“Weihnachtszauber mit Alpakas” von Dana Lukas ist ein Roman dessen Cover winterlich anmutet und Winterstimmung kommt bei all dem Schnee im Sauerland definitiv auf. Da das Buch etwa ein Monat vorm ersten Advent beginnt, ist es ein Roman, der gut und gern auch schon vor der Weihnachtszeit gelesen werden kann.
Perfekt, ich muss also noch gar nicht in Weihnachtsstimmung sein; viel wichtiger erscheint es mir, dass ich mich als Leserin grundlegend für das Leben mit Alpakas auf dem Land interessiere. Dabei muss ich nicht unbedingt selber auf dem Land wohnen und selbst Alpakas halten, sondern vielmehr offen dafür sein, dass das Leben hier weniger anonym ist, als man es möglicherweise aus der Stadt kennt.
Wer sich sich darauf einlassen kann, hat mit “Weihnachtszauber mit Alpakas” von Dana Lukas eine entspannte, winterliche Geschichte mit Tiefgang gefunden, die sich zu lesen lohnt. Doch worum geht es hier eigentlich? Um Alpakas, so viel ist klar, aber neben den tierischen Protagonisten gibt es auch menschliche mit ganz eigenen Problemen.
Worum geht es bei “Weihnachtszauber mit Alpakas”?
Nach einer mehr als stressigen Zeit beschließt Stella Köln den Rücken zu kehren und ins Sauerland zu ziehen. Sie hat einen alten und zugegebenermaßen ziemlich heruntergekommenen Hof gepachtet und sich eine kleine Alpakaherde zugelegt. Dass die 41-jährige Anwältin aus der Großstadt bislang keinerlei Hoferfahrung besitzt und auch handwerklich zwei linke Hände hat, sorgt zunächst für eine Menge Chaos und Unsicherheit.
Als “die Neue im Dorf” hat sie auch schnell ihren Spitznamen weg: die Spinnerin. Erst im Verlauf zeigt sich eine gewisse Doppeldeutigkeit. Zunächst ärgert sich Stella nämlich vor allem über all die seltsamen Persönlichkeiten im Ort. Dass sich die Bewohner des Dorfes aber ebenso über die Neue aus der Stadt wundern, fällt dieser zunächst nicht auf.
Im Verlauf lernen sich die Damen des Orts besser kennen und langsam wird deutlich, dass Stella mehr als einen guten Grund hatte, Köln und ihre Kanzlei hinter sich zu lassen und sich im Sauerland um sechs niedliche Alpakas kümmern.
Der Tod ihres Mannes Malek hat Stella schwer getroffen und einiges in Aufruhe gebracht. Der Umzug in dieses kleine namenslose Dorf im Sauerland ist ihr Ausbruch aus dem bisherigen Leben und das Dorf mitten im verschneiten Sauerland wird ihre Zuflucht. Ihre Sinnsuche erweist sich ebenso als Glücksgriff wie Herausforderung für die Dorfgemeinschaft und bietet mir als Leserin gute Unterhaltung mit Spuren von Tiefgang.
Die Handlung selbst ist dabei zunächst nicht unbedingt weihnachtlich, sondern beginnt frühwinterlich mit Frost und Schnee. Das hat zwar eine entspannte Funktion, macht aber gleichzeitig deutlich, dass die Winter auf dem Land rauer sind, als man es aus einer Großstadt wie Köln gewöhnt ist. Alleine diese Erkenntnis stellt Stella in ihrem ersten Winter auf dem Hof vor zahlreiche Herausforderungen. Hilfe kommt da gerade recht – wenn auch von unerwarteter Seite.
Die tierischen Protagonisten: herzerwärmende Alpakas
Eine Herde von zunächst sechs Alpakas sind die heimlichen Helden dieses Romans. Jedes einzelne Alpaka hat seine eigenen Besonderheiten und auch seinen eigenen und auch eigenwilligen Charakter. Dass ich Romane mit tierischen Protagonisten sehr schätze, wisst ihr nicht erst seit “Weihnachtszauber mit Alpakas”, sondern vermutlich schon aus vielen Romanen mit Hunden.
Auf Bernd, Schavöttche und all die anderen war ich – das gebe ich gerne zu – neugierig. Tierische Protagonisten konnten mich bis dato noch nie enttäuschen und so rechnete ich auch bei “Weihnachtszauber mit Alpakas” nicht mit einer Enttäuschung.
Es dauerte jedoch einige Seiten, bis ich verstand, dass die Herde in diesem Buch tatsächlich ausschließlich tierisch handelt und es keine gedanklichen Monologe gibt. Diese war ich vermutlich durch die (Weihnachts-) Bücher von Petra Schier gewohnt. Aber gut, als auf den ersten Seiten keine inneren Monologe auftauchen, war klar, dass wir als Leser die Tiere durch ihre Handlungen einordnen müssen.
Dass es sich bei den sechs Alpakas der Herde um ganz unterschiedliche Charaktere handelt, wurde schnell deutlich. Obwohl es sich bei all den Tieren natürlich um die gleiche Art von Tier handelt, haben Alpakas erfahrungsgemäß ihren ganz eigenen Kopf. Genau diesen bekommt Stella gerade zu Beginn der Geschichte immer wieder zu spüren. Aber gut, was hatte ich auch erwartet, dass die frühere Anwältin direkt als Bäuerin durchstarten würde, war so nicht zu erwarten gewesen.
Die anfänglichen Herausforderungen brachten mir als Leserin jedoch vor allem gute Unterhaltung und die Tiere waren zwar in ihren Handlungen unerwartbar aber doch irgendwie kalkulierbar. Durch diese Tiere wurde die Handlung zwar einerseits bewertet, aber andererseits nicht verurteilt. Sie wurde eingeordnet, wurde aber trotz leichter Melancholie immer wieder aufgelockert und leichter dargestellt, als die Geschichte selbst es normalerweise gewesen wäre.
Kann man hier von guter Unterhaltung sprechen? Auf jeden Fall, denn die Szenen, in denen Stella oder später auch Jakob mit den einzelnen Alpakas in Aktion treten, waren nicht nur sinnbildlich, sondern auch tatsächlich überaus humorvoll.
Gerade bei einer Geschichte über eine frische Witwe rechne ich als Leserin vor allem mit einer gewissen Melancholie und ja, die gab es auch in der Geschichte, aber durch die Alpakas bekam ich die Emotionen als Leserin nicht eins zu eins dargestellt. Vielmehr verwandelten die Tiere diese in ihren zum Teil sehr schrägen Reaktionen in etwas, dass die Geschichte in “Weihnachtszauber mit Alpakas” verstärkte.
Der Sturkopf, mit dem so ein Alpaka ausgestattet ist, bringt die Handlung nicht nur voran, sondern lockert sie auch auf. Wenn ihr so wollt, funktionieren die Alpakas wie eine Art Weichzeichner für die tiefen Emotionen dieser Geschichte.
Die menschlichen Charaktere
Auch die zweibeinigen Charaktere sind echte Unikate und einige der Protagonisten möchte ich euch an dieser Stelle etwas näher bringen. Die 41-jährige Stella ist eigentlich Anwältin und verhandelt mit Unternehmen. Nach dem Tod ihres Mannes Malek beschließt sie, alles hinter sich zu lassen, was sie an ihn erinnert.
Auf den ersten Blick erscheint die Alpakafarm eine gute Idee, auf den zweiten Blick wird es zu ihrer womöglich größten Herausforderung. Obwohl es zu ihr noch eine ganze Menge zu sagen gäbe, ziehe ich es vor, hier nicht zu viel von der Geschichte vorwegnehmen. Fakt ist, mit ihrer Geschichte trägt sie einen Großteil des Romans und unterhält uns, indem sie sowohl Leichtigkeit als auch Spuren von Tiefgang verbindet.
Als Stella im Sauerland ankommt, begegnet ihr zeitnah eine recht resolute Nachbarin, die schon bald zu einer regelmäßigen Konstante im Roman wird. Frau Katschinski ist auf den ersten Blick alles andere als freundlich. Sie ist durchsetzungsstark, hat ihre Prinzipien und verfolgt diese. Dass sie sich ganz nebenbei um einen Hof, ihren Bruder und die Dorfgemeinschaft kümmert, wird mir als Leserin bei diesem Roman erst im Verlauf bewusst und mit ihrer schroffen Art besitzt sie sogar etwas Liebenswürdiges.
Ihr Bruder Jakob ist die Liebenswürdigkeit in Person. Er scheint zwar seine Alltagsprobleme zu haben, aber er liebt Alpakas und kennt sich bestens mit den Tieren aus. Kein Wunder, dass er in Bezug auf die Alpakas zu einer großen Unterstützung für Stella wird. Gleichzeitig gelingt es Stella durch ihn eine Verbindung zu Frau Katschinski zu bekommen.
Janna Viereck ist Bäuerin durch und durch und macht sich nicht nur für die konventionelle Landwirtschaft stark, sondern sogar für die biologische. Auf ihrem Hof dreht sich alles um das Thema Nachhaltigkeit. Sie kennt sich mit Themen wie Bodengesundheit, Fruchtwechsel und Traktoren aus und wird Stella ebenfalls eine große Hilfe, da es ihr gerade in Bezug auf die Traktoren an jeglicher Kompetenz mangelt. Gleichzeitig ist Janna ein ganz eigene recht tougher und zupackender Charakter, was Stella zu Beginn ein wenig verunsichert.
Hannelore und Françoise betreiben ganz in der Nähe einen Lebenshof für Tiere, die ihre Unterstützung benötigen. Auch sie unterstützen Stella bei den Alpakas und manchmal sind sie auch einfach nur sehr skurrile Freundinnen, die in der Not füreinander einspringen. Beide haben ihre Vergangenheit und bringen noch einmal Tiefe mit. Gleichzeitig sind sie auf einem guten Weg, und wissen, wo sie im Leben stehen. Der Lebenshof bedeutet ihnen alles und so erhält Stella sogar die Möglichkeit, sich bei den beiden zu bedanken, als diese selbst in eine unerwartete Notlage geraten.
Die weiteren nicht minder wichtigen Figuren könnte ich an dieser Stelle ebenfalls vorstellen. Fakt ist aber, dass ich euch alle nicht die ganze Geschichte darstellen, sondern lediglich die vielfältigen Aspekte aufzeigen möchte, die diesen Roman ausmachen.
“Weihnachtszauber mit Alpakas”: eine winterliche Liebesgeschichte mit Tiefgang
In mehr als einer Hinsicht ist “Weihnachtszauber mit Alpakas” von Dana Lukas eine Liebesgeschichte mit Tiefgang und dieses beziehe ich nicht nur auf die Beziehung zwischen den Menschen, sondern auch auf die Verbindung zu den Tieren und zur Natur, denn eine ganz klassische Liebesgeschichte gibt es in diesem Roman nicht. Zumindest nicht gegenwärtig.
Wer also Romantik erwartet, liegt mit “Weihnachtszauber mit Alpakas” womöglich falsch. Romantik kommt hier nicht auf wohl aber das Gefühl der Zusammengehörigkeit, dass manchmal so viel mehr wert ist als jede romantische Stimmung.
“Weihnachtszauber mit Alpakas”: eine lebendige Erzählung
Stilistisch ist “Weihnachtszauber mit Alpakas” überaus lebendig, denn es gelingt der Autorin Dana Lukas nicht nur ihre Liebe für Alpakas auszudrücken, sondern auch ihre Liebe für die Natur und das Landleben. Sprachlich ist dieser Roman unterhaltsam, leicht und ganz sicher alles andere als anspruchsvoll, aber durch seine Emotionalität wirkt er keinesfalls platt, seicht oder gar einfallslos.
Die Tiefe des Romans entsteht hier tatsächlich über die emotionale Ebene, weshalb ich nicht sicher sagen kann, ob man diesen Roman lesen sollte, wenn man selbst gerade in Trauer ist. Fakt ist aber, dass sich dieser Roman anfühlt, wie ein wärmender Mantel, der einen vielleicht aus manch einer Tristesse lösen kann.
Wer glaubt, dass diese knapp über 350 Seiten innerhalb eines Nachmittags gelesen werden können, mag dabei die Atmosphäre des Romans unterschätzen, denn auch wenn dieser Roman unbedingt viele Kapitel aufweist, besitzt er eine Sogwirkung, die es unmöglich macht das Buch aus der Hand zu legen, es aber gleichzeitig verhindert, “Weihnachtszauber mit Alpakas” in einem Rutsch zu lesen.
Über die Autorin Dana Lukas
“Dana Lukas ist das Pseudonym einer Schriftstellerin aus dem Ruhrgebiet, die ihre Liebe zu Alpakas auf einer Wanderung mit diesen süßen und witzigen Neuweltkamelen entdeckt hat. Die Bekanntschaft mit einigen besonderen Tieren hat sie zu dieser Geschichte inspiriert.” (Piper Verlag)
Fazit zu “Weihnachtszauber mit Alpakas” von Dana Lukas
Wer sich an dieser Stelle fragt, ob es sich lohnt “Weihnachtszauber mit Alpakas” von Dana Lukas zu lesen, sollte sich möglicherweise zunächst die Leseprobe anschauen. Tatsache ist jedoch, dass man eine Weile braucht um sich auf die Geschichte einzulassen und waren gleichzeitig sehr schnell von der Geschichte vereinnahmt wird.
Ich selbst kann nun nach dem Ende der Geschichte sagen, ich habe die Geschichte gerne gelesen, aber zu Beginn, weiß nicht ganz leicht einen Zugang zu den Elementen der Vergangenheit in Stellas Leben zu finden. Es brauchte durchaus einige Seiten, bis ich mich darauf einlassen konnte, zunächst nicht genau zu wissen, mit was für einer Protagonistin ich es hier zu tun habe.
Das Prinzip Show Don’t Tell wurde hier gekonnt umgesetzt, machte neugierig, distanzierte mich aber auch zunächst von der Protagonistin. Stella sucht nämlich zunächst keinen Zugang zum Dorf, sondern liebt ihr Leben als Einsiedlerin. Nachdem sie sich dann im Verlaufe des Romans öffnet, findet man recht schnell sowohl den Zugang zu ihr, als auch zu den anderen Protagonisten und beginnt diese Geschichte zu lieben. Fakt ist, man muss sich auf “Weihnachtszauber mit Alpakas” einlassen.
Wer das nicht kann, sollte vielleicht auf eines der weiteren Weihnachtsbücher schauen, ich bereits vorgestellt habe und noch vorstellen werde. “Weihnachtszauber mit Alpakas” von Dana Lukas kann ich insbesondere all jenen empfehlen, die nicht unbedingt auf Romantik aus sind, sondern tatsächlich einen herzlichen und warmen Winterroman suchen und die die scheinbare Einsamkeit des Landlebens nicht abschreckt, letztlich zeigt sich nämlich, so einsam wie man es zunächst vermutet, muss das Leben auf dem Land gar nicht sein.
Weihnachtszauber mit Alpakas
"Weihnachtszauber mit Alpakas" von Dana Lukas ist ein Roman dessen Cover winterlich anmutet und Winterstimmung kommt bei all dem Schnee im Sauerland definitiv auf. Da das Buch etwa ein Monat vorm ersten Advent beginnt, ist es ein Roman, der gut und gern auch schon vor der Weihnachtszeit gelesen werden kann.
URL: https://www.piper.de/buecher/weihnachtszauber-mit-alpakas-isbn-978-3-492-32035-1
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Dana Lukas
ISBN: 978-3-492-32035-1
Veröffentlichungsdatum: 2024-09-12
Format: https://schema.org/Hardcover
4.4
Vorteile
- Winterliche Atmosphäre kompakt
- Frühwinterlich lesbar (Start ~1 Monat vor Advent)
- Ruhiges Erzähltempo — entspannend
- Alpakas: starke, individuelle Tiercharaktere
- Humor durch tierische Verhaltensweisen
- Melancholie mit tröstender Balance
- Glaubwürdige Protagonistin (Trauer, Neuanfang)
- Authentisches Dorf- und Landleben
- Starke Nebenfiguren (Frau K., Jakob, Janna, Lebenshof)
- Emotionale Tiefe ohne Kitsch
- Zugängliche, lebendige Sprache
- Sogwirkung trotz gemächlichem Tempo
- Gut für Leser, die keine klassische Romanze wollen
- Nachhaltigkeits-Aspekte (Biolandwirtschaft) gestreift
- Wohlfühlfaktor / tröstender Ton
Nachteile
- Länge: >350 Seiten wirkt gestreckt
- Langsamer Einstieg; Figurenzugang braucht Zeit
- Erwartete Weihnachtsromantik schwächer als Titel suggeriert
- Vorhersehbarkeit in manchen Handlungssträngen
- Keine inneren Tiermonologe — für manche vermisst
- Wiederholte Anfängerproblem-Szenen (Handwerk/Pannen)
- Teilweise stereotyp wirkende Dorfklischees
- Sprachlich eher unkompliziert, nicht literarisch-experimentell
- Eingeschränkte Zielgruppe: primär Land-/Tierinteressierte
