“Ostfriesennacht“ von Klaus-Peter Wolf ist der 13. Fall rund um Ann Kathrin Klaasen. Zu Beginn der Reihe habe ich praktisch jedes Hörbuch gehört, dann jedoch bin ich aus dieser Reihe ausgestiegen und habe sie zunächst nicht weiter verfolgt. Nun jedoch weckte der aktuelle Fall wieder mein Interesse und ich überlege derzeit, ob ich irgendwann in nächster Zeit die Gelegenheit habe, weitere Teile dieser Reihe zu hören. Denn dieser Fall hat mich wieder einmal voll und ganz von Klaus-Peter Wolf überzeugt.
Über den Fall
Ann Kathrin Klaasen ist mittlerweile mit Frank Weller verheiratet. Auch Rupert spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Alles in allem könnte das Leben also fabelhaft sein, aber in Ostfriesland treibt ein Mörder sein Unwesen, der Frauen in Ferienhäusern ermordet und ihnen danach ihre Tätowierungen aus dem Körper schneidet.
Da der Täter jedoch auch an anderen Orten aktiv war, arbeiten sie mit den Kollegen zusammen und schon bald gibt es Streitigkeiten darüber, wer die Entscheidungen treffen. Als dann auch noch praktisch jede Spur in eine Sackgasse führt, droht alles zu eskalieren, aber Frank Weller hat eine Idee und so wird dieser Fall für Weller zur Herausforderung, die er sehr persönlich nimmt, schließlich hat er selbst eine Tochter mit einem Tattoo…
„Ostfriesennacht“: Lokalkolorit pur
Als ich vor einigen Jahren mit dieser Reihe begonnen hatte weiß das Lokalkolorit, was mich letztendlich stoppen ließ, diese Reihe zu hören. Jetzt weiß genau dieser Lokalkolorit, der dazu führte, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es mit Ann Kathrin Klaasen weitergeht.
Ja, es klingt ein wenig paradox, aber mittlerweile ist mir die Urlaubsregion Emden irgendwie ans Herz gewachsen, nicht weil ich selbst dort regelmäßig Urlaub mache, sondern weil ich diese Charaktere und die Atmosphäre dort interessant finde. Insbesondere deshalb, weil sie den Krimi zu dem machen, was er ist. Im Fall von Klaus-Peter Wolf zu einem echten Erlebnis.
Jeder Figur ihre eigene Sprache
Gerade für mich, die einige Teile der Reihe ausgelassen hat, ist auffällig, dass sich die Sprache der Figuren offenbar mit der Entwicklung, die jeder einzelne Figur durchgemacht hat, differenziert hat. Jede einzelne Figur hat nicht nur ihren individuellen Werdegang, sondern auch ihre individuellen Betonungen, ihren ganz eigenen Sprechrhythmus und ebenso ihre eigene Wortwahl. Durch die Tatsache, dass Klaus-Peter Wolf sowohl der Autor als auch der Sprecher des (Hör)-Buchs fällt dies besonders ins Gewicht er selbst ist in all seinen Rollen authentisch. Dabei gibt er jeder Figur nicht mein eigenes Gesicht, sondern einen komplexen und vielschichtigen Charakter.
Düstere Atmosphäre?
Zu einem Krimi gehört düstere Atmosphäre, hört man immer mal wieder ja, genau genommen stimmt diese Aussage auch und doch verbinde ich mit einem Krimi der sich vor allem durch seine Locations hervorhebt nicht nur Düsternis und genau das erhalte ich auch beim aktuellen Fall „Ostfriesennacht“ von Klaus-Peter Wolf rund um Ann Kathrin Klaasen.
Spannend zu beobachten ist bei dieser Betrachtung jedoch der Wechsel zwischen den Perspektiven. Ann Kathrin Klaasen und ihr Team überzeugen dabei vor allem mit ihrem gegensätzlichen Charakteren im Team, die immer wieder auch die Emotionen hochkochen lassen und doch sehr dicht am Alltag sind.
Die Perspektive des Täters ist da eine ganz andere. Sie ist psychologisch anspruchsvoll und für den Leser oder Hörer dieses Falls auch ein wenig nervenaufreibend, im genau das, was man sich von einem guten Krimi wünscht.
Die Perspektive von Wellers erwachsener Tochter ist wiederum ganz anders als die des ermittelnden Teams und die des Täters. Sie begleiten wir einfach durch einen Alltag, der zum aktuellen Zeitpunkt aus zahlreichen kleineren und größeren Problemen besteht.
Ihre Perspektive ist die einzig positive, da sie das negative einfach nicht in ihrem Blickfeld duldet. Deshalb kommt es auch zu einem Konflikt zwischen ihr und ihrem Vater Frank Weller. Weller versucht seinerseits alles um seine Tochter vor allem Übel zu schützen.
Auch die Einzelperspektive rund um Frank Weller ist durchaus interessant. Fügt man seine Perspektive mit der Perspektive seines Teams zusammen, ergibt sich wiederum viel Konfliktstoff, der aufzuarbeiten ist.
Sicherlich ist auch diese Atmosphäre, die dafür sorgt, dass der Krimi sowohl düstere als auch lebensfrohe Abschnitte beinhaltet. Dennoch hat man immer wieder das Gefühl, das einst Alfred Hitchcock prägte. Man sitzt auf einem Fass mit Sprengstoff, welches vor dem Protagonisten aber unter dem Tisch verborgen bleibt. Die Spannung ist stetig steigend und in den Lebens und Absätzen stets unterschwellig vorhanden.
Stimmige Erzählstimme
Trotz der Stimmen der einzelnen Uhren in den Dialogen grenzt sich die Erzählstimme noch einmal deutlich davon ab, denn obwohl es unterschiedliche Perspektiven gibt, erscheint der Erzählstil doch immer in der dritten Person.
Wir erleben also in „Ostfriesennacht“ von Klaus-Peter Wolf mit Ausnahme des Täters, der zum Teil den Monologen über seine Motive erzählt, keinerlei Innenleben und bekommen die Gefühlswelt jeder Figur vor allem dadurch präsentiert, wie und in welchem Umfang sie nach außen handelt. Das alles macht die Erzählung selbst authentisch, denn obwohl jede Figur ihr eigenes Gesicht und ihre eigene Stimme hat, ist doch Klaus-Peter Wolf der Erzähler von allen.
Authentizität ist ihm dabei offenbar besonders wichtig, denn er schlüpft in die Rolle eines typischen ostfriesischen Erzählers, gibt dabei den typischen Ostfriesen. Diese Rolle liegt ihm und man merkt auch, wie sehr die ostfriesische Gegend und seine Bewohner ans Herz gewachsen sind. Obwohl Klaus-Peter Wolf ursprünglich aus Gelsenkirchen stammt, ist der mittlerweile in der gleichen Stadt zu Hause, wie seine Figuren.
Gespannt auf die Fortsetzung
Nachdem ich „Ostfriesennacht“ von Klaus-Peter Wolf nun dazu genutzt hab, nach einigen Jahren wieder in die Reihe einzusteigen, freue ich mich nun schon sehr die Fortsetzung und bin gespannt, in welchen Fall Ann Kathrin Klaasen und ihr Team als nächstes involviert sind.
Über Klaus-Peter Wolf
„„Klaus-Peter Wolf, geboren 1954 in Gelsenkirchen, ist freier Schriftsteller. Er schreibt Romane und Krimis, Kinder- und Jugendbücher und verfasste Drehbücher, unter anderem für den „Tatort“ und „Polizeiruf 110. Seine Bücher wurden in 24 Sprachen übersetzt und über elf Millionen Mal verkauft. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt.
Klaus-Peter Wolf erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Erich-Kästner-Preis und den Anne-Frank-Preis. Sein Roman „Ostfriesensünde“ wurde von den Lesern der „Krimi-Couch“ zum „Besten Kriminalroman des Jahres 2010“ gewählt. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden einige Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt. „Ostfriesenkiller“ begeisterte Millionen von Zuschauern. Klaus-Peter Wolf lebt in der ostfriesischen Stadt Norden.“(Jumbo Medien – GoyaLit)
Fazit zu „Ostfriesennacht“ von Klaus-Peter Wolf
Obwohl Klaus-Peter Wolf kein Ostfriese ist, schafft er doch ein authentisches Gefühl, als wäre er in Ostfriesland angekommen, als wäre er selbst längst ein Ostfriese. Dieses Gespür für Ostfriesland merkt man auch seinen Geschichten an.
Ganz besonders dem aktuellen Fall “Ostfriesennacht“, denn die Geschichte selbst war durchweg spannend, wobei es dabei keinesfalls nur darum ging, den Mörder zu finden, sondern auch und ganz konkret um seine Motivation. Genau diese Art des Krimis ist es, die mir persönlich aktuell Freude bereitet und bei der ich mich darauf freue, dass es weitere Teile geben wird.