“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams stellte ich mir als eine romantische Komödie vor weihnachtlicher Kulisse vor und wurde auch nicht enttäuscht, sondern vom leichten Tiefgang eher positiv überrascht.
Was auf den ersten Blick wie ein Liebesroman wirkt, entwickelt seine Tiefe durch die zunehmenden Herausforderungen, mit denen die Protagonisten in ihrem Alltag konfrontiert sind. Zunächst lernen wir sie nur oberflächlich kennen und doch erkennen wir als Leserinnen schnell, dass Duke und Evie mehr verbindet, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Tatsächlich ist dieser Roman mehr, als das, was ich gemeinhin als ein Enemy-to-Lovers-Roman vorgestellt bekommen hatte. Meiner Meinung nach ist diese Bezeichnung auch bei diesem Roman nicht ganz zutreffend, sondern eher dem Trend geschuldet, dass hier mit Tropes jongliert wird.
“Vier Wochen im Dezember” ist ein Roman, den man eindeutig keinem dieser Tropes zuordnen sollte, denn der Autorin ist es gelungen, unterschiedlichste Motive miteinander zu verknüpfen. Ja, auf den ersten Blick mag es so sein, dass aus vermeintlichen Rivalen Liebende werden.
Liest man hingegen über die ersten 100 Seiten hinaus, so hat man allein schon dadurch weitere Motive entdeckt. In diesem Roman geht es nämlich eigentlich um eine Liebe am Arbeitsplatz, um die Liebe eines bekannten Schauspielers zu einer auf den ersten Blick unbekannten Autorin, und um so viel mehr.
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams: klare Struktur mit Perspektivwechseln
Bereits beim ersten Durchblättern dieses Buches fällt auf, dass dieser Roman durch seine klare Struktur überzeugt. Es gibt kurze und lange Kapitel; Jedes einzelne ist mit einer Perspektive gekennzeichnet. Entweder ist es aus Dukes Perspektive erzählt, oder aus Evies.
Das macht es für mich als Leserin leichter, herauszufinden, mit welcher Perspektive ich es gerade zu tun habe, denn tatsächlich ist das gesamte Buch jeweils in der dritten Person geschrieben. Dies bedeutet, dass es eigentlich keine klare Perspektive geben dürfte, es sie aber eben doch gibt.
Klassische Liebesromane lese ich eigentlich eher selten, Wohlfühlromane schon öfter. Genau aus diesem Grund machte mich die Ankündigung zunächst ein wenig skeptisch. Diese scheinbar klaren Motive lassen mich immer ein wenig nachdenklich zurück, denn in unserem echte Leben haben wir auch keine klaren oder vielmehr eindeutigen Strukturen und Kategorien.
Immer kann etwas passieren, dass unsere schönen Pläne durcheinander wirft und ebenso gehe ich bei Büchern nicht davon aus, dass diese einer klaren vorhersehbaren scheinbar verblüffend leichten Handlung folgen sollten. Ich mag es, wenn Bücher mich überraschen können. Klare formale Strukturen geben mir als Leserin jedoch Halt und so fing ich an, dieses Buch zu lesen.
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams: ein Liebesroman vor winterlicher Kulisse mit Oberzicke
Gleich zu Anfang fällt auf, dass Laura Jane Williams über die urige, winterliche Kulisse mit Schnee und traditionellen Weihnachtsmärkten in Bayern. Das verschneite Filmset in dem die Filmcrew Evies Roman adaptiert sorgt gleich für ein romantisches Flair.
Schade nur, dass Evie Bird auf all das so gar keinen Bock hat. Ja, man könnte nun auf die Idee kommen, sie als Zicke darzustellen, die einfach ein wenig zu verwöhnt ist. Doch hinter ihrer vermeintlichen Verstimmung steckt viel mehr als es zunächst den Anschein hat.
Evies Vater, ein bekannter Regisseur, hat die Familie verlassen, als Evie noch sehr klein war und sie mit seinem gesamten Handeln sehr verletzt. Dies ist der Grund, warum die junge Frau, die leidenschaftlich gerne Drehbücher schreibt, sich von Filmsets fernhält. Sie erlebt das ganze als einfach nur künstlich und gestellt.
Doch ausgerechnet jetzt wird Evie dazu aufgefordert, sich das Filmset und die Arbeit der Crew einmal selbst anzusehen. Auf diese Weise würde sie dann auch an die Honorar kommen. Genau diese Hintergründe führen letztlich dazu, warum Evie ins Flugzeug steigt und die lange Reise nach Deutschland auf sich nimmt.
Was niemand weiß, ist, ist der Zustand ihrer Mutter, die in einem Pflegeheim lebt, eine derartige Reise eigentlich nicht zulässt und so steht Evie, die auf das Geld angewiesen ist, um das Heim ihrer Mutter zu bezahlen, emotional und einem starken Stress. Gleichzeitig möchte sie nach außen hin stark wirken und ein professionellen Auftritt waren.
Doch Duke Carlisle, der die Hauptrolle in ihrem Film spielt, bringt ihre gesamte Fassade mit seiner Freundlichkeit und seinem Interesse an ihrer Person gleich bei der ersten Begegnung ins Wanken. Kein Wunder also, dass Evie sprichwörtlich Krallen und Zähne ausfährt und Duke das Leben schwer macht.
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams: erfolgsverwöhnter Schnösel mit eigenen Problemen
Auf den ersten Blick nimmt Evie Duke als einen erfolgsverwöhnten Schnösel war, der sie eigentlich nur als Spielzeug betrachtet. Dass er sich tatsächlich für sie und ihre Romane interessiert und seit Jahren ein begeisterter Leser ist, glaubt sie nicht. Stattdessen glaubt sie, er sei eine erfolgsverwöhnte Schnösel, der praktisch seinen Erfolg hinterher getragen bekommt.
Dass er sich tatsächlich für ihre Bücher begeistert, kann eigentlich gar nicht sein, denn kein Mann lese kitschige Liebesromane, so Evies voreingenommene Meinung. Doch obwohl die beiden auf den ersten Blick grundverschieden sind, nehme ich als Leserin Duke sein Interesse für Evie durchaus ab. Auch wenn ich zunächst noch nicht alle, dass auch er mit eigenen Dämonen kämpft, ahne ich, dass sein Interesse an ihr nicht gespielt sein kann.
So entfaltet sich für mich als Leserin dieses Romans eine überaus unterhaltsame Liebeskomödie mit spritzigen Dialogen. Doch trotz aller vermeintlichen Gegensätze, wird mir durch den Perspektivwechsel, den ich ja bereits erwähnt hatte, auch Duke hat einige Herausforderungen in seinem Leben. Damit verbindet die beiden eigentlich mehr, als ihnen selbstbewusst ist, denn Dukes Mutter ist – ähnlich wie Evies Vater – einer Sucht verfallen.
Doch mit der eigenen schwierigen Familiengeschichte geht natürlich niemand hausieren. Auf diese Weise erfahren beide erst recht spät von ihren Gemeinsamkeiten und Duke kann mit der schlechten Stimmung, die Evie verströmt nur wenig anfangen. Warum verhält sie sich ihm gegenüber so barsch und aufbrausend. Er selbst hatte sich die Autorin seiner Lieblingsromane doch deutlich sympathischer vorgestellt.
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams: vertragliche Fake-Dates
Normalerweise könnte man nun sagen, dass die beiden sich zukünftig aus dem Weg gehen könnten, um das gemeinsame Projekt nicht zu gefährden. Ja, normalerweise wäre dies nicht die schlechteste Idee, doch nach dem Fotos der beiden im Netz auftauchen, die von einem Streit zeugen, kommt es zu einer Absprache, die alles verändert.
Denn das Produzententeam möchte Evies Anwesenheit zu PR-Zwecken einsetzen und schlägt vor, dass sie mit Duke eine Scheinbeziehung ein. Die sogenannten Fake-Dates folgen natürlich vorab festgelegten Regeln und doch müssen sie auf diese Weise mehr Zeit miteinander verbringen.
Obwohl die beiden die Situation meistern, stellt sich natürlich die Frage, wer der Presse eigentlich derart delikate Fotos zugespielt hat, denn es scheint kein Paparazzi gewesen zu sein, der an das Filmset gelangt wäre.
Was also steckt dann dahinter? Ja, durch die vereinbarten Fake-Dates kommt es nicht nur zu urkomischen und unterhaltsamen Szenen, sondern auch zu einem Element der Spannung, wobei ich zugeben muss, dass ich dieses als Leserin zunächst als gar nicht relevant abgetan hätte.
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams: kaum weihnachtliche Handlung
Persönlich hat wie der Roman ausgesprochen gut gefallen, auch wenn ich es ein wenig schade fand, dass hier kaum weihnachtliche Handlung enthalten war, denn obwohl Laura Jane Williams mit einer starken winterlichen und weihnachtlichen Kulisse spielt, greift sie in den Handlungen selbst nicht auf vorweihnachtliche Traditionen zurück, sondern eher auf den Weihnachtsmarkt, über den Evie Bird ab und zu schlendert, wenn sie innerlich sehr aufgebracht ist und das Gefühl hat einfach einmal eine Auszeit zu benötigen.
Mir persönlich gefiel es zwar gut, dass es nicht allzu viel weihnachtliche Handlung gab, da alleine dieser Umstand es möglich macht, diesen Roman auch schon Anfang Dezember zu lesen ohne das Gefühl zu haben, von der weihnachtlichen Stimmung erschlagen zu werden.
Allerdings hätte ich es begrüßt, wenn die romantische Stimmung sich dann doch ein wenig stärker mit dem Element des weihnachtlichen Arrangements verbunden hätte. Schließlich fielen sich die Dreharbeiten, die in diesem Roman thematisiert werden von Anfang Dezember bis kurz vor Weihnachten. Aus diesem Grund hätte ich erwartet, dass die weihnachtliche Stimmung, welche die Kulisse verströmt, im Verlaufe der Handlung auch stärker aufgegriffen wird.
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams: schlagfertig, witzig und mit Spuren von Tiefgang
Da ich die bisherigen Bücher von Laura Jane Williams bislang noch nicht kannte, war ich zugegebenermaßen neugierig und wurde wie ich bereits oben erwähnte positiv überrascht, denn der Roman selbst erzählt eine überaus witzige und ja auch schlagfertige Liebesgeschichte, die Spuren von Tiefgang enthält. Mich als Leserin überzeugt diese Geschichte, auch wenn ich sie persönlich nicht unbedingt als klassischen Weihnachtsroman betrachten würde.
Was diesen Roman ausmacht, sind die schlagfertigen Dialoge, die witzigen Auseinandersetzungen und natürlich die Probleme, mit denen die Protagonisten im Hintergrund zu kämpfen haben, die aber trotzdem die Handlung selbst auf die eine oder andere Weise beeinflussen.
Neben Evie und Duke gibt es auch noch starke Nebenfiguren, ohne die die Geschichte sicherlich nicht die Wendungen genommen hätte, über die ich mich nun als Leserin freuen durfte. Mir gefiel es ausgesprochen gut, wie auch Nebenfiguren den Verlauf der Geschichte beeinflusst haben.
Wer sich einen kitschigen Weihnachtsroman gewünscht hätte, wird bei dieser Geschichte sicherlich enttäuscht, denn Laura Jane Williams liebt es realistische Geschichten zu erzählen, die man selbst glauben kann. Und obwohl es hier um einen Celebrity geht, der sich in eine Autorin verliebt, wirkt diese Geschichte glaubwürdig und authentisch.
Bei dieser Authentizität und Glaubwürdigkeit kann ich sagen, dass sie mir ausgesprochen gut gefiel, da sie mich nicht dazu zwang, nachzudenken, wie glaubwürdig es gewesen wäre, wenn diese Geschichte total kitschig geworden wären.
Kitschige Liebesromane, die ein Happy End garantieren, sind zwar auch ganz schön, aber vielleicht nicht unbedingt das, was diese Geschichte vorangebracht hätte. Ich persönlich mochte die familiären Konflikte, den Reiz dieser Geschichte noch einmal vertieft haben ausgesprochen gerne.
Auch die Nebenfiguren hatten für mich ihren ganz besonderen Charme. Ob es nun Evies beste Freundin oder Dukes Mutter war, sie brachten eine andere Stimmung in die Geschichte ein unveränderten so mit scheinbar harmlosen Aspekten den gesamten Verlauf der Geschichte.
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams: stilistisch stabil mit authentischen Dialogen
Bei diesem Roman merkte man deutlich, dass es sich nicht um den ersten Roman der Autorin handelt, sondern sie vergleichbare Romane schon zuvor geschrieben haben muss. Auch wenn ich sie bislang nicht gelesen habe, könnte ich mir vorstellen, dass ich weitere Romane der Autorin durchaus lesen würde, denn der Stil mit dem Laura Jane Williams Evie und Duke, aber auch das gesamte Umfeld zum Leben erweckt, ist authentisch und stabil.
Obwohl jede einzelne Figur ihre ganz eigene Sprache und ihren ganz eigenen Rhythmus bekommt, bricht der Stil der Geschichte an keiner Stelle ins Negative selbst bei einer Achterbahnfahrt der Gefühle bleibt der stabile Rahmen, in dem sich diese Geschichte ereignet erhalten.
Dies mag zum einen an der Geschichte selbst liegen, die vor allem innerlich emotional aufwühlende Aspekte der Figuren aufgreift, zum anderen auch daran, dass die Autoren selbst schon einige Romane geschrieben hat, die dich zu einem Liebesromanbereich bewegten, jedoch frei von übermäßig viel Romantik und Kitsch waren.
Ich persönlich mag Romane, die einer klaren Linie folgen. Gleichzeitig darf es überraschende Twists und Wendungen geben, die einerseits überraschend sind, andererseits aber auch der Geschichte ihren persönlichen Stil geben.
Wer mich kennt, weiß, dass ich es persönlich nicht mag, unglaubwürdige Geschichten zu lesen, die nicht authentisch sind, dass jedoch (meine Negativ-Erwartung) erfüllte sich hier nicht. Vielmehr sorgten die einzelnen Veränderungen dafür, dass ich als Leserin richtig tief in die Geschichte hineingezogen wurde und der Tiefgang hielten mich in der Geschichte fest, sodass ich diesen Roman nur sehr ungern beiseite legte.
Schließlich wollte ich wissen, ob es für Duke und Evie denn nun ein Happy End geben würde. Ob dem so war und wie es mit den Figuren endete, werde ich euch an dieser Stelle natürlich nicht verraten, schließlich sollte er selbst den Roman lesen.
Über die Autorin Laura Jane Williams
“Laura Jane Williams wurde 1986 in Derbyshire, England, geboren. Ihre Texte sind in zehn Sprachen in fünfzehn Ländern erschienen und wurden in Magazinen und Zeitschriften publiziert – vom Guardian über Glamour, Stylist, Closer, The Metro bis hin zum Telegraph. Zuletzt hat sie bei der Grazia und bei Red als Kolumnistin gearbeitet. Mit einem Grinsen im Gesicht sagt sie von sich selbst, dass sie Liebesromane für Zyniker schreibt.” (Droemer Knaur)
Fazit zu “Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams
“Vier Wochen im Dezember” von Laura Jane Williams ist ein ungewöhnlicher Liebesroman mit Spuren von Tiefgang, der mich sehr gut unterhalten konnte. Hatte ich mir zunächst etwas anderes vorgestellt, wurde ich nicht enttäuscht, sondern eher positiv überrascht.
Die klaren Strukturen ermöglichten mir einen leichten Wiedereinstieg und das in einer überaus stressigen Zeit. Gleichzeitig motivierte mich die hintergründige Ausgestaltung der Figuren zum Weiterlesen. Die daraus ebenfalls resultierende Glaubwürdigkeit überzeugte mich ebenfalls.
Ich mochte die überaus spritzigen Dialoge, die sich durch die authentische Sprache der Haupt- aber auch Nebenfiguren ergab. Manche überraschende Wendung verlieh der Geschichte eine neue Dynamik und führte letztlich auch zu einem Ende, das ich so nicht erwartet hätte.
Ein wenig enttäuscht war ich aber auch das einige charakteristische Weihnachtselemente, wie der Kuss unter dem Mistelzweig fehlten. Obwohl ich selbst keinesfalls von fehlender Romantik sprechen würde, könnten Leserinnen, die sich nach einer zuckersüßen Geschichte sehen hier etwas enttäuscht werden.
Vier Wochen im Dezember

"Vier Wochen im Dezember" von Laura Jane Williams stellte ich mir als eine romantische Komödie vor weihnachtlicher Kulisse vor und wurde auch nicht enttäuscht, sondern vom leichten Tiefgang eher positiv überrascht.
URL: https://www.droemer-knaur.de/buch/laura-jane-williams-vier-wochen-im-dezember-9783426529553
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Laura Jane Williams
ISBN: 978-3-426-52955-3
Veröffentlichungsdatum: 2024-10-01
Format: https://schema.org/Paperback
4.2
Vorteile
- Tiefgang der Charaktere
- Klare Struktur
- Witzige Dialoge
- Authentizität
- Starke Nebenfiguren
- Unvorhersehbare Wendungen
Nachteile
- Wenig weihnachtliche Handlung
- Kitschfreier Ansatz
- Oberflächliche Tropes