„Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig ist ein Bilderbuch, dass sich mit dem Bauchgrummeln in schwierigen Situationen beschäftigt und sowohl dem Kind als auch den Erwachsenen zeigt, wie man am Besten damit umgeht. Auf den ersten Seiten erzählt die Autorin die Geschichte einer fantasievollen Figur, die Bauchschmerzen hat. Die Figur erinnert an einen Menschen, weißt aber auch einige Besonderheiten auf. Sie besitzt zwei Beine, einen Rumpf, zwei Arme und einen Kopf, soweit so menschlich, der Ringelschwanz, die spitzen Ohren und das Hörnchen auf dem Kopf machen allerdings den Unterschied aus. Aufgrund seiner menschenähnlichen Aufmachung können sich die Kinder mit dieser Figur identifizieren.
„Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig: Woher kommen die Bauchschmerzen?
Bereits auf der ersten Seite klagt die kleine Gestalt über Bauchschmerzen. Allerdings kann sie sich noch nicht erklären, woher sie kommen könnten. Hat der kleine Bauchweh womöglich zu viel gegessen? Ist er verliebt? Hat er sich den Magen verdorben? Er überlegt fieberhaft und natürlich fallen ihm eine ganze Reihe möglicher Ursachen ein, doch für jede einzelne Idee stellt sich heraus: Nein, das fühlt sich anders an.
Nachdem ihm dann klar ist, dass die Bauchschmerzen auf einen Streit mit dem großen Bauchweh zurückzuführen sind, ist bald wieder alles gut. Die Botschaft dieser Geschichte lautet, dass sich viele Bauchschmerzen schnell mindern lassen, wenn man das Gefühl oder die Angst, die dahinter steht bestimmt hat. Im Gespräch mit anderen lassen sich außerdem meist auch individuelle Lösungen für kleine und große Probleme.
„Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig: kindgerechte Sprache
Die Art und Weise, wie Corinna Leibig die Geschichte dieser Figur erzählt, ist gleichermaßen kindgerecht und originell, denn anhand ihrer zahlreichen Bilder erleben wir die Geschichte eigentlich schon als Bildgeschichte mit, viel Text ist gar nicht mehr vonnöten. Trotzdem ist die Botschaft, die dieses Bilderbuch vermittelt, in gewisser Weise gleichermaßen für Kinder geeignet, wie auch für Erwachsene. Denn wer kennt die psychologisch bedingten Bauchschmerz-Momente nicht? Vielleicht sind die Ängste die Kinder aufstehen andere als die von Erwachsenen, aber das Gefühl vom Bauchschmerzen infolge von zu vielen Gedanken und Gefühlen kennt wohl jeder.
Handelt es sich bei diesem Bilderbuch also um eine reine Geschichte für Kinder? Nein, denn zum einen wird diese Geschichte noch ergänzt und zum anderen kann die Geschichte selbst auch von Erwachsenen sehr gut gelesen und verstanden werden. Wann immer wir selbst unserer Gefühle Herr sind, fühlen wir uns körperlich wie psychisch gut, gesund und ausgeglichen. Diesen Zustand möchten wir alle gerne immer und für immer erleben. Durch den Zustand den Umgang mit starken Gefühlen müssen viele Menschen erst einmal lernen. Dabei ist der Umgang mit Gefühlen keine Frage des Alters und deshalb bietet sich dieses Bilderbuch wohl tatsächlich für jeden an.
Wie auch schon bei „Die kleine Bangebuchse“ oder „Mein Körper gehört mir“ handelt es sich auch bei diesen Bilderbuch um eine Geschichte, in der es um große Gefühle geht. Das Gefühle und ihre Verarbeitung wichtig sind, weiß wohl jeder von uns selbst.
„Der kleine Bauchweh“: Farbenfrohe Illustrationen laden dazu ein ins Gespräch zu kommen
Tatsächlich handelt es sich bei dieser Geschichte um ein Buch, das dazu einlädt, ins Gespräch zu kommen. Dabei ist dieses ins Gespräch kommen schon der erste Schritt zu einer Verbesserung, denn wenn die Kinder anfangen sich zu öffnen und über ihre Probleme, ihre Sorgen und Wünsche zu sprechen, dann weiß man immerhin, wie sie sich gerade fühlen und kann sich vermutlich auch denken, wie ihre Handlungen aussehen werden.
Den Umgang mit starken Gefühlen zu erlernen ist dabei dennoch eine Herausforderung, die allerdings wie schon gesagt nicht nur Kindern täglich begegnen, auch Erwachsenen, in manch einer neuen Situation kann es durchaus schwierig werden, sich die eigenen Gefühle bewusst zu machen.
Durch die Tatsache, dass sich die Geschichte selbst gleichzeitig über Bilder erzählen lässt, wie auch über den Text kann sich jedes Kind auch selbst mit der Geschichte beschäftigen. Trotzdem bietet es sich bei diesem Buch tatsächlich an, es als Vorlese-Ritual in den frühen Abend zulegen.
„Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig: Ein begleitender Theorie-Teil für Erwachsene
Durch einen ausführlichen Theorie-Teil auf den hinteren Seiten des Buches unterscheidet sich „Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig grundlegend von anderen Bilderbüchern. Dieser theoretische Teil wurde von Joachim Pietsch-Gewin, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, geschrieben. Er gibt den Erwachsenen Ratschläge und Hinweise im Umgang mit den Bauchschmerzen bei Kindern. Dieses Bilderbuch macht stark im Umgang mit eigenen Gefühlen.
Dieser begleitende Theorie-Teil für Erwachsene macht es Eltern leicht, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Gleichzeitig lässt Joachim Pietsch-Gewin aber auch nicht außer acht, dass bei manchen Kindern das Gespräch alleine nicht ausreichend ist. Obwohl die Eltern sich größte Mühe geben ihren Kindern gerecht zu werden, gibt es auch Fälle, wo eine psychotherapeutische Begleitung zielführend sein kann. Da kann es um Schulängste geben, um Verlustängste oder etwas vergleichbares. Wichtig ist es ihm, darauf hinzuweisen, dass die Eltern keinesfalls alleine dastehen.
Trotzdem wird nach diesem theoretischen Teil auch sehr deutlich, dass nicht jedes Kind gleich zu einem Psychotherapeuten geschickt werden muss, viele Dinge entspannen sich nämlich schon beim einfachen vertrauenswürdigen Gespräch.
Über die Autorin und Illustratorin Corinna Leibig
„Corinna Leibig, geb. 1981, ist studierte Kommunikationsdesignerin, Illustratorin und Autorin. Über zwei Jahre arbeitete sie in einem stationären Hospiz als Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche. Seitdem unterstützt sie neben ihrer gestalterischen Tätigkeit Jugendliche in herausfordernden Lebenssituationen mit Ihrem Projekt: kreativ macht stark! Zuletzt erschien im Mabuse-Verlag ihr Buch „Der kleine Bauchweh“.“(Mabuse Verlag)
Fazit zu „Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig
„Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig ist zugegebenermaßen ein sehr spezielles Bilderbuch, das nicht nur thematisch ein wenig anders ist, als man es vielleicht von einem Bilderbuch erwarten würde. Das Thema Bauchschmerzen oder Bauchweh ist aber bei Kindern keinesfalls selten. Möglicherweise haben diese Kinder Angst vor der nächsten Klassenarbeit und wissen nicht, ob sie den eigenen Ansprüchen oder denen der Eltern gerecht werden können.
In diesen Fällen ist es Zeit für ein Gespräch, nicht aber für einen Psychotherapeuten. Erst wenn die Schulangst zu einem Problem wird, das dauerhaft anhält, sollte man über einen entsprechenden Therapieansatz nachdenken. „Der kleine Bauchweh“ von Corinna leidig macht aber auch deutlich, dass manchmal schon eine einfache Umarmung oder ein nettes Gespräch entsprechende Gefühlswallungen mindern und dem Kind Ängste nehmen können. Spezielle Zeiten bedeuten sogar noch mehr Gesprächsbedarf und sind dahingehend möglicherweise durch ein solches Bilderbuch zu begleiten.
Kann ich dieses Bilderbuch also empfehlen?
Ja, ich kann „Der kleine Bauchweh“ von Corinna Leibig empfehlen, glaube jedoch, dass es mir persönlich noch besser gefallen hätte, wenn auf der letzten Seite keine Werbeanzeige enthalten gewesen wäre. Fragt ihr mich, für welche Art von Lesern dieses Buch geeignet ist, so kann ich euch sagen, dass dieses Bilderbuch gleichermaßen für Erwachsene, wie auch für Kinder geeignet ist. Wer es lesen möchte, um mit den eigenen Gefühlen besser zurecht zu kommen, kann dieses Buch genauso nutzen, wie man es einem Kind geben kann, dass nicht weiß, wohin es mit seinen Gefühlen soll. Statt Gefühle in sich hinein zu fressen, stellt dieses Bilderbuch einige Alternativen vor.