Jahren sehr wichtig und sie ist stolz darauf, ohne fremde Hilfe durchs Leben zu gehen. Der Unfall stellt jedoch alles auf den Kopf, denn als ihr im Krankenhaus bewusst wird, dass ihr ein Unterschenkel fehlt, ist es weniger der Verlust des Beines, sondern vielmehr der Verlust einer Perspektive und die eigene Hilflosigkeit, die ihr zu schaffen machen.
„Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove: Ein neuer Blick auf die Dinge
Als sie einige Zeit später in eine Reha-Klinik überwiesen wird, ist Heidi sprichwörtlich am Ende. Kurz davor in ihrem eigenen Unglück zu versinken, lernt Heidi ihre Bettnachbarin Maud kennen. Mit der 80-jährigen Maud wird sie sich in den nächsten Wochen das Zimmer teilen.
Auf den ersten Blick ist Maud das genaue Gegenteil von Heidi, doch stellen die beiden Frauen schnell fest, dass sie auch eine Menge Gemeinsamkeiten haben. Innerhalb kürzester Zeit schließen Maud und Heidi Freundschaft und so lernt Heidi auch recht bald Mauds Enkel Jack kennen und freundet sich mit ihm an. Bald erkennt Heidi zu ihrer eigenen Überraschung, dass ihr bisheriges Leben ihre größte schauspielerische Leistung war.
Nach dieser Erkenntnis droht Heidi in ein noch größeres Loch zu stürzen, doch Maud und Jack haben schon einen Plan, der genau das verhindern soll. Schafft es Heidi, eine Liste zu schreiben und so ihre fünf Schritte zum Glück zu finden?
„Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove: Authentisch und nahbar
Die Art in der Ella Dove in „Fünf Wörter für Glück“ die Geschichte von Heidi erzählt, zeigt, dass sie nicht nur ein ausgeprägtes Sprachgefühl besitzt, sondern zu dem genau weiß, wie sich das, was die Protagonistin hier erlebt, anfühlt. Sie hat es so oder so ähnlich selbst erlebt.
Die Verbindung aus beiden Aspekte lässt „Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove glaubhaft und gleichzeitig optimistisch erscheinen. Darüber hinaus erscheint die Geschichte überaus lebendig und gefühlvoll.
Mit dieser Geschichte ist es Ella Dove gelungen, die Leser ihres Buches an dem Verlust eines Beines teilhaben zu lassen. Trotz dieser unfassbaren Nähe sollte man dennoch nicht denken, nun genau zu wissen, wie es ist, ein Handicap zu erwerben. Auch der Gedanke mit der Protagonistin tauschen zu wollen, wäre hier sicher nicht angebracht. Angebracht ist es aber zu sagen, dass man den Optimismus, den diese Geschichte ausstrahlt, möglicherweise auf sein eigenes Leben übertragen sollte.
„Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove: Ein Buch (nicht nur) für Betroffene?
Ich bin mir sicher, dass „Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove ein Buch ist, welches vielen Betroffenen als Wegweiser dienen kann. Gleichzeitig ist diese Geschichte ein gelungener Roman, der sich auch für nicht Betroffene lohnt.
Dieser Roman zeigt, dass ein einziger Moment das ganze Leben verändern kann. Das Schicksal, der Zufall oder auch das Leben selbst kann einem übel mitspielen, aber letztlich kann jeder in diese Lage kommen und muss sich dann selbst aktiv oder passiv entscheiden, die Herausforderung anzunehmen oder aufzugeben. Wie immer man sich entscheidet, das hat man selbst in der Hand.
Das Leben wird nach einer solchen Veränderung sicher ein anderes sein, aber der Umgang mit der Veränderung entscheidet letztlich über den weiteren Verlauf. Da sich dieser Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert, mit einem ähnlichen Thema beschäftigt und ähnlich positiv mit diesem Thema umgeht, erinnert er mich an „Ziemlich beste Freunde“ von Philippe Pozzo di Borgo. Beide Bücher verbindet zudem ihre realistische Art, das Leben zu betrachten.
Die Art, wie Julia Nachtmann „Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove spricht
Julia Nachtmanns Art „Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove zu vertonen, ist einerseits klassisch und souverän, andererseits aber auch gefühlvoll und eindringlich. Dies unterstreicht noch einmal die Vielschichtigkeit der Romanvorlage und gibt mir als Hörerin dieses Hörbuchs das Gefühl, die Geschichte von jemandem erzählt zu bekommen, der ständig an Heidis Seite war. Auf diese Weise ergänzt das Hörbuch auf eine spezielle Weise den Roman. Es verstärkt das Gefühl von Nähe und zieht den Hörer irgendwo ins Vertrauen.
Über die Autorin Ella Dove
„Ella Dove schreibt als Journalistin für Magazine wie Red, Prima und Modern Housekeeping. Im Jahr 2015 absolvierte sie den Curtis Brown Novel Writing Course. Mit nur 25 Jahren verlor sie selbst durch einen Unfall ihr Bein. Sie ist Botschafterin der Limbless Association, der Barts Health Charity und des London Prosthetic Centre und hält in dieser Rolle regelmäßig Vorträge, nimmt an Veranstaltungen teil und führt Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen über Traumata.“(Rowohlt)
Über die Sprecherin Julia Nachtmann
„Julia Nachtmann wurde 1981 in Stuttgart geboren. Schon während ihres Studiums an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg war sie mehrfach am Thalia Theater zu sehen. Von 2005 bis 2013 erfolgte ein Engagement am Schauspielhaus Hamburg, wo sie 2006 mit dem Boy-Gobert-Preis ausgezeichnet wurde. Derzeit ist sie am Deutschen Theater in Berlin zu sehen. Sie wirkt außerdem in diversen Fernsehproduktionen, wie dem »Tatort«, und in der schwäbischen Kinokomödie »Die Kirche bleibt im Dorf« mit. Neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit ist Julia Nachtmann auch Sprecherin zahlreicher Hörbücher und beim Rundfunk tätig.“(Jumbo Verlag)
Fazit zu „Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove
Ich mochte die Art wie Julia Nachtmann „Fünf Wörter für Glück“ von Ella Dove in Form eines Monologs mit dem Hörer lebendig werden ließ. Diese Darstellung war jedoch nur möglich, weil die Autorin Ella Dove eine intensive, einfühlsame und emotionale, aber ebenso realistische Romanvorlage geschrieben hat, die nicht nur besagte Aspekte in sich vereint, sondern ebenso realistisch, authentisch und nahbar erscheint.
Die Geschichte selbst ist sicherlich etwas anders, als man sie von anderen Romanen kennt, aber dafür ist sie umso intensiver, denn jeder kann in Heidis Situation kommen. Alle können einen Unfall erleiden und dabei Gliedmaßen verlieren.
Somit ist diese Situation für nahezu jeden greifbar und jeder denkt sich vermutlich: „Ein Glück, dass es nicht mich getroffen hat“ und doch wird dank dieses Romans offensichtlich, dass Menschen mit einem Handicap nicht anders zu behandeln sind als andere und, dass viele dieser Menschen durchaus in der Lage sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, hat Ella Dove nicht nur mit ihrem Roman, sondern auch mit ihrer eigenen Biografie unter Beweis gestellt.