Als Christina Horsten 2012 das Angebot bekam, als US-Korrespondentin nach New York zu gehen, freute sie sich sehr und auch ihr Partner Felix Zeltner sah es als eine Erfahrung an, die sich lohnen könnte.
So gingen beide als Journalisten mit Tochter Emma nach New York, doch den Wohnungsmangel in New York hatten sie unterschätzt und das Risiko, auf Betrüger hereinzufallen, war hoch. Zudem nahmen sie sich vor, möglichst viel von der Stadt zu sehen. Aus diesem Grund entschieden sie sich dazu, jeden Monat in eine neue Wohnung einzuziehen.
Diese Erfahrung machte das Jahr zu einem Achterbahnjahr und zu einem Jahr mit vielen neuen Eindrücken, die sie später im Buch „Stadtnomaden“ aufbereiteten und Revue passieren ließen. Zwölf Wohnungen in zwölf Monaten führten zu einer ganzen Menge neuer Erfahrungen, denn jedes New Yorker Viertel – und sie hatten sich zum Ziel gemacht, jeden einzelnen Stadtbezirk kennenzulernen – hatte seine Besonderheiten.
Ich hatte nun das Vergnügen, ihr Buch zu lesen und mit beiden über ihr Buch zu sprechen. Entstanden ist daraus das folgende Interview:
Was macht den besonderen Reiz einer Stadt wie New York aus?
Dass so viele Menschen aus so vielen Ländern auf so engem Raum zusammenwohnen – und das fast immer friedlich.
Worauf habt ihr bei den Wohnungen in New York geachtet?
Wir haben uns selbst nur eine Regel gegeben: Wir wollten in allen fünf Stadtbezirken wohnen: Manhattan, Queens, Brooklyn, Staten Island und der Bronx.
Gibt es eine Top 3 der Umzugspannen? Welche?
Ja – es gibt massenhaft Fehler, die man beim Umziehen so machen kann. Top 3: Pappkartons (besser wiederverwendbare Plastikkisten benutzen); Kisten nicht beschriften; Alle Bücher in eine Kiste stopfen.
Welche Tipps würdet ihr Menschen geben, die in New York leben möchten?
Just do it! Es ist und bleibt die spannendste Stadt der Welt. Und auch ohne viel Ahnung kann man das Leben hier für ein paar Tage ausprobieren.
Welche Wohnung oder welcher Stadtteil in New York hat Ihnen bisher am Besten gefallen? Warum?
Am tiefsten ins Gedächtnis eingegraben haben sich die Stadtteile, die uns am meisten überrascht haben, weil wir sie unterschätzt hatten: Staten Island zum Beispiel, den fünften und vergessenen Stadtteil, der fast ein bisschen was von San Francisco hat. Oder die Bronx, wo die Menschen so freundlich zu uns waren wie fast nirgendswo sonst in der Stadt.
Achtet ihr heute auf andere Aspekte bei Wohnungen? Worauf?
Uns ist aufgefallen, dass wir Nach-draußen-Wohner sind. Wir haben gerne keine Vorhänge, viel Licht und einen weiten Blick, um immer mitzubekommen, was draußen passiert. Das Gegenmodell wären die Nach-Drinnen-Wohner, die eher auf Vorhänge zu, viel Deko und viel Ruhe stehen. Wer seinen Wohntyp kennt, hat auf jeden Fall eine höhere Erfolgschance beim Wohnungssuchen.
Welchen Stressfaktor lösen Wohnungsbesichtigungen heute noch aus?
Absolut keinen, für uns ist das inzwischen eher wie harmloses Speeddating mit Spaßfaktor. Der Stress kommt erst dann, wenn man eine Wohnung unbedingt haben will.
Was würdet ihr heute anders machen?
Wir würden das Ganze besser planen … und vielleicht nicht nur vier Wochen, sondern etwas länger in jedem Viertel bleiben. Und wir würden von Anfang an noch mehr Menschen davon erzählen und sagen, dass wir Hilfe brauchen.
Gibt es einen ultimativen Umzugstipp? Welchen?
Ausmisten, Ausmisten, Ausmisten! Immer wieder. Dann wird jeder Umzug zum Kinderspiel.
Was bedeuteten die Umzüge für Emma?
Jede Wohnung war für sie ein neuer Abenteuerspielplatz. Uns wurde klar: für sie zählen wir, nicht die vier Wände um sie herum.
Welche Ideen hättet ihr, um den Wohnungsmangel zu entschärfen?
Puh, da gibt es definitiv Experten, die sich da deutlich besser auskennen als wir. Aber dass wie in New York Wohnungen als Investmentobjekte benutzt werden und dann die meiste Zeit leerstehen dürfte nicht sein! Vielleicht wären mehr flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Infrastruktur außerhalb von Städten, so dass weniger Menschen gezwungen wären, in den Mietwahnsinn der Städte einzutauchen, ein Anfang.
Wie steht ihr heute zu alternativen Wohnkonzepten?
Ob Co-Living, Multi-Generationen-Kommune oder Baumhaus: Jeder sollte nach seiner Wohn-Façon glücklich werden können!
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