„Die Liebe gibt Pfötchen“ von Petra Schier ist der vierte Band aus der beliebten Lichterhaven-Reihe. Im aktuellen Band der Reihe versucht nun Thorsten abermals sein Glück bei Martina. Die Abfuhr aus dem vergangenen Jahr (Strandkörbchen und Wellenfunkeln ) hat er natürlich nicht vergessen, aber vielleicht erweicht sich die energiegeladene Witwe und Mutter von zwei Kindern ja doch noch und lässt zu, dass Thorsten sie zum Essen einlädt. Möglicherweise führt ja ein einziges Mittagessen zu einem weiteren.
„Die Liebe gibt Pfötchen“ von Petra Schier: ein Roman über das Trauern und das Weiterleben
Normalerweise sind die Bücher von Petra Schier leichtfüßig und locker und ja, auch „Die Liebe gibt Pfötchen“ ist an sich ein locker, leichter Roman, wie man ihn zum Beispiel auf dem heimischen Balkon oder der heimischen Terrasse lesen könnte. Dieser Roman besitzt aber unterschwellig etwas, für das Petra Schiers Romane ebenfalls bekannt sind: Tiefe und Kraft.
Mit Martina hat Petra Schier eine Figur geschaffen, die es geschafft hat, sich und ihren Kindern nach dem Tod ihres Mannes vor sechs Jahren ein eigenes Leben aufzubauen, nur hat sie sich bis heute noch nicht wieder an eine neue Beziehung heran gewagt. Ob Thorsten das ändern kann, weiß aktuell niemand, denn Martina hält ihn mit allen Mitteln auf Abstand.
Dabei finden nicht nur Martinas Freunde und Familienmitglieder, dass sie mittlerweile längst nach ihrem eigenen Glück suchen könnte. Ein Glück, dass sie möglicherweise auch in einer neuen Beziehung finden könnte. Das Leben wäre noch so viel leichter, wenn Martina nicht mit allen möglichen anderen Dingen beschäftigt wäre. Die Kinder, der Haushalt, das Schwimmbad und der Stadtrat, all das muss irgendwie unter einen Hut bringen. Für einen Mann hat sie doch da gar keine Zeit und außerdem hat sie ihrem verstorbenen Mann ja auch damals eines versprochen, wenn auch nur indirekt.
Ein kleiner Vorgeschmack gefällig? Mein Ersteindruck
„Die Liebe gibt Pfötchen“ von Petra Schier: ein Liebesroman mit Konfliktstoff
Das Martina eine ganze Menge an Problemen mit sich herum trägt, ist natürlich auch Thorsten bewusst, dennoch schweifen seine Gedanken auch noch ein Jahr nach der Abfuhr um sie. Von ihren Beweggründen in immer wieder abzuweisen, ahnt er nichts, spürt aber, dass es eben doch eine gewisse Spannung zwischen ihnen beiden gibt.
Genau diese Spannung motiviert ihn letztendlich dazu, Martina nicht von der Seite zu weichen und irgendwo auch dazu, um sie und ihre Gefühle für ihn zu kämpfen. Dass Petra Schier in diesem Roman zahlreiche Konflikte rund um Trauer und die Fähigkeit des Weiterlebens eingebaut hat, ist mir als Leser schnell klar geworden, für sie selbst jedoch muss eine Geschichte wie jeder andere gewesen sein, denn sie erzählt diese Geschichte in einem gewohnt lebendigen Stil, der jeder Figur nicht nur seine ganz eigene Geschichte, sondern auch seine eigene Charakteristik verleiht.
Figuren, aus dem Leben gegriffen
Diese Hintergrundebene und die besondere Charakteristik ihrer Figuren ist es, die mich als Leser mit dem Eindruck konfrontiert, ich hätte es tatsächlich mit lebendigen Menschen zu tun. Diese Figuren wirken nämlich so, als seien sie aus dem Leben gegriffen. So, als könnte ich Ihnen irgendwo auf der Straße begegnen.
Lichterhaven und all seine Bewohner sind fiktiv. Trotzdem hat man den Eindruck, dass man den Ort besuchen und die Figuren dort kennenlernen könnte. Während sich der Hafen ein Ort, den es tatsächlich gäbe, so wäre Petra Schiers Romanreihe sicherlich die perfekte Werbung, um dort einmal Urlaub zu machen. So jedoch lädt sie uns auf eine fiktive Reise ein, auf eine Reise, bei der wir zu Hause bleiben dürfen und trotzdem das Gefühl haben gemeinsam mit Martina und Thorsten am Strand zu sein.
Held mit kalter Schnauze
Wer die Lichterhaven-Reihe kennt, der ahnt natürlich, dass auch dieser Roman nicht ohne Hund auskommt. Der Titel verrät es sehr bereits, in “Die Liebe gibt Pfötchen“ kommt in allen Büchern von Petra Schier innerhalb dieser Reihe wieder ein Hund vor.
Der Held in diesem Buch heißt Capone und ist ein echter Wildfang, der offenbar schon recht bald ein ähnliches Vertrauen in Thorsten steckt, wie Martina selbst. Im Gegensatz zu Martina zeigte dieses allerdings regelmäßig in dem er einfach mal Reißaus nimmt, wann immer er Thorsten irgendwo sieht.
Viel zu oft ignoriert der Mudi dabei die Regeln, die Frauchen ihm gibt. Aber das Tier freut sich halt einfach so Thorsten wieder zu sehen und auch Martinas Herz schlägt schließlich jedes Mal ein wenig höher. Wird es dem Hund gelingen, dass sich Martina tatsächlich wieder auf eine Beziehung einlässt?
Dass Petra Schier selbst einen Hund hat, spürt man als Leserin oder Leser dieses Buch nur allzu deutlich, denn wie auch von anderen Büchern, in denen sie einen Hund als Figur einsetzt, stellt sie auch hier Capones Gedanken dar. So bekommt auch der Hund in diesem Roman wieder nach und nach einen ganz eigenen Charakter, der einerseits im konkreten Gegensatz zu seinem Frauchen steht, den Charakter des Frauchens aber gleichzeitig auch sehr genau spiegelt. So hatte ich es auch schon bei anderen Büchern dieser Reihe erlebt. Genau genommen bei allen drei Teilen, die bislang erschienen sind.
Alleine durch die unterschiedlichen Charaktere der Hunde ist auch kein Wunder, dass es bei dieser Reihe regelmäßig ein Wiedersehen mit Protagonisten aus den vorangegangenen Geschichten gibt. Zwar kann man die Gedankengänge der vorangegangenen Hauptprotagonisten nicht mehr mitlesen, allerdings wird jeder vergangene Hauptprotagonist in jeder weiteren Teil zu einem starken Nebencharakter, dessen Vorgeschichte man dann natürlich bestenfalls kennen sollte..
Wiedersehen mit Protagonisten aus vergangenen Bänden
Wer also die komplette Reihe unrühmlich der Hafen liest, wird schnell feststellen, dass die einzelnen Charaktere zwar nicht alle zur gleichen Familie gehören, wohl aber sehr familiär miteinander umgehen und somit wie eine große Familie sind. Tatsächlich gibt es aber in jeder der Geschichten mit Familie Messner eine Familie, um die sich alle anderen herum bewegen.
Thorsten und Martina zum Beispiel gehören beide nichts zu dieser Familie, sind aber mit den Geschwistern dieser Familie eng befreundet. Aus diesem Grund kannten wir Thorsten und Martina ja auch schon, aus den vorangegangenen Bänden.
Wer also jetzt sagt, dass er mit diesem Band einsteigen möchte, dem kann ich dieses wirklich empfehlen, allerdings ist es ebenso empfehlenswert die Reihe von Anfang an zu lesen. Denn ansonsten gehen die Geschichten um Melanie und Alex,Christina und Bensowie Luisa und Lars
verloren. Diese Geschichten sind aber für die aktuelle Geschichte nicht minder wichtig, denn die gesamte Region Lichterhaven verändert sich. Gleichzeitig wird sie in einem Punkt immer gleich bleiben: Freundschaft und Vertrauen allen Bewohnern der Kleinstadt wichtig.
Ich persönlich bin schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Müsste ich raten, so würde ich denken, dass Hanna die nächste in der Reihe sein dürfte. Mit wem sie zusammenkommt, darüber könnte ich jetzt lange spekulieren, aber ich habe da schon jemand den Verdacht. Auf die Geschichte von Hanna und Jörn wäre ich durchaus gespannt. Insgesamt legt Petra Schier nämlich in ihren Büchern immer gleich auch eine Spur, auf die nächste Beziehung, die sie in einer Fortsetzung anbahnen könnte. So bleibt natürlich immer ein wenig Spannung offen, gleichzeitig wird man aber auch neugierig auf das nächste Buch.
Stilistisches
Stilistisch erleben wir im Verlauf der Bücher eigentlich keinen großen Wandel. Vielmehr sind alle Geschichten von Petra Schier sowohl emotionsgeladen, als auch nachvollziehbar. Sie sind authentisch, nahbar, aber in keinster Weise sind sie gefühlsduselig. Ich mag die Art und Weise, wie Petra Schier immer wieder Hunde zum Leben erweckt und sie nachvollziehbar in die Geschichten integriert, in sogar in gewisser Weise ihre eigene Funktion gibt.
In „Die Liebe gibt Pfötchen“ ist es Petra Schier wieder einmal gelungen, neben der Leichtigkeit und Lebensfreude auch eine gewisse Tiefe in die Geschichten zu bringen, die mir mittlerweile so vertraut sind. Trotzdem erleben wir in „Die Liebe gibt Pfötchen“ allerdings dieses Mal einen kleinen Wandel, den erstmals geht es in diesem Buch von Petra Schier in dieser Reihe umso etwas wie Tod und Trauer.
Über Petra Schier
„Seit Petra Schier 2003 ihr Fernstudium in Geschichte und Literatur abschloss, arbeitet sie als freie Autorin und Lektorin. Neben ihren zauberhaften Weihnachtsromanen schreibt sie auch historische Romane. Sie lebt heute mit ihrem Mann und einem deutschen Schäferhund in einem kleinen Ort in der Eifel.“ (Autorenprofil)
Fazit zu „Die Liebe gibt Pfötchen“ von Petra Schier
„Die Liebe gibt Pfötchen“ von Petra Schier schließt einerseits genau an die vorangegangenen Geschichten an und unterscheidet sich andererseits in mehr als einem Aspekt von dieser Geschichte. Mir persönlich gefiel die Geschichte trotz dieses scheinbaren Wandels ausgesprochen gut, denn die Grundideen zu diesen Geschichten ist genauso authentisch, wie ich es zuvor von dieser Reihe gewohnt war. Kann ich also davon ausgehen, dass ich die Reihe verändert?
Nun, ich würde behaupten, dass jedes Paar ob nun innerhalb einer Geschichte, wie im Fall dieses Romans, oder auch im echten Leben seine eigene Geschichte braucht. Seine eigenen Erlebnisse, die dazu beitragen, dass man sagen kann man hat gemeinsam erlebt. Insoweit freue ich mich, dass diese tiefen Erlebnisse auch in dieser Geschichte eine gewisse Relevanz haben, denn ohne Erlebnisse, die das Paar miteinander teilt, wäre diese Geschichte wohl kaum das, was sie ist ein unterhaltsamer und gewissermaßen auch tiefgründiger Geschichte darüber, dass im Leben nicht immer nur Höhepunkte gibt, das aber nach jedem Fall auch ein Anlass geschaffen wird um wieder aufzustehen.
Petra Schier ist es auf ungewöhnliche Art und Weise gelungen mit „Die Liebe gibt Pfötchen“ eine lebensbejahende Geschichte und Trauer zu schreiben, die eben doch nicht viel mit Trauer zu tun hat, denn eigentlich weiß Martina längst, dass die Zeit der Trauer nach sechs Jahren in den Hintergrund gerückt ist. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen und freue mich schon auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.