Ihr Lieben,
heute kommt etwas, dass ich so gar nicht von Anfang an geplant hatte, schlicht, weil ich nicht mit einer solchen Resonanzflut gerechnet habe. Mir war klar, das ein wenig über den Film gesprochen würde.
Ebenfalls zu erwarten war die kontroverse Sicht auf den Film, die Umsetzung und das Thema. Aus diesem Grund war eine kontroverse TV-Debatte ebenso vorhersehbar. Jedoch nicht die überwiegende Darstellung des Faktors Menschenwürde.
Ich persönlich kann nur sagen, dass ich das Mehrheitsergebnis mitgetragen habe. Nicht weil ich glaube, dass Major Koch unschuldig gewesen ist, sondern weil ich glaube, dass man Schuld nicht gegeneinander aufrechnen sollte. Nach meinem Verständnis gibt es keine Steigerungsform von schuldig. Wobei es rein grammatikalisch natürlich schon den Komparativ und auch den Superlativ gibt. Aber auf der moralischen Instanz sehe ich nur zwei Formen von Schuld. Schuld oder Unschuld. Ein bisschen Schuld gibt es für mich nicht. Ein bisschen Unschuld ebenso wenig.
Warum hätte ich ihn freigesprochen, obwohl ich ihn nicht für unschuldig hielt?
Nun für mich ist die Frage in diesem Fall nicht: „Hat Major Koch die 164 Passagiere umgebracht?“ (Diesen Umstand räumte er ja selbst ein!), sondern „Hätte es eine andere Option gegeben 70.000 Menschen zu retten, die über die Bedrohungslage nicht informiert waren?“
Doch auch diese Frage ist nicht ganz so einfach, denn mit der Räumung des Stadions hätte die Gefahr nicht existiert. Allerdings hatte der Major ja keine Option, das Stadion zu räumen oder es räumen zu lassen. Er hatte also keine Alternative um die 70.000 Stadionbesucher zu schützen.
Mit dem Abschuss der Maschine wählte er also die einzige Option Menschenleben zu retten. Dabei jedoch lud Major Lars Koch sich selbst eine Schuld auf: Er töte wohl besseren Wissens 164 Menschen. Das ist ein Vorfall den er seit jener Tat nie mehr vergessen hat und den er wohl auch nie vergessen wird. Mit diesem Menschen möchte ich nun wirklich nicht tauschen, denn seine moralische Schuld wirkt stärker auf ihn als jede Strafe dieses könnte.
Der fiktive Vorfall wirft eine Frage andere auf: Warum haben die Piloten solcher Flugobjekte nicht die Berechtigung zur Räumung der Gefahrenzone? Dann wären sie im Zweifelsfall nicht in dieser moralisch hochbrisanten Entscheidung.
Terror – Ihr Urteil: Eine Frage der Menschenwürde?
Was genau ist die Menschenwürde, über die im Rahmen dieses Films so viel diskutiert wurde? Wie viel ist ein Menschenleben wert? Wo beginnt und wo endet die Würde des Menschen? Im Alltag sagt man manchmal, wenn man Handlungen beobachtet, die den Menschen als Objekt erscheinen lassen, dass dieses oder jenes Menschen entwürdige. Das ist tragisch, schlimm, womöglich kriminell, aber eigentlich unvermeidbar, denn wenn wir aufhören würden, über die „unwürdigen Zustände“ zu diskutieren, würden wir die würde weniger schätzen.
Was ist eigentlich Menschenwürde? Liegt ihre Ausführung und Beachtung etwa im Auge des Betrachters?