Zwölf Wohnungen in einem Jahr, dieses Abenteuer beschreiben Christina Horsten und Felix Zeltner in „Stadtnomaden – Wie wir in New York eine Wohnung suchten und ein neues Leben fanden“. Genau dieses Abenteuer machte mich aber auch neugierig, denn im Vergleich zu anderen Experimenten wirkt es gleichermaßen alltagstauglich und spannend. Den Reiz, jeden einzelnen Stadtbezirk New Yorks kennenlernen zu wollen, kann ich persönlich nachvollziehen. Tatsächlich wäre ich aber wohl nicht versucht, dieses Experiment selbst nachempfinden zu wollen.
Das Interview mit Christina Horsten und Felix Zeltner ließ mich allerdings nachempfinden, wie strukturiert man in einer solchen Situation vorgehen sollte. Wie unterschiedlich die Eindrücke New Yorks sind, hängt darüber hinaus auch davon ab, wo man wohnt und mit welchem Umfeld man sich umgibt. So kann New York aus fünf verschiedenen Stadtbezirken fünf Mal anders wahrgenommen werden.
Ein erzählendes Sachbuch
Bei „Stadtnomaden“ handelt es sich also um ein erzählendes Sachbuch. In diesem erzählen Christina und Felix jeweils aus eigener Perspektive, wie sie sich in der jeweiligen Wohnung fühlen und geben ihre Eindrücke über das Wohnviertel wieder. Auf diese Weise hat man den Eindruck, man wäre selbst beim Abenteuer dabei gewesen, allerdings ohne selbst ständig umgezogen zu sein. New York stellt sich dabei als Stadt der Gegensätze und Vielfältigkeit dar.
Lebendiger Erzählstil
Beide schildern dabei ihre jeweilige Perspektive so lebendig, dass man auf die Idee kommen könnte, dass sich jeder in diesem Buch wiederfinden könnte. Dennoch glaube ich, dass jeder New York aus einer völlig anderen Sicht wahrnehmen kann und wird, sofern er die Gelegenheit hat, die Stadt zu erleben. New York gilt aufgrund seines Mietmarktes als verrückter Wohnort, denn hier eine dauerhafte Bleibe zu einem adäquaten Preis zu erhalten, erscheint zunächst unmöglich.
Da es dem Paar nicht anders ging, machten sie aus dieser Not eine Herausforderung und entschieden sich, jeden Monat in eine andere Wohnung ziehen zu wollen.
Im Nachhinein hätten sie sich wohl dafür entschieden, an dem einen oder anderen Ort länger zu bleiben, um noch mehr Eindrücke zu sammeln. Was auf den ersten Blick wie eine verrückte Idee erscheint, begreifen die beiden schnell als Chance, sich die einzelnen Bezirke einmal aus der Nähe anzuschauen, ihre Bewohner kennenzulernen und die Facetten einer Stadt zu betrachten.
Ihr lebendiger Erzählstil, den sie sicherlich aufgrund ihres journalistischen Hintergrunds haben, ist aber eine Mischung aus Dialogen, Sinneseindrücken, Gedanken und Erlebnissen, die auch mit Fotos abgerundet wurden. All dies lässt das Buch zunächst wie ein Reisetagebuch erscheinen, ohne, dass sie dabei tatsächlich eine Reise unternommen hätten, denn New York ist ja mittlerweile für beide zur Heimat geworden.
Ungewöhliche Lebenswege in Büchern
Wann immer man einen solchen Bericht liest, fragt man sich schnell, in welche Kategorie man „Stadtnomaden“ von Christina Horsten und Felix Zeltner nun gedanklich einordnen sollte, und ob es überhaupt möglich ist, es einzuordnen. Tatsächlich gibt es mittlerweile für Abenteuer- und Reiseberichte eine eigene Kategorie, die man so auch im Buchhandel findet, trotzdem ist keine Reise und kein Abenteuer wie das andere.
Jedes ist vor allem durch die eigenen Eindrücke geprägt. Und das ist auch gut so, denn kein Mensch wird dieselbe Erfahrung machen wie ein anderer machen, selbst dann, wenn sie das gleiche erleben. Unsere Eindrücke sind nämlich geprägt durch unsere Erfahrungen, und die sind bei jedem Menschen von frühester Kindheit bis ins hohe Alter höchst individuell und somit basiert jede neue Erfahrung in Abstimmung mit den vorangegangenen Erlebnissen.
Umso schöner, dass wir als Leserinnen und Leser dieses Abenteuer aus gleich zwei Perspektiven erlebt haben. Wäre Emma etwas älter gewesen, so hätte sich hieraus womöglich noch eine dritte interessante Perspektive ergeben, aber wie im Interview bereits dargelegt, machte es für die Kleine keinen großen Unterschied, wo sie sich befand. Vielmehr empfand sie die unterschiedlichen Orte als ein Erlebnis und dürfte sich ähnlich gefühlt haben wie auf einem Abenteuerspielplatz.
Über Christina Horsten und Felix Zeltner
„Christina Horsten ist New York-Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie wuchs in Bonn, Prag und in Berlin auf, wo sie an der Freien Universität promovierte. Für die dpa kehrte sie 2012 zurück in ihre Geburtsstadt New York und lebt dort heute mit Felix und ihrer kleinen Tochter Emma.“(Benevento)
„Felix Zeltner ist Journalist und Mitgründer der New Yorker Firma Work Awesome, die weltweit Konferenzen und Workshops zur Zukunft der Arbeit organisiert. Er stammt aus Nürnberg und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Für seine Arbeit (Arte, ARD, Der Spiegel) wurde er mehrfach ausgezeichnet.“(Benevento)
Bücher über New York
Ich persönlich finde es immer wieder spannend, Bücher zu lesen, die in New York spielen und davon gibt es genug Auswahl. Dennoch ist es auch spannend, wenn diese Eindrücke aus dem belletristischen Zusammenhang heraus mal mit der Realität verglichen werden können.
Zwecks dieses Realitätschecks wollte ich nun jedoch nicht selbst die lange Reise antreten, schon gar nicht spontan. Also freute ich mich darüber, als ich „Stadtnomaden“ von Christina Horsten und Felix Zeltner angeboten bekam.
Die beiden Autoren schaffen es mit ihrem Buch noch einmal, einen ganz neuen Blick auf New York zu erzeugen und sind somit sicher nicht nur eine tolle Ergänzung zu „Ein Jahr in New York: Auswandern auf Zeit“ von Nadine Siegerund zum Interview mit Nadine Sieger über ihr Leben in New York und Coco Chanel. Es ist vielmehr auch in der Einzelbetrachtung und unabhängig von anderen Büchern zum Thema New York eine lohnenswerte Erfahrung, diesen Bericht als Erfahrungsbericht zu lesen.
Ob „Stadtnomaden“ von Christina Horsten und Felix Zeltner nun dazu beigetragen hat, das Leben in New York besser zu verstehen, möchte ich an dieser Stelle noch kurz beantworten. Aus irgendeinem mir nicht erfindlichen Grund spielen viele große Serien, Buch wie Film, in den USA und in Städten wie New York, Seattle oder etwas vergleichbarem. Viele Zuschauer erleben somit den Hype dieser Städte auf fiktiver Ebene mit.
Ist dieser Hype nachvollziehbar? Ja, denn diese Metropolen sind definitiv lebens- und liebenswert, jedoch vor allem für jene Menschen, die in den Städten leben, denn nach zwei Erfahrungsberichten über das Leben in New York ist mir bewusst geworden, dass es wohl keine andere Möglichkeit gibt, New York kennenzulernen, als selbst einmal in die Stadt zu reisen.
Dennoch sind die Bücher absolut lesenswert und für Reisende in die Stadt, die niemals schläft eine Bereicherung, da man sich auf diese Weise viel besser vorbereiten kann.
Fazit zu „Stadtnomaden“ von Christina Horsten und Felix Zeltner
Aufgrund der Tatsache, dass „Stadtnomaden“ von Christina Horsten und Felix Zeltner gleich zwei Perspektiven auf dieselben Situationen bietet, gefiel mir dieses Buch von Anfang an ausgesprochen gut. Und für alle, die wie ich gerade keinen Aufenthalt in New York planen, bietet dieses Buch neben Tipps und Erfahrungen sicherlich einen Mehrwert und weckt oder steigert das Interesse an einer Stadt wie New York.
Kann ich „Stadtnomaden“ von Christina Horsten und Felix Zeltner also empfehlen? Ja, ich empfehle es allen, die sich für die Stadt begeistern können oder die gerade einmal die Reiselust packt.