Kürzlich stellte ich durch einen Zufall fest, dass es nun schon einige Jahre her ist, seit „Fifty Shades of Grey“ den Erotikroman zum Mainstream werden ließ. Das Bad-Boy-Image von Christian Grey kam gut an, war neu und für die zumeist weibliche Leserschaft aufregend. Jeder wollte so einen Lover haben, selbstverständlich aber ohne die psychologischen Probleme, ohne die Ängste und Aggressionen. Die erotischen Fantasien, was man oder besser gesagt frau mit einem solchen Liebhaber erleben kann, waren schon verblüffend. So etablierte sich durch diese Charaktere sogar ein neues Genre.
Young Adult kommt nicht von ungegefähr
Mädels, sind wir einmal ehrlich, so kommt diese Entwicklung nicht so überraschend. Jede Leserin dieses Genre hat eine Vorstellung davon, was sie von diesen Büchern erwartet. Da ist zum einen so ein Bad Boy mit einer Vielzahl an Problemen und dann natürlich ein schüchternes Mädchen, das fast schon wie die Unschuld vom Lande wirkt, und versucht seine Probleme zu lösen. Natürlich ziehen sich diese gegensätzlichen Charaktere an, sie verlieben sich ineinander und die Probleme beginnen sich zu lösen, bis so etwas wie Normalität einkehrt dauert es natürlich eine Weile, aber letztendlich wendet sich alles zum Guten und, wenn es nicht gut ist, gibt es halt noch eine Fortsetzung. Das Young-Adult-Genre greift die Erwartungen von zumeist jungen Frauen auf, die ihre ersten Beziehungserfahrungen sammeln. Gleichzeitig ist diese Art Buch auch etwas für jene Mädels, die in einer langjährigen Beziehung stecken und vielleicht mal wieder ein kleines Abenteuer erleben möchten ohne dabei fremd zu gehen.
Wird irgendwann jeder Bad Boy langweilig?
Trotz all dem Interesse an Begierde und Leidenschaft könnte man nun vermuten, das jeder Bad Boy irgendwann langweilig wird. Tatsächlich gibt es Leserinnen, die sich irgendwann satt gelesen haben, aber sobald diese Leserinnen nicht mehr der klassischen Zielgruppe angehören, kommen andere Leserinnen in der besagten Zielgruppe an. Ist Leserin A dem Genre entwachsen, kommt Leserin B an die Reihe und so setzt sich diese Reihe immer fort.
Möglicherweise gibt es aber auch irgendwann eine Weiterentwicklung des Genres. Vielleicht kommen der Bad Boy und die ehemalige Unschuld vom Lande in die Jahre, erleben möglicherweise neuerlich Probleme und müssen neue Wege gehen.
Was zeichnet denn nun einen klassischen Bad Boy aus?
Zunächst einmal geben Bad Boys nicht vor jemand zu sein, der sie nicht sind. Tatsächlich könnte man nun annehmen, dass dies die Mehrheit der Menschen tut, aber so ist es nicht, viele geben vor etwas anderes sein um einer Vielzahl von Menschen gut anzukommen. Bei den Bad Boys ist dies anders denn Verstellung ist ihnen viel zu anstrengend und der Ertrag nichts wert. Denn Frauen standen schon seit jeher auf Männer mit dunkler Seite.
Tatsächlich verfügen über genau diese Bad Boys über eine natürliche Ausstrahlung und über entsprechende Selbstvertrauen. Auch das macht sie glaubhaft damit zu einem Magneten für Frauen. Ja, in diesem Punkt spielt sicherlich auch die Körpersprache mit rein, denn auch diese wirkt meist eher locker, leger und keinesfalls bemüht und auch gekämpft.
Nein, danke!
Eine Ablehnung? Puh, wer kann sich schon abbrechen, im Zweifelsfall heißt dann einfach die nächste bitte. Aufgrund ihres Images haben sie in den meisten Fällen eh nicht viel zu verlieren. Dieser Punkt ist in der Literatur natürlich ein wenig anders, denn hier haben die sogenannten Bad Boys natürlich so etwas wie Verlust Angst, dass es nicht unbedingt die Angst vor Ablehnung, aber sehr wohl die Angst jemand zu verlieren. Ja, ein wesentlicher Aspekt in der Literatur ist es sicherlich, denn Christian Grey selbst offenbart diese Ängste in jenen Roman, die aus seiner Perspektive geschrieben wurden und auch in der After Reihe offenbart Hardin gewisse Ängste.
Anpassen? Nur um Anpassung geht es Ihnen genauso wenig wie um Ablehnung, denn sie wollen nur die Damen, die sie wollen. Sie wollen niemandem einen Gefallen tun. Warum sollten sie auch, wenn sie eigentlich jede haben können? Würde sich eine Frau so verhalten, würde es merkwürdig erscheinen, bei den Männern wirkt dies einfach nur selbstbewusst.
Um Erlaubnis bitten sie meist ebenso wenig, denn sie brauchen keine Genehmigung für jeden etwas, dass sie dabei häufig am Rand von irgendwelchen Grenzen herum wandeln ist klar und auch dieser Aspekt wird in der Literatur gerne mal aufgegriffen. Aber die Bad Boys sind halt von ihrer Ausstrahlung her keine Opfer und verkörpern diese Rolle zumeist auch sehr schlecht.
Eigenständig und ehrlich
Ihre hohe Eigenständigkeit macht sie ebenfalls attraktiv für die Damen. Dies ist auch wieder um in der Literatur häufig zu beobachten, denn so Leute wie Christian Grey, Hardin oder einen x-beliebigen anderen aus dieser Kategorie treffen meist ihre eigene Entscheidung ohne mit ihren dem anderen Rücksprache zu halten. Im besten Fall lassen Sie sich beraten, aber ihre Entscheidungen treffen sie selbst.
„Schatz, steht mir dieses Kleid?“ Nicht nur diese Frage beantworten sie zu 100 % ehrlich, denn ihnen geht es nicht darum zu gefallen, sondern lediglich darum das zu besitzen, wonach es in gerade ist. Ja, natürlich! Auch hinsichtlich ihrer Leidenschaften geht es in hauptsächlich darum zu besitzen. Sie sind leidenschaftlich, intensiv und doch irgendwie unnahbar.
Ihren Wert können diese Männer meist sehr gut selbst einschätzen und erkennen auch, wenn jemand sie in einem schlechten Licht darstellen will.
Traurig oder übermäßig humorvoll sind diese Typen aber meist ebenso wenig. Geht hier nicht darum im Rampenlicht zu stehen und doch haben sie so etwas wie eine natürliche Charisma. Um Entschuldigung bitten, das haben die meisten von ihnen ebenso wenig gelernt, wie sich um andere zu kümmern. Ja, schon wieder eine Tatsache, die in der Literatur häufig thematisiert wird.
Unberechenbar
Da sie in der Regel auch wenig vorhersehbar sind, sind sie ebenso unberechenbar und das macht sie wiederum eine Spur interessanter. Ja, auch für die Literatur, denn diese Charaktere können durchaus einmal ihre Meinung oder ihre Richtung ändern. Aufgrund dieser Komponenten sind sie auch nicht leicht mit anderen zu vergleichen vergleichen sich auch selbst lieber nicht.
„Man sollte dann aufhören, uns am schönsten ist! Diese Aussage gilt wohl auch und insbesondere dann, wenn es um diese Gattung Liebhaber geht. Sie möchten, dass ihre Partnerin mehr erwartet und werden ihrerseits gerne zu Rebellen. Perfekt, für einen Erotikroman oder auch ein kleines Abenteuer, perfekt aber auch für so etwas wie die ein oder andere hitzige Szene in einem Buch.
Meiner Ansicht nach gibt es auch einen Punkt, der in der Literatur nicht unbedingt aufgegriffen wird oder sogar zum Vorteil des Romans verdreht wird, denn die Bad Boys für ihren Frauen nicht, sondern manipulieren sie sehr gerne und sehr oft. Meist sind sie auch nicht wirklich zu bändigen. Anders in der Literatur.
Wahrhaftig ein Weiberheld
Ja, diese Liebhaber waren schon in der Historie immer sehr beliebt unter den Frauen, auch wenn keine sie lange binden konnte. In den heutigen Büchern und Filmen ist dies meist anders, meist vernachlässigt er sein Image, wenn er die richtige gefunden hat.
Alles in allem könnte man unter dem Punkt kommen, dass Bad Boys die perfekten Charaktere für Bücher und Filme darstellen, doch wenn man immer nur dieses eine Genre ist, dann werden die Charaktere eben doch berechenbar und die Geschichte vorhersehbar. Aus diesem Grund gilt wie auch überall anders, die Mischung macht’s. Hin und wieder mal einen guten Roman mit einem Bad Boy als Hauptfigur ist perfekt, ausschließlich diese Bücher und es wird langweilig.
Was zeichnet deiner Meinung nach einen guten Charakter innerhalb einer Geschichte aus?