Da mir “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” von Ulrike Moshammer ausgesprochen gut gefiel und das Cover vom “Mordsschnitzel” Appetit auf mehr machte, begann ich diesen kurzweiligen Krimi vor Kurzem zu lesen. Enttäuscht wurde ich nicht, denn der Kriminalroman um die Hoteliere Valerie Thaller bot ein weiteres Mal richtig gute Unterhaltung.
Wie auch schon der erste Teil, spielte diese Fortsetzung in Bad Gastein, einem Ort der Gemütlichkeit ausstrahlt und zur Einkehr einlädt. Einkehren würde man am Liebsten auch beim “Schnitzelkönig” Bernhard Lederer, doch das geht leider nicht mehr, denn der allseits beliebte und im Ort engagierte Unternehmer wird nur wenige Stunden nach der Feier zu seinem 70. Geburtstag und seiner Verlobung mit Mayari tot aufgefunden. Ausgerechnet seine Tochter Sophie, die ihrem Vater sehr nahe steht, findet ihn.
Als Sophie Valerie über den Fund der Leiche informiert und um Hilfe bittet, steht diese der Tochter des langjährigen Freundes der Familie natürlich bei und befindet sich sogleich mittendrin in einer weiteren Mordermittlung. Auf den ersten Blick wird ihr klar, Bernhard ist nicht gestürzt.
Auch einen tragischen Unfall kann sie ausschließen, denn Bernhard wurde mit seiner eigenen Karaffe Zirbenschnaps hinterrücks erschlagen. Valerie informiert die Polizei und kümmert sich um die geschockte Sophie. Eigentlich ist sie fest entschlossen, sich dieses Mal aus den polizeilichen Ermittlungen herauszuhalten.
Ob ihr das gelingt? Dorothea Oswald, die Valerie schon vom Mord an einem Hotelgast im vergangen Jahr kennt und seitdem einen losen Kontakt zu ihr gehalten hat, hegt Zweifel und bittet sie innständig, ihr das Ermitteln zu überlassen und sie lediglich über die Beziehungen des Toten aufzuklären.
Ob es Valerie Thaller tatsächlich gelingt, sich herauszuhalten? Ich will ehrlich sein, als Leserin war ich skeptisch, denn sofern Valerie Thaller sich nicht in die Ermittlungen um Bernhards Tod einmischt, wäre “Mordsschnitzel” nicht nur ein kurzweiliger, sondern auch ein kurzer Krimi.
“Mordsschnitzel” von Ulrike Moshammer: eine liebenswerte Gemeinschaft
Obwohl ich als Leserin von der Autorin gleich zu Anfang in eine echt turbulente Szene hineingeworfen wurde, da sich die Bad Gasteiner mit dem Umbau ihres Lifts befassen und einige Investoren vom großen Projekt träumen, fühlt sich “Mordsschnitzel” ein wenig an, wie nach Hause kommen.
Wodurch dieser Effekt entsteht, konnte ich zunächst nicht ganz genau greifen, denn sowohl bei der Gemeindesitzung als auch bei Bernhards Geburtstag entwickeln sich mehr oder weniger deutlich wahrnehmbare Spannungen und Bernhard Lederer ist in beiden Szenen mittendrin.
Mittendrin bin ich auch als Leserin, denn Ulrike Moshammer wendet in diesen ersten Szenen, das Prinzip “Show, don’t tell” so gekonnt an, dass ich das Gefühl habe, in diese turbulenten Szenen hineingezogen zu werden. Dass ich mich dennoch gleich angekommen fühle, liegt daran, weil mir während dieser ersten Seiten bereits liebgewonnene Charaktere aus dem ersten Band begegnen.
Neben Valerie und ihrer Familie sind dieses Mal auch Nora und der Hotelkoch mit dem die Thallers gut befreundet sind, wieder mit von der Partie. Auch die Kommissarin Dorothea Oswald, die die Ermittlungen dieses Mal sogar leitet, und der örtliche Polizist Erwin sind mir nur allzu vertraut. Das schafft einerseits ein bekanntes Figurenumfeld in diesem herausfordernden Fall, andererseits aber auch das gute Gefühl mitzuerleben, welche Entwicklung die einzelnen Figuren nehmen.
Spannend ist dabei aber noch etwas anderes, denn auch das Opfer Bernhard Lederer und seine Tochter Sophie sind mir im ersten Teil um Valerie Thaller bereits begegnet. Insgesamt wirken all diese alten Bekannten in sich stimmig und vermitteln das Gefühl von Geborgenheit, sodass ich als Leserin keinem dieser überaus herzlichen Charakter einen Mord zutrauen würde. Mein zweiter Gedanke galt einer anderen Überlegung.
“Mordsschnitzel”: Wer hat ein Motiv, den Schnitzelkönig umzubringen?
In vielen Krimis heißt es stets nach einem Motiv zu suchen. Nun, ich sage es direkt mögliche Motive gibt es in diesem Krimi einige. Man könnte auch sagen, alleine in den ersten Szenen macht sich Bernhard, der die Einwohner Bad Gasteins bei der Gemeindeversammlung vertritt, nicht bei jedem beliebt. Er vertritt aber durchaus die Interesse der Ortsansässigen. Könnte das Motiv für den Mord am Schnitzelwirt aus dieser Richtung kommen? Valerie überlegt es, denn wirklichen Ärger hatte Bernhard doch nicht, oder?
Auf seiner eigenen Geburtstagsfeier, die Valerie im Grand Hotel für Bernhard und seine Gäste ausrichtet, kommt es ebenfalls zwei herausfordernden Konfliktherden. Zum einen taucht Sturz betrunken ein ehemaliger Mitarbeiter Bernhards auf und zettelt Streit an. Ist die Wut des ehemaligen Mitarbeiters so groß, dass er Bernhard umbringen würde?
Nun, Valerie möchte sich lieber nicht vorstellen. Schließlich hat Bernhard alles versucht, um seinen ehemaligen Mitarbeiter bei seinem Kampf mit dem Alkohol zu unterstützen. Alle anderen hatten ihn doch längst aufgegeben.
Konflikt droht auch in der eigenen Familie, denn mit seinen Kindern, die damals mit Bernhards Exfrau nach Wien zogen, hat Bernhard kein so vertrautes Verhältnis wie mit Sophie. Seine Exfrau hatte damals bei der Scheidung kein gutes Haar an ihm und Bad Gastein gelassen. Ihr neuer Mann bot ihr ein Leben, von dem sie nur träumen konnte.
Hat am Ende womöglich eines seiner Kinder Bernhard umgebracht, um das Erbe zu erlangen? Bernhard war ja schließlich mittlerweile zu Wohlstand gelangt und seine Kinder pflegten einen Lebensstil zu führen, den sie sich eigentlich nicht erlauben konnten, denkt zumindest Valerie. Gab es womöglich noch weitere Menschen, die ein Motiv haben? Hat Valerie am Ende etwas übersehen?
Da die Motivlagen der einzelnen Verwandten und Bekannten zunächst etwas unübersichtlich ist, entfalten sie sich erst nach und nach und natürlich steckt Valerie schon wieder mittendrin in den Ermittlungen, die sie doch dieses Mal eigentlich Dorothea Oswald überlassen sollte.
Meiner Ansicht nach diesen allein diese zahlreichen Motive mir als Leserin richtig gute Unterhaltung, denn natürlich trete ich an dieser Stelle wieder mit. Gleichzeitig achte ich, die sich an die Entwicklungen im ersten Teil erinnert natürlich von Anfang an darauf, ob ich etwas übersehen haben könnte und ihr mich selbst mit auf Spurensuche. Ja, dieser Krimi lädt zum Miträtseln ein und steigert so noch einmal meinen Spaß beim Lesen.
Wie auch schon im ersten Band entsteht hier eine Dynamik, mit der ich als Leserin so zu Beginn nicht gerechnet habe, über die ich mich auch freue, weil es bedeutet, dass ich ähnlich wie Valerie und Nora zunächst den falschen Spuren Folge. Das Finale des Krimis werde ich euch an dieser Stelle natürlich nicht vorwegnehmen, nur so viel mit der Auflösung hat wohl niemand zu Beginn gerechnet.
“Mordsschnitzel”: atmosphärisch dicht
Persönlich schätze ich unblutige Krimis, die nicht übermäßig brutal sind. Aus dem Grund greife ich gerne auch mal zu einem kulinarischen Krimi mit Lokalkolorit wie es “Mordsschnitzel” eines ist. Die Kulisse Bad Gasteins passt auch dieses Mal wieder ausgesprochen gut.
Allerdings spielt der Ort dieses Mal eine noch bedeutendere Rolle denn die Instandhaltung des Lifts würde nur in einer Gebirgsregion wie dem Gasteinertal funktionieren. Insgesamt gibt das Gebirgspanorama diesem Krimi ein besonderes Flair. So spielen zum Beispiel Dirndl und Höhenmeter eine gewichtige Rolle bei der Auflösung des Falls.
Nicht minder relevant ist die Tatsache, dass es sich bei den Hobbydetektivinnen um Frauen handelt. Valerie und Nora machen im Dirndl nicht nur einen überaus feschen Eindruck, sondern werden von einigen auch gehörig unterschätzt.
Alles in allem darf ich mich als Leserin bei “Mordsschnitzel” also über einen ebenso atmosphärisch dichten wie humorvollen Krimi freuen, der bis zum letzten Kapitel spannend und bis zur letzten Seite unterhaltsam bleibt. Nach diesem Hochgenuss eines Krimis freue ich mich, dass es schon eine Fortsetzung gibt: “Sachertorte mit Schuss”.
Über die Autorin Ulrike Moshammer
“Ulrike Moshammer wurde 1975 in Vöcklabruck geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Eine zweite Heimat hat sie in dem kleinen Kurort Bad Gastein gefunden, der sie mit seinem morbiden Charme und seiner mondänen Geschichte schon lange fasziniert. Sie hat in Salzburg Germanistik studiert, schreibt für ein Schülermagazin und arbeitet als freie Lektorin für Verlage und Selfpublisher.” (Emons Verlag)
Fazit zu “Mordsschnitzel – Valerie Thaller 2” von Ulrike Moshammer
Nachdem mich “Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn” echt positiv überraschen konnte, freute ich mich sehr auf die Fortsetzung. Gleichzeitig hegte ich leise Zweifel, ob die Geschichte um Hoteliere Valerie Thaller diese Fortsetzung wohl tragen könnte. Diese Zweifel hege ich als Leserin bei jeder Fortsetzung. Gleichzeitig war ich mir bei dieser Autorin aber sicher, dass sich dieser Kriminalroman ebenfalls lohnen würde. Eines kann ich euch direkt sagen, mit Bernhard Lederers Tod wird es für Valerie und Nora weitaus persönlicher als ich dies zunächst erwartet hatte und mit dieser persönlichen Ebene bekommt die Geschichte einen anderen Schwung, als im ersten Band.
“Mordsschnitzel” entwickelt gleich zu Beginn einen Sog der mich in die Geschichte hineinzieht und selbst meine leisesten Zweifel zerstreut. Der Mord an Lederer ist auch kein Abklatsch des Modus Operandi im ersten Fall. Tatsächlich ist es ein ganz neuer Fall, der Valerie und Nora fordert.
Nun könnte man auf die Idee kommen, die beiden Bücher unabhängig voneinander zu lesen und ich kann euch sagen, dass es diese Möglichkeit gibt, aber ich würde sie euch nicht empfehlen, denn auch Valeries Entwicklung macht gewisser Reiz der Geschichte aus.
Würdet ihr mich fragen, ob ihr dieses Buch lesen solltet, so könnte ich euch sagen: Dieses Buch ist wie auch sein Vorgänger unbedingt lesenswert. Betrachtet die beiden Teile dieser Serie von mir aus einzeln, aber lest sie gemeinsam. Dieser Krimi ist unblutig und keinesfalls aufwühlend, perfekt zum Entspannen und Abschalten. Übrigens ist dieser Krimi auch für Vegetarier gut zu lesen, da es nur indirekt um den Genuss von Fleisch geht. Für die Genießer unter euch sollte ich noch ergänzen, dass “Mordsschnitzel” im Anhang ein paar sehr gute typisch österreichische Schmankerl mitbringt.
Mordsschnitzel
Da mir "Leichenschmaus mit Kaiserschmarrn" von Ulrike Moshammer ausgesprochen gut gefiel und das Cover vom "Mordsschnitzel" Appetit auf mehr machte, begann ich diesen kurzweiligen Krimi vor Kurzem zu lesen. Enttäuscht wurde ich nicht, denn der Kriminalroman um die Hoteliere Valerie Thaller bot ein weiteres Mal richtig gute Unterhaltung.
URL: https://emons-verlag.de/p/mordsschnitzel-7156
Autor: Marie Lanfermann
Autor: Ulrike Moshammer
ISBN: 978-3-7408-2042-8
Veröffentlichungsdatum: 2024-05-23
Format: https://schema.org/Paperback
4.6
Vorteile
- Setting-konstanz: Bad Gastein — vertrautes Lokalkolorit
- Figurenkontinuität: wiederkehrende Haupt- und Nebencharaktere
- Show don’t tell: szenischer, immersiver Einstieg
- Vielschichtige Motive: zahlreiche, plausible Verdächtige
- hohes Miträtselpotenzial
- Atmosphärische Dichte: Bergpanorama + Lift-Thematik als Plotfaktor
- Tonalität: humorvoll, unblutig — entspannend lesbar
- Serienwert: lohnende Fortsetzung, Entwicklung der Valerie
Nachteile
- Vorhersehbarkeit-Risiko: vertraute Figuren können Spannung schwächen
- Figurenüberhang: viele Nebenrollen — mögliche Unübersichtlichkeit
- Glaubwürdigkeitsfrage: wiederholtes Eingreifen der Hobbydetektivinnen
- Ermittlungsoberfläche: wenig forensische Tiefe, Fokus auf Gemeinschaft
- Eingeschränkte Zielgruppe: stark regionaler Reiz; Leser, die brutale Thriller wollen, bleiben außen vor
