Nach „Erntedank in Vertikow“ begegnet uns der ehemalige Vertikower Organist Peer Wesendonk auch in in „Waldsterben in Vertikow“ wieder als Ersatzdetektiv. War es beim ersten Fall noch ein beobachteter Mord, handelt es sich dieses Mal eher um ein Wirtschaftsdelikt. Zumindest auf den ersten Blick. Auch dieser Fall spielt wieder im beschaulichen Dorf, Vertikow, so dass es auch ein Wiedersehen mit zahlreichen Dorfbewohnern gibt. Wer Teil 1 bereits kennt hat also direkt Spaß daran. Obwohl es keine Pflicht oder Voraussetzung ist und obwohl die Fälle in sich abgeschlossen ist, freue ich mich sehr darüber, dass ich zahlreiche Figuren schon aus „Erntedank in Vertikow“ kenne und so auch eine Entwicklung sehe. Denn insbesondere Peer hat eine Entwicklung durchlaufen und nimmt nun aktiv und mit seinem Rollstuhl sehr eigenständig am Dorfleben teil. Das Dorfleben selbst ist also kein echtes Hindernis mehr, aber der neue Fall wirft natürlich Fragen und stellt Peer und seine Freunde vor neue Hindernisse…
Worum geht es in „Waldsterben in Vertikow“?
„Kaum hat Peer seinen ersten Fall gelöst, wartet schon eine neue Aufgabe: Acht Hektar Wald wurden gestohlen. Der örtlichen Forstfirma droht der Ruin, halb Vertikow wäre arbeitslos. Wer tut so etwas? Und wie weit geht der Täter noch?
Bei seinen Nachforschungen entdeckt Peer firmeninterne Unregelmäßigkeiten und finstere persönliche Motive im Kreis der Verdächtigen. Bald treibt ihn sein neuer Fall nicht nur quer durch Vertikow, in den Wald und ins Schloss der Baronin von Radenow-Werthenbach, sondern sogar in Lebensgefahr …“ (Klappentext)
Tatsächlich könnte man an dieser Stelle schon den Eindruck bekommen, dass es sich hierbei um einen Dorfkrimi handelt, und irgendwie stimmt es auch, denn das Dorfleben steht im Mittelpunkt des Krimis und trägt letztendlich auch zur Lösung bei. Ja, tatsächlich geht es hierbei weniger um blutige Auseinandersetzungen, als vielmehr um unausgesprochene oder geheime Konflikte einzelner Dorfbewohner. Ja, es handelt sich hierbei um ein verhältnismäßig unblutigen Krimi, bei dem es vor allem darum geht, die Beziehungsebene zwischen den einzelnen Figuren zu hinterfragen, die Motive aufzudecken und zu erkennen und letztlich und faktisch alles so zu interpretieren, dass man den richtigen Täter findet.
Kein Krimi wie jeder andere
Ich würde „Waldsterben in Vertikow“ nicht unbedingt als einen klassischen Krimi bezeichnen, zu sehr unterscheiden sich die Elemente und dennoch ist es natürlich ein Krimi, denn es gibt durchaus viel Spannung. Es ist noch kein Krimi, wie er einem jeden Tag auf der Straße oder in der Buchhandlung begegnen würde. Die Vertikow-Krimis sind anders, zum einen Figuren spezieller, zum anderen sind die Fälle einerseits ins örtliche Geschehen eingebunden, andererseits aber für einen klassischen Krimi doch eher ungewöhnlich.
Stilistisch geradlinig und frei heraus
Bereits im ersten Fall rund um Peer Wesendonk fiel mir die Geradlinigkeit auf, mit der Frank Friedrichs seine Figuren und ihre Handlungen darstellt. Man ist zu jedem Zeitpunkt dabei, als befände man sich an der Seite des Detektivs. Ja, man ist hautnah dabei, ohne dass die Geschichte selbst in ausufernden Details an Spannung verliert. Vertikow einerseits ausreichend gut beschrieben um sich das Dorf tatsächlich vorstellen zu können, andererseits jedoch auch ein Dorf wie jedes andere. Hier kann sich jeder Dorfbewohner zurechtfinden, hier gibt es viele unterschiedliche Charaktere und doch viele kleinere Facetten, die man wohl aus dem eigenen Leben kennt. Man merkt, dass Frank Friedrichs sich sehr viel Mühe macht, jeden einzelnen Protagonisten ein sehr lebendiges Auftreten zu verschaffen. Dennoch wirkt nichts überzeichnet, überdreht oder geplant. Es ist einfach ein Krimi, wie er im Alltag eines ländlichen Dorfes passieren kann.
Viel Spannung – ungewöhnlicher Fall
„Waldsterben in Vertikow“ ist dabei jedoch keinen Fall wie jeder andere, denn obwohl er in jedem ländlichen Dorf passieren könnte ist der doch keinesfalls Thema jedes Krimis. Vergleicht man diesen Krimi mit anderen, so ist dieses Wirtschaftsdelikt vergleichsweise selten. Dennoch oder gerade deshalb die Spannung, die einem hierbei begegnet immer vorhanden, greifbar und gleichermaßen authentisch.
Ein Autor, der seine Welt genau kennt
Tatsächlich hatte ich während ich dieses Buch las die ganze Zeit über das Gefühl, dass der Autor seine Welt genau kannte, sie mit jeder Seite, die er schrieb besser kennen lernte und sie für den Leser noch greifbarer macht. Aus diesem Grund verstehe ich nun, warum Vertikow als Reihe durchdacht geplant wurde. Man braucht einige Zeit, bis man wirklich alle feinen Details, die der Autor in seiner Welt geplant hat, entdeckt. Auf den ersten Blick mag Vertikow ein Dorf wie jedes andere sein, doch wie jedes andere hat auch dieses fiktive Örtchen seine Geheimnisse und Verwicklungen.
Über den Autor
„969 wurde Frank Friedrichs in Hamburg geboren und ist bis zu seinem 38. Lebensjahr nicht weit von dort weggekommen. Seine Kindheit und Jugend hat er zwar streng genommen in Schleswig-Holstein verlebt – aber nur einen Steinwurf von der Hamburger Stadtgrenze entfernt. Wenn er so gut hätte werfen können.
Mit 25 zog es ihn dann wieder in die Großstadt – um lange zu studieren (Germanistik, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, ein bisschen Psychologie, Alte Geschichte und Archäologie), ein Vokalensemble zu gründen, als Journalist und Arzthelfer zu arbeiten und den Mann fürs Leben kennenzulernen.
2007 hat er dann endlich seinen Bestimmungsort gefunden: ein winziges Dorf in Mecklenburg. Und weiß seitdem, dass die Hamburger nicht einmal erahnen können, wie viel Himmel es um sie herum gibt …
Natur, Landleben, Idylle – das fließt auch immer wieder in seine Bücher ein.
Vor allem seine Krimi-Reihe widmet sich diesem Thema. Sie spielt in einem fiktiven Dorf in West-Mecklenburg, nicht weit von seinem eigenen Wohnort. Und sie fängt jede Menge Mecklenburg ein: Natur, Landleben, Idylle … und den typisch mecklenburgischen Menschenschlag, der es einem Ermittler nicht immer leicht macht, an Informationen zu kommen – vor allem, wenn der Ermittler der eigene Nachbar ist …
Viele Infos zur Krimireihe, zu Vertikow, seinen Bauten und der Umgebung gibt es unter www.vertikow.de“
Fazit
Auch bei diesem zweiten Teil der Vertikow-Reihe ist es Frank Friedrichs wieder gelungen, mich als Leser wieder in den Bann der Geschichte zu ziehen. Diese Krimireihe ist aufgrund ihrer Charaktere, ihrer ungewöhnlichen Fälle und ihrer Atmosphäre etwas Besonderes. Sie ist mit keinem anderen Krimi vergleichbar, denn dieses Buch ist nicht nur ein Krimi, sondern es ist gespickt mit Humor, liebevollen Details, dörflicher Idylle und vielschichtigen Charakteren. Ich freue mich darauf, zu erfahren wie es mit Peer und seinen Freunden weitergeht.
Frank Friedrichs
Liebe Marie,
vielen Dank für diese wundervolle Rezension! Es freut mich sehr, dass meine Krimis dir so gut gefallen und es mir offenbar gelungen ist, meine Intentionen umzusetzen.
Hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr wieder in Leipzig …
Liebe Grüße aus dem Schnee!
Marie
Lieber Frank,
ich muss mich bedanken. Das Buch war wieder klasse.
Liebe Grüße,
Marie