Mit „Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“ setzt das ZDF heute Abend um 20:15 Uhr eine lieb gewonnene Tradition fort. Es zeigt einen Film aus der Reihe Familie Bundschuh und macht deutlich, dass Familienleben alles andere als einfach ist.
Ich könnte wetten, dass es in diesem Film wieder ein großes Identifikationspotenzial gibt, obwohl hier vieles total überzeichnet ist. Dabei muss es keinesfalls immer die Bürgermeisterwahl gehen, auch Kleinigkeiten können im Familienalltag schon für größere Irritationen sorgen.
Tatsächlich gibt es nur wenige Filme, bei denen ich den Film besser finde als das Buch oder Hörbuch. Im Fall der Familie Bundschuh-Reihe entsteht dieser Effekt aber insbesondere durch eine überragende Besetzung, denn neben immer wieder mal neueren Gesichtern hier einen etablierten Stammcast von hochkarätigen unbekannten Schauspielern.
Ja, natürlich kann man sagen, dass die Komödie hier total überdreht erscheint, aber dieser Effekt es durchaus gewünscht. Andrea Sawatzki hat die Romanvorlage geschrieben, weil sie Familien zeigen wollte, dass es nicht nur in den eigenen Familien recht turbulent zugeht.
Worum geht es bei „Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“?
An ihrem neuen Wohnort treten Gundula und Gerald Bundschuh gegeneinander als Kandidaten für das Bürgermeisteramt an. Das sorgt für reichlich Unbill in der Großfamilie Bundschuh.
Der Wahlkampf Gundula gegen Gerald spaltet die Gemüter. Während sich Schwiegermutter Susanne schon als First Lady betrachtet und Bruder Hadi sich zum Ghostwriter für Geralds Politreden berufen fühlt, entfaltet Schwägerin Rose ihr Potenzial als Laienpredigerin.
Je näher der Wahltag rückt, umso mehr geraten alle Bundschuhs aneinander. Ihre Kandidatur artet in einen persönlichen Zweikampf zwischen Gundula und Gerald aus, bei dem die Familienmitglieder sich entscheiden müssen, auf wessen Seite sie stehen.
Gundula ereifert sich mit guten Ideen für die Zukunft des Dorfs und will den leer stehenden alten Konsum wieder als Treffpunkt mit Kaffeestube, Lädchen und Poststelle beleben. Mit nur einer Stimme Mehrheit gewinnt sie die Wahl: Die Überraschung ist perfekt, Gerald beleidigt – und eine tiefe Ehekrise die Folge.
Aber damit nicht genug: Weil Gerald ungefragt zwei Investorinnen für eine mögliche Schweinemastanlage im Ort herumführt, um die Finanzen der Gemeinde aufzubessern, spaltet sich das Dorf in zwei Lager. An einer hitzigen Gemeindeversammlung mündet die Auseinandersetzung um die Schweinemastanlage in einem Fiasko und Aktivisten überschütten Gundula mit Schweineblut. Verstört und verletzt will sich die Bürgermeisterin aus der Gemeindepolitik zurückziehen.
Doch dann entdecken Sohn Matz und dessen Freundin Paula, dass auch von außerhalb des Dorfes gegen Gundula intrigiert wird. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung der gesamten Familie Bundschuh und aller Dorfbewohner, um den Frieden in dem kleinen Ort wiederherzustellen.
„Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“: Für mehr Frauen in der Kommunalpolitik?
Sich in der Politik zu engagieren scheint heutzutage kein Trend mehr zu sein, wer aber einen genaueren Blick auf die Liste der örtlichen Bürgermeister wirft, wird bundesweit einen Trend sehen, der eigentlich längst überholt zu sein scheint. In der Kommunalpolitik gibt es immer noch einen deutlichen Trend: Männer werden Bürgermeister.
Ich frage mich allerdings ob dieser Trend daher rührt, weil es weniger Frauen gibt die Politik gehen oder weil sie seltener gewählt werden. Ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Amt oder Ehrenamt des Bürgermeisters gegeben? Wäre dies nicht etwas, dass es zunächst zu ändern gilt?
Meiner Meinung nach macht „Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“ klar, dass es noch viel zu tun gibt, aber dass jeder zunächst einmal mit den Problemen anfangen könnte, mir selbst betreffen. Es wäre also ein erster Schritt, wenn mehr Frauen in politische Ämter kämen und das ganze nicht nur auf Bundesebene, wo wir ja mit Frau Merkel bereits eine Kanzlerin hatten, sondern insbesondere und allen voran in die Kommunalpolitik, wo es nämlich darum geht, die Alltagsprobleme jedes Einzelnen zu lösen.
Was würde sich wohl verändern, wenn es bei den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen eine Quote von etwa 50 % gebe? Ganz klar, es würden unterschiedlichste Interessen in das Blickfeld der Politik gelangen.
Wenn wir dann auch noch überlegen würden, Migranten in diese Ämter zu integrieren, Menschen mit Handicap oder mit anderen Herausforderungen wäre unsere Gesellschaft möglicherweise eine andere.
Doch ich möchte keinesfalls eine Utopie darstellen, die sich innerhalb der nächsten 10-20 Jahre eh nicht umsetzen ließe, sondern vielmehr dem Blickwinkel ein wenig ändern und erweitern. Zurück zum Film, der dieses Thema der Emanzipation ebenfalls aufgreift.
„Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“: Besetzung
In der humorvollen Karikatur und Komödie „Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“ können wir ein herausragendes schauspielerisches Ensemble bewundern.
Die talentierte Andrea Sawatzki brilliert als Gundula Bundschuh, die mit ihren originellen Ideen für das Dorf und die Bürgermeisterwahl reichlich Chaos stiftet. Ihr Ehemann Gerald Bundschuh, gespielt von Axel Milberg, liefert eine ebenso amüsante Performance und ist seinerseits mitten im politischen Wettkampf verstrickt.
Judy Winter verkörpert die legendäre Schwiegermutter Susanne, die bereits als First Lady plant, während Eva Löbau als Schwägerin Rose Schultze ihre Talente als Laienpredigerin entfaltet.
Die lustige Verwirrung wird weiter verstärkt durch Stephan Grossmann in der Rolle von Bruder Hadi Schultze und Levis Kachel, der Matz, den Sohn von Gundula und Gerald, verkörpert. Emilia Packard spielt Matz‘ Freundin Paula, die für frischen Wind sorgt.
Die Nebenrollen sind ebenfalls hervorragend besetzt. Kai Lentrodt als Golo, Paul Jumin Hoffmann als Ulrich Schmidt, Nina Vorbrodt als Caro Kübler, Martin Seifert als Wilhelm Bredow, Michael Krabbe als Jan Kübler, Mira Elisa Goeres als Jessica Kübler, Frank Streffing als Frank Winkelmann und Lars Pape als Ernst Krause tragen alle zum humorvollen Geschehen in der Episode bei.
Diese vielfältige Besetzung schafft eine unterhaltsame Verbindung zwischen den Charakteren und ihren Schauspielern. Die Handlung, die den Bürgermeisterwahlkampf, die Schweinemastanlage und die Dorfversammlung umfasst, sorgt für jede Menge Lacher und satirische Momente. Die Karikatur und Komödie verspricht beste Unterhaltung und herzhaftes Gelächter für das Publikum.
„Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“: Drehort
Gedreht wurde vom 11. Oktober bis zum 18. November 2023 in einem Gutshaus in Schönwalde-Glien im Ortsteil Wansdorf im Berliner Umland, das der Familie als gemeinsamer Wohnsitz dient. Darüber hinaus dürfte auch im Berliner Umland und in Berlin selbst gedreht worden sein, da die Familie dieses Mal kein Kammerstück aufführt, sondern die Pandemie hinter sich gelassen hat.
Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“ ist somit ein wenig anders als sein Vorgänger, wie man ja auch an der Handlung des Films selbst sehen kann. Das Dorf und die Gemeinschaft sind wieder wichtiger geworden und die beiden Bundschuhs setzen unterschiedliche Prioritäten, was die Zukunft es Dorfes angeht.
Muss man somit sagen, dass der Drehort dieses Mal wichtiger geworden ist? Nein, nicht unbedingt, Fakt ist aber, dass ich auch hier der Gemeinschaftsgedanke der Familie im gemeinsamen Wohnsitz darstellt.
Ich persönlich vermute das einige Szenen des Films nicht zu sagen nahezu jede Szene des Films wieder herzlichen schmunzeln und Lachen einladen. So konstruiert muss eine Komödie für mich zwar nicht immer sein, allerdings trifft Familie Bundschuh auch hier den Zeitgeist, denn in der aktuellen politischen Lage zeigt sich vor allem eins, Uneinigkeit.
Erwartungen an „Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“
Tatsächlich fällt es mir – wie so oft schwer eine Erwartungshaltung an den Film „Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“ zu formulieren. Meiner Meinung nach bräuchte es in der Politik mehr engagierte Menschen, die sie tatsächlich um das Wohl der Gemeinschaft sorgen. Welche Qualifikationen man als Bürgermeisterin oder Bürgermeister haben muss, nun, darüber kann man mit Sicherheit streiten.
Gestritten wird also vermutlich auch im aktuellen Film der Familie Bundschuh. Im Interview des ZDF wurde Andrea Sawatzki gefragt, was Gundula Bundschuh für das Amt der Bürgermeisterin prädestiniert.
Ihre Erklärung war simpel, aber gleichzeitig sehr pointiert. Sie sagte: „Dass sie gut zuhören kann und die Bedürfnisse durchaus ernst nimmt, zeichnet sie aus. Sie verspricht nicht ins Leere hinein, sie kämpft bis aufs Messer, um ihre Ziele durchzusetzen. Die harte Schale hat sie sich während der Ehe mit Gerald zugelegt.“
Ihre Antwort macht deutlich, dass Gundula letztlich eine ganz normale Bürgerin ist, die sich jedoch in die Gemeinschaft einbringen möchte und um das Wohl der Gemeinschaft oder vielmehr für das Wohl der Gemeinschaft kämpft. Meiner Meinung nach wird hier aber noch ein ganz anderes Problem unserer realen Gesellschaft deutlich.
Immer weniger Menschen interessieren sich dafür, dass für ihre Rechte eingetreten wird. Es herrscht eine Politikmüdigkeit, eine Politikverdrossenheit sogar und genau darum scheint es auch in diesem Film zu gehen, denn letztlich hat jeder Bürger die Möglichkeit, politisch zu engagieren und Dinge in die Hand zu nehmen, Ehrenämter oder eben politische Ämter, die im Übrigen zum Teil ebenfalls als Ehrenamt betrieben werden.
Gerald hingegen ist ein ganz anderer Typ als seine Frau. Im Vergleich zu Gundula ist Gerald unaufgeregt, weniger emotional und ein echter Zahlenmensch. Macht einen das zu einem guten Politiker? Nein, nicht unbedingt. Doch was zeichnet Gerald darüber hinaus zum Bürgermeister aus?
„Er ist ja als leitender Beamter einer Finanzbehörde vertraut mit Vorgängen wie Firmengründungen, Wirtschaftshilfe, Projektierung, Bauplanungen und staatlicher Förderung. Steuervorteile! Das ist seine Expertise, so hat es der Bürgermeister verstanden, und solche wie ihn gibt’s in der Gemeinde nicht viele“, erläutert Axel Milberg im Interview mit dem ZDF.
Es geht also de facto tatsächlich nur um seine Expertise im Steuer und Finanzwesen. Würdet ihr so jemanden wählen? Vermutlich sagen nun einige ja und andere schütteln innerlich oder auch äußerlich den Kopf und lehnen dankend ab. Meiner Meinung nach sollte ein Bürgermeister sowohl die emphatische Seite Gundulas als auch Einverständnis mit Zahlen in sich vereinen. Das jedoch ist sehr selten zu finden.
Würden wir Menschen aber Koalitionen eingehen, die Stärken und Schwächen miteinander verbinden und ausgleichen, so würden sich manche Probleme recht anschaulich und komplikationsarm lösen lassen.
Meiner Meinung nach macht „Familie Bundschuh – Bundschuh vs. Bundschuh“ vor allem eins deutlich: eigentlich müsste jeder von uns, der ein Anliegen hat sich selbst hinsichtlich seiner Belange in die Politik einbringen und doch fehlt es immer häufiger an engagierten Menschen, die dem Volk nahe sind. Es fehlt an echten Volksvertretern.
Familie Bundschuh - Bundschuh vs. Bundschuh
Regisseur: Franziska Meyer-Price
Erstellungsdatum: 2023-10-02 19:37
4.5
Vorteile
- Unterhaltsame und humorvolle Darstellung des Familienlebens.
- Starke Besetzung mit talentierten Schauspielern.
- Satirische Elemente, die aktuelle politische Themen aufgreifen.
- Betonung der Bedeutung von Frauen in der Kommunalpolitik.
- Interessanter Drehort und Veränderung in der Handlung im Vergleich zu vorherigen Filmen.
- Fokus auf die Bedeutung von politischem Engagement und Volksvertretung.
Nachteile
- Überzeichnete Komödie, die nicht jedermanns Geschmack treffen könnte.
- Einige möglicherweise unrealistische Charaktere und Handlungselemente.
- Betonung von Stereotypen in Bezug auf die Qualifikationen von Politikern.
- Politische Botschaften könnten zu stark und offensichtlich sein.
- Möglicherweise zu idealistische Vorstellungen von politischem Engagement und Veränderung.