„Ende der Welt“ fiel mir wahrlich nicht leicht zu lesen, denn der Stil war anders als alles, was ich bisher gelesen habe und das kann ich in dieser Form so nur selten sagen.
Normalerweise bedeutet diese Aussage nämlich, dass das Buch nicht gut war, doch in diesem Fall ist eine besondere Auszeichnung, da es bedeutet, dass mich ein Abenteuerroman, der gleichermaßen aber auch eine Reisebericht und ein Liebesroman sein könnte, in seinen Bann gezogen hat. Warum ich dennoch sage, dass dieses Buch keinesfalls einfach zu lesen ist, lässt sich wohl am ehesten über die Mischung der Genres erklären.
Die seltsame Mischung zeigte sich schon beim Klappentext, sodass ich von vornherein wusste, dass mich kein Mainstream-Buch erwartet. Denn insgesamt wurde eine spannende, emotional aufgeladene und dichte Geschichte vorgestellt. Auch der Genremix war bereits zu erahnen, aber am besten ist es in solchen Fällen immer noch, sich selbst ein Urteil zu bilden.
Der Klappentext
„1991: Der Student André nimmt sich eine Auszeit von seiner Beziehung und seinem Leben und bereist den Amerikanischen Kontinent. Er kommt bis ans Ende der Welt: Ushuaia in Feuerland, die Stadt der windgepeitschten Bäume und ständig quietschenden Türen. Eine davon öffnet sich für André, und er verschwindet spurlos. 22 Jahre später macht sich Andrés Sohn Jan mit seiner Mutter Stella auf Spurensuche. Er will endlich die Wahrheit über seinen Vater erfahren. Doch kaum in Feuerland angekommen, verschwindet auch er. Nun muss Stella den Kampf allein aufnehmen und sich gegen die Rauheit der einsamen Stadt und ihrer Bewohner behaupten.“
Stil auf Thematik und Genremischung abgestimmt
Nach dieser durchaus etwas ungewöhnlich anmutenden Klappentext-Idee erwartete ich eine spannende Geschichte, die voller Emotionen und Eindrücke über das Feuerland sprach und einige Elemente eines Liebesromans enthalten würde. Was ich bekam, war jedoch viel mehr als das. Ich bekam ein Buch, das mich auf eine Reise mitnahm, eine Reise nach Feuerland, eine Reise zu mir selbst.
Der Autor selbst ist ein leidenschaftlicher Reisender und genau das merkt man diesem Buch auch an. Die Erfahrung, die er auf seinen Reisen gesammelt hat, spiegelt sich in seiner Sprache wieder, in seiner Art diese Eindrücke zu schildern. Vermutlich wäre es keinem anderen Autor in dieser Form gelungen, das Buch zu schreiben, denn mit jedem anderen Eindruck wäre dieses Buch womöglich ein anderes geworden. Dieses Buch zeigt nämlich nicht nur den Weg nach Feuerland, es zeigt auch die Persönlichkeit seines Schreibers.
„Ende der Welt“: Sprachlich und stilistisch ein Dreiteiler
Sprachlich und stilistisch ist dieses Buch jeweils auf die Situation und auf die Erzählform abgestimmt. So erhält man im ersten Teil eher so etwas wie ein Reisetagebuch. Wohingegen man im zweiten und dritten Teil eher zu einem Suchenden wird. Insgesamt hat mir diese besondere Erzählform sehr gut gefallen, auch wenn es mir anfangs etwas ungewohnt und somit auch etwas anstrengend war, ja, ich denke, ich kann zugeben, dass ich am Anfang etwas an diesem durchaus ungewöhnlichen Buch zweifelte, denn ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einem Reisetagebuch. Tatsächlich ist es jedoch genau der Stil, der mich als Leser in dieses Buch hinein führt, der mich suchen lässt und finden lässt.
Fazit
Dieses Buch ist etwas für all jene, die das ungewöhnliche suchen, die sich auf die Spurensuche nach Toleranz und der Fremdheit machen möchten. Dieses Buch ist für all jene, die etwas suchen, dass sie selbst bislang nicht gefunden haben, es ist ein Buch für Abenteurer und Reisende.
Über Thomas Pyczak
Thomas Pyczak wurde 1960 in Hamburg geboren. Seine Lebensgeschichte ähnelt einem Film: Er begann als Automechaniker, jobbte als Taxifahrer und Packer, bevor er sich entschied, Philosophie und deutsche Literatur zu studieren. Danach arbeitete er als Journalist, stieg auf zum Chefredakteur und schließlich zum angesehenen Verlagsmanager. Seine eigentliche Liebe zur Literatur hat ihn in all der Zeit jedoch nie losgelassen. Im Herbst 2014 beschloss er daher, alle Zelte abzubrechen und Schriftsteller zu werden. Mit seinen beiden Romanen „Ende der Welt“ und „Starnberg. Marrakesch. Starnberg.“ gelang ihm im Sommer 2016 ein fulminantes Debüt. Der Autor lebt mit seiner Frau in Herrsching am Ammersee.